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Dann kam der Moment, den ich erwartet hatte. Ramiro, der souverän und ruhig geblieben war, trat einen Schritt vor und hob mit eleganter Geste sein Glas. Seine Präsenz füllte den Raum und plötzlich verstummten die Gespräche. Alle Augen richteten sich auf ihn, während die sanfte Musik im Hintergrund leise weiter spielte.

"Meine Damen und Herren", begann er, seine Stimme klar und fest. "Es ist mir eine Ehre, Sie heute Abend hier zu begrüßen. Wir haben einen wundervollen Abend vor uns und was wäre ein solcher Anlass ohne ein erlesenes Festmahl? Ich lade Sie alle ein, nun mit uns in den großen Speisesaal zu gehen, wo für Sie ein exquisites Menü vorbereitet wurde."

Ein sanfter Applaus folgte seiner Ankündigung und Ramiro deutete mit einem leichten Kopfnicken Richtung der großen, kunstvoll verzierten Flügeltüren, die sich langsam öffneten und den Weg in den prächtigen Speisesaal freigaben. Der Raum war ein Meisterwerk, die hohen Decken von schweren Kronleuchtern erleuchtet, die Tische reich mit Kristallgläsern, silbernem Besteck und schimmernden Porzellantellern gedeckt. Der Duft von exquisiten Speisen lag bereits in der Luft.

Bevor Luis den Essenssaal betrat, sah ich, wie er innehielt und sich zu mir umdrehte. Sein Blick war ruhig, doch in seinen Augen lag etwas Berechnendes, als er langsam auf mich zuging. Ich spürte sofort, dass er nicht einfach nur höfliche Worte wechseln wollte. Die Art, wie er auf mich zukam, hatte etwas Bedrohliches, etwas Geplantes.

Als er schließlich direkt vor mir stand, legte sich ein breites, kaltes Lächeln auf seine Lippen. "Lucio Gracía", sagte er, als wäre es das Normalste der Welt, mich hier zu sehen. "Schön, dich endlich persönlich kennenzulernen. Ich habe schon viel von dir gehört."

Seine Stimme war trügerisch freundlich, doch ich konnte den Spott darin hören. Ich sagte nichts, ließ ihn reden, obwohl alles in mir sich anspannte. Luis wusste genau, was er tat und er genoss es, die Kontrolle zu haben. Er trat noch einen Schritt näher, so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte.

"Mila", fuhr er fort, seine Stimme leise, fast ein Flüstern. "Sie ist etwas ganz Besonderes, weißt du? Ich meine- ihr Hintern fühlt sich wirklich gut an", sein Grinsen wurde breiter, während er jedes Wort langsam und genüsslich aussprach, als wolle er jeden Buchstaben in meinen Verstand brennen.

Ich spürte, wie mein Puls sich beschleunigte, wie der Zorn in mir hochkochte. Meine Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten, doch ich hielt mich zurück. Luis wollte mich provozieren, er wollte, dass ich die Kontrolle verlor. Doch ich durfte nicht, nicht jetzt, wo alles so nahe war. Der Plan musste durchgezogen werden, und jeder falsche Schritt konnte alles ruinieren.

"Ich hoffe, du genießt den Abend", fügte er hinzu, seine Stimme triefte vor Ironie. Mit einem letzten, widerlichen Grinsen drehte er sich um und ging zurück in Richtung des Essenssaals, als wäre nichts gewesen.

Ich stand da, den Zorn in mir brodeln, während ich zusehen musste, wie er zu Mila ging. Sie wirkte so zerbrechlich an seiner Seite, so fern und abwesend. Jeder Muskel in meinem Körper schrie danach, etwas zu tun, doch ich wusste, dass der Moment noch nicht gekommen war.

Ich straffte mich und folgte den Gästen in den Saal, bemühte mich, ruhig und unauffällig zu wirken, obwohl mein Inneres alles andere als ruhig war. Schließlich ließ ich mich am runden Tisch neben Mason nieder. Tiago und Lucia hatten sich weiter entfernt hingesetzt, während Zélia und Ramiro an demselben Tisch saßen wie Mila. Jedes Mal, wenn mein Blick in ihre Richtung wanderte, spürte ich den Schmerz tief in meiner Brust. Sie sah mich nicht an - nicht einmal ein flüchtiger Blick. Es war, als wäre ich unsichtbar.

Der Saal füllte sich allmählich mit leisen Gesprächen, dem gedämpften Klirren von Gläsern und Besteck. Eine schwere Spannung lag in der Luft, als ob jeder auf etwas wartete, das noch kommen würde. Die Gäste saßen an ihren Plätzen, unruhig und voller Erwartung. Der Duft der bevorstehenden Vorspeise lag dezent in der Luft, vermischt mit dem Parfum der Gäste und dem leichten Knistern der Kerzenflammen, die das warme Licht im Raum verstärkten. Es war, als hielte jeder den Atem an, unfähig, wirklich zu entspannen.

