♤31♤

Ich merkte, wie die Spannung im Raum nachließ, und wir uns der Hauptspeise zuwandten. "Ms. Cortes, Sie scheinen eine gebildete Geschäftspartnerin zu sein", grinste Lee Kuan-Yew mich an, doch seine Anspielung konnte ich anders wahrnehmen.

"Ja, eine gute Geschäftspartnerin ist sie", bemerkte Lucio die Unannehmlichkeiten, weshalb Lee Kuan-Yew sich zurückzog.

Der Abend neigte sich dem Ende zu, und die anfängliche Anspannung wich allmählich einer ruhigen und fast angenehmen Atmosphäre. Nachdem wir die köstlichen Speisen genossen hatten, lehnte ich mich etwas zurück und nahm einen Schluck von meinem Wein. Der Premierminister und Yang Huiyan wirkten entspannter, ihre skeptischen Blicke hatten sich in interessierte und teilweise zustimmende Gesten verwandelt.

Die Stunden vergingen, bis wir an einem Punkt angelangten, an dem wir uns voneinander verabschiedeten. "Ich werde mich melden, sobald ich Informationen erhalten habe", teilte Lee Kuan-Yew uns mit, als wir die beiden Persönlichkeiten in die Lobby begleiteten.

"Es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen", waren meine letzten Worte, als sie das Hotel mit Zufriedenheit verließen. Doch nicht nur die beiden hartnäckigen Geschäftspartner waren zufrieden, sondern auch wir.

Die Freude war kaum zu verbergen, doch als wir gemeinsam in den Fahrstuhl traten, herrschte erneut eine unangenehme Stille. Durch einen kleinen Ton öffnete sich die Tür des Fahrstuhls und wir gingen in unsere Suite. Bislang hielt die Stille an.

Lucio schloss hinter sich die Tür und sah mich an. "Gute Arbeit, Senhora Cortes", lobte er mich, als er zu mir in die Mitte des Raumes trat. "Ich habe ein wenig zu viel Wein getrunken", gab er zu, als er eine Haarsträhne hinter meine Schulter legte.

"Dann solltest du schlafen", schlug ich vor und wich ihm erneut aus. "Warum hast du Angst vor mir?" Beklagte er sich und ging zur Kücheninsel.

"Wenn ich Angst hätte, wäre ich nicht mit dir alleine in einem Raum", erwiderte ich. "Du kannst mich aber nicht in deiner Nähe ertragen", kurzzeitig schloss ich meine Augen und hielt inne.

"Du solltest wirklich schlafen gehen", forderte ich ihn auf, wobei ich ihn von der Kücheninsel stieß. "So nicht", meinte er schroff und umfasste mein Handgelenk. Wir standen nah beieinander, doch ich drehte meinen Kopf zur Seite, sodass ich ihn nicht ansah.

"Du tust mir weh", sagte ich, wobei ich direkt eine Erleichterung an meinem Handgelenk verspürte. "Tut mir leid", Lucio fuhr sich durch die Haare und näherte sich der Couch.

"Ich mag deine Nähe, allerdings durfte ich schon vor kurzem die Kräfte eines anderen Mannes verspüren", damit anspielend, dass mich die Erfahrung mit meinem Onkel traumatisiert hat.

"Ich könnte keiner Frau etwas antun", murmelte er und blickte kurzzeitig auf mein Handgelenk. "Ich gehe schlafen. Gute Nacht", sagte ich und begab mich ins Schlafzimmer. Vorsichtig ließ ich das atemberaubende marineblaue Kleid von meinen Schultern gleiten.

Die Ereignisse des Abends hatten mich aufgewühlt und obwohl ich versuchte, eine professionelle Fassade aufrechtzuerhalten, spürte ich die Erschöpfung in jeder Zelle meines Körpers.

