Kapitel 20: Unnötige Hoffnungen? (1.503)
Eine ganze Weile schauen Jungkook und ich jetzt schon in die Stille der dunklen Nacht. Nur die Skyline Seouls sorgt für Licht in der Stadt, genau so wie der Mond und die Sterne.
Jungkook hat seinen Kopf auf meine Schulter gebettet und unsere Hände miteinander verschränkt. Erst nach einer ganzen Weile spüre ich, wie seine Atmung etwas ruhiger wird, weshalb ich schon fast davon ausgegangen wäre, er wäre eingeschlafen, doch dann beschleunigt sich seine Atmung wieder etwas und er setzt sich auf, während er seine freie Hand an seinen Kopf hält und einen kurzen, schmerzerfüllten Laut von sich gibt.
„Hey. Ist alles okay, Kookie?" „Ja, ich...ich habe gerade nur wieder Kopfschmerzen." beantwortet er meine Frage. „Hast du die etwa öfter?" „Ja, fast jeden Morgen beim Aufstehen. Aber bitte sag Jin und Hobi nichts. Sie machen sich so schon genug Sorgen. Das ist nichts schlimmes." „Also ich weiß nicht, Jungkook. Sicher?" Diese Frage meinerseits nickt er nur ab.
„Aber sag mal, Tae. Was...Was wird eigentlich ab morgen?" „Was soll werden?" frage ich irritiert über den plötzlichen Themenwechsel. „Na was wird aus uns, wenn du morgen entlassen wirst?" „Wie kommst du denn darauf, dass sich überhaupt was zwischen uns ändern wird, wenn ich entlassen werde?"
„Naja, wenn du dann wieder da draußen bist...Ich mein...Ich hab einfach Angst, dass du dann jemand besseren findest." beantwortet er meine Frage und wendet seinen Blick von mir ab. Ich kann nicht anders, als kurz zu kichern. „Kookie, sieh mich bitte an." sage ich, doch er hält seinen Blick weiterhin stur gesenkt. Aus diesem Grund nehme ich dann sein Kinn in meine Hand und drücke sein Gesicht so hoch, dass er mir direkt in meines sieht.
Ich kann einige Tränen in seinen Augen ausmachen, die jedoch nicht seine Wangen hinunter kullern.
„Kookie, es wird niemals jemand besseren als dich geben. Viel eher müsste ich Angst haben, dass du jemand besseren findest. Schließlich hast du definitiv jemand besseren als mich verdient." Direkt schüttelt er energisch den Kopf, was wohl etwas zu viel für ihn ist, weshalb er erneut eine Hand an seine Stirn legt und kurz schmerzhaft aufzischt. „Sicher, dass du keinen Arzt brauchst?" „Ja, ganz sicher. Tae, meinst du das ernst, was du gesagt hast?" fragt er dann nach.
„Jedes einzelne Wort, mein Engel." lächle ich und nähere mich zum wiederholten Male seinem Gesicht, bis sich unsere Lippen berühren. Wie auch bei allen anderen Küssen zuvor, verspüre ich auch jetzt wieder dieses Kribbeln in meinem Bauch, ja fast schon wie ein Feuerwerk, das in meinem Inneren explodiert. Ja, damit lässt es sich am besten Beschreiben, auch wenn selbst das nicht wirklich an die Realität heran kommt.
Mal wieder explodieren die Gefühle in mir und ich habe das Gefühl, mein Herz hat irgendein Herzfehler, da es viel, viel, viel zu schnell und viel, viel, viel zu stark gegen meine Brust schlägt.
„Was stellst du nur mit mir an?" frage ich dann also nach meinem Gedankengang rhetorisch. „Das selbe könnte ich dich fragen und wir beide wissen, dass wir keine Antwort bekommen werden, da wir beide keinen Plan davon haben." entgegnet er lächelnd, was mich zum Lachen bringt. Denn er hat Recht. Wir erleben diese Gefühle das erste Mal und ich muss sagen, dass ich mir niemand besseren vorstellen könnte, mit dem ich diese kennenlernen wollen würde.
„Oh Gott, du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich dich liebe." Mal wieder lacht er kurz nach meinem Satz und sagt dann: „Ich liebe dich auch."
Zusammen legen wir uns dann in sein Bett und beginnen eng aneinander kuschelnd zu schlafen.
Als ich am nächsten Morgen wach werde, spüre ich das Gewicht von meinem kleinen Keks weder auf meinem Arm, noch auf meiner Brust, weshalb ich mich irritiert und noch leicht verschlafen aufsetze.
Es ist eigenartig, nicht mit einem Piksen in meine Wange geweckt zu werden, sondern von ganz alleine.
Aus diesem Grund ist meine nächste Amtshandlung, die Uhrzeit zu checken, weshalb ich mein Handy in die Hand nehme, auf der die Ziffern mir die Uhrzeit zehn Uhr anzeigen. Direkt weite ich überrascht meine Augen.
Sonst kamen die Ärzte zur ersten Untersuchung schon etwa um sieben Uhr.
Aus diesem Grund gehe ich einfach davon aus, dass Jungkook bereits von seinem Bruder oder von seinem besten Freund abgeholt wurde und sie mich nicht wecken wollten. Da ich ja eigentlich schon so gut wie entlassen bin, wundert es mich auch nicht, dass man mich für die nächsten Untersuchungen nicht geweckt hat.
