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"Danke", entgegnete ich Lucio mit einem Grinsen, was er erwiderte. "Zieh dich um, damit wir demnächst fahren können", somit verließ er den Raum und ließ mich alleine zurück. 

Ich starrte auf das Kleid und die Accessoires, die vor mir lagen. Mein Herz klopfte schneller, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Ich fühlte die Last der bevorstehenden Begegnung mit Lucios Familie schwer auf meinen Schultern liegen. Das elegante, tiefgrüne Kleid schien plötzlich wie ein Symbol für alles zu stehen, was auf dem Spiel stand. Es schien zu schreien, dass ich mich auf das vorbereiten musste, was kommen würde.

Langsam zog ich den Karton zu und drehte mich um. Die Nervosität schien mich von innen heraus zu fressen und ich spürte, wie sich mein Magen erneut verkrampfte. Ein Teil von mir wollte einfach nur fliehen, den Raum verlassen und weit weg von all dem sein. Doch ein anderer Teil wusste, dass ich das durchstehen musste.

Ich setzte mich auf die Bettkante und versuchte, meinen Atem zu beruhigen. "Beruhige dich", flüsterte ich erneut, diesmal etwas lauter, das die Angst vertreiben sollte. Die Minuten schienen sich zu dehnen, während mein Blick durch den Raum schweifte.

Ich wusste, ich musste mich fertig machen. Die Zeit drängte. Langsam erhob ich mich und ging ins Badezimmer, wo ich das Wasser im Waschbecken laufen ließ. Die kühle Frische des Wassers, als ich es mir ins Gesicht spritzte, brachte für einen Moment Klarheit in meine Gedanken. Ich schloss die Augen, ließ das Wasser von meiner Haut abperlen und versuchte, mich auf den Moment zu konzentrieren.

Die Vorbereitungen begannen. Ich entwirrte mein Haar und fuhr mir mit einem Kamm durch die Dichte. Jeder Strich war fast meditativ, ein Versuch, die aufsteigende Panik in mir zu kontrollieren. Meine Gedanken kreisten um das Abendessen, um Lucios Eltern, um all die unausgesprochenen Spannungen und möglichen Konflikte, die in der Luft lagen. 

Ich griff nach einer Haarspange und begann, meine Haare zurückzustecken, sowie es mir Maria damals beigebracht hatte. Zudem Erinnerungen zu meiner Vergangenheit auftauchten und meine Gedanken nochmals wirbelten.

Der Blick in den Spiegel zeigte eine junge Frau, die sich bemüht, stark zu sein, die sich zu zeigen versucht, dass sie bereit ist, doch die Augen verrieten die Unsicherheit, die tief in mir nisten.

Während ich die dezente Schminke auftrug, stahl sich eine einsame Träne aus meinem Augenwinkel. Sie war weder aus Traurigkeit noch aus Angst, sondern eher ein Ausdruck der überwältigenden Unsicherheit, die sich in mir aufbaute. Ich wischte sie hastig weg, bevor sie meine sorgfältige Arbeit ruinieren konnte und versuchte, mich wieder zu sammeln.

"Du musst stark sein", sagte ich mir erneut und diesmal klang meine Stimme ein wenig fester, ein wenig überzeugender.

Ich hörte ein leichtes Klopfen an der Tür. "Mila, bist du bereit?" Lucios Stimme klang sanft, doch es schwang ein Hauch von Anspannung mit. Ich atmete tief durch, bevor ich antwortete.

"Fast", sagte ich, versuchte meine Stimme ruhig klingen zu lassen, auch wenn mein Herz wild gegen meine Rippen schlug. "Gib mir noch einen Moment."

Ich spürte, wie die Stille des Raumes sich wieder über mich legte. Ein Atemzug, dann noch einer. Ich musste mich zusammenreißen. Es gab keinen Raum mehr für Zweifel, keine Zeit mehr für zögerliche Gedanken. Noch ein letzter Blick in den Spiegel.

Ich sah, wie sich die Unsicherheit in meinen Augen langsam, dennoch sicher in Entschlossenheit verwandelte. Soeben trat ich aus dem Schlafzimmer, wobei ich Lucio angelehnt wartend an der Wand stehen sah. 

Seine Augen blickten vorerst in meine, doch dann wanderten sie zu meinem Hals bis hin zu der Spitze meines Fußes. Ein Grinsen überkam ihn, sodass er sich von der Wand abließ und zu mir kam. Er hingegen trug einen schlichten Anzug, der der Farbe meines Kleides ähnelt. 

Unerwartet legte er seine Hände auf meiner Taille und sah mir in die Augen. Er versuchte, sie zu lesen, als wäre ich ein offenes Buch, was zuvor geschlossen war.

"Du machst dir zu viele Gedanken und möchtest, dass du die Gedanken beiseitelegst. Meine Familie hat zwar Erwartungen, doch meine Erwartungen hast du schon längst übertroffen", seine Finger gleiten zu meinem Kinn, sodass ich nicht davon sehen konnte. 

"Erwartungen übertroffen, weil wir miteinander geschlafen haben", zischte ich und nahm seine Finger von mir. Als ich den Gang zu der Treppe begeben wollte, zog Lucio mich erneut zu sich. 

