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Drinnen war es angenehm kühl im Vergleich zur warmen Nachtluft draußen. Lucio führte mich sicher durch die Menge, bis wir zu einem abgetrennten Bereich gelangten, der eindeutig für VIP-Gäste reserviert war. Hier war die Atmosphäre etwas ruhiger.

Lucio deutete auf eine Gruppe von Männern und Frauen, die in einer Ecke saßen und lachten. Als sie uns bemerkten, erhoben sie sich und kamen uns entgegen.

"Lucio, alter Freund!" Rief einer von ihnen, ein hochgewachsener Mann mit einem breiten Lächeln und ausgestreckten Armen. "Es ist ewig her!"

"Marcel!" Lucio umarmte den Mann herzlich. "Schön, dich zu sehen. Das hier ist Mila Cortes."

Marcel musterte mich neugierig und lächelte dann. "Freut mich, dich kennenzulernen, Mila. Du kommst mir bekannt vor."

"Die Freude ist ganz meinerseits. Sicherlich kennst du mich als ehemalige Moderatorin im Nachrichtensender in Mexiko", erwiderte ich höflich und reichte ihm die Hand.

"Das erklärt einiges", lächelte er mich an und führte uns zu der Lounge, wo sich hauptsächlich Männer befanden.

Ich sah zu Lucio, der entspannt schien. Nachdem ich mich der Gruppe vorgestellt hatte, fand ich heraus, dass die Männer dieselbe Universität besucht hatten wie Lucio. Einige wären eingeschüchtert von den Blicken, doch ich war geübt. Während Lucio neben mir saß und sich über die alte Zeit unterhielt, sah ich mich um.

"Wie lange seid ihr zusammen? Wir wussten nicht, dass du eine Freundin hast", indessen nippte ich an meinem Glas, wobei ich fast das Getränk ausspucken ließ.

"Nein, wir sind rein nur Geschäftspartner", erklärte ich ihnen, doch der Nebenmann begann leicht zu schmunzeln.

"Hast du deswegen mit der Moderatorin aufgehört?" Wurde der andere neugieriger.

"Vielleicht", der braunhaarige Mann sah mich an und lehnte sich in seinen Sitz zurück.

"Und ihr seid kein Paar?" Wurde nochmals die Frage gestellt, wobei wir seine Aussage bestätigten.

"Dann kann ich sicherlich die Dame später zum Tanz ausführen", sagte Mann namens Sven und ich nahm die Einladung an, wobei ich mich mein leeres Glas auf den Tisch hinstellte.

Während wir in der VIP-Lounge saßen, floss der Alkohol in Strömen. Die Männer bestellten Runde um Runde und ich konnte spüren, wie der Alkohol langsam seine Wirkung entfaltete. Meine Sinne wurden leicht benebelt, dennoch blieb ich fokussiert genug, um die Gespräche zu verfolgen.

Die Unterhaltungen drehten sich um alte Zeiten, Geschäftsideen und zukünftige Pläne. Doch immer wieder lenkten die Männer das Gespräch auf mich.

"Also, Mila", begann jemand, nachdem er einen weiteren Schluck seines Whiskeys genommen hatte. "Was hat dich dazu gebracht, mit dem Nachrichtensender aufzuhören? Es muss einen guten Grund gegeben haben."

Ich lächelte charmant und hob mein Glas zu einem weiteren Schluck. "Es war einfach Zeit für eine Veränderung", meine Aussage war kontrolliert, da die Neugier bei ihnen stieg.

Dabei beugte Marcel sich vor. "Und wie bist du dann in diesem Geschäft gelandet? Ich meine, du siehst nicht aus wie jemand, der sich mit gefährlichen Unternehmungen abgibt."

Ich konnte Lucios Blick auf mir spüren. "Wenn ich nicht danach ausschaue, umso besser."

"Lucio hat uns nie erzählt, dass er so eine interessante Geschäftspartnerin hat", sagte einer der Männer und ich konnte sehen, wie Lucio bei diesen Worten leicht zusammenzuckte.

"Vielleicht wollte er sie für sich behalten", scherzte Marcel und die anderen lachten.

Ich bemerkte, wie Lucio sich etwas steifer hinsetzte, sein Blick war hart und scharf. "Wir sind rein geschäftlich verbunden", betonte er ruhig. "Mila ist eine herausragende Partnerin und unsere Zusammenarbeit basiert auf gegenseitigem Respekt und Professionalität", wurde er deutlicher.

Die Männer ließen sich davon nicht beeindrucken. "Ach komm schon, Lucio! Du warst damals ein Casanova und bist es heute noch."

Ich wurde hellhörig und erfuhr so neue Erkenntnisse über Lucio. Ein Frauenheld durchaus, doch das Spiel werde ich durch meinen Ehrgeiz für mich gewinnen.

Ich konnte die Spannung in der Luft spüren und entschied mich einzugreifen. "Wir sollten uns amüsieren", meinte ich lächelnd und hob mein Glas, was die Spannung leicht zu lösen schien.

"Mila, bist du bereit zum Tanzen?" Fragte Sven und ich nickte zustimmend. Der Mann neben mir, Lucio, spannte sich merklich an, was mir ein triumphierendes Gefühl gab. Obwohl er sichtlich unzufrieden war, hielt er sich zurück und ließ mich gewähren.

Sven erhob sich rasch und reichte mir die Hand. Ich wusste, dass Lucios Ruf als Casanova auch auf seine Freunde abgefärbt hatte, doch das störte mich nicht.