Ich saß bereits neben Mason am runden Tisch, mein Blick immer wieder unwillkürlich auf Mila gerichtet, die am anderen Ende des Saals neben Luis saß. Sie hatte mich nicht ein einziges Mal angesehen, ihre Augen wirkten leer und abwesend, als ob sie kaum noch wahrnahm, was um sie herum geschah. Es tat mir in der Seele weh, sie so zu sehen. Ich wollte aufspringen, zu ihr rennen und sie aus diesem Albtraum holen, doch ich wusste, dass wir uns an den Plan halten mussten.

Die Gäste um uns herum unterhielten sich leise, die Atmosphäre war angespannt, auch wenn die meisten versuchten, die angespannte Stimmung hinter höflichem Lächeln zu verstecken. Kellner huschten lautlos durch den Raum und begannen, die Vorspeisen zu servieren. Es war eine Frage der Zeit, bis das Mittel, in Milas Glas zu wirken begann.

Mein Blick wanderte erneut zu ihr. Sie nahm einen kleinen Schluck aus ihrem Glas, ihre Hand zitterte kaum merklich. Es würde nicht lange dauern, bis die Übelkeit einsetzen würde. Mein Magen zog sich zusammen bei dem Gedanken, dass sie leiden musste, auch wenn es Teil des Plans war. Sie würde sich schlecht fühlen, doch es war der einzige Weg, sie aus diesem Raum zu bekommen, ohne Verdacht zu erregen.

Mason lehnte sich leicht zu mir herüber und flüsterte. "Es wird bald losgehen. Bleib bereit."

Mila legte plötzlich die Gabel beiseite, als würde der Geschmack des Essens sie plötzlich abstoßen. Ihre Gesichtszüge verzerrten sich leicht und eine blasse Röte schlich sich auf ihre Wangen. Ihre Hand griff zitternd an den Magen und ich konnte sehen, wie die Übelkeit sie erfasste. Mit einem tiefen Atemzug erhob sie sich hastig, das Stuhlbein scharrte laut über den Boden und sie wirkte, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen.

Fabrice blinzelte überrascht, sein Gespräch unterbrechend, als Mila so abrupt aufstand. Ein ungeduldiger Ausdruck huschte über sein Gesicht, als ob ihr plötzlicher Abgang eine unangenehme Störung darstellte. Er öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch blieb dann stumm und beobachtete sie nur mit einem misstrauischen Blick.

Toni, der sich bis dahin gelangweilt zurückgelehnt hatte, richtete sich auf, seine Augen verengten sich leicht, als er Milas Verhalten registrierte. Seine Miene verriet nichts, doch seine Finger trommelten ungeduldig auf der Tischkante. Es war, als wittere er, dass etwas nicht stimmte, doch er hielt sich zurück und ließ sie ziehen.

Luis hingegen verzog keine Miene. Seine Augen folgten Mila jedoch wachsam, als sie sich schnell vom Tisch entfernte. Ein Schatten aus Ärger und Argwohn blitzte für einen kurzen Moment in seinen Zügen auf, bevor er sich beherrschte und seine Miene wieder die vertraute Maske der Gelassenheit annahm. Ich konnte jedoch den angespannten Griff seiner Hand um den Stiel seines Weinglases sehen, seine Fingerknöchel wurden weiß.

Mila murmelte hastig eine Entschuldigung, ohne jedoch jemanden direkt anzusehen und wandte sich mit einer entschlossenen Bewegung vom Tisch ab. Ihr Schritt war schnell, beinahe fluchtartig und sie hielt sich mit einer Hand den Bauch, als würde sie versuchen, den aufkommenden Schmerz zu unterdrücken. Es war, als hätte sie in diesem Moment alles um sich herum ausgeblendet und nur noch das Bedürfnis, so schnell wie möglich aus dem Raum zu kommen.

Ihre Schritte hallten durch den Saal und die Gespräche, die für einen Moment verstummt waren, setzten wieder ein, doch die Blicke von meinen Feinden blieben auf ihr haften, als sie den Raum verließ. Luis Augen verengten sich leicht, als er ihre Eile bemerkte, doch er sagte nichts, beobachtete nur, als würde er darauf warten, was als Nächstes geschah.

Ich musste ruhig sein und auf meinen Bruder vertrauen, der seine Mission zu erledigen hat. Die stechenden Blicke von Luis lagen auf mir, um sicherzustellen, dass ich nicht bei Ohr war. Er stand ruckartig auf, was ich ihn gleich tat. "Es beginnt", gab ich Lucia Bescheid, die mit einen nicken eine Kettenreaktion abspielen ließ. Kellner, die als die Mitglieder verkleidet waren, besaß jeder von ihnen eine Waffe.

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