Ohne einen weiteren Kontext dahinter, hielt er meinen Kopf fest und legte voller Verlangen seine Lippen auf meine. Vorerst erwiderte ich nicht, doch die Gefühle verdrängten die Gedanken, sodass ich mich fallen lassen konnte. 

Die Intensität dahinter war voller Erfüllung, wobei wir die Zeit aus den Augenwinkeln verloren haben und wir die Lust voneinander bemerkten. "Du hast meine Erwartungen mit deinem Ehrgeiz und Stärke übertroffen. Es ist zwar ein ganz falscher Zeitpunkt, doch ich kann nicht genug von dir bekommen", flüsterte er gegen meine Lippen, seine Stimme rau vor Leidenschaft. 

Ich spürte, wie die Hitze zwischen uns aufstieg und für einen Moment schien die ganze Welt in den Hintergrund zu treten. Sein Atem mischte sich mit meinem und in dieser kurzen, intensiven Sekunde fühlte ich nichts anderes als seine Nähe, seinen unerschütterlichen Willen und das pochende Verlangen, das uns beide umgab.

Doch ich wusste, dass wir uns beeilen mussten. Widerwillig löste ich mich von ihm, meine Lippen fühlten sich warm und geschwollen an. "Lucio-", begann ich, versuchte mich zu fassen, während mein Herz noch immer wild schlug. "Wir müssen los. Deine Familie wartet nicht.“

Er atmete tief durch, als würde er sich selbst zur Vernunft bringen. "Du hast recht", sagte er schließlich, seine Stimme etwas ruhiger, doch das Feuer in seinen Augen war noch immer deutlich zu sehen. "Aber das hier", er hob leicht meine Hand und küsste sie sanft, "Ist noch nicht vorbei. Nicht einmal annähernd.“

Ich spürte ein Flattern in meinem Bauch, eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude. Es war diese aufreibende Mischung aus Unsicherheit und Verlangen, die alles so intensiv und real machte. Mit einem letzten Blick, der mehr versprach, als Worte es jemals könnten, führte er mich die Treppe hinunter.

Draußen erwartete uns der Fahrer neben einem eleganten, schwarzen Auto. Ich konnte das sanfte Zittern in meiner Brust fühlen, als wir auf das Auto zugingen. Die bevorstehende Begegnung mit seiner Familie hing wie eine unsichtbare Last über mir und ich wusste, dass jeder Schritt näher an die Realität des Augenblicks heranführte.

Lucio öffnete die Tür für mich und ich setzte mich auf den Rücksitz. Er folgte mir nach und kaum hatte der Fahrer den Motor gestartet, legte Lucio wieder seine Hand auf meine. Die kleine Geste bedeutete viel in diesem Moment.

Die Fahrt schien gleichzeitig ewig zu dauern und viel zu schnell zu vergehen. Mein Herzschlag blieb unruhig, als ich meinen Blick aus dem Fenster richtete.

Schließlich bog der Wagen in eine lange Auffahrt ein. Das Herrenhaus von Lucios Familie tauchte vor uns auf, ein imposantes, altes Gebäude, das in der Sonne bedrohlich und majestätisch wirkte. Die hohen Säulen und kunstvollen Steinmetzarbeiten verrieten eine lange Geschichte und einen tief verwurzelten Stolz.

Lucio drückte meine Hand ein letztes Mal, bevor der Wagen zum Stillstand kam. "Bereit?" Fragte er, seine Augen suchten nach einem Funken von Entschlossenheit in meinen. 

Mit einem Nicken beantwortete ich seine Frage, atmete tief durch und setzte ein Lächeln auf, das hoffentlich selbstbewusster wirkte, als ich mich fühlte.

Wir stiegen aus und die schwere Eingangstür der Villa öffnete sich. Eine Frau mittleren Alters mit strenger Miene stand dort, offensichtlich eine Angestellte, die uns erwartete. "Willkommen", sagte sie höflich, aber distanziert. "Die Familie wartet im Salon."

Lucio legte eine Hand auf meinen unteren Rücken und führte mich nach drinnen. Das Innere des Hauses war opulent, doch das Gefühl von Macht und Autorität ausstrahlte. Jeder Schritt hallte leise auf dem Marmorboden wider.

Als wir uns dem Salon näherten, spürte ich, wie sich meine Nerven noch weiter anspannten. Die Türen öffneten sich und enthüllten eine Gruppe von Menschen, die sofort ihre Gespräche unterbrachen und uns ansahen. 

Lucios Mutter, eine elegante Frau mit eisblonden Haaren und durchdringenden blauen Augen, stand auf. Neben ihr saß sein Vater, dessen Gesichtsausdruck neutral, aber wachsam war. Die Atmosphäre war so dicht, dass man sie schneiden konnte.  

Ihre Blicke durchbohrten mich und ich spürte, wie mein Herz zu rasen begann. Es war Zeit, mich dem zu stellen. Ich hob den Kopf, traf die Augen seiner Mutter und sagte, so fest ich konnte: "Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen."



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