Kapitel 23: Das Familiengeheimnis (1.394)
„Ich habe dort den Jungen kennengelernt, der damals mit im Auto war. Den Jungen, der zusehen musste, wie seine Eltern starben."
Direkt als ich zu Ende gesprochen habe, weitet meine Mutter ihre Augen und auch ihr Mund klappt auf. Vor lauter Überraschung über diese Info lässt sich meine Mutter zurück ins Polster der Couch fallen. „Du...Du h-hast ihn kennengelernt?"
Langsam nicke ich. „Ihn und seinen älteren Bruder. Jeon Seokjin und Jeon Jungkook." Ich atme einmal tief durch, ehe ich meine Mutter aufkläre:
„Seokjin war damals mit Freunden in Spanien, doch Jungkook saß mit in dem Auto. Er musste mit ansehen, wie seine Eltern starben. Bei dem Unfall hat er sich eine Knochenquetschung zugezogen und lag dann drei Jahre lang im Koma. Vor gut zwei Jahren erst ist er aufgewacht und hat seit damals ein Trauma. Immer wenn er auch nur leicht an das von damals erinnert wird, bekommt er einen Anfall und wird dann bewusstlos. Aufwachen tut er dann immer erst am nächsten Morgen. Mutter, Jungkook und Seokjin verdienen Gerechtigkeit. Vater muss sich endlich stellen und deshalb muss ich wissen, wo er sich aufhält. Bitte. Ich muss nochmal mit ihm reden. Vielleicht stellt er sich endlich, wenn er weiß, was für einen Schaden er bei den Hinterbliebenen angerichtet hat. Jin und Kookie haben das nicht verdient."
„Jin und Kookie?" fragt sie leicht irritiert nach. „Ja. Also Seokjin und Jungkook. Jin arbeitet als Arzt in dem Krankenhaus, in dem ich war und Jungkook war mein Zimmernachbar. Jin wünscht sich nichts mehr als Gerechtigkeit für den Tod seiner Eltern und für Jungkook's Zustand, da dieser nie wieder ein normales Leben führen kann. Jungkook ist so verdammt liebevoll, Mutter. Du würdest ihn sofort in dein Herz schließen. Trotz allem, was ihm bereits in seinem nicht gerade langen Leben widerfahren ist, ist er noch immer so unfassbar glücklich, fröhlich, höflich und freundlich. Sein Lächeln steckt jeden an. Also bitte hilf mir, meinem Freund zu helfen, indem ich Vater aufsuchen und ihn erneut darum bitten kann, sich endlich zu stellen."
„Deinem...Deinem Freund?" „Ja. Wir sind zusammen. Jungkook und ich. Also bitte hilf mir, ihm zu helfen." beantworte ich ihre Frage, während erneut Tränen aus meinen Augen kommen. „Ich...Ich habe die Nachricht und die Anruferliste direkt gelöscht, als er erneut angerufen hatte. Es tut mir wirklich leid, Tae, aber ich weiß nur, dass dein Vater aktuell in Busan ist. Mehr kann ich dir nicht sagen, so gerne ich das auch würde."
Ich atme einmal tief durch und streiche mir über mein Gesicht, ehe ich erneut die Stimme erhebe: „Naja, danke, Mutter. Ich werde schon irgendwie herausfinden, wo er wohnt, doch dafür müsste ich nach Busan. Gleich morgen Abend fahre ich zusammen mit Jimin dorthin. Wenn er einmal wieder in Südkorea ist, will er natürlich auch seine Familie besuchen. Naja. Ich geh dann mal hoch zu ihm. Dennoch danke, Mutter. Gute Nacht."
Mit diesen Worten verlasse ich das Wohnzimmer direkt und gehe die Treppen nach oben zu meinem Zimmer, in welchem es sich Jimin auf meinem Bett gemütlich gemacht hat und anscheinend gerade mit jemandem schreibt. Je näher ich an ihn ran komme, desto sicherer bin ich mir, mit wem er da schreibt, denn er hat ein unfassbar breites Lächeln im Gesicht.
„Na, verdreht dir Rosie den Kopf?" Überrascht zuckt mein bester Freund zusammen, als ich spreche. Also scheint er nicht einmal mehr mitbekommen zu haben, wie ich den Raum betreten habe. Jedoch fängt sich der Silberhaarige wieder und nickt, ehe er eine letzte Nachricht an seine Freundin tippt und sich anschließend mir zuwendet: „Jetzt erzähl mir mal bitte, was hier los ist. Ich dachte, dass du, seitdem dein Vater euch verlassen hat, kaum noch bis gar nicht mehr mit deiner Mutter redest?"
Ich nicke, während ich mich mit auf mein Bett lege und auch beginne zu erzählen:
„Das tue ich auch, aber das jetzt war wirklich wichtig. Jiminie, versprichst du mir, dass du mich nicht hassen oder von dir stoßen wirst, wenn ich dir etwas erzähle?" „Hey, ich könnte dich niemals hassen oder von mir wegstoßen. Du bist und bleibst mein bester Freund, Taehyungie und du kannst mir alles erzählen. Also was willst du mir sagen?"
