Freitag, 14.05.2010
Heute haben wir Ken-chins Geburtstag nachgefeiert. Er hat darauf bestanden ihn nach zu feiern, weil er bis gestern noch Krank im Bett gelegen war. Ich war am Montagabend sogar bei ihm vorbei gefahren, um ihm persönlich zu gratulieren, doch die Mädchen haben mich wieder heraus gescheucht, weil sie meinten er würde schon schlafen.
Zwar haben wir am Dienstag noch telefoniert, doch ist telefonieren einfach nicht dasselbe. Andererseits bin ich im Nachhinein doch recht froh, dass mich die Mädchen weggeschickt haben, so verschnupft wie er sich angehört hatte...
Jedenfalls waren wir heute nach der Schule bei KFC. Hakkai und Mitsuya, Souya und Nahoya, Baji und Chifuyu, so wie Pah und Peh waren auch dabei gewesen. Mitsuyas Kumpel konnte leider nicht kommen, da er einen Termin zu einer Wohnungsbesichtigung hatte. Er will zum studieren in eine andere Stadt ziehen, welche gute drei Stunden von hier entfernt ist.
Dies hieß jedoch auch, dass ich der einzige Junge in unserer Clique war, der nicht cis ist. Sobald Mitsuyas Kumpel umgezogen ist, wird dies immer so sein.
Eigentlich, so sollte man meinen, sollte mir dies nichts ausmachen. Aber irgendwie hatte es sich ganz komisch angefühlt.
Ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll. Es war sehr seltsam. Ich habe mich irgendwie fehl am Platz gefühlt. Als gehörte ich nicht dazu.
Der Gedankengang ist so bescheuert, weil ich ja mit ihnen allen befreundet bin.
Aber ich kam trotzdem nicht darum herum mich als Fehl am Platz zu sehen. Einfach, weil ich nicht cis wie die anderen bin.
Die Freundin der Freundin meines Opas meinte ja, ich würde dies nur machen, weil ich dazu gehören will. Vielleicht ist da mehr dran als ich gedacht habe.
Andererseits fühle ich mich seit dem Coming Out nirgendwo mehr zugehörig.
Mit meiner Schwester und ihren Freundinnen shoppen zu gehen fühlt sich genau so seltsam an, wie mit den Jungs im KFC abzuhängen.
Ganz egal wo ich bin, ich fühle mich immer als gehöre ich nicht dazu.
Bevor ich mich geoutet habe, war dies gar nichts, dem ich Beachtung geschenkt habe. Ich wusste nicht, dass es sich so anfühlen würde. Es ist seltsam.
Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht mich irgendwie bei meiner Schwester einzugliedern. Ich habe mich auch teils dort dazugehörig gefühlt, weil ich eben immer mit ihr und ihren Freundinnen abhing. Doch jetzt ist es anders.
Ich bin für sie zu männlich, da sie das Gefühl haben in meiner Gegenwart nicht länger so über Jungs ab lästern zu können, wie sie es zuvor getan haben.
Gleichzeitig bin ich für die Jungs zu weiblich, um dasselbe nur in die andere Richtung zu tun.
Es scheint fast so, als hätten beide Seiten das Gefühl ihre Worte auf die Goldwaage legen zu müssen, wenn ich dabei bin.
Dies resultiert am Ende immer in einer angespannten Atmosphäre. Oder aber einer Entschuldigung.
"Entschuldige Mikey, du bist nicht so wie die anderen Jungs."
Mit dieser Art von Entschuldigung, nach einer Generalisation, komme ich noch klar. Wobei ich auch hier das Gefühl habe, als würde mich meine Schwester und deren Freundinnen von den anderen Jungs abgrenzen.
Ich meine, wenn eine von ihnen zuvor noch sagt: "Alle Jungs sind Arschlöcher."
Und am Ende sagt, ich sei anders.
