Kapitel 21: Entlassung (1.420)

Der Tag verging recht schnell. Jungkook wurde für die Reha abgeholt und ich packe gerade meine Sachen zusammen, da ich ja heute entlassen werde.

Niemals hätte ich gedacht, dass ich das jemals sagen werde, aber ich vermisse das Krankenhaus schon jetzt.

Auch wenn ich gerade mal vier Tage hier war, hat sich dieses Zimmer mehr wie ein Zuhause angefühlt, als mein richtiges Zuhause.

Schon eigenartig, dass ich ein Krankenhaus eher als ein Zuhause bezeichne als mein tatsächliches.

Jedenfalls bin ich gerade am Packen und warte darauf, dass Jimin mich abholen kommt und dass Jungkook wieder kommt, damit ich mich von ihm verabschieden und ihm sagen kann, dass ich ihn jeden Tag besuchen komme.

Ja, ich glaube meine Mutter hat bis jetzt noch immer nicht gecheckt, dass ich in einem Krankenhaus bin, aber das wundert mich nicht einmal.

Bin ich ihr echt so egal?
Findet sie sich wirklich so einfach damit ab, dass ich von ihr Abstand nehme?
Wieso unternimmt sie einfach nichts dagegen?
Wieso ist es ihr so verdammt gleichgültig, dass ihr einziges Kind auf Abstand zu ihr geht?

Erst das Klopfen an der Tür reißt mich aus diesen ganzen Fragen, weshalb ich auch erst jetzt realisiere, dass sich Tränen aus meinen Augen gelöst haben, welche ich so schnell wie nur möglich wegwische, ehe ich schon spüre, wie sich jemand neben mich auf das Bett schmeißt, da sich dieses etwas senkt.

„Bereit, Taehyungie?" fragt mein bester Freund neben mir, weshalb ich nur nicke.

„Hey, warum hast du denn geweint?" fragt er weiter, als er es anscheinend sieht. „Ich musste nur an meine Mutter denken. Hat sie denn absolut nichts gesagt, als du bei mir warst, um mir Sachen zu holen?" „Entschuldige, Taehyungie, aber deine Mutter war nicht einmal zuhause. Ich habe euren Ersatzschlüssel genommen, um rein zu kommen. Ich glaube deine Mutter war arbeiten, als ich bei euch war."

Betrübt nicke ich mit dem Kopf und wende diesen von meinem besten Freund ab.

Mal wieder wird mir klar vor Augen geführt, in was für eine kaputte Familie ich da hineingeboren wurde. Beziehungsweise, wie sie sich zu einer solchen entwickelt hat.

Bevor das mit diesem Autounfall passierte, waren meine Eltern und ich glücklich. Wir waren eine sehr glückliche Familie. Doch mit diesem Tag veränderte sich unser Leben komplett. Nicht nur das von Jungkook und seinem Bruder, wobei es sie wesentlich schlimmer getroffen hat.

Und zwar sehr viel schlimmer.

Jungkook hat bis heute noch mit den Folgen von diesem Unfall zu kämpfen.
Er kann nicht richtig laufen, er kann sich nicht von alleine fertig machen und er hat dadurch ein Trauma erlitten.

Es ist mir sowas von egal, dass es sich bei dieser ganzen Sache um meinen Vater, also um mein eigen Fleisch und Blut, handelt. Jungkook und Jin verdienen Gerechtigkeit. Auch wenn das ihre Eltern nicht zurück bringt, so hätten sie endlich ihre gerechte Strafe und vielleicht könnte so wenigstens Jin damit abschließen.

Jungkook wird wohl auf Ewig mit den Folgen von diesem Erlebnis zu kämpfen haben.

Bei diesem Gedanken spüre ich, wie erneut eine warme Flüssigkeit über meine Wangen läuft, weshalb ich schnell über diese wische, ehe ich schon höre, wie sich die Tür zum Krankenzimmer öffnet und ganz klar vernehmen kann, wie Jungkook anscheinend eine lautstarke Diskussion mit jemandem führt.

„Nein, das ist nicht richtig, Hyung. Das JYP Entertainment ist das dritte der Big Three und nicht Big Hit Music. Da verwechselst du was. Big Hit Music zählt nicht zu den Big Three." „Du musst das ja wissen, Dongsaeng." entgegnet Jin, als er Jungkook in seinem Rollstuhl bis zu seinem Bett schiebt und ihm anschließend dabei hilft auszusteigen.

Direkt reicht der Blondhaarige seinem Bruder die Krücken, ehe sich dieser dann uns zuwendet: „Gehst du schon, Tae?"

Sein Blick zeigt ein wenig Trauer über diese Tatsache, als ich nicke und aufstehe, um zu ihm zu gehen.

Bei ihm angekommen, schlinge ich direkt meine Arme um ihn, was der Schwarzhaarige auch kurz darauf, wenn auch nur mit einem Arm, erwidert, da er in der anderen Hand seine Krücken hält. Er vergräbt seinen Kopf in meine Schulter und drückt mich so fest es ihm eben möglich ist, an sich.