Als ich aufstand, spürte ich den Alkohol, der durch meine Adern pulsierte. Mein Gleichgewicht war nicht perfekt, dennoch ließ ich mir nichts anmerken. Die Musik war laut, die Bässe vibrierten durch den Raum und bunte Lichter flackerten im Takt.

Sven zog mich nah an sich heran. Seine Hände ruhten fest auf meinen Hüften, während ich meine Arme um seinen Nacken legte. Wir bewegten uns eng aneinander geschmiegt im Rhythmus der Musik. Die Wärme seines Körpers war angenehm und ich konnte den leichten Duft seines Parfums riechen, der sich mit dem Rauch und den Gerüchen der Party vermischte.

Wir begannen, uns synchron zu bewegen, unsere Körper schwangen im Takt der Musik. Seine Hände glitten manchmal ein wenig tiefer, sodass ich mich noch näher an ihn lehnte.

Der Raum war heiß und stickig, doch der Alkohol in meinem Blut machte mich mutiger, hemmungsloser. Unsere Bewegungen wurden intensiver, fast schon intim.

"Mila", flüsterte Sven plötzlich in mein Ohr. "Wenn ihr nur Geschäftspartner seid, dann begleite mich die Nacht ins Hotel", ich versuchte Abstand zu gewinnen, doch ich bekam dies nicht, da Sven erneut mich zu sich zog.

"Ich lehne dein Angebot dankend ab", verdeutlichte ich, wobei er sein Gesicht verzog. "Und warum hast du vorher mich aufgeilen lassen? So etwas sollte Konsequenzen erfolgen", strich er mir vorsichtig die kleine Strähne hinter das Ohr.

"Lass mich los oder ich werde schreien", zischte ich, doch er war amüsiert darüber. Als sein Blickfeld hinter mich gelang, wurde seine Griffe auf meiner Taille locker.

Sein Atem, sein Geruch, seine Anwesenheit verspürte ich trotz des Alkohols. Sven zog sich leicht zurück, sein Lächeln verschwand, als er bemerkte, dass etwas oder jemand seine Aufmerksamkeit erregte. Ich nutzte den Moment und machte einen Schritt nach hinten, wobei ich tief Luft holte, um die Kontrolle über meine aufkommende Panik zu behalten.

Lucio war näher gekommen, seine Augen fixierten Sven mit einer Kälte, die ich bisher nicht an ihm gekannt hatte. "Ist alles in Ordnung, Mila?" Fragte er ruhig, doch mit einem deutlichen Unterton in seiner Stimme, der keine Widerrede duldete.

"Geschäftspartner, nh?" Zischte Sven und fuhr sich durch die Haare. "Das, was wir sind, geht dich nichts an. Sie ungewollt anzufassen, ist respektlos und verachtend", wurde Lucio lauter.

"Sagt der Casanova, der jeden Tag eine neue Frau bei sich hat. Kleine Mila, du wirst einer von vielen Frauen sein."

Jede Zelle zog sich zusammen, als ich die Überforderung erkannte.  Unkontrolliert entfernte ich mich mit schnellen Schritten von ihnen.

Wackelig auf den Beinen, psychisch nicht bei Vernunft und Gefühle, die ich oftmals unterdrückte, kamen auf. Nachdem ich den Club verlassen hatte, zog ich meine Overknees-Stiefel aus und hielt sie beide in derselben Hand.

Ich spürte den kühlen Asphalt unter meinen Füßen und die raue Textur schärfte meine Sinne. Jeder Schritt brachte mich tiefer in Gedanken, während ich die Ereignisse des Abends noch einmal durchging.

Die Tränen, die zuvor meine Sicht getrübt hatten, flossen soeben ungehindert über mein Gesicht. Ich lebte in einer Blase, die ich nicht zum Platzen bringen konnte. Vor kurzem war ich noch eine normale Moderatorin, die sich kaum Gedanken über Kriminalität machte. Doch die Erinnerungen an die vergangenen Monate stiegen in mir auf und überwältigten mich. Ungewollt wurden die Mauern, die ich um meine Gefühle errichtet hatte, Stück für Stück niedergerissen.

Die Nähe zu Lucio, der ein Spiel spielte, in dem er sich als König auf dem Schachbrett sah, machte alles nur noch komplizierter. Ich hatte geglaubt, stark genug zu sein, um mit ihm mitzuhalten, allerdings war die Realität härter, als ich es mir je vorgestellt hatte.

Immer weitere Tränen überströmten mein Gesicht, wobei meine Sicht verschwommen war und die Gedanken sich manifestierten. Unbewusst lief ich die lange Straße entlang, meine Schritte schwankend und unsicher. Der Alkohol machte mich mutlos und die Gedanken, die in meinem Kopf kreisten, waren wie ein endloser Strudel aus Schuldgefühlen, Angst und Einsamkeit.

Meine Schritte waren schwer und unbeholfen, als ich weiter die dunkle Straße entlangging. Die Nacht war inzwischen kühler geworden und ein leichter Windhauch ließ mich frösteln. Mein Kopf war ein Chaos aus widersprüchlichen Gedanken und Gefühlen. Die Ereignisse des Abends, die Gespräche, die Blicke – alles schien sich in meinem Kopf zu drehen.

Gegenüber der Straße erkannte ich eine kleine Parkanlage, die mich ansprach. Schwankend wollte ich die nächtliche Straße betreten und meinen Weg folgen.

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