Kapitel 27: Mikrokosmos (1.110)
Noch während ich mich so in Rage geredet hatte, kamen die Tränen aus meinen Augen. Mein Vater saß die ganze Zeit einfach nur stillschweigend auf dem Sessel und sah mich mit Tränen in den Augen an.
„TaeTae, ich..." „Nenn mich nicht so!" unterbreche ich ihn wieder. „Ich bin nicht mehr dein TaeTae und du bist nicht mehr mein Vater. Nicht solange du nicht wieder die Person bist, die du warst. Die Person bist, zu der ich aufsehen und auf die ich stolz sein kann. Bis dahin sind wir einfach nur Bekannte. Nicht mehr und nicht weniger."
Mit diesen Worten verlasse ich wieder das Wohnzimmer. „Entschuldigt, dass ihr das mit anhören musstet." sage ich noch an die Eltern von Jimin gewandt und verbeuge mich dabei kurz, ehe ich nun auch schon die Treppen nach oben gehe. Der Appetit ist mir nämlich schon vergangen, als ich meinen Vater erkannt habe.
Erschöpft lasse ich mich also rücklings auf das Bett fallen und atme tief durch.
Also meinen Vater zu finden und ihn aufzuklären ging ja doch schneller, als ich erwartet hatte. Ich könnte also rein theoretisch schon morgen wieder nach Seoul fahren. So kann ich mein Versprechen gegenüber Jungkook, ihn jeden Tag besuchen zu kommen, nämlich doch einhalten. Jetzt weiß ich ja genau wo mein Erzeuger wohnt, also könnte ich ihn ja später noch einmal aufsuchen, wenn ich mich etwas beruhigt habe, also bleibt mir nur zu hoffen, dass sich dieser nicht vom Acker macht.
„Hey, Taehyungie, ist alles okay bei dir?" fragt mein bester Freund dann, als er das Zimmer betritt, nachdem er geklopft hat. „So okay, wie es eben sein kann." beantworte ich seine Frage, woraufhin mein bester Freund nickt und sich neben mich legt, um mich zu umarmen, was ich auch direkt erwidere.
Eine ganze Weile verharren wir einfach nur in dieser Position, bis ich höre, wie sein Magen knurrt, weshalb ich kurz kichern muss und mich an ihn wende: „Ich bin dir echt dankbar, dass du für mich da bist, ChimChim, aber du kannst ruhig essen. Ich weiß doch, wie sehr du dich darauf gefreut hast, mal wieder das Essen deiner Mutter genießen zu können. Ich habe zwar keinen Hunger mehr, aber das soll dich nicht am Essen hindern. Ich werde mich einfach nur noch bettfertig machen, nochmal mit Kookie schreiben und dann auch schon schlafen."
„Ist okay, Tae. Aber ich werde dir trotzdem eine Kleinigkeit hoch bringen. Du musst nach diesem harten Tag echt was essen." „Danke dir, Hyung." entgegne ich lächelnd, ehe sich mein bester Freund nun auch vom Bett erhebt und den Raum verlässt. Nur kurz darauf kommt er wieder mit einem Tablett hoch und stellt es auf das kleine Tischchen, welches hier im Zimmer steht, ehe er wieder nach unten geht. Ich nehme ein paar Löffel der Suppe und mache mich anschließend auch bettfertig.
Fertig umgezogen und mit frisch geputzten Zähnen setze ich mich also auf die Fensterbank und greife nach meinem Handy, nur um nochmal mit meinem Freund zu schreiben:
Tae:
Hey, mein Engel.
Bist du noch wach?🤔
Mein Keks❤️:
Natürlich bin ich noch wach,
wenn du mir mitteilst,
dass wir nochmal schreiben.😊
Tae:
Wie war denn dein Tag,
seit ich weg bin?
Mein Keks❤️:
Ich vermisse dich immer noch.😔
Tae:
Ich dich auch, mein Engel.
Aber ich habe meinen Vater schneller gefunden,
als erwartet, also werde ich schon morgen
wieder nach Seoul kommen.
So kann ich mein Versprechen,
dich jeden Tag besuchen zu kommen,
doch noch halten.😉
Mein Keks❤️:
Wirklich?🥺
Tae:
Naww, natürlich, Kookie.
