Kapitel 40: Der stärkste Mensch, den ich kenne (1.441)
Völlig überfordert mit dem heutigen Tag kommen Jimin, meine Mutter und ich wieder bei uns an. Direkt ziehen wir uns um, während mir erneut wieder Tränen aus den Augen kommen.
Ich bin so eine Heulsuse.
Kim Taehyung, bekomme dich endlich in den Griff!
Was werden Jungkook und Jin denn denken, wenn ich ihnen mit so unfassbar roten Augen entgegen trete?
Jungkook würde bestimmt denken, dass ich ihn aufgegeben hätte, doch das könnte ich niemals.
Ich muss wenigstens Jungkook zuversichtlich entgegen treten, wenn ich es schon so nicht schaffe. Da sind dann wohl meine schauspielerischen Fähigkeiten von der Theater AG gefragt, in der ich eine Zeit lang war.
„Wie geht es dir, Tae?" „Könnte definitiv besser sein." beantworte ich etwas abwesend die Frage der Person, die mich angesprochen hat, ehe ich realisiere, wer mich da angesprochen hat.
Ich hätte ja eher mit Jimin gerechnet, doch es ist meine Mutter, die mich besorgt und traurig mustert.
In dem Moment denke ich mir einfach 'Scheiß drauf' und teile mit ihr meine Gedanken. Etwas, was ich schon seit gut fünf Jahren nicht mehr mit ihr gemacht habe.
„Ich kann ihn nicht verlieren, Eomma." sage ich, während ich mir die Tränen wegwische. Daraufhin kommt meine Mutter auf mich zu und nimmt mich in ihre Arme. Schluchzend erwidere ich die Umarmung.
Es ist schon irgendwo ungewohnt das mit ihr zu teilen und sie zu umarmen, aber im Moment ist mir alles Vergangene komplett egal. Nur noch das Anstehende und Jungkook sind in meinen Gedanken.
„Ich kenne ihn zwar nicht, aber nach dem was ich von den Gesprächen zwischen dir und Jimin aufgeschnappt habe, bin ich sicher, dass er das schaffen wird. Du selbst hast gesagt, dass er stark ist. Also vertraue auf ihn und zeige ihm, dass du für ihn da bist. Dann wird er das bestimmt schaffen. Auf keinen Fall darfst du ihn aufgeben. Gehört? Ich habe damals aufgegeben, doch du hast dich wieder in den Griff bekommen und deinen Vater sogar noch dazu gebracht sich endlich zu stellen. Ich hätte ihn schon so oft aufsuchen können, doch habe ihn aufgegeben. Doch du nicht. Und sieh dir an, was du damit bezweckt hast. Wenn du Jungkook aufgibst, dann gibt er selbst vielleicht auf und da hat er den Kampf schon so gut wie verloren."
Ich nicke leicht in der Umarmung, wohlwissend, dass sie es spüren kann.
„Komm. Ich fahre euch jetzt ins Krankenhaus und dann will ich deinen Traummann unbedingt kennenlernen." lächelt meine Mutter, als sie die Umarmung gelöst hat und mir ihre Hand entgegen streckt. Leicht lächelnd nehme ich ihre Hand und zusammen gehen wir dann nach unten, wo Jimin bereits auf uns wartet.
Es ist schon eigenartig, dass meine Mutter und ich so vertraut miteinander umgehen, obwohl zwischen uns gut fünf Jahre Funkstille herrschte.
Aber im Moment ist mein Kopf, wie bereits gesagt, mit etwas anderem komplett beschäftigt.
Jedenfalls fährt meine Mutter uns dann zum Krankenhaus und ich frage an der Rezeption nach: „Ist Jeon Jungkook noch auf seinem Zimmer?" „Sind Sie ein Verwandter von Herrn Jeon?" stellt die Dame eine Gegenfrage. „Wir sind zusammen. Also in gewisser Weise, ja." Das nickt sie ab, ehe sie sich flüsternd an eine ihrer Kollegen wendet.
„Sie haben Glück. Herr Jeon liegt noch in seinem Zimmer, aber wird in dreißig Minuten für die OP abgeholt."
Direkt weite ich meine Augen.
In dreißig Minuten?
Wieso denn schon so früh?
„Die OP wurde vorverlegt, da schnelles Handeln in Herr Jeon's Fall enorm wichtig ist und der eigentlich Termin abgesagt wurde. Der Hirntumor Ihres Freundes wächst mit jeder Sekunde mehr und somit schneller, als erwartet."
Mir fehlen einfach die Worte, weshalb ich unendlich froh bin, dass Jimin nun das Wort ergreift: „Haben Sie vielen Dank." lächelt er freundlich, ehe er meine Hand in seine nimmt und mein benommenes Selbst mit zu den Fahrstühlen zieht, während meine Mutter einfach stillschweigend folgt.
Vollkommen verloren und neben der Spur stehe ich nun also im Fahrstuhl, während Jimin die notwendigen Knöpfe betätigt und wir somit auf die Station fahren, auf der mein Keks liegt.
„Taehyung, jetzt krieg dich ein. Oder soll Jungkook dich so sehen?" rüttelt mich mein bester Freund an meinen Schultern, weshalb ich auch erst jetzt wieder zu mir komme.
