Kapitel 14: Liebe (1.163)

„Was fühlst du, wenn du bei mir bist, Jungkook?"

Kaum habe ich die Frage zu Ende gestellt, werden meine Hände extrem schwitzig und ich habe das Gefühl, dass sich auch auf meiner Stirn Schweißperlen sammeln, so nervös bin ich. So viel Angst habe ich vor seiner Antwort und einer möglichen Abweisung.

Ein weiterer Teil, der zusammen mit meinem Vater verschwand: Die Angst.

Seit mein Vater gegangen war und sich nicht stellte, bin ich wohl ziemlich gefühlskalt geworden. Nur bei Jimin taute das Eis um meinem Herzen etwas, doch nur Jungkook scheint es gerade komplett aufzutauen.

Er sorgt dafür, dass ich wieder zu dem Menschen werde, der ich war und eigentlich auch immer geblieben bin, nur dass ich ihn versteckte. Und mit ihm das Geheimnis meines Vaters. Das Geheimnis meiner Familie. Die Tatsache, dass er für einen Unfall verantwortlich war, zwei Menschen damit umgebracht und das Leben zweier anderer ruiniert hat, ohne die Verantwortung für sein unüberlegtes Handeln zu tragen, aufgrund seines Egoismus'.

Jungkook hingegen scheint sich bei meiner Frage anzuspannen und sieht mich überrascht an. Dann atmet auch er tief durch, ehe er ansetzt meine Frage zu beantworten: „Ich wünschte, ich könnte dir eine klare Antwort geben, Tae, aber ich weiß es selbst nicht." Dann nimmt er meine Hand und legt sie auf seine Brust, weshalb ich meine Augen extrem weite, so stark hämmert es gegen seine Brust. „Das ist alles, was ich dir sagen kann, Tae." fährt er dann fort, während meine Hand noch immer auf seiner Brust ruht. Genau da, wo ich sein Herz spüren kann.

„Mein Herz spielt in deiner Nähe verrückt, auch wenn ich keine Ahnung habe, was das ist und warum es so ist. Ich bin zu unerfahren, um zu wissen, was es damit auf sich hat. Also sag du es mir. Was bedeutet das, deiner Meinung nach?" fährt er dann fort und sieht mich mit großen Augen an.

Ich beginne leicht zu lächeln, ehe ich nun seine andere Hand ergreife und sie an meine Brust lege. „Spürst du das?" frage ich, woraufhin der Angesprochene auf meine Frage nickt. „Vergleiche das erst mit deinem Herzschlag, ehe ich dir eine Antwort gebe. Was fällt dir auf?" frage ich weiter und lächle nur weiterhin.

„Sie...Sie schlagen fast gleich schnell." beantwortet er meine Frage und ich nicke mit einem „Mhm." Kurz mache ich eine Pause und warte, ob er noch etwas sagt, was er auch sogleich tut: „Sie...Sie schlagen auch fast gleich stark."

Wieder nicke ich und beginne ihn nun in Kenntnis zu setzen: „Jungkook, diese Herzschläge zeigen, dass du das Gleiche fühlst, wie ich." „Und was ist das, was du fühlst?" fragt er weiter, noch immer von unserem fast gleich schnellen und starken Herzschlägen hypnotisiert, weshalb er genau so hypnotisiert auf unsere Hände auf meiner Brust starrt.

Er ist so unschuldig.

Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass er mit bereits dreizehn Jahren ins Krankenhaus kam und für drei Jahre im Koma lag. Also erwachte er erst mit sechzehn und lebt seitdem in diesem Krankenhaus, ohne dass kaum eine Person länger als eine Woche bei ihm blieb, mit Ausnahme von Hoseok, Jin, Felix und anderen Ärzten und Pflegern, mit denen er jedoch nicht so viel Kontakt hatte, aufgrund ihrer Tätigkeiten.

„Tae, was ist das, was du fühlst?" bohrt der Jüngere erneut nach, als ich noch immer nicht geantwortet habe und sieht mir währenddessen nun in meine Augen. Ein Schmunzeln huscht mir über das Gesicht, als ich seine Frage mit einem einzigen Wort beantworte: „Liebe."

Liebe?" fragt er weiter nach und sieht mich leicht verwirrt an. Es kommt einem fast so vor, als wäre er ein Außerirdischer, aber man darf nicht vergessen, dass er tief in seinem Inneren noch ein sechzehn, wenn nicht sogar dreizehnjähriger Junge ist.

Und wie kann ein Dreizehnjähriger schon verstehen, was für ein atemberaubendes Gefühl Liebe überhaupt ist?

Niemand weiß, was Liebe ist. Das weiß man erst, wenn man reif genug ist und es selbst erlebt.

Was ist schon die Definition von Liebe?

Keine Definition der Welt, weder auf Wikipedia noch auf sonstigen Internetseiten, kommt auch nur im Entferntesten an die Realität heran.

Das weiß ich jetzt.

„Ja, Liebe, Kookie." „Was genau ist das?" „Sowas kann man nicht genau definieren. Man muss es selbst fühlen. Es bedeutet im Prinzip so viel wie tiefste Zuneigung und Wertschätzung gegenüber der Person, die dein Herz so zum Ausrasten bringt. Wenn man dieses Gefühl verspürt, dann will man die andere Person nie wieder verlassen, also für immer an ihrer Seite bleiben. Man will sie vor allen Schattenseiten dieser Welt beschützen und immer für sie da sein. Komme, was da wolle. Liebe ist das stärkste, doch zugleich auch gefährlichste Gefühl der Welt. Fluch und Segen gleichermaßen."

„Das klingt...beängstigend." entgegnet Jungkook auf meine Worte und schluckt leer. „Das ist es zu Anfang immer, doch wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat, dann ist es eines der schönsten Dinge, die es auf dieser Welt nur gibt." „Ja, das haben Jin und Hoseok auch mal gesagt." entgegnet er, während er verträumt seine Hand mit meiner verschränkt, was mich direkt zu meinem nächsten Punkt bringt:

„Jungkook, ich hab zwar absolut keine Ahnung davon, da ich dieses starke Gefühl noch nie zuvor verspürt habe, doch ich würde mich freuen es zusammen mit dir kennenzulernen. Was meinst du?"

Und da ist es schon wieder. Das starke Schwitzen meiner Hände und auch dieses Gefühl, als würden sich auch auf meiner Stirn Schweißperlen ansammeln.

„Ja, es würde mich freuen, dieses Gefühl mit dir zusammen zu entdecken." lächelt er und es fühlt sich so an, als würde nach dieser Antwort nicht nur ein Stein, sondern ein ganzer Felsbrocken von meinem Herzen fallen.

„Also...Würdest du mit mir...Also willst du mit mir..." „Ja, ich würde gerne mit die zusammen sein, Tae." unterbricht er mich lächelnd und ich sehe ihn überrascht an.

Woher weiß er zwar, dass ich das fragen wollte, doch hat keine Ahnung, was Liebe überhaupt ist?

„Ich glaube ich weiß, woran du gerade denkst. Ich lebe nicht hinterm Mond, Tae. Ich habe in meiner Zeit hier schon so einige K-Dramen durchgesuchtet und weiß zumindest halbwegs, was es mit Beziehungen auf sich hat, doch nie habe ich verstanden, was Liebe überhaupt ist. Immer wieder haben sich die Protagonisten diese Worte gesagt, doch nie konnte ich nachvollziehen, wie sie sich dabei fühlten." „Dann werden wir das jetzt zusammen herausfinden." lächle ich, was Jungkook auch ansteckt.

Ich nähere mich zum wiederholten Male seinem wunderhübschen Gesicht, bis ich seine wunderbaren und weichen, leicht nach Erdbeeren schmeckenden Lippen wieder auf meinen spüren kann.

Während dieses Kusses vergesse ich einfach alles, da wir beide so viel Gefühl rein stecken, wie wir nur können.

Ich vergesse, dass wir im Krankenhaus sind, ich vergesse, was mein Vater damals getan hat, ich vergesse sogar, dass Jin während unserer gesamten Konversation noch immer hier im Zimmer war und kann nur hoffen, dass er wirklich die ganze Zeit geschlafen hat.

In diesem Moment existieren nur Jungkook und ich und der Rest des Universums scheint wie verpufft.




—————————————————————————————————

Auch wenn sich keiner gemeldet hat, werde ich heute trotzdem mehrere Kapitel hochladen.

Einfach, weil ich Bock habe.😂

So if someone still read this book enjoy the reading day. xD

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top