Erleichterung macht sich in mir breit, als er das sagte. Ich könnte es echt nicht verkraften, wenn sich mein bester Freund jetzt auch noch von mir abwenden würde.
„Es gibt da etwas, wo ich dir nicht die ganze Wahrheit gesagt habe. Du...Erinnerst du dich noch an den Unfall an der Klippe von vor gut fünf Jahren?" „Ja. War das nicht so, dass ein wohl betrunkener Fahrer von der Spur abgekommen ist, weshalb ein anderes Auto ausweichen musste und somit direkt auf die Klippe zu fuhr? Soweit ich weiß, waren in dem Auto ein dreizehnjähriger Junge und dessen Eltern, oder?" „Jap, genau."
Ich atme nochmal tief durch und fahre dann fort: „Weißt du, der Junge, der damals den Tod seiner Eltern mitansehen musste, ist Jungkook." Überrascht zieht mein bester Freund nach meinen Worten die Luft ein und sieht mich ungläubig an. „Was? Der Junge war Jungkook?" Diese Frage des Älteren nicke ich lediglich langsam ab.
„Jeon Seokjin, also Jungkook's Bruder und Arzt, war damals mit Freunden in Spanien im Urlaub und hat eben dort von dem Unfall erst erfahren. Hier in Seoul angekommen, hat er dann erfahren, dass seine Eltern gestorben sind und dass sein Bruder, also das einzige Familienmitglied, das ihm geblieben ist, im Koma liegt. Aber das ist nicht das, was ich dir eigentlich erzählen wollte, aber es gehörte auch dazu. Jimin, das ist ein Familiengeheimnis. Niemand außer meiner Mutter, meinem Vater und mir weiß davon, also bitte behalte für dich, was ich dir jetzt sagen werde. Versprichst du mir das?"
Diese Frage meinerseits nickt der Ältere ab, weshalb ich nun fortfahre: „Die Person, die damals für diesen Unfall verantwortlich war, war mein Vater." Die Augen des Silberhaarigen werden nach dieser Info noch größer, doch sagt er nichts, weshalb ich fortfahre:
„Er hat gefeiert, dass die Aktien seiner Firma gestiegen sind und hat sich deshalb betrunken. Mit Alkoholintus hat er sich dann an das Steuer gesetzt und das Leben der Familie Jeon komplett zerstört. Meine Mutter und ich wollten ihn dazu bringen sich zu stellen, als wir die Auswirkungen seiner Tat im Fernsehen gesehen haben, doch noch in der selben Nacht ist er abgehauen. Er wollte meine Mutter und mich eigentlich mitnehmen, doch wir sträubten uns. Er sollte sich stellen, doch tat es bis heute nicht. Das ist der eigentliche Grund, warum ich mich veränderte. Ich bin meinem Vater viel zu ähnlich und das will ich nicht, denn so habe ich nur noch größere Angst, eines Tages genau so zu handeln, wie er es tat. Doch als ich Jungkook kennengelernt und von seiner Vergangenheit erfahren habe, habe ich mir erst so richtig als Ziel gesetzt, dass ich meinen Vater wenn es sein muss höchstpersönlich zum Revier chauffiere, doch dafür muss ich ihn erst einmal finden."
Während ich spreche, kommen mir Tränen in die Augen. Als ich zu Ende gesprochen habe, drückt mein bester Freund mich direkt an sich, was ich sofort erwidere.
Ich hatte echt Angst, dass er sich von mir abwenden oder mich hassen wird, wenn er davon erfährt, doch scheinbar steht er trotz allem noch hinter mir, was mir ein unsagbares Glücksgefühl beschert.
„Ich verstehe das, Tae und ich bin froh darüber, dass du dafür sorgen willst, dass sich dein Vater seiner Verantwortung stellt." sagt der Ältere noch immer in der Umarmung. „Du glaubst ja gar nicht, wie froh ich darüber bin, dich in meinem Leben zu haben, Hyung." entgegne ich auf seine Worte und drücke ihn noch näher an mich.
Erst nach einer ganzen Weile lösen wir die Umarmung und Jimin fragt: „Wie willst du denn vorgehen?" „Da liegt eben das Problem. Ich weiß nicht genau, wo sich mein Vater aktuell aufhält. Meine Mutter meinte nur, er sei in Busan. Aber Busan ist groß, also keine Ahnung, wo ich suchen muss." „Nicht du, sondern wir. Ich werde dir natürlich dabei helfen und dich unterstützen, Taehyung." widerspricht der Silberhaarige. „Ich danke dir vielmals." „Das ist selbstverständlich. Also wann hast du geplant nach Busan zu fahren?" fragt mein bester Freund. „Direkt morgen, nachdem ich Kookie besucht und ihn informiert habe, dass ich für einige Zeit nach Busan muss." „Okay, das lässt sich einrichten. Ich ruf sofort meine Mutter an und bitte sie, uns beide für morgen einzuplanen."
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