Nachdem ich mich abgeschminkt und umgezogen hatte, legte ich mich auf das Bett und starrte an die Decke. Die Stille des Zimmers war beinahe erdrückend. Gedanken an meinen Vater, die Enthüllungen über meinen Onkel und die komplexe Beziehung zu Lucio wirbelten in meinem Kopf umher.

Seine plötzliche Zärtlichkeit und seine aufrichtige Sorge um mich hatten etwas in mir berührt, das ich lange Zeit vergraben hatte. Dennoch, die Erfahrung mit meinem Onkel hatte Narben hinterlassen, die nicht so leicht verschwanden.

Schließlich schloss ich mit den üblichen Gedanken die Augen und verfiel in einen tiefen Schlaf, der meine Sorgen kurzzeitig davonstrich.

♤am Morgen♤

Ermüdet wie jeden Morgen, sah ich zu den Jalousien, durch die kleine Lichtstrahlen in das Schlafzimmer fielen. Langsam und bedacht stieg ich aus dem Bett und streckte meine Arme in die Höhe.

Auf Zehenspitzen und nur in Unterwäsche bekleidet, tapste ich ins Badezimmer und begann meine morgendliche Routine. Ich band mein Haar zu einem Zopf zusammen und zog die Jogginghose und das weiße Shirt an, die vom ersten Abend auf dem Hocker lagen.

Obwohl ich mich wieder in ein Kleid hätte zwängen können, brauchte ich etwas Entspannung. Zu viele Jahre hatte ich unbequeme Kleidung getragen, die auch meine Freizeit dominierte.

Leise öffnete ich die Tür, in der Annahme, dass Lucio noch schlief. Doch der Duft von gebratenen Eiern kam mir entgegen und lockte mich in die Küche.

Meine Augen weiteten sich leicht, als ich einen nackten Rücken sah. Wie aus einem klischeehaften Film stand ein attraktiver Mann mit freiem Oberkörper am Herd und briet Eier.

Verblüfft blieb ich kurz in der Mitte des Raumes stehen und beobachtete Lucio, der konzentriert die Eier wendete. Sein muskulöser Rücken spannte sich bei jeder Bewegung, was mir kurzzeitig den Atem nahm. "Du bist schon wach", sagte er, ohne sich umzudrehen. Offenbar hatte er meine Anwesenheit bemerkt.

"Ja", antwortete ich leise und trat näher an die Kücheninsel heran. "Ich hätte nicht erwartet, dass du kochen kannst", er drehte sich mit einem Lächeln zu mir um. "Es gibt vieles, was du noch nicht über mich weißt."

"Möchtest du Rührei oder Spiegelei?" Fragte er mich. "Rührei, bitte", antwortete ich und setzte mich auf einen der Hocker an der Kücheninsel.

Während er das Rührei zubereitete, genoss ich den Duft, der sich in der Küche ausbreitete. Es war ein unerwartet friedlicher Morgen.

"Du siehst entspannt aus", bemerkte Lucio, als er zwei Teller füllte und mir einen reichte. "Ich versuche es zumindest", gab ich zu und nahm einen Bissen. Er setzte sich neben mich und begann ebenfalls zu essen.

"Ich wollte mich für mein gestriges Verhalten entschuldigen", dabei deutete er auf mein Handgelenk und auf sein leicht alkoholisiertes Verhalten hin. "Ist schon vergessen", sagte ich mit einem kleinen Grinsen.

"Das gestrige Abendessen war ein Erfolg, auch wenn wir vorerst zu eifrig waren. Lee Kuan-Yew und Yang Huiyan waren angetan von dem, was wir präsentierten. Sobald der Premierminister weitere Infos erhält, können wir uns mit den Organisationen zusammensetzen." Ich verstand und aß das Ei auf meinem Teller auf.

"Was ist heute geplant?" Fragte ich ihn und räumte den Teller beiseite. "Ich werde heute Abend in einen Club gehen. Wenn du möchtest, kannst du meine Begleitung sein." Ich drehte mich zu ihm und räumte anschließend seinen leeren Teller ebenfalls vom Tisch.

