♤13♤
Während des gesamten Abends beobachtete ich die Dynamik zwischen den Gästen, auf der Suche nach Hinweisen oder Andeutungen, die mir mehr über ihre Verbindung zur Familie García verraten könnten. Doch die Gespräche blieben oberflächlich und neutral, sodass ich nichts Konkretes herausfinden konnte.
"Du scheinst nicht allzu gesprächig zu sein?" Sah mich Elena an, als sie ihr Champagnerglas in der Hand hielt. "Ich bin hier, um die Geschäfte meiner Familie fortzusetzen. Nicht um mich zu amüsieren", ich lächelte sie an und verdeutlichte ihr, dass ich für eine Konversation nicht bereit war.
"Über die Medien und als Moderatorin scheinst du allerdings nicht kaltblütig zu sein", ich lachte auf und nippte ebenfalls an meinem befüllten Glas. "Habe ich eine andere Wahl, im Leben der Kriminalität kaltblütig zu sein? Man wird gezwungen, keine Schwachstellen zu präsentieren, sonst bist du gefundenes Fressen." Sie erhob ihre Augenbrauen und stellte ihr Glas ab. Elena ließ sich im Stuhl nieder und sah mich vorerst verstummt an.
"Mila, sich dem anderen Geschlecht gegenüber zu beweisen, ist kein Spiel, doch dabei die Liebe zu sich zu bewahren, scheint eine Kunst zu sein. Laut Erzählungen von Roberto bist du eine intelligente Frau, die in dieser Branche selten zu finden ist. Ich verdeutliche hiermit, dass du deine Maske bei mir fallen lassen kannst, denn in den Geschäften bin ich nicht verstrickt", ihre Worte ließ ich mir auf der Zunge zergehen.
Elena scheint ehrlich und direkt zu sein, obwohl wir uns vor nicht einmal einer Stunde kennengelernt haben. Ich gab ihr ein Lächeln, als ich das Glas austrank.
"Ich denke, wir sollten uns morgen verabreden. Schließlich steht ein Maskenball am Wochenende an, bei dem einflussreiche Personen anwesend sein werden." Zuvor hatte ich noch nie jemanden kennengelernt, der einen Charakter wie Elena besaß. Sie schien mir nicht inkompetent zu sein, und sie sagt, was sie denkt. Ich könnte meinen, dass sie viele Feinde hat, doch ich hingegen mochte ihren direkten Charakter.
"Vielleicht wäre es eine Gelegenheit, sich außerhalb der Branche besser kennenzulernen", betonte ich, als sie begann zu grinsen. "Das ist wohl wahr", sprach sie.
Somit vereinbarten wir für den morgigen Tag ein Treffen. Einerseits freute ich mich, doch andererseits bekam ich die unausgesprochenen Fragen nicht aus meinem Kopf.
Der Name García manifestierte sich wie Spinnweben in meinen Gehirnzellen, weshalb ich mich nicht auf das Abendessen konzentrieren konnte. "Wer ist die Familie García?" Alle Augen waren auf mich gerichtet, sodass ich die komplette Aufmerksamkeit erhielt. Meine Frage war unbedacht und unüberlegt, wobei ich mich selbst dafür verfluchen wollte.
"Mila-", begann murrend Toni, der jedoch von Arturo unterbrochen wurde. "Die Familie García ist eine sehr einflussreiche Familie. Das sollte meine Unbedarfte wissen, da sie eure Konkurrenten sind", mit einem Grinsen sah ich den Ehemann von Elena an.
"Sowie du mich nicht kennst, kenne ich dich nicht. Auf eine Frage gehört eine Antwort und wenn sie mir nicht gegeben wird, frage ich in die Runde, Arturo Santana", Arturo verzog seine Mimik, als Roberto seinem Neffen einen warnenden Blick gab.
Ich nahm wahr, wie angespannt Arturo war und unser gutes Bündnis meinerseits in Frage gestellt wurde. "Dein Vater sprach kaum darüber, da es über die Generationen hinweg verlief. Laut Erzählungen waren sie eng mit deiner Familie verbunden, Mila. Gemeinsam habt ihr in derselben Liga gespielt, wobei viele euch als unantastbar bezeichnet haben. Eines Tages gerieten die Familien in Streit, da die eine die andere um Geld betrogen hatte. Die Familie, die euch das Geld gestohlen hat, war die Familie García", begann Roberto mit einer Ruhe, die Geschichte der zwei Familien zu erzählen.
