♤58♤
Die Nacht hatte sich längst über den Himmel gelegt und der Esstisch war jetzt nur noch von den flackernden Kerzen und den leisen Gesprächen der Gäste erhellt. Die einstige Lebhaftigkeit des Abends war einem angenehmen, fast trägen Schweigen gewichen. Ich spürte Lucios Hand, die ruhig auf meinem Knie lag, doch die Wärme seiner Berührung zog eine Linie glühender Spannung durch meinen Körper. Jeder Moment mit ihm war wie ein Tanz auf einem schmalen Grat zwischen Verlangen und Macht.
Während die letzten Gänge serviert wurden, nahm ich einen langsamen Schluck von meinem Wein und versuchte, meinen aufgewühlten Geist zu beruhigen. Die Worte, die Lucio auf dem Balkon gesprochen hatte, war das Feuer in mir. Ich fühlte mich hin- und hergerissen zwischen der Sicherheit, die er mir versprach und der Dunkelheit, die seine Macht umgab. Doch die Entscheidung, mich ihm hinzugeben, war längst gefallen - mit jedem Blick, mit jeder Berührung zog er mich tiefer in seine Welt.
Tiago, der uns den größten Teil des Abends gegenübergesessen hatte, hatte sich schließlich entschuldigt und den Tisch verlassen. Der Ausdruck in seinen Augen, als er uns das letzte Mal ansah, ließ mich nicht los. Es war nicht nur Eifersucht gewesen - es war etwas Tieferes, Verletzteres, als ob er bereits akzeptiert hatte, dass ich mich für Lucio entschieden hatte und dennoch nicht ganz loslassen konnte. Als er ging, fiel die Spannung ein wenig von mir ab, doch die Schuld, die sich in meiner Brust festgesetzt hatte, blieb.
Lucio bemerkte meine Zurückhaltung, auch wenn er sich nicht anmerken ließ, dass es ihn störte. Er strich mir mit seiner freien Hand sanft über den Rücken, eine beruhigende Geste, die mich wieder in den Moment holte. Seine Augen trafen meine und für einen kurzen Augenblick schien die Welt um uns herum zu verschwinden.
"Du bist still", bemerkte er leise, seine Stimme tief und vertraut.
Ich lächelte schwach, meine Gedanken noch immer gefangen in dem Wirrwarr des Abends. "Es ist nur viel, was heute passiert ist", gestand ich ehrlich, wobei er verständnisvoll nickte.
Der Abend ging langsam zu Ende, die Gäste erhoben sich einer nach dem anderen und verabschiedeten sich höflich. Lucio stand auf, seine Hand fest um meine geschlungen und gemeinsam verabschiedeten wir die letzten Anwesenden. Jeder Blick, jedes Nicken schien eine stille Bestätigung dessen zu sein, was ich soeben für Lucio bedeutete - ich war ein Teil seiner Welt, seiner Macht, seines Lebens.
Als schließlich unsere Gäste sich in ihre Schlafräume begaben, trat eine tiefe Stille in den Raum ein. Nur das leise Knacken der Kerzen drang an meine Ohren. Ich spürte Lucios Blick auf mir und drehte mich zu ihm um. Sein Gesicht war im sanften Schein der Kerzen kaum zu erkennen, doch die Dunkelheit in seinen Augen sprach Bände.
"Komm", sagte er ruhig und zog mich sanft an sich.
Meine Atmung beschleunigte sich, als ich seine Berührung spürte. Er führte mich langsam durch den Raum, durch die hohen Flügeltüren hinaus. Als wir die Treppen hinaufgingen und uns auf dem langen Flur befanden, der zu seinem Zimmer führte, überkam mir die Hitze. Meine Sinne waren geschärft, jeder Schritt auf dem kühlen Marmorboden fühlte sich intensiver an, jeder Atemzug schwerer. Ich wusste, was gleich passieren würde und ein Teil von mir hatte darauf gewartet.
