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Die Zeit verstrich, weswegen ich aufstand und mich auf den Weg zum Fahrzeug begab. Ich musterte den Fahrer in seinem Anzug und wie er angelehnt mit einer Zigarette am Fahrzeug stand. Er müsste Mitte vierzig sein und schien genauso nachdenklich zu sein wie ich.

Als er mich erblickte und meine Schritte beobachtete, hielt er inne. "Zigarette?" Fragte er und hielt mir eine Schachtel vor die Nase, aus der ich mir eine Zigarette nahm. Ich bin keine typische Raucherin, doch das Rauchen war pures Stressrauchen.

Gemeinsam sahen wir in die Ferne hinaus und ließen unsere Seele baumeln. "Wie gerne ich in eine normale Familie hineingeboren wäre", gestand ich, woraufhin er sich kurz räusperte.

"Und hierbei wird erkannt, dass Reichtum nicht alles ist", stimmte ich ihm zu. Schließlich sind Geldsorgen zwar keine Last für uns, doch der Reichtum würde uns nicht glücklich machen. Nicht, solange keine loyale Familie hinter einem steht.

"Hast du Familie?" Fragte ich ihn. "Meine Frau und ich haben einen Sohn und eine Tochter", antwortete er. Ich konnte mir ihn als Vater nicht ganz so vorstellen, dennoch steckt sicherlich auch ein warmes Herz hinter der kühlen Fassade.

"Möchtest du mal Kinder haben?" Erfragte er und sah mich an. "Ich weiß es nicht. Erst, sobald ich einen vernünftigen Partner gefunden habe", erklärte ich ihm, was er verstand. "Dein Name war Mauricio? Nenne mich einfach Mila", er nickte dies lächelnd ab.

"Mila, wir sollten heimfahren. Schließlich erwarten dich die Barãos und die Camorra", er hatte recht. Auch wenn die Lust daran sehr gering war, war die Pflicht dennoch zu erfüllen.

Mauricio und ich stiegen ein und fuhren vom Strand. Ich bedankte mich für das Zeigen des schönen Ortes, was mir Besinnung und Ruhe bot.

Die Fahrt zu mir nach Hause verlief ruhig, dennoch stiegen mir die sämtlichen Neuigkeiten in den Vordergrund. Meine Mutter, die mein Vater vergöttert hatte, betrog ihn ohne mit der Wimper zu zucken. Gänsehaut überkam mich, als der Ekel mich erreichte.

Schlussendlich gelangten wir in die Einfahrt, wo Mauricio mir die Tür öffnete und ich ausstieg. "Wir sehen uns gleich", betonte er in Hinblick auf das heutige Abendessen mit der Camorra und den Barãos.

Ich ging die Treppen hinauf und erkannte an der Eingangstür Maria wartend stehen. "Du schaust nicht gut aus", war sie ehrlich und direkt zu mir. Sie ging neben mir her und begleitete mich hinauf zu meinem Schlafzimmer.

"Meine Mutter hat meinen Vater betrogen", erklärte ich ihr und begann, mich zu entkleiden. "Das tut mir leid", sie schloss hinter sich die Tür und sah mich starr an.

Ein Klopfen an der Tür erregte unsere Aufmerksamkeit, als zwei weitere Bedienstete hereinkamen. "Tut mir bitte den Gefallen und überlasst die Arbeit Maria", Maria war mit meiner Aussage einverstanden, weshalb die zwei Bediensteten aus unserer Sichtweite verschwanden.

Maria nahm ein schlichtes, jedoch elegantes schwarzes Kleid aus meinem Ankleidezimmer und hielt es prüfend vor mich. "Das hier ist perfekt für den Abend", sagte sie und half mir, in das Kleid zu schlüpfen. Das Kleid besaß eine schmale, figurbetonte Silhouette und war mit auffälligen, goldenen Knöpfen versehen.

Nachdem ich das Kleid anhatte, zog Maria den Reißverschluss am Rücken hoch und richtete die Falten. "Es sitzt perfekt", bemerkte sie und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu betrachten.