Klar könnte man dies als Kompliment sehen, doch am Ende des Tages bin ich auch ein Junge und damit grenzen sie mich nur wieder von den anderen ab. Selbst wenn sie es gut meinen. Da werde ich tatsächlich lieber als Arschloch betitelt. Doch die Mädchen würden mir das nicht ins Gesicht sagen, selbst wenn ich ein Arschloch wäre.
Auf der anderen Seite, bekomme ich jedoch häufig Entschuldigungen von den Jungs an den Kopf geworfen, nachdem sie alle Mädchen als "Zicken" bezeichnet haben.
Danach ist die Atmosphäre immer sehr sehr seltsam und meistens herrscht für einige Sekunden Stille.
Dies passierte zwar erst relativ regelmäßig nachdem ich mich geoutet habe. Denn davor gaben sie ihr bestes jegliche Thematiken, welche negativ über Mädchen sprachen zu verdrängen.
Allerdings sind diese Entschuldigungen nervig, da sie implizieren, dass ich noch immer ein Mädchen bin und sie sich schämen so etwas vor mir zu sagen.
Dabei sollten sie sich bei richtigen Mädchen entschuldigen und nicht bei mir. Immerhin reden sie nicht einmal über mich!
Egal. Ich bin schon wieder vom Hauptthema abgekommen.
Nachdem wir also bei KFC waren, sind wir noch auf den Fußballplatz gefahren und haben eine Weile Fußball gespielt bis es dunkel wurde.
Fußball selbst zu spielen ist etwas ganz anderes als es im Fernsehen anzusehen. Ich verstehe nicht wie die Jungs das so geil finden können. Meine Schwester fährt auch voll darauf ab. Ich verstehe den Hype nicht. Da spiele ich lieber selbst als irgendwem zu zu sehen.
Mein Opa hat uns erlaubt im Dojo zu übernachten. Das war eine ganz coole Sache, denn ich habe tatsächlich nie bei einem meiner Kumpels übernachten dürfen bis ich volljährig war.
Ich war schon immer neidisch auf Emma gewesen. Sie hat eigentlich nur Freundinnen und meinem Opa war es daher egal ob sie bei ihnen geschlafen hat.
Also ich meine ich kann es ja verstehen, wenn ich mit einem von ihnen zusammen gewesen wäre, aber das war ich nicht und das war schon ganz schön unfair.
Die Jungs haben ständig irgendwelche Übernachtungspartys veranstaltet. Irgendwann bin ich gar nicht mehr eingeladen worden, weil mein Opa das immer vehement abgelehnt hat.
Wenn ich als Junge auf die Welt gekommen wäre, dann hätte er damit sicher kein Problem gehabt. Zumal Shinichiro auch bei seinen Kumpels hat übernachten dürfen.
Dieser Gedankengang bringt mich noch immer zur Weißglut.
Einmal habe ich mich heraus geschlichen. Als mein Opa aber davon erfahren hat, hatte ich danach zwei Wochen Hausarrest.
Natürlich kann Emma nichts dafür, aber sie hat gefühlt jedes zweite Wochenende außer Haus verbracht, während ich... Tatsächlich habe ich bis zu meinem 18 erst einmal mit der Erlaubnis meines Opas bei jemandem übernachtet und das auch nur, weil Emma Mitleid mit mir hatte und mich daher auf eine Übernachtungsparty mitgenommen hat.
Fuck war diese Zeit nervig. Generell erinnert es mich daran, dass ich nie die Kindheit hatte, die ich eigentlich haben wollte.
Andererseits hätte es vermutlich eh nichts daran geändert, wenn ich mich früher geoutet hätte. Schließlich wäre ich noch immer in einem weiblichen Körper gefangen und könnte schwanger werden, wenn es schief läuft.
Dabei will ich in diesem Körper nicht einmal Sex haben! Schwanger zu werden fühlt sich unnatürlich an! Ich sollte das gar nicht erst können! Abgesehen davon würden mich meine Freunde doch nie vergewaltigen! Wo denkt mein Opa hin?
Mir geht langsam der Platz auf der Seite aus. Aber heute ist eh schon Samstag. Also schreibe ich den Rest einfach auf die nächste Seite.
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