Kapitel 1: Schneewittchen (1.334)

Wieder zu mir komme ich nicht etwa durch irgendeine Stimme, sondern durch ein Gefühl, als würde mir jemand mit seinem Zeigefinger in meine Wange piksen.

Zu Anfang dachte ich mir das nur eingebildet zu haben, doch als es ein zweites Mal passiert, stöhne ich etwas schmerzhaft auf, während ich versuche meine Augen zu öffnen, sie jedoch aufgrund des hellen Lichtes, das mich mit einem Mal umgibt, direkt wieder zukneifen muss. Beim zweiten Versuch klappt es schließlich und ich kann meine Augen nun öffnen.

Das Erste, was ich wahrnehme, ist nicht etwa der Geruch von Desinfektionsmittel oder das Bett in dem ich plötzlich liege, sondern es ist die Person, die mir erschreckend nah ist und mich dabei angrinst. Direkt weite ich meine Augen und setze mich blitzschnell auf, wobei mein Kopf um ein Vielfaches stärker dröhnt als zu Anfang, weshalb ich meine Hand an meinen Kopf halten muss.

„Was zur Hölle?" sage ich währenddessen. Dann sehe ich die Person wieder an, die erst für dieses stärkere Dröhnen gesorgt hat. „Spinnst du?" fahre ich den Jungen vor mir an und zeige ihm ein Vogel. „Verzeihung. Ich wollte dich nicht erschrecken." entgegnet der Schwarzhaarige nur lächelnd, was mich nur noch mehr verwirrt. „Wer zum Fick bist du?!" fahre ich ihn weiter an. „Was benutzt du denn nur für Kraftausdrücke? Das ist aber gar nicht höflich."

„Nicht höflich? Ich bin nicht höflich? Wer zum Fick hat mich denn geweckt und mich so dermaßen erschrocken, dass ich meinen Kopf förmlich Dröhnen hören kann?" fahre ich ihn weiter an. „Stimmt. Das war dann wohl ich. Verzeihung. Aber ich bin so verdammt aufgeregt." entgegnet mein Gegenüber, während er wie ein Honigkuchenpferd über das ganze Gesicht grinst und überglücklich in seine Hände klatscht.

Okay, der Typ ist definitiv cringe.

Aus diesem Grund rücke ich ein Stückchen von ihm weg und wiederhole meine Frage: „Wer zum Henker bist du?" „Oh. Ich bin Jeon Jungkook. Dein Zimmernachbar." beantwortet er noch immer lächelnd meine Frage, während er mir nun seine Hand entgegen streckt.

Diesen Moment nutze ich und betrachte das Honigkuchenpferd nun genauer.

Seine Haare sind so schwarz wie Ebenholz, seine Haut jedoch so weiß wie Schnee. Diese blasse Haut und diese rabenschwarzen Haare stehen in einem wunderbaren Kontrast zueinander. Er ist ziemlich schmal gebaut und ich würde ihn von der Größe her vielleicht auf 1,75m bis 1,80m schätzen. Schwer zu sagen, da er auf einem Stuhl neben meinem Bett sitzt. Doch das Beste an seinem Aussehen sind diese blutroten Lippen und diese tiefbraunen Augen.

Fuck, ich hab ein verdammtes, männliches Schneewittchen vor mir sitzen.

Er sieht wirklich unfassbar gut aus. Nicht gut für mein bisexuelles Dasein.

Jedoch ist er scheiße nervig, denn sein Dauergrinsen geht mir so langsam echt auf die Nerven und dass er mir nach wie vor noch seine Hand entgegen streckt, obwohl er bei mir soeben noch für scheiß Kopfschmerzen gesorgt hat und mich dazu auch noch auf unschöne Art und Weise geweckt hat, ist nochmal eine Spur nerviger.

„Und du heißt?" fragt er dann, als ich noch immer keine Anstalten gemacht habe, auch mich vorzustellen. Er scheint echt geduldig zu sein, denn auch seine Hand ist noch immer ausgestreckt. „Es geht dich einen feuchten Dreck an, wer ich bin." beantworte ich schließlich seine Frage.

Auf meine sehr harsche Antwort hin, verschränkt der Schwarzhaarige seine Arme vor seiner Brust und lehnt sich in seinem Stuhl zurück, während er mit Schmollmund sagt: „Spielverderber."

Fuck! Warum sieht der Typ gerade so unfassbar niedlich aus?

Ich muss bei dem Unfall ja echt hart mit dem Kopf aufgekommen sein...

„Naja gut, okay. Dann antworte mir halt nicht. Ich werde schon noch in Erfahrung bringen, wie du heißt." schmunzelt der Schwarzhaarige, während er sich nun mit Mühe und Not vom Stuhl erhebt und zu seinem Bett humpelt, um sich dort nieder zu lassen.

„Hoseok und Jin werden gleich rein kommen, um nach uns zu sehen. Nur, damit du vorbereitet bist." spricht das männliche Schneewittchen noch, während er sich nun ein Buch aus seinem Schubfach holt.

Nein, kein Buch. Ein Manga! One Piece!