Jeder hörte gespannt zu, indessen einige sich eine Zigarette anzündeten und genüsslich rauchten. Toni saß entspannt im Stuhl und sah immer wieder mich an.
"Und der Pakt ist dazu da, um den Krieg zu beenden", nuschelte ich und fügte einige Puzzleteile zusammen. "Luigi García und dein Vater vereinbarten einen einvernehmlichen Friedensvertrag, um den Nachfolgern den Krieg zu ersparen. Ihr seid dennoch keine engen Verbündeten, allerdings wurde der Vertrag bis jetzt eingehalten", fügte Roberto hinzu.
Die Worte von Roberto hallten in meinem Kopf wider, während ich versuchte, die Bedeutung dieser Enthüllung zu erfassen. Die Geschichte der verfeindeten Familien García und unserer eigenen brachte eine neue Dimension in meine Wahrnehmung der Situation. Trotz des offiziellen Friedensvertrags lag immer noch eine gewisse Spannung in der Luft.
Ich spürte die Augen der anderen Gäste auf mir, als ob sie darauf warteten, wie ich auf diese Enthüllung reagieren würde. Doch ich zwang mich, äußerlich ruhig zu bleiben, während ich innerlich überlegte, wie ich diese neuen Informationen nutzen konnte.
Elena beobachtete mich aufmerksam, als ob sie meine Gedanken lesen könnte. Ihre Augen verrieten jedoch nichts über ihre eigenen Absichten oder Loyalitäten.
Die Entscheidung, sich morgen mit Elena zu treffen, schien plötzlich noch bedeutungsvoller zu sein. Vielleicht konnte ich mehr aus ihr herausfinden, als sie preisgeben wollte. Doch gleichzeitig musste ich vorsichtig sein. In dieser Welt der Intrigen und Machtspielchen konnte ich niemandem wirklich vertrauen.
Ich nickte Roberto dankbar zu, bevor ich mich entschloss, das Thema vorerst ruhen zu lassen. Es war klar, dass ich noch viele Fragen hatte, jedoch war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um sie zu stellen. Stattdessen musste ich meine Rolle als Mila Cortes spielen und weiterhin die Fassade wahren.
"Nimm das nicht zu Herzen, was Arturo erwähnt hat", beugte sich Elena leicht zu mir und gab mir einen aufmunternden Blick. "Glaub mir, irrelevante Situationen ignoriere ich gekonnt", auch wenn es ein Seitenhieb gegen ihren Ehemann war, musste sie selbst auflachen. "Das geht mir mit ihm manchmal ebenso", ein Grinsen entwich meinen Lippen, da ich spürte, wie sehr wir auf derselben Wellenlänge waren.
Der Abend neigte sich langsam seinem Ende zu, während die Uhr unaufhaltsam voranschritt und die Zeit zwischen uns und dem Abschied immer kürzer wurde. Die letzten Gäste verließen das Restaurant und die Atmosphäre wurde ruhiger und stiller.
Die Kellnerinnen begannen damit, die Tische abzuräumen und die Stühle hochzustellen, während das gedämpfte Licht des Restaurants eine warme und gemütliche Atmosphäre verbreitete.
Wir saßen noch einen Moment länger am Tisch und ließen den Abend Revue passieren. Die Gespräche hatten sich verlangsamt und es herrschte im Gegensatz zu Anfang eine gewisse Gelassenheit in der Luft.
Schließlich standen auch wir auf, dankten den Kellnerinnen und verließen das Restaurant. Die kühle Nachtluft empfing uns draußen und der Klang unserer Schritte auf dem Gehweg hallte durch die nächtlichen Straßen. Der Abend war vorbei, doch die Erinnerungen und Erkenntnisse, die ich gewonnen hatte, würden noch lange nachhallen.
Toni und ich stiegen in das schwarze Fahrzeug ein. Der Fahrer begrüßte uns in der nächtlichen Stunde, was wir erwiderten.
Ich bemerkte, wie die Spannung im Fahrzeug stieg, sodass Toni die Trennwand zum Fahrer und zu uns hochfahren ließ. "Bist du so ungeduldig? Musst du unbedingt alles sofort erfahren, Mila?" Er sah mich mit wütendem Blick an.
"Du hättest es mir vorher sagen müssen. Die Schuld nehme ich nicht auf mich, denn ich habe jetzt die Verantwortung", Toni lachte allerdings auf. "Macht, Mila? Das ist kein Spiel, das ist die verdammte Realität. Über die Familie García in der Öffentlichkeit zu sprechen, kann das Todesurteil sein. Wir sind keine Organisationen, bei denen sie ihre Viertel verteidigen! Wir sind die Familie, die ihre eigenen Gesetze machen, ebenso wie die Garcías", Toni war aufgebracht und das sehr.