Deshalb will ich mich gerade wieder in Jungkook's Bett zurück in die Kissen fallen lassen, wobei ich jedoch etwas erschrocken zusammenzucke, als ich die Klospülung aus dem angrenzenden Bad wahrnehme und direkt darauf wie der Wasserhahn angeht.
Als ich dann jedoch ein leichtes Poltern aus dem Bad vernehme, schrecke ich direkt hoch und laufe in schnellstmöglicher Geschwindigkeit zum Bad.
Ich klopfe an die Tür und frage: „Hey, alles okay?"
Als ich keine Antwort vernehme, bekomme ich ein verdammt ungutes Gefühl im Magen.
„Ich komm jetzt rein." sage ich also und öffne die Tür.
Der Anblick, der sich mir nun bietet, jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken und ich habe das Gefühl, mein Herz und mein Atem scheinen eine Weile auszusetzen, ehe ich nun wieder zu mir komme und mich zu dem hilflosen Jungen auf den Boden setze.
Er hat, soweit es ihm mit einem gequetschten Knochen eben möglich ist, seine Beine eng an seinen Körper gezogen und umschlingt diese mit seinen Armen, während er seinen Kopf auf seine Knie gebettet hat und an die Badewanne lehnt.
Langsam will ich also nun meine Arme um den Jüngeren schlingen, jedoch zuckt er direkt zusammen und rutscht vor Schreck bis an die Wand zwischen Badewanne und Toilette und sieht mich aus angsterfüllten Augen an.
„Hey, ich bin's. Was ist los, Jungkook?" spreche ich sanft auf ihn ein und rutsche näher an ihn. Als er realisiert, dass ich es bin, kommt er wieder zu mir gerutscht und schlingt direkt seine Arme um mich. Ich zögere nicht länger und schließe ihn direkt in meine Arme und drücke ihn fest an mich.
Ich bin ein Mensch, der noch nie wirklich mit Tränen anderer klar kam, ich selbst kam ja nicht mal mit meinen klar, doch sind Jungkook's Tränen noch um einiges schlimmer, als die anderer.
Ihn so zu sehen, bricht mir das Herz.
Ich weiß nicht, was ich sonst tun kann, außer ihn in meine Arme zu schließen und für ihn da zu sein und so zu hoffen, dass ich ihn wenigstens ein bisschen trösten kann.
„W-werde i-ich e-es w-wirklich i-irgendw-wann sch-schaffen o-oder m-mache i-ich m-mir u-unnötige H-Hoffnungen?" schluchzt Jungkook stotternd in meine Brust, weshalb ich ihm nun auch zur Beruhigung einen Kuss auf seinen Haarschopf drücke, ehe ich frage: „Was meinst du, mein Engel?" Während ich frage, streiche ich ihm beruhigend über seinen Rücken.
„W-Werde ich es jemals sch-schaffen, d-diese Therapie zu b-beenden oder w-werde ich auf Ewig i-in diesem Krankenhaus b-bleiben?" „Hey, natürlich wirst du das schaffen. Warum bist du denn plötzlich so negativ, mein Engel? Das passt nicht zu dir." entgegne ich und nehme dabei sein Gesicht in meine Hände, um ihm in die Augen sehen und ihm seine Tränen wegwischen zu können.
„Tae, ich bin achtzehn Jahre und schaffe es nicht einmal mich alleine fertig zu machen, ohne dass ich hinfalle. Wie soll ich diese Therapie schaffen, wenn ich nicht einmal zu so etwas Selbstverständlichen und Einfachen in der Lage bin?" widerspricht Jungkook und weicht meinem Blick mit seinem aus.
„Hey, Kookie. Bitte sag sowas nicht. Ich bitte dich. Du darfst auf keinen Fall aufgeben, okay? Du bist so unfassbar willensstark. Du wirst diese Therapie schaffen und schon bald nach draußen gehen und dir den Sonnenuntergang von dort aus ansehen können. Nicht mehr von dieser Fensterfront in diesem Zimmer aus. Nein, von draußen. Du wirst die letzten Sonnenstrahlen und die von diesen ausgehende letzte Wärme spüren können. Du wirst den Nachthimmel von draußen und in seiner vollsten Pracht sehen können, okay? Du darfst unter gar keinen Umständen aufgeben. Hast du verstanden? Ich glaube an dich und ich weiß, dass du es schaffen wirst. Ja, vielleicht dauert es noch eine Weile, aber du wirst es auf jeden Fall schaffen, hast du mich verstanden?" rede ich auf den Schwarzhaarigen ein, ohne das Streicheln auf seiner Wange zu unterbrechen und auch ohne aufzuhören in seine Augen zu sehen.
„I-Ich w-werde nicht aufgeben. Aber ich m-möchte dich um etwas bitten, Tae." entgegnet der Jüngere dann leicht lächelnd. „Alles, was du willst, mein Engel." erwidere ich sein Lächeln. „Ich wünsche mir nicht nur den Sonnenuntergang zu sehen. Ich wünsche mir, dass du ihn dir mit mir zusammen ansiehst, Tae. Ich wünsche mir, ihn mit dir zusammen zu genießen." „Es wäre mir eine Ehre, Kookie."
„Ich liebe dich, Tae." „Und ich liebe dich, Kookie." erwidere ich seine Worte und nähere mich anschließend direkt seinem Gesicht, um unsere Lippen nur kurz darauf miteinander zu verbinden.
—————————————————————————————————
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top