„Ich habe so fürchterliche Angst, Hyung." entgegne ich nur, ohne seine Frage zu beantworten, während ich mich bemühe nicht wieder in Tränen auszubrechen. „Ich weiß, Taehyungie, aber du musst jetzt stark sein. Für Jungkook. Für euch. Für eure Zukunft. Sei für ihn da und gib ihm Mut. Gib ihm deine Liebe. Denn das braucht Jungkook unbedingt vor dieser Operation. Hast du verstanden?"
Ich nicke die Worte des Älteren ab und atme nochmal tief durch, ehe wir nun zusammen und mit meiner Mutter an der Tür zu Jungkook's und meinem ehemaligen Krankenzimmer klopfen, ehe wir dieses dann betreten.
Mein Herz zieht sich ein Stück zusammen, als ich Jungkook sehe. Er sieht tatsächlich schwächer als gestern aus. Auch blasser ist er geworden, aber dennoch ziert ein leichtes Lächeln sein bleiches Gesicht, wobei ich nicht anders kann, als es schwach zu erwidern.
„Hey." murmle ich leise, was der Schwarzhaarige erwidert.
„Hey, Tae." begrüßt mich nun auch Jin, der neben dem Bett seines Bruders sitzt und dessen Hand hält, während ein trauriges Lächeln seine Lippen ziert.
„Wie geht's dir, Baby?" frage ich meinen Freund, während ich ihm sachte durch seine Haare streiche. „Jetzt, wo du hier bist, definitiv besser. Ich dachte schon, du kommst nicht mehr." „Ich wusste bis eben nicht, dass deine OP vorverlegt wurde, sonst wäre ich früher gekommen, mein Engel." entgegne ich wieder und beuge mich zu ihm runter um einen kleinen Kuss mit ihm zu teilen, welchen er auch direkt erwidert.
„Jungkook, Jin. Das ist meine Mutter Kim Sunmi. Eomma, das sind Jeon Seokjin und Jeon Jungkook." stelle ich meine Mutter nun vor, woraufhin sich Jin erhebt und meiner Mutter seine Hand entgegen streckt, welche sie auch sogleich ergreift. „Freut mich Sie kennenzulernen, Misses Kim." lächelt Jin leicht. Ich sehe Jungkook an, dass auch er meiner Mutter jetzt die Hand reichen wollen würde, jedoch zu schwach dafür ist.
„Ist schon okay, Baby." hauche ich ihm leise in sein Ohr, als ich es sehe und drücke ihm anschließend einen Kuss hinter dieses.
„Freut mich ebenfalls." erwidert meine Mutter die Worte Jin's, während sie mit ihm Hände schüttelt.
Eine ganze Weile reden Jin, Jimin, meine Mutter, Jungkook und ich noch miteinander, ehe nun Felix ins Zimmer kommt und meint: „Es ist soweit." Er lächelt Jungkook zuversichtlich an, während bei diesem in den Augen jedoch Panik zu erkennen ist.
Ich will gerade schon, bemüht darum nicht zusammen zu brechen und zu weinen, einen Schritt vom Bett weggehen, damit Felix Jungkook zu den OP-Räumen schieben kann, doch werde an meinem Handgelenk von ihm zurückgehalten.
„Tae." haucht er dabei. „Ich habe Angst." fährt er fort und sieht mich mit tränengefüllten Augen an.
Ich sehe noch einmal kurz fragend zu Felix um mich nochmal zu vergewissern, ob ich nochmal mit ihm reden kann. Dieser nickt, weshalb ich mich nun an den Bettrand meines Kekses setze, ihm beruhigend durch seine Haare streiche und meine andere Hand an seine Wange lege. Direkt schließt er seine Augen und legt seine Hand an die Meine bei seiner Wange, während er seinen Kopf dagegen lehnt und Tränen seinen Augen entweichen.
Dieser Anblick zerbricht mir mein Herz.
„Kookie, du wirst das schaffen, ja? Du bist der stärkste Mensch, den ich kenne. Du wirst auch das überstehen. Ich werde auf dich warten und tief in deinem Herzen bin ich sowieso immer bei dir. Vergiss das nicht. Sobald du diese Operation hinter dich gebracht hast, wirst du auch noch die Reha überstehen und dann werden wir uns zusammen den Sonnenuntergang ansehen. Das verspreche ich dir."
Ich kämpfe gegen meine eigenen Tränen an, während ich die von Jungkook von seinen Wangen wische und ihn versuche zuversichtlich anzulächeln.
„Ich liebe dich, mein Engel. Vom ganzen Herzen." füge ich noch hinzu und drücke ihm einen Kuss auf seine Stirn. „Ich liebe dich auch." lächelt Jungkook schwach, woraufhin ich noch einen letzten gefühlvollen Kuss mit ihm teile.
„Du schaffst das. Okay? Wir sind bei dir. Hier drin." sage ich noch und lege meine Hand auf seine Brust, ehe ich mich nun erhebe, damit Felix meinen Freund zum OP schieben kann.
Schweren Herzens lasse ich seine Hand los, welche er zum Schluss nochmal mir entgegen gehalten hat.
Kaum sind sie aus meinem Sichtfeld verschwunden sacke ich unter meinen Beinen zusammen, welche sich schon die ganze Zeit nur noch wie Pudding anfühlten, und breche in Tränen aus. Direkt spüre ich wie sowohl Jimin zu meiner linken, als auch Jin zu meiner rechten mich in ihre Arme schließen und ebenso Tränen vergießen.
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