Dienstag, 11.05.2010

Da ist intelligent bin, habe ich online gefragt ob irgendwer Erfahrungen mit meinem zukünftigen Psychologen gemacht hat und das habe ich dabei herausgefunden:

Du musst den im erstgespräch bereits überzeugt haben, dass du trans bist und, dass du ein Mann bist.

Im zweiten musst du ihn dann überzeugen, dass du Testosteron brauchst, um deinen Alltag zu bewältigen.

Mit Glück verschreibt er es dir beim zweiten Termin. Sonst erst nach dem dritten oder noch später.

Bei vielen musst du bist zu nem Jahr oder länger hin gehen bis du die Indikation bekommst. Vor allem, wenn du noch Jugendlich bist.

Von daher habe ich hier wohl Glück gehabt.

Ich habe scheiße Angst ey. Keine Ahnung was ich machen soll wenn der mir nicht glaubt. Alle anderen Psychologen haben zwischen einem und drei Jahren Wartezeiten und ich warte doch keine Drei fucking Jahre ey.

Ich habe so das Gefühl, dass ich ständig nur davon rede, dass ich Angst habe, dass er mir nicht glaubt. Doch genau diese Angst ist konstant in meinem Hinterkopf vertreten.

Ich kann mich davon auch nicht einfach ablenken, wie mein Opa immer vorschlägt. Das geht nicht.

Nicht mit Arbeit. Nicht mit Sport. Nicht mit Freunden. Es geht einfach nicht.

Ganz egal was ich tue die Angst plagt mich konstant.

Ich zerbreche mir schon den Kopf darüber, was genau ich sagen werde. Was ich sagen sollte und was ich auf keinen Fall ansprechen darf, wenn ich will, dass er mir glaubt.

Es fühlt sich beinahe so an als stünde mir ein Verhör bei der Polizei bevor. Beinahe als blüte mir eine lange Haftzeit, wenn ich auch nur eine kontroverse Sache in den Mund nahm, die mir die Glaubwürdigkeit nehmen könnte.

Es ist schon lustig wie mein Gehirn beinahe von heute auf Morgen umgeschaltet hat.

Mittlerweile mache ich mir mehr Gedanken darum, dass mir dieser Psychologe glaubt, als