"Du musst vieles lernen und die erste Regel lautet: Rede nicht über diese schäbige Familie", aufgebracht fuhr er sich durch die Haare, als ich verstummt aus dem Fenster sah. "Ich will nicht hart zu dir sein, doch ich bin dein Mentor, der dir die Regeln beibringen muss", ich sah zu Toni und schüttelte den Kopf. "Ein richtiger Mentor würde mir Antworten liefern und daraus kein Geheimnis machen", jeder verstummte abrupt.
Erleichterung war zu verspüren, sobald der Fahrer um den Wendekreis meines Anwesens fuhr. Der Fahrer ließ mich aussteigen, wobei Toni mir folgen wollte. "Du bist für heute nicht willkommen in meinem Zuhause", zischte ich und ließ ihn am Fahrzeug stehen.
Ich lief die Treppenstufen hinauf und drehte mich nicht um, denn die Emotionen kamen wie ein Tsunami in mir auf. Toni hatte ich bislang noch nie derart aufbrausend gesehen, was mir eine gewisse Angst einflößte.
Die Bediensteten begrüßten mich, doch ich besaß keine Kraft, irgendetwas zu sagen. Ich unterdrückte die Tränen, bis ich in meinem Schlafzimmer ankam. Mit meinem Rücken berührte ich die kalte Tür und ließ mich wie ein Kartoffelsack langsam zu Boden sinken.
Als ich auf dem Boden saß, überkamen mich die Gefühle wie eine Welle. Die tiefe Trauer über meinen Vater und Tonis Reaktion hatten mich aus der Fassung gebracht. Ich fühlte mich verwirrt und verletzlich, während ich versuchte, alles schlagartig zu verarbeiten. Meine Gedanken wirbelten durcheinander und ich konnte nicht aufhören, über das Geschehene nachzudenken.
Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. "Mila, ist alles in Ordnung?" Fragte eine Bedienstete mit gedämpfter Stimme. Es war Maria, eine meiner treuen Bediensteten, die mir seit Jahren gedient hatte.
Ich versuchte, meine Stimme zu fassen. "Ja, Maria. Ich brauche nur ein wenig Zeit für mich."
"Natürlich. Wenn du etwas benötigst, lass es mich wissen."
"Das werde ich, danke", antwortete ich leise.
Nachdem sie gegangen war, blieb ich noch eine Weile auf dem Boden sitzen. Die Ereignisse des Abends spielten sich immer wieder in meinem Kopf ab. Die Enthüllungen über die Familie García, die Spannungen bei Tisch und schließlich die Auseinandersetzung mit Toni - alles schien zu viel auf einmal.
Dennoch wusste ich, dass ich stark bleiben musste. Ich konnte es mir nicht leisten, in dieser Welt der Machtkämpfe und Intrigen Schwäche zu zeigen. Morgen würde ein neuer Tag sein, und ich würde mich mit Elena treffen. Vielleicht würde dieses Treffen mir helfen, einige Antworten zu finden und Klarheit zu gewinnen.
Mit diesem Gedanken stand ich langsam auf, atmete tief durch und machte mich fertig für die Nacht. Auch wenn die kommenden Tage sicherlich Herausforderungen bereithielten, war ich entschlossen, meinen Weg zu finden und die Verantwortung, die auf meinen Schultern lastete, zu tragen.
Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und zwang mich, meine Fassung wiederzuerlangen. Allein gelassen mit meinen Gedanken versuchte ich mich zu beruhigen. Ich musste einen klaren Kopf behalten und herausfinden, wie ich mit mein neues Leben umgehen sollte.
Ich ließ mein Abendkleid zu Boden nieder, als ich mich in das Badezimmer begab, um meine abendliche Routine zu vollenden. Mit meinen beiden Händen ließ ich auf dem Waschbeckenrand abstützen und sah mich mir angeschwollenen Augen im großen Spiegel an. Ich atme die Frust aus und stieß mich im Anschluss ab, um mich dem Schlaf zu widmen.
Als ich schließlich ins Bett ging, schloss ich die Augen und versuchte, meine Gedanken zu beruhigen. Die Nacht war still, doch in mir brodelten die Emotionen weiter. Dennoch schlief ich irgendwann ein, entschlossen, den nächsten Tag mit neuem Mut und Klarheit zu beginnen.
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