"Nun zu deinen Haaren", sagte sie und griff nach der Bürste. Sie begann, meine langen, dunklen Haare sorgfältig zu kämmen, bis sie seidig glatt waren. Danach griff sie nach dem Lockenstab und formte sanfte Wellen, die über meine Schultern fielen.

Als nächstes wählte sie einige schlichte, dennoch elegante Accessoires aus. Goldene Accessoires vereinten sich mit den Knöpfen und ließen den Look hochwertig aussehen.

"Dir wird man ansehen, dass du andere Dinge als das Geschäft im Sinn hast", deutete Maria auf meine Mimik hin und sah mich im Spiegel an, als sie die Kette anlegte.

"Es ist einfach hart", betonte ich, was sie verstand. "Du darfst deine Gefühle nicht zeigen", auch wenn es schwer war, hatte sie recht. Ich wäre gefundenes Fressen für die Geschäftspartner, sobald ich Schwäche zeigen würde.

Ich begutachtete mich im Spiegel, bevor ich aufstand und mich auf den Weg machte. Mein Smartphone war weiterhin auf Flugmodus, sodass ich Anrufe und Nachrichten gekonnt ignorieren konnte.

Maria begleitete mich, bis ich aus der Tür hinausging und Mauricio wartend auf mich erkannte. "Zigarette?" Fragte er mit einem leichten Schmunzeln, was ich dankend ablehnte.

Mauricio ließ mich einsteigen, wobei er seine Zigarette auf dem Boden zerdrückte und ebenfalls einstieg. Er tippte die gegebene Adresse ein, sodass wir anschließend davonfuhren.

Die Fahrt verlief ruhig durch die abendlichen Straßen der Stadt. Ich lehnte meinen Kopf gegen das kühle Glas und versuchte, meine Gedanken zu ordnen.

Die bevorstehende Begegnung mit den Barãos und der Camorra verabreichte mir Anspannung am ganzen Leib. Die geschäftlichen Intrigen, die mich erwarteten, werden an mir zerren. Ohne jegliche Begleitung werde ich mich als starke Frau beweisen und auf meine Sinne vertrauen. Mein Stolz und Ego waren zu stark, als Unterstützung anderweitig zu suchen, da die Loyalität meiner Familie infrage gestellt wurde.

Mauricio fuhr konzentriert, seine Anwesenheit wirkte beruhigend auf mich. Obwohl wir kaum Worte wechselten, fühlte ich eine seltsame Vertrautheit zu ihm. Der Schmerz und die Verwirrung über die familiäre Situation vermischten sich mit der Notwendigkeit, Stärke zu zeigen. Ich wusste, dass ich meine Emotionen im Zaum halten musste.

Als wir das Ziel erreichten, nahm ich einen tiefen Atemzug, um mich zu sammeln. Ich musste meine Maske der Unerschütterlichkeit aufsetzen und mich der Realität stellen. Mauricio hielt vor einem majestätischen Anwesen, und ich war bereit, meiner Pflicht nachzukommen.

Ich trat aus und beäugte die Mitglieder der Organisation, die am Wegesrand bewaffnet standen und mich beobachteten. "Soll ich dich begleiten?" fragte Mauricio, was ich verneinte.

Die Villa, in der das Abendessen stattfand, war ein imposantes Bauwerk, das sowohl Reichtum als auch Macht ausstrahlte. Sie stand auf einem weitläufigen Grundstück, umgeben von gepflegten Gärten und hohen, schmiedeeisernen Zäunen, die zusätzlich durch bewaffnete Sicherheitsleute geschützt wurden.

Unvermittelt verhärtete sich meine Maske und verzog keine Miene, als ich die Männer in die Augen sah. Ich wusste genau, dass deren Köpfe rollen würden, sobald sie mir etwas antun würden.

Die Tür stand offen, sodass eine freundliche junge Frau im Anzug mich empfing. "Senhora Cortes, bitte folgen Sie mir", sagte sie, wobei ich eintrat und ihr nachlief.