Erst nach einer ganzen Weile lösen wir die Umarmung und direkt lege ich meine linke Hand an seine Taille, meine rechte an seine Wange und streiche mit meinem Daumen über diese. Währenddessen nimmt Jungkook seine linke Hand, nimmt die Meine in Seine und schmiegt sich wohlig gegen diese, während seine Augen geschlossen sind.

Aus diesem Grund verbinde ich unsere Lippen miteinander und spüre, wie Jungkook diesen gefühlvollen Kuss auch sofort erwidert. Als wir ihn lösen sage ich: „Ich werde jeden Tag vorbeikommen, mein Engel. Das verspreche ich dir." „Das will ich auch hoffen. Wenn nicht werde ich Rosé und Jisoo auf dich hetzen." entgegnet er und nun mischt sich auch Jin ein und sagt: „Hoseok und ich würden uns auch auf dich stürzen, wenn du unserem Kookie irgendetwas antust oder ihn nicht besuchst, Taehyung!"

Auch wenn seine Stimme ernst klingt, entgeht mir nicht dieses sanfte Lächeln des Älteren, weshalb Jungkook und ich kurz kichern müssen.

„Also. Ich werde jeden Tag kommen, Kookie." „Ich freu mich schon." entgegnet er lächelnd und direkt verbinde ich wieder unsere Lippen miteinander, ehe ich mich schweren Herzens von ihm löse und ihm und Jin noch ein letztes Mal zu winke, bevor Jimin und ich uns dann gemeinsam auf den Weg zu mir nachhause begeben.

Auf dem Weg dorthin bleibt es vorrangig ruhig zwischen uns.

Kaum zu glauben, aber ich vermisse Kookie schon jetzt, obwohl ich das Krankenhaus noch immer sehen kann, wenn ich mich umdrehe.

„Sag mal, Taehyungie, seit wann sind du und Jungkook eigentlich zusammen?" spricht mich der Silberhaarige dann an. „Noch nicht lange. So richtig erst seit gestern, aber zum ersten Mal geküsst haben wir uns schon vorgestern Abend, als wir uns zusammen den Sonnenuntergang angesehen haben. Und was ist mit dir und Rosé?" „Gestern. Wir sind nicht richtig richtig zusammen. Nur nachdem du mir ihre Nummer gegeben hast, habe ich sie direkt angerufen und um ein Date gebeten. Sie hat auch zugesagt und joa. So haben wir uns dann halt getroffen und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Ich weiß auch nicht genau, wie das Alles passiert ist, aber irgendwann haben wir uns geküsst und sind auf gewisse Art und Weise zusammen gekommen, nachdem wir heute zusammen auf dem Winterfest waren."

„Wieso nur auf gewisse Art und Weise?" frage ich irritiert nach. „Tae, in zwei Wochen fliege ich wieder nach L.A. und das weiß Rosé. Wir führen nur eine Zwei-Wochen-Beziehung. Das weiß sie genau so gut, wie ich, aber dennoch haben wir uns irgendwie darauf eingelassen." „Und wieso führt ihr dann keine Fernbeziehung weiter, wenn du wieder in L.A. bist?"

„Weißt du wie scheiße solche Fernbeziehungen sind? Wir wohnen auf unterschiedlichen Kontinenten und sind ständig von Menschen umgeben, die der Partner nicht kennt, zudem kommt dann auch noch das ständige Verlangen, den Anderen bei sich zu haben und das will ich mir und vor allem ihr ersparen. Diese Sehnsucht ist echt schlimm, wenn man sich wirklich liebt."

„Hast du irgendwie Erfahrung darin, Jiminie?" „Nein. Natürlich nicht. Aber so stelle ich mir das eben vor. Und das ist einfach nur kacke. Rosé und ich haben uns ausgiebig darüber unterhalten und sind zu dem Entschluss gekommen, unsere gemeinsame Zeit hier in Seoul so lange wie möglich zu genießen. Danach werden wir uns wohl trennen und das war's. Ein wunderbares Zwei-Wochen-Erlebnis."

Manchmal frage ich mich, ob mein bester Freund wirklich so dumm ist oder er einfach nur so tut.

Ich kenne den Älteren schon fast mein ganzes Leben lang und weiß, wie er tickt. Er wird das bestimmt nicht lange durchhalten können. Jimin sehnt sich nach Liebe und er ist nicht der Mensch, der einfach nur vorübergehend mit irgendjemandem Spaß hat.

Nein, Nein. Er wird schon noch früh genug merken, dass er das nicht durchhalten kann.

Also könnte das in zwei Szenarien enden:
Erstens: Er wird in Seoul bleiben oder Rosé wird mit ihm gehen. (Wie auch immer.)
Oder zweitens: Er wird sich schon bald von der Blondhaarigen trennen.

Ich hoffe ja auf Ersteres, denn ansonsten wird mein bester Freund wie ein Wrack auf meinem Schoß liegen und sich ausheulen. Doch ich hasse es, wenn es ihm nicht gut geht.

Jedenfalls kommen wir nun bei mir an und ich sehe bereits das Auto meiner Mutter in der Einfahrt. Also muss sie schon von der Arbeit zurück sein, weshalb ich nochmal tief durchatme, ehe ich die Haustür dann öffne und zusammen mit Jimin eintrete.



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So, das war's dann jetzt mit dem Lesetag.^^

Bis morgen, meine Lieben.💜

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