Kapitel 16: Kosenamen (1.124)
Erst nach einiger Zeit löst Jin die Umarmung und sieht mich mit einem sanften Lächeln an.
„Ich danke dir, dass du für meinen Bruder da sein willst, Tae." spricht er dann auch genau so lächelnd, ehe sich plötzlich die Tür öffnet und Jungkook auf seinem Rollstuhl von Jung Hoseok in den Raum geschoben wird.
Freundlich grüßen uns der Arzt und die schönste Person auf Erden, ehe die beiden Ärzte das Zimmer verlassen. Jin jedoch nicht, ohne mir noch einmal einen vielsagenden Blick zuzuwerfen.
„Hey! Hey, wo wollt ihr hin?" höre ich Jungkook verzweifelt den Ärzten hinterher rufen. „Wie soll ich denn jetzt aus dem Rollstuhl kommen?" flüstert er bedrückt, als die Tür ins Schloss fällt.
Ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen, als ich sehe, wie er versucht irgendwie aus dem Rollstuhl zu kommen.
Eben dieses Kichern scheint Jungkook nun auch zu bemerken, weshalb er mir einen schmollenden Blick zuwirft und dabei sarkastisch „Ja. Sehr witzig. Haha." sagt, ehe er wieder lächelt und wesentlich ernster fortfährt: „Jetzt sei ein guter fester Freund und hol Felix, damit ich hier raus kann."
Aufgrund der Tatsache, dass er mich als fester Freund bezeichnet, kann ich nicht anders, als so breit zu lächeln, wie ich wohl noch nie gelächelt habe.
„Jetzt hilf mir doch mal endlich, Tae." schmollt er weiter und verschränkt nun seine Arme vor seiner Brust.
Aus diesem Grund kichere ich erneut und erhebe mich nun aus dem Bett, um auf ihn zuzugehen.
Ich wuschle ihm kurz durch seine Haare und sage dabei lächelnd: „Du bist so unfassbar niedlich."
Während meiner Aktion zieht er erneut einen Schmollmund und versucht nun seine Haare wieder zu richten, indem er sie wieder etwas glatt streicht. „Komm. Gib mir deine Hand." sage ich dann, woraufhin mich der Angesprochene erst ein wenig irritiert ansieht, dann jedoch meine Hand ergreift.
Mit einem Ruck ziehe ich ihn aus dem Rollstuhl und stütze ihn, damit er mir nicht umfällt, mit meinem freien Arm an seiner schmalen Taille. Er gibt einen überraschten Laut von sich, als ich ihn ohne Vorwarnung aus dem Rollstuhl hieve, sodass er plötzlich mehr als nah an mir steht und nach Halt suchend seine Arme um meinen Hals schlingt, während er mir aufgrund dieser Nähe mit seinen wunderschönen und großen Rehaugen in meine sieht.
Verträumt nehme ich meine rechte Hand und streiche ihm einige seiner Haarsträhnen aus seiner Stirn und frage: „Womit habe ich dich nur verdient?" Dann findet meine Hand ihren Platz an seiner linken Wange, woraufhin ich sehen kann, dass er beginnt breit zu lächeln. Nun lässt er seine Hände an meinen Nacken wandern und verhakt sie dort ineinander, ehe er einen leichten Druck an dieser Stelle ausübt und meinen Kopf somit ein wenig seinem entgegen drückt, während er mir mit seinem eigenen Gesicht näher kommt und anschließend unsere Lippen miteinander verbindet.
Direkt schließe ich meine Augen und lasse diesen Gefühlen, die nun in mir in vollster Größe explodieren, freien Lauf. Instinktiv intensiviere ich den Kuss, indem ich meinen Kopf leicht schief lege und Jungkook scheint diesen Wink zu verstehen, da er seinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung schief legt. Ich nutze nun diese Möglichkeit und lecke sachte über seine Lippen, um um Einlass zu bitten, welcher mir auch direkt darauf gewährt wird. Erneut erkunde ich seine Mundhöhle, wobei der Jüngere nun gar nicht mehr so zurückhaltend wirkt, wie noch heute Morgen. Nein, er ist nun mutiger und trägt einen leichten Dominanzkampf mit mir aus, den ich jedoch ohne große Mühe gewinne.