Lucio öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer und ich trat zögernd ein. Der Raum war dunkel, nur das Licht des Mondes, das durch die schweren Vorhänge fiel, erhellte den Raum sanft. Lucio trat hinter mich, seine Hände glitten langsam über meine Schultern, seine Finger strichen sanft über meine Haut, als ob er jede Sekunde dieses Moments in sich aufsaugen wollte.
In diesem Moment gab es keinen Raum mehr für Zweifel. Ich drehte mich zu ihm um, sah in seine Augen und ließ all meine Zurückhaltung fallen. Seine Lippen trafen meine, diesmal nicht sanft, sondern fordernd, besitzergreifend. Jede Berührung seiner Hände war ein Bekenntnis, jeder Kuss ein Versprechen. Lucio ließ keinen Zweifel daran, dass er mich wollte - und ich ließ keinen Zweifel daran, dass ich bereit war, mich ihm hinzugeben.
Unsere Küsse wurden intensiver, unsere Bewegungen hektischer. Die Kleidung verschwand, Stück für Stück, bis wir uns schließlich nackt in seinen Armen wiederfanden. Seine Hände glitten über meinen Körper, erkundeten jede Kurve, jeden Zentimeter meiner Haut, als ob er mich in diesem Moment für sich beanspruchen wollte. Meine Atmung wurde schwerer, mein Herz schlug schneller, als seine Berührungen intensiver wurden.
Lucio drückte mich sanft aufs Bett, sein Körper über mir und für einen Moment hielt er inne, sah mir tief in die Augen, als wollte er sicherstellen, dass ich wirklich hier war. Ich erwiderte seinen Blick, meine Hände glitten über seine starken Schultern und ich nickte stumm, bereit, mich ihm vollkommen hinzugeben.
Was dann folgte, war ein intensives Zusammenspiel aus Leidenschaft, Macht und Hingabe. Lucios Küsse brannten auf meiner Haut, seine Berührungen waren gleichzeitig fordernd und zärtlich. Jede Bewegung seiner Hände und seines Körpers brachte mich näher an den Abgrund.
Wir verschmolzen in der Dunkelheit des Zimmers, unsere Körper bewegten sich im Einklang, als ob nichts anderes auf der Welt mehr zählte. Jeder Atemzug, jeder Herzschlag war auf Lucio ausgerichtet. Seine Dominanz war greifbar, doch gleichzeitig spürte ich auch die Zärtlichkeit, die unter der Oberfläche lauerte - eine Zärtlichkeit, die er nur mir zeigte.
♤am frühen Morgen♤
Ich wachte auf, eingehüllt in die Wärme von Lucios Armen. Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens fielen sanft durch die halb geschlossenen Vorhänge, und für einen Moment fühlte ich mich sicher. Sein Atem war ruhig und gleichmäßig und ich konnte den Hauch seines vertrauten Duftes in der Luft spüren. Für diesen kurzen Augenblick schien die Welt in Ordnung.
Ich schob mich langsam aus Lucios Armen, um ihn nicht zu wecken und setzte mich an den Rand des Bettes. Der Raum war still, nur das sanfte Rascheln der Vorhänge und Lucios leises Atmen waren zu hören.
Vorsichtig stand ich auf, mein Blick glitt über den Raum und zog mir einen Bademantel über. Ich nahm mein Kleid vom Stuhl und schlich leise zur Tür. Ein Teil von mir wollte Lucio nicht verlassen, nicht diesen Moment der Ruhe. Doch ich musste es tun, um mich für den heutigen Tag vorzubereiten. Auf Zehenspitzen tapste ich an den Schlafräumen unserer Gäste vorbei.