Direkt als ich das sehe, beginnen meine Augen garantiert zu leuchten.

One Piece ist mein absoluter Lieblingsanime und meine absolute Lieblingsmangareihe.

Gerade als ich fragen will, ob er mehr von diesen Mangas hat, halte ich mich jedoch zurück, denn erstens bin ich immer noch sauer, dass er mich so unsanft geweckt hat, zweitens bin ich immer noch sauer, dass er für extreme Kopfschmerzen bei mir sorgte und drittens kann ich seinen Charakter aktuell absolut nicht ab.

Wie kann man denn dauerhaft so fröhlich und freundlich sein?

I mean, selbst während er diesen Manga liest ziert ein verdammt breites Lächeln seine Lippen.

Kopfschüttelnd lege ich mich nun wieder in das Krankenhausbett und kuschel mich in die Decke. Gerade als ich meine Augen schließen will, klopft jedoch jemand an die Tür und direkt darauf öffnet sich diese, weshalb ich mich nun doch wieder aufsetze.

Zwei ziemlich gut aussehende Typen betreten das Zimmer.

Einer von ihnen wendet sich mir zu, während der andere auf das Bett meines Zimmernachbarn zusteuert.

„Jinnie!" höre ich den Schwarzhaarigen übertrieben glücklich sagen und direkt darauf umarmen sich die Beiden.

Der Arzt, der bei mir ist, strahlt bei dem Anblick der Beiden einfach nur so hell wie die Sonne.

Warum zur Hölle sind die denn hier alle so gut gelaunt?
Das ist ja nicht auszuhalten!

„Wie geht es Ihnen denn, Mister Kim?" „Ein bisschen Kopfschmerzen, aber ansonsten ist alles soweit okay." beantworte ich die Frage des Arztes, an dessen Namensschild am Kittel Jung H. steht.

„Wann kann ich wieder nachhause?" frage ich direkt weiter, ohne auch nur zu versuchen höflich zu klingen. „Vorerst gar nicht. Aufgrund des Autounfalls haben Sie eine Gehirnerschütterung und wir müssen Sie deshalb erstmal eine Zeit lang zur Beobachtung hier behalten."

Innerlich war ich gerade echt happy.

Eigentlich hätte ich mir die Abwechslung anders gewünscht, jedoch bin ich froh weder zur Schule gehen zu müssen, noch nachhause gehen zu müssen.

„Ihre Freundinnen werden Ihnen Ihre Schulaufgaben vorbei bringen, damit Sie von hier aus dennoch nicht all zu viel von der Schule verpassen. Sie haben das Glück, dass eh bald Ferien sind." fährt mein Arzt dann noch fort. „Sagen Sie Bescheid, wenn Sie etwas brauchen." Mit diesen Worten wendet sich der Braunhaarige dann ab und wendet sich nun auch meinem Zimmernachbarn zu.

Ebenso, wie dieser Jin, sitzt jetzt auch Doktor Jung auf dem Bett des Schneewittchens und wuschelt ihm kurz durch seine schwarzen Haare, während er fragt: „Na? Wie gehts dir, Kookie?" Der Angesprochene lacht nur heiter, was auch mich zum schmunzeln bringt und versucht währenddessen seine Haare wieder zu richten.

„Soweit ganz gut, Hobi." beantwortet das Schneewittchen die Frage.

Moment! Hobi? Wie nah stehen die sich denn bitte alle? Das ist wohl alles hier keine übliche Arzt-Patient-Beziehung.

„Danke, dass ihr das durchsetzen konntet." lächelt der Schwarzhaarige seine beiden Gegenüber an und schließt sie in seine Arme, sodass sie in einer Gruppenumarmung verharren.

Jap. Definitiv keine normale Arzt-Patient-Beziehung.

„Gerne, Kookie. Hoffentlich haben wir damit deine Situation nicht verschlimmert." entgegnet der größere der beiden Ärzte. „Ach Quatsch. Nicht falsch verstehen. Ich liebe euch beide und das wisst ihr, aber ab und an tut doch etwas Abwechslung gut, nicht?"

Das Schneewittchen liebt die Beiden?

„Wir lieben dich auch, Kookie. Und ja, Abwechslung tut auch mal gut." entgegnet Doktor Jung und ich werde nur noch verwirrter.

Ist das da irgendwie eine Dreiecksbeziehung?

„Gewöhn dich nur nicht zu sehr daran." spricht dann wieder dieser Jin, woraufhin Schneewittchen nur noch immer lächelnd nickt.

Wieso zur Hölle kann der noch immer lächeln?
Mir würde mein Gesicht schon längst weh tun.

„Wir müssen dann jetzt auch wieder. Wir kommen später nochmal vorbei, Kookie." fügt dieser Jin noch hinzu und drückt dem Schwarzhaarigen noch einen Kuss auf die Stirn, was diesen nur leise kichern lässt.

„Bis dann." verabschiedet sich das männliche Schneewittchen noch von den beiden, während sie den Raum nun verlassen.

Okay, nun hat er doch mein Interesse geweckt.

„In welcher Beziehung stehst du denn bitte zu deinen Ärzten?" frage ich ihn also.



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