Doch das scheint den Schwarzhaarigen nicht einmal ansatzweise zu stören, denn er lässt mich ihn einfach ohne irgendwelche Gegenangriffe führen.
Wir lösen den Kuss erst, als wir keine Luft mehr bekommen.
„Welches Bein ist nochmal dein verletztes?" „Links. Warum?" „Damit ich weiß, bei welchem ich vorsichtig sein muss." beantworte ich seine Frage grinsend, ehe ich ihn mit einem Ruck, jedoch auch so vorsichtig wie möglich, im Brautstil hochhebe, was meinem Keks einen überraschten Laut entfallen lässt und er seine Arme nach Halt suchend um meinen Hals schlingen muss.
Jedoch weicht seine Überraschung genau so schnell, wie sie gekommen ist und er sieht mich lächelnd an, ehe er seine linke Hand an meine Wange legt und mir noch einen kurzen Kuss aufdrückt, ehe er sagt: „Ich liebe es, wenn du so dominant bist, Liebling."
An sich hätte ich jetzt mit einem ironischen Ich weiß und einem vielsagenden Wackeln meiner Augenbrauen geantwortet, jedoch bringt mich dieses Liebling von ihm komplett aus der Fassung.
„Wie hast du mich gerade genannt?" „Liebling. Mein Kosename für dich. Ich habe in vielen K-Dramen gesehen, dass Verliebte für ihren Partner immer einen Kosenamen haben, um ihrer Wertschätzung gegenüber der Person die sie lieben, Ausdruck zu verleihen. Ein besserer ist mir bisher noch nicht eingefallen." beantwortet mein Freund meine Frage, als wäre es das normalste der Welt, was mich nur noch breiter schmunzeln lässt.
„Sind wir schon bei Kosenamen angelangt, ja? Ich dachte, die kommen immer erst, wenn man ein paar Tage zusammen ist." entgegne ich, weil ich es liebe ihn ein wenig aufzuziehen, jedoch scheint das nicht so zu klappen, da er noch immer vollkommen unbeirrt etwas darauf erwidert: „Ist das so? Naja, dann geht es bei uns eben etwas schneller voran. Ist auch gut so, denn das Leben kann schneller vorbei sein, als man denkt. Man sollte jeden einzelnen Moment auskosten."
Ich frage mich echt, wie ein Junge, der schon so viel durchstehen musste, wie den Tod seiner Eltern — den er sogar live miterlebt hat — und den Aufenthalt hier im Krankenhaus, eine solch positive Lebenseinstellung haben kann. Ich an seiner Stelle wäre vermutlich bereits in Selbstmitleid und tiefer Depression verendet, weshalb sich alle meine Mitmenschen, bis auf vielleicht Jimin, von mir abgewandt hätten, weil sie meine der Depression und dem Selbstmitleid verschuldeten Gefühlsschwankungen nicht länger ausgesetzt sein wollen würden.
Doch er?
Er hat jeden Tag ein Lächeln auf seinem Gesicht, ist zu jedem seiner Mitmenschen freundlich und dazu auch noch hilfsbereit und fürsorglich.
„Du...Du bist einfach unverbesserlich, mein Engel." kann ich also nur lächelnd hervorbringen.
Wieder lächelt er mich nur an und verbindet erneut unsere Lippen miteinander, während seine Hand noch immer auf meiner rechten Wange ruht.
Nun tue ich das, was ich eigentlich geplant hatte, als ich ihn in Brautstyle hochgehoben habe und lege ihn auf sein Bett, ehe ich mich nun zu ihm lege und uns zudecke. Direkt versteht er, was ich vor habe und kuschelt sich nun eng an mich. Er legt seinen Kopf auf meiner Brust ab und ich schlinge meinen Arm um ihn und ziehe ihn noch näher an mich.
Jungkook hat Recht: Leben ist vergänglich.
Man weiß nie, wann der Tod einen holen kommt, weshalb man jeden einzelnen Moment auskosten müsste.
Leider werden Jungkook und ich schneller mit dem Tod konfrontiert, als uns lieb ist.
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