Ich sah ihn an und legte meinen Kopf leicht schief. "Ich weiß nicht, ob ich deine Begleitung sein möchte", sagte ich und versuchte, meine Gedanken zu sortieren.

"Warum nicht? Hast du Angst, dass du dich in meiner Nähe amüsieren könntest?" Seine Stimme klang herausfordernd, doch ich spürte den leichten Unterton von Humor.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Vielleicht habe ich einfach andere Pläne", entgegnete ich mit einem neckischen Lächeln.

Er lachte leise und trat näher, bis nur noch ein kleiner Abstand zwischen uns war. "Ich habe dir versprochen, dich zu beschützen, weswegen ich deine heutigen Pläne wissen muss." Unerwartet ruhten seine Hände auf meiner Taille, was mich in eine verlegene Situation brachte.

"Ich habe doch erwähnt, dass Intimität zwischen Geschäftspartnern sich nicht gehört", betonte ich und deutete auf seine beiden Hände. "Sind wir denn noch Geschäftspartner?" Hauchte er mir ins Ohr, wobei ich reflexartig seine Hände von mir nahm. Er hingegen lachte auf und schien amüsiert darüber zu sein.

"Ja, wir sind Geschäftspartner. Wenn du mit mir spielen möchtest, wirst du verlieren, da ich die Königin in dem Spiel sein werde", zischte ich, als er sich über sein Kinn strich und mich anblickte. "Ich habe dir schon einmal verdeutlicht, dass ich der König bin und du die Königin. Es gibt kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander. Mila, schlussendlich wirst du diejenige sein, die von mir berührt werden möchte." Meine Augen verdunkelten sich, und ich sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an. "Mögen die Spiele beginnen", fügte er triumphierend hinzu.

Ich begann zu grinsen, denn es war ein Spiel zwischen zwei dominanten Persönlichkeiten, in dem das Feuer entfacht werden könnte. "Ich werde deine Begleitung sein, allerdings werde ich nicht wie angeleint bei dir sein", sagte ich und schwang meinen Zopf nach hinten.

Lucio lächelte zufrieden, während er mich musterte. "Das ist alles, was ich hören wollte", sagte er und stand auf, um sich auf den Tag vorzubereiten. "Du wirst es nicht bereuen", fügte er hinzu, als er den Raum verließ, um sich für seine bevorstehende Konferenz fertigzumachen.

Nachdem Lucio mir mitgeteilt hatte, dass er den Nachmittag über eine wichtige Videokonferenz haben würde, beschloss ich, die Zeit zu nutzen, um Singapur auf eigene Faust zu erkunden.

Ich trat ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Mein Blick fiel auf den roten Jumpsuit, der perfekt für meinen Stadtbummel geeignet schien. Er war sowohl komfortabel als auch schick, genau das, was ich brauchte.

Zuerst schlüpfte ich aus der bequemen Kleidung und zog den Jumpsuit an. Der weiche, fließende Stoff fühlte sich angenehm auf meiner Haut an und der Schnitt des Jumpsuits betonte meine Figur, ohne dabei einzuengen. Der tiefe V-Ausschnitt und die taillierte Passform gaben dem Outfit eine elegante Note, während die lockeren Beine Bewegungsfreiheit boten.

Um den Look abzurunden, entschied ich mich für ein paar bequeme, weiße Sneaker, die perfekt zu dem leuchtend roten Jumpsuit passten und mir ermöglichten, die Stadt unbeschwert zu erkunden. Zum Abschluss durfte meine weiße Sonnenbrille nicht fehlen. Ich band meine Haare zu einem lockeren, tiefen Pferdeschwanz zusammen, der mir aus dem Gesicht fiel und gleichzeitig eine gewisse Lässigkeit ausstrahlte.

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