Beim Betreten der Villa fiel sofort der Marmorboden ins Auge, dessen glänzende Oberfläche das Licht der prächtigen Kronleuchter reflektierte. Die Eingangshalle war beeindruckend hoch und großzügig gestaltet, mit einem großen Treppenaufgang, der in die oberen Stockwerke führte. Insgesamt vermittelte die Villa ein Gefühl von Macht, ein Ort, an dem wichtige Entscheidungen getroffen und einflussreiche Geschäfte abgewickelt werden.

Mein Unterkiefer spannte sich an, als ich den Organisationen näher kam. Eine große Tür wurde geöffnet, sodass wir in einen großen Speisesaal traten und am Tisch einige bekannte Gesichter zu sehen waren. Mein Herz schlug schneller, doch mein Verstand blieb standhaft.

Trotz der Masken, die sie am vergangenen Maskenball getragen hatten, wusste ich durch die Aktenordner deren Aussehen. Mein Gehirn war darauf trainiert, jede Person im Speisesaal identifizieren zu können.

Der Tisch war nicht wie üblich rechteckig, sondern er war groß und rund, woran mächtige Männer und Frauen saßen. Zélias Lächeln war zu erkennen, sodass sie die kurzzeitige Stille unterbrach und aufstand.

"Schön, dich wiederzusehen", umarmte sie mich herzlich, was ich erwiderte. "Ich denke, ich kann im Namen der anderen Organisationen unsere Begrüßung aussprechen", sprach Mason Camorra, dessen Frau Lucia mich anlächelte.

Zélia bat mich, Platz zu nehmen, sodass ich zwischen Ramiro Barão und Mason Camorra meinen Platz einnahm. Vor mir saß direkt Tiago, dessen Blick auf meiner Haut eingebrannt war. "Ich bedanke mich für die Einladung und bin erfreut darüber, die Beziehungen auszubauen", sagte ich, wobei ich jede Person im Raum ansah, um meinen Standpunkt zu unterstreichen.

Demnach wurde uns Wein in die Gläser gefüllt, und die Vorspeise wurde direkt gebracht. "Mila, wir hatten nicht allzu viel auf dem Maskenball miteinander gesprochen, weswegen wir dich hierzu eingeladen haben. Allerdings bin ich leicht verwundert darüber, dass du alleine erschienen bist", Mason versuchte, durch meine Augen hindurch zu dringen, wobei ich den warnenden Blick von Lucia an ihn wahrnahm.

Ich begann leicht zu grinsen und war entspannt. "Ich benötige keinen Mann an meiner Seite, dem ich gehorchen muss. Mein Vater überließ mir die Machenschaften alleine, weswegen ich sie auch alleine fortsetzen werde. Ich kann genauso mithalten wie ein Mann, der eine Organisation leitet", ich demonstrierte hiermit, dass Frauen nicht unfähig sind, sondern genauso Stärke besitzen, wie die Männer in der Branche.

Mason lehnte sich in den Stuhl hinein und strich sich durch sein drei-Tage-Bart, wobei er ein amüsiertes Lächeln aufsetzte. "Das ist eine Einstellung, die ich respektiere. Doch wie genau stellst du dir die zukünftige Zusammenarbeit vor, Mila?"

Ich nahm einen bissen vom Salat, um Zeit zu gewinnen und meine Gedanken zu ordnen. "Ich sehe großes Potenzial darin, eure Reichweite zu vergrößern und eine enge Zusammenarbeit international aufzubauen. Ich rede hierbei nicht nur um Europa oder Nordamerika, sondern von ganz Amerika."

"Ganz Amerika, sagst du?" Ramiro hob eine Augenbraue. "Interessant. Warum genau Amerika?"

"Der Markt dort ist riesig und vielfältig", erklärte ich. "Unsere Netzwerke und Kontakte könnten in den USA enorm profitieren, vor allem in Städten wie New York, Los Angeles und Miami."

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