Ich würde dich doch nicht anlügen.
Mein Keks❤️:
Ich weiß, aber es klingt einfach zu schön,
um wahr sein zu können.☺️
Tae:
Es ist aber wahr.
Glaub mir.
Mein Keks❤️:
Was machst du noch?🤔
Tae:
Nicht viel.
Einfach nur den Sonnenuntergang
betrachten, die ganze Zeit an dich denken
und auf morgen hinfiebern.😇
Mein Keks❤️:
Achso, deshalb habe ich also
dauernd dieses Piepen im Ohr?
Weil du an mich denkst?😉
Tae:
Kann nicht sein.
Dann müsstest du ja 24/7
Tinnitus haben.🙃
Mein Keks❤️:
Du kannst echt so niedlich sein manchmal. ^^
Aber ich muss jetzt schlafen.
Jin hat mich schon ermahnt,
da ich morgen wieder fit
für die Reha sein muss.
Ich freu mich schon auf morgen.😊
Ich liebe dich, mein Winterbär.😘❤️
Tae:
Und ich liebe dich,
mein Engel.😘❤️
Träum von mir, ja?😉
Mein Keks❤️:
Nichts leichter als das. ^^
Bis morgen, Taehyungie.🥰
Tae:
Bis morgen, Kookie.🥰
Lächelnd und mit deutlich besserer Laune als zuvor noch, lege ich mein Handy zurück auf den Nachttisch, schließe es an das Ladekabel an und schalte das Licht aus. Danach gehe ich zurück zur Fensterbank, auf welcher ich bis gerade noch gesessen habe und sehe mir den Sonnenuntergang weiter an.
Mittlerweile stehen schon die Sterne am Nachthimmel und erleuchten zusammen mit der Skyline Busans und dem Mond die Erde.
Tatsächlich ist mir erst aufgefallen, wie wunderschön die Nacht ist, als ich Jungkook kennengelernt habe. Klar, der Sonnenuntergang hat auch etwas magisches und besonderes an sich, doch die Nacht ist dennoch einzigartig.
Jedes einzelne Individuum ist ebenso besonders, wie es die Sterne am Nachthimmel sind.
Jedes einzelne Individuum ist ebenso besonders, wie es bestimmte Momente sind.
Zum Beispiel der Moment, in dem ich mit Jungkook den Sonnenuntergang und die anschließende Nacht betrachtet habe. Der Abend, an dem er mir von der Geschichte seiner Mutter erzählt hat.
Oder der Moment an jenem Abend, an welchem ich Jungkook zum ersten Mal küsste.
So lange ist es noch nicht her, aber dennoch hat dieser Moment einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen und in meinem Gedächtnis. Ich denke, dass ich diesen Moment niemals vergessen werde.
Er leuchtete in meinen Augen heller, als es die Sterne jemals könnten.
Er leuchtete in meinen Augen so hell, dass ich das Gefühl hatte zu träumen.
Wenn ich bei ihm bin, habe ich das Gefühl, Jungkook und ich würden in unserem eigenen Universum leben.
Zwei so unbedeutend erscheinende Individuen in einem einzigen, gemeinsamen Mikrokosmos, in welchem der andere jedoch die Welt für einen bedeutet.
Denn das bedeutet mir Jungkook.
Er bedeutet mir die Welt, obwohl ich ihn erst so kurz kenne.
Es ist fast so, als hätte uns das Universum zusammengeführt.
Es ist fast so, als wäre es Schicksal, dass wir aufeinander trafen.
Bisher glaubte ich immer, Die Legende Des Roten Fadens wäre Schwachsinn, doch nur mit eben dieser Legende kann ich mir erklären, warum mir Jungkook innerhalb dieser kurzen Zeit so ans Herz gewachsen ist. Warum ich ihn nicht ebenso behandeln konnte, wie ich sonst immer alle meine Mitmenschen behandelte.
Ich kenne ihn noch nicht einmal eine Woche und nach nur zwei Tagen habe ich mich direkt Hals über Kopf in ihn verliebt.
Er ist das einzige Individuum, das in meinem Mikrokosmos existiert.
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