Als ich schließlich die Tür zu meinem Zimmer erreichte, zögerte ich. Sie stand einen Spalt offen, obwohl ich mir sicher war, sie am Abend vorher geschlossen zu haben. Ein unbehagliches Gefühl kroch langsam in meine Gedanken, doch ich schob es beiseite. Gedankenlos legte ich die Hand auf den Türknauf und schob die Tür langsam auf, die leise mit einem Knarren nachgab.
Das Zimmer lag im Halbdunkel, das gedämpfte Morgenlicht fiel nur schwach durch die schweren Vorhänge. Für einen kurzen Moment schien alles so, wie ich es verlassen hatte - ruhig, geordnet, unberührt. Doch irgendetwas war anders. Ein Unbehagen breitete sich in meinem Magen aus, ein dumpfer Druck, der schwer auf meiner Brust lag. Die Luft war seltsam still, fast zu ruhig. Ich trat ein, schloss die Tür hinter mir und ging langsam in Richtung des Schminktisches, die leisen Schritte meiner Füße auf dem Teppich verstummten in der drückenden Stille.
Ich griff nach dem Kleid, das ich auf dem Stuhl neben dem Schminktisch gelegt hatte und wollte es zusammenfalten, als plötzlich eine Bewegung in meinem Augenwinkel meine Aufmerksamkeit erregte. Mein Atem stockte, als mein Blick sich schlagartig zur Seite drehte. Da, in der Ecke des Zimmers, verborgen im Schatten, stand eine Gestalt regungslos, still und doch so bedrohlich präsent.
Mein Herz setzte einen Schlag aus und raste dann in wilder Panik los. Die Gestalt war nicht einfach irgendjemand. Es war die Frau, die mir gestern Abend geholfen hatte, mich für das Geschäftsessen zurechtzumachen. Ihr Name fiel mir im Moment der Panik nicht ein, doch ihr Gesicht war mir nur allzu vertraut. Gestern hatte sie mir geholfen, mein Kleid perfekt anzupassen, mir ein beruhigendes Lächeln zu schenken, als ich nervös war. Sie hatte mir das Gefühl gegeben, sicher zu sein.
Doch jetzt war alles anders.
Ihr Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, keine Spur des freundlichen Lächelns, das sie gestern getragen hatte. Ihre Augen, die zuvor warm und fürsorglich gewirkt hatten, waren jetzt hart und kalt, wie scharfe Klingen, die mich durchbohrten. Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter und mein Körper erstarrte. Die freundliche Frau von gestern existierte nicht mehr - vor mir stand eine Fremde, eine Bedrohung.
Sie trat aus dem Schatten hervor, jeder Schritt von einer bedrohlichen Langsamkeit geprägt, als ob sie wusste, dass ich nirgendwohin entkommen konnte. Ihr Gesicht blieb emotionslos, als sie näher kam und ich spürte, wie meine Kehle trocken wurde, als ob jeder Tropfen Speichel in meinem Mund plötzlich verdampft wäre. Mein Atem ging flach, mein Brustkorb fühlte sich eng an, als ob die Luft im Raum plötzlich nicht mehr ausreichte.
Das Lächeln, das ich gestern Abend so deutlich in Erinnerung hatte, war vollkommen verschwunden. Stattdessen musterte sie mich mit einem Ausdruck, den ich zunächst nicht deuten konnte - eine Mischung aus Kälte und einer berechnenden Überlegenheit, als ob sie sich ihrer Macht über mich vollkommen bewusst war.
"Du bist wach", sagte sie schließlich mit einer Stimme, die so ruhig und kontrolliert war, dass sie mich noch mehr beunruhigte. "Es ist Zeit, dass du deine Familie wiedersiehst."
Ich straffte meine Schultern und zwang mich, den Blick der Frau zu erwidern. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, doch ich ließ mir nichts anmerken. Auch wenn die Angst in mir wütete, ließ ich sie nicht nach außen dringen. Ich konnte spüren, wie die Kälte in ihren Augen an mir nagte, doch ich ließ es nicht zu, dass sie in mein Inneres vordrang.
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