♤23♤

Maria stand wie erwartet im Eingangssaal und musterte mich, als ich ohne ein Wort die Treppen zu meinem Schlafzimmer hinaufging. Die Gedanken polterten wie ein Geist in meinem Kopf, raubten mir Energie und ließen die Erschöpfung spürbar werden.

Im Schlafzimmer stieg ich aus meinen Pumps und nahm den Schmuck ab. Im Spiegel sah ich mich an: die Augenringe erkennbar und die unterdrückten Tränen kaum aufzuhalten.

Ein Klopfen an der Tür nahm ich wahr, als Maria in der Mitte des Raumes stand. "Ich helfe dir beim Kleid“, sagte sie und kam auf mich zu, um den Reißverschluss zu öffnen.

"Ich weiß nicht, wem ich noch trauen kann, Maria“, sagte ich, drehte mich zu ihr und ließ das Kleid zu Boden gleiten.

"Was meinst du?“ Fragte sie, während ich mir eine Jogginghose und ein weites Top überzog, die auf meinem Bett bereitlagen.

"Ich musste einiges erfahren, das mein Leben auf den Kopf gestellt hat. Meine Mutter hatte eine Affäre mit Fabrice. Mein Onkel bestahl meinen Vater und die Familie Gracía. Ich habe die Beweise gesehen, doch ich weiß nicht, ob ich diesen Informationen Glauben schenken soll“, erklärte ich, während sich Marias Augen weiteten. "Das sind hohe Anschuldigungen“, brachte Maria ein.

"Ich würde die Dynamik meiner gesamten Familie zerstören“, sagte ich ihr, und sie stimmte mir zu.

"Ich werde morgen meine Mutter mit der Affäre konfrontieren", sagte ich, und sie verstand und nahm mich unerwartet in den Arm.

"Ich stehe dir zur Seite", erwiderte ich ihre Umarmung. Es tat gut, verstanden zu werden und jemanden zu haben, dem ich vertrauen konnte, der nichts mit den Machenschaften meiner Familie zu tun hatte.

Wir unterhielten uns eine Weile, bis ich meine abendliche Routine vollendete und mich ins Bett legte. Doch von Schlaf war keine Rede, da meine Gedanken verwirrt waren.

♤Am Morgen♤

Mich weckte das sanfte Licht der aufgehenden Sonne, das durch die schweren Vorhänge meines Schlafzimmers sickerte. Die Nacht hatte mir keinen erholsamen Schlaf gebracht, und ich fühlte mich erschöpfter als zuvor. Trotzdem wusste ich, dass ich den Tag nutzen musste, um Antworten zu finden.

Nach einer schnellen Dusche zog ich mich an und machte mich auf den Weg zum Frühstück. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und warmen Croissants erfüllte den Raum, doch mein Magen war zu sehr in Aufruhr, um an Essen zu denken. "Guten Morgen", begrüßte mich Maria mit einem warmen Lächeln.

Während ich mich nachdenklich an den Tisch setzte und eine Tasse Kaffee nahm. Der heiße Kaffee fühlte sich beruhigend an, doch meine Gedanken waren immer noch bei der bevorstehenden Konfrontation mit meiner Mutter.

"Hast du gut geschlafen?" Erfragte Maria vorsichtig, wohl wissend, dass die Antwort negativ ausfallen würde.

"Nicht wirklich", gestand ich. "Ich konnte kaum die Augen schließen. Es gibt einfach zu viel, worüber ich nachdenken muss."

Maria nickte verständnisvoll und legte eine Hand auf meine Schulter. "Es wird nicht einfach, doch ich weiß, dass du stark genug bist, um die Wahrheit herauszufinden."

Ich atmete tief durch und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. "Danke, Maria. Deine Unterstützung bedeutet mir viel."

Bevor ich mit einem mulmigen Gefühl im Magen mein Anwesen verließ, strich ich mein weißes Glockenkleid sanft glatt. "Deine Sonnenbrille", stoppte mich Maria und gab sie mir dies, bevor ich das Anwesen endgültig verließ.

Ich atmete tief ein und aus, bevor ich den Fahrer begrüßte und wir uns auf den Weg zu meiner Mutter machten. Verschiedene Szenarien könnten sich abspielen, was das Ganze verkompliziert.

Die Fahrt zu dem Anwesen meiner Mutter verlief in gespannter Stille. Der Fahrer, ein erfahrener Mann, der sich offensichtlich zurücknahm, konzentrierte sich aufmerksam auf die Straße. Während wir durch die morgendlichen Straßen von Mexiko-Stadt fuhren, wirkte die Stadt wie in einen ruhigen Schleier gehüllt. Nur vereinzelt waren Menschen unterwegs, die den Tag begannen und die Geschäfte öffneten langsam ihre Türen.

Ich saß auf dem Rücksitz und blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Die Sonne stieg langsam höher und tauchte die Stadt in ein warmes, goldenes Licht. Doch diese friedliche Morgenidylle konnte meine innere Unruhe nicht lindern.

Mein Kopf war ein chaotisches Durcheinander aus Gedanken und Fragen. Verschiedene Szenarien spielten sich immer weiter in meinem Kopf ab, während ich versuchte, mich auf die bevorstehende Konfrontation vorzubereiten.

Als wir schließlich die Stadt hinter uns ließen und die lange, von Bäumen gesäumte Auffahrt zum Anwesen meiner Mutter erreichten, spürte ich, wie mein Herzschlag sich beschleunigte. Das imposante Herrenhaus kam in Sicht, umgeben von gepflegten Gärten und hohen Mauern, die es vor neugierigen Blicken schützten.

Als der Wagen schließlich vor dem Eingang zum Stillstand kam, begann meine Hand zu zittern. Der Fahrer stieg aus und öffnete mir die Tür. Mit einem letzten tiefen Atemzug stieg ich aus dem Auto. Mit festen Schritten ging ich auf die große Eingangstür zu, entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Eine Mitarbeiterin meiner Mutter öffnete die Tür. „Guten Tag, wo befindet sich meine Mutter?“ Sie deutete auf den Garten, also machte ich mich auf den Weg und näherte mich dem Garten.

Ich sah meine Mutter am Koikarpfen-Teich sitzen. Ruhig und gelassen sah sie zu den Fischen und schien mich nicht kommen zu sehen.

"Guten Morgen, Madre", machte ich mich mit einem strengen Unterton aufmerksam. Sie drehte sich von der Bank aus zu mir um und schenkte mir ein warmes Lächeln. Ein Lächeln, das voller Lügen war.

"Ich muss mit dir red", begann ich das Gespräch und setzte mich neben sie. Mit einem irritierten Blick und ahnungslos sah sie mich an. "Ich habe erfahren, dass du eine Affäre mit Fabrice hattest oder immer noch hast. Ich will keine Lügen hören, denn ihr habt mich Jahre zuvor mit den Machenschaften unserer Familie angelogen", ihre Augen weiteten sich und sie schien nervös zu werden.

Sie biss sich auf ihre Unterlippe und wippte mit ihrem Bein auf und ab. "Mila", versuchte sie, die Ruhe zu bewahren. Sie legte sanft ihre Hand auf meinen nackten Oberschenkel, den ich jedoch davon schlug. "Stimmt es oder nicht?!" Ich wurde noch nie gegenüber meiner Mutter so laut wie jetzt.

"Ja, Mila, es stimmt. Lass es mich bitte noch erklären", doch für eine weitere Erklärung bot ich ihr kein offenes Ohr. Ich stand auf und begann unter Tränen, mich von ihr zu entfernen. Mit zügigen Schritten gelangte ich zu meinem Fahrer und stieg ohne ein Wort ein.

Voller Frust und Trauer schlug ich mehrmals gegen den Beifahrersitz. "Ich hasse diese verdammte Familie!" Meine Sicherungen waren soeben komplett durchgebrannt.

Der Fahrer warf mir einen besorgten Blick zu, sagte doch nichts. Er startete den Wagen und wir fuhren los, weg von dem Anwesen meiner Mutter, weg von den Lügen und dem Schmerz. Die Stille im Auto war erdrückend, und die Tränen strömten unaufhaltsam über mein Gesicht. Meine Gedanken rasten, vermischten sich mit den Erinnerungen an all die Jahre, in denen ich unwissend gewesen war.

"Senhora, möchten Sie nach Hause oder gibt es einen anderen Ort, an den ich Sie bringen soll?" Unterbrach die Stille vorsichtig der Fahrer.

Ich dachte einen Moment nach und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. "Fahren Sie mich dorthin, wo mich niemand finden würde", sagte ich und stellte mein Smartphone auf Flugmodus.

Der Fahrer warf mir einen überraschten Blick zu, nickte dann jedoch und änderte die Route. Wir fuhren durch die sich lichtenden Straßen von Mexiko-Stadt und ließen den Verkehr und die Hektik der Stadt hinter uns. Die Fahrt war lang, doch ich spürte, dass ich diese Zeit brauchte, um meine Gedanken zu ordnen.

Die Landschaft änderte sich allmählich. Die städtischen Gebäude wichen sanften Hügeln und weitläufigen Feldern. Schließlich sah ich das Blau des Meeres am Horizont auftauchen. Der Anblick des endlosen Ozeans brachte eine gewisse Ruhe in mein Inneres, als wir uns dem Küstenstreifen näherten.

Wir fuhren weiter, bis wir einen abgelegenen Teil des Strandes erreichten, wo sich kaum jemand aufhielt. Der Fahrer hielt den Wagen an einem kleinen Parkplatz an, der von Dünen umgeben war. "Ein Strand, wo Sie Ihre Ruhe haben werden", sagte er leise.

Ich nickte, stieg aus und atmete tief die salzige Meeresluft ein. "Warten Sie hier, bitte. Ich brauche etwas Zeit für mich", meinte ich. Der Fahrer nickte wieder und lehnte sich zurück, um zu warten.

Das Rauschen der Wellen und der weite Horizont gaben mir ein Gefühl von Freiheit, das ich dringend benötigte. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, doch der Strand war nahezu menschenleer. Es war der perfekte Ort, um meine Gedanken zu ordnen und einen klaren Kopf zu bekommen.

Ich setzte mich auf eine Düne und ließ den Blick über das Meer schweifen. Meine Gedanken kehrten zu den Ereignissen der letzten Tage zurück: die Affäre meiner Mutter, die Betrügereien meines Onkels, die gestohlenen Millionen. Wie hatte ich all die Jahre so blind sein können?

"Ich werde die Wahrheit herausfinden", flüsterte ich in den Wind. "Ich werde nicht länger blind sein dürfen", ich führte weiterhin Selbstgespräche und sah den Wellen beim Aufschlagen zu.

Die Ruhe des Meeres half mir, meine Gedanken zu sammeln. Ich wusste, dass ich einen klaren Plan entwickeln musste. Lucio hatte mir einige Hinweise gegeben, doch Vertrauen aufzubauen war schwieriger als erwartet. Die Tatsache, dass Lucio mit der Affäre recht hatte, beschäftigte mich. Die Anspannung stieg erneut in mir, als ich über den Betrug meines Onkels nachdachte.

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