Kapitel 10: First Kiss (1.337)

Nervös presse ich meine Lippen aufeinander und sehe den Schwarzhaarigen einfach nur an.

Vorher war es mir eigentlich immer egal, ob jemand erwidert oder ob man mich abweist, doch bei Jungkook ist das irgendwie anders.

Ich will nicht, dass er mich abweist.

Ich räuspere mich kurz, als ich sehe, dass Jungkook noch immer seine Augen zusammengekniffen hat und muss unwillkürlich lächeln und meine Nervosität scheint zu verfliegen.

Er ist doch einfach zu knuffig.

„Du...Du kannst deine Augen wieder auf machen, Jungkookie." sage ich dann lächelnd, doch er schüttelt einfach nur seinen Kopf und kneift seine Augen weiterhin zu. „Oh Gott, wie um alles in der Welt kannst du nur so niedlich, aber im nächsten Moment wieder so gutaussehend sein?" spreche ich dann meine Gedanken, die ich in diesem Moment habe, laut aus.

Wieder breitet sich nur eine Gänsehaut auf seinem Körper aus, doch noch immer hat er seine Augen geschlossen.

„Wenn du nicht gleich deine Augen wieder aufmachst, mache ich es gleich nochmal." sage ich dann also und sofort reißt mein Gegenüber seine Augen auf und sieht mich ungläubig an. „Tut mir leid, wenn ich dich damit überfallen habe, aber ich ticke nun einmal so. Ich bin im Teenager-Alter und meine Hormone spielen verrückt." entschuldige ich mich dann also leicht unbehaglich, da ich garantiert nicht wollte, dass er sich unwohl fühlt.

„Nein, das ist es nicht." murmelt er schüchtern und senkt seinen Blick auf seinen Schoß, wo er seine Hände nervös knetet. „Was ist es dann?" frage ich weiter. Er antwortet nicht, sondern presst nur seine Lippen aufeinander, was mich ihn erst irritiert ansehen lässt, ehe sich bei mir ein Schalter umlegt.

Ich reiße meine Augen auf und frage: „War...War das dein erster Kuss?"

Jungkook antwortet nicht sondern knetet weiterhin seine Hände auf seinem Schoß.

„Oh, das...das tut mir leid. Ich hatte nicht..." „Könntest du das nochmal machen?" unterbricht er mich mit einer so leisen Stimme, dass ich es fast nicht gehört hätte. „Wie bitte?" frage ich grinsend, um sicher zu gehen, dass ich mich doch nicht verhört habe. „Bitte, Tae." sagt er und sieht mich nun schüchtern an.

„Wenn du erwiderst." sage ich grinsend und lege meine Hand wieder zurück an seine Wange. „Aber...Aber ich weiß nicht wie." entgegnet er leicht stotternd und unfassbar schüchtern. „Vertrau mir und mach mir einfach nach." spreche ich und nähere mich erneut seinem Gesicht. Kurz vor seinen Lippen halte ich inne und hauche ein: „Entspann dich und schließe deine Augen, Kookie." Erneut bildet sich eine Gänsehaut auf seiner Haut, doch kommt er meiner Bitte nach und entspannt sich merklich, während er seine Augen schließt.

Erneut lege ich vorsichtig und behutsam meine Lippen auf seine und beginne diese sanft zu bewegen.

Ich lasse Jungkook Zeit, sich diese Bewegung von mir abzugucken. Nach einiger Zeit beginnt er dann tatsächlich, wenn auch sehr zurückhaltend und schüchtern, seine Lippen ebenfalls so zu bewegen, wie ich meine bewege, weshalb ich unweigerlich in diesen Kuss hinein grinsen muss.

Mit der Zeit scheint Jungkook mutiger zu werden, denn langsam werden seine Bewegungen weniger zurückhaltend. Er legt sogar ebenfalls eine Hand an eine meiner Wangen, weshalb ich meine linke Hand nehme und ihn an seiner Taille näher an mich heran ziehe, während meine rechte nach wie vor noch an seiner Wange verweilt.

Ich lege meinen Kopf leicht schief, um den Kuss somit zu vertiefen, bis ich mich mit Jungkook langsam auf seinem Bett niederlasse und somit über ihm liege.

„Wow." lächelt er, nachdem wir den Kuss aufgrund von Luftmangel lösen mussten. Seine Hände sind mittlerweile in meinen Nacken gewandert und er spielt lächelnd mit den Haaren in diesem rum, weshalb auch ich lächeln muss.

„Tae?" „Hm?" frage ich. „Du hast so ein unfassbar schönes Lächeln. Warum verwendest du es nur so selten?" fragt er und legt währenddessen seine Hand an meine Wange und streicht nun, wie ich zuvor bei ihm, mit seinem Daumen über diese. Für einen kurzen Moment muss ich noch breiter lächeln, jedoch verschwindet es direkt wieder.

„Naja, ich...Also früher habe ich echt verdammt viel gelächelt. So viel, dass mir manchmal schon das Gesicht weh getan hat." Bei dieser Erinnerung muss ich nun doch wieder kurz lächeln. „Mein Vater hat mich sehr oft zum Lächeln gebracht. Alleine schon wenn er mich mit meinem zweiten Spitznamen, also TaeTae, angesprochen hat musste ich lächeln. Doch seit mein Vater nicht mehr da ist, kann ich diesen Namen nicht mehr leiden. Ich kann meinen Vater nicht mehr leiden. Das, was er getan hat war viel zu schlimm, als dass ich ihn jemals wieder als meinen Vater bezeichnen könnte. Er hat meine Mutter und mich einfach alleine gelassen. Jedenfalls lächle ich seitdem kaum noch und auch meinen Spitznamen kann ich seitdem nicht mehr leiden. Er erinnert mich zu sehr an meinen Vater und somit an das, was er getan hat. Ich kann ihm das niemals verzeihen."

„Hey, jetzt wein doch bitte nicht." sagt der Schwarzhaarige, der nach wie vor noch unter mir liegt, und wischt mit seinen Daumen die von mir unbemerkten Tränen weg. Ich habe echt nicht gemerkt, dass ich angefangen habe zu weinen, doch anscheinend ist diese Erinnerung schlimmer, als ich erwartet hatte.

Ich kann bis heute einfach nicht glauben, dass er damals einfach nichts getan hat und sich nicht einmal gestellt hat, sondern lieber vor seiner Verantwortung davongelaufen ist und meine Mutter und mich zu allem Überfluss auch noch gänzlich allein gelassen hat.

Jedenfalls muss ich wieder anfangen zu lächeln, als Jungkook mich besorgt und mit Mitgefühl ansieht.

„Aber erst einmal genug von mir. Jungkook, wie lange genau bist du jetzt eigentlich schon hier im Krankenhaus und wie bist du überhaupt hier gelandet?" Direkt als ich meine Frage zu Ende gestellt habe, hält Jungkook mit der Bewegung seines Daumens auf meiner Wange inne und scheint sich überall anzuspannen.

Ich will ihm gerade sagen, dass er mir auch nicht zu antworten brauch, wenn es ihn zu sehr mitnimmt, doch da antwortet er schon: „I-Ich...M-Meine Eltern..." Er atmet einmal tief durch. „I-Ich b-bin seit fünf Jahren h-hier." Überrascht weiten sich meine Augen und ich setze mich ebenso überrascht auf, was der Schwarzhaarige mir nur kurz darauf gleich tut. „Seit fünf Jahren?" frage ich ungläubig und Jungkook gibt als Antwort nur ein Nicken und beißt sich nervös auf seiner Unterlippe rum.

„M-Meine Eltern und ich...M-Meine Eltern..." weiter kommt er nicht, da er wieder beginnt schwerer zu atmen und wie auch schon heute Früh kommen ihm auch jetzt wieder Tränen aus den Augen. Auch jetzt kommt sein Atem nur noch stoßweise und direkt läuten bei mir wieder alle Alarmglocken.

„Hey, was ist los?" frage ich während ich besorgt sein Gesicht umrahme, jedoch antwortet er nicht, stattdessen sehe ich nun, dass seine Augen halb geschlossen sind und unter seinen Lidern zucken seine Augen immer wieder hin und her, während sein ganzer Körper angespannt ist und ebenfalls immer wieder zusammenzuckt.

„Jungkook! Hey, Jungkook!" schreie ich panisch, während ich ihm ebenso voller Panik mit meinen Daumen über seine Wangen streiche, doch nichts passiert.

„Hey, ganz ruhig. Ganz ruhig, okay?" sage ich um Ruhe bemüht während ich ihm nun etwas sachter über seine Wangen streiche. Ich drücke ihm einen kurzen Kuss auf seine Stirn und sage dann noch: „Ich hole Hilfe, Okay? Bitte halte durch." Dann lege ich ihn auf das Bett, ehe ich so schnell ich kann und Tränen überströmt aus dem Krankenzimmer in den Flur renne und den nächstbesten Arzt anspreche, an dessen Namensschild Lee T. steht.

„Bitte. Ich brauche dringend Ihre Hilfe." sage ich panisch und der Arzt legt beruhigend seine Hände auf meine Schultern während er versucht mich nun auch mit seiner Stimme zu beruhigen: „Hey, beruhigen Sie sich. Was ist los?" „I-Ich weiß es nicht. Er...Er...Bitte, er braucht Ihre Hilfe!" rufe ich schon fast. „Okay, bringen Sie mich zu ihm." sagt der Arzt beruhigend und direkt stürme ich zurück zu dem Zimmer.

„Aish." vernehme ich auch direkt die Stimme des Arztes, welcher schnellen Schrittes zu Jungkook geht, der unverändert auf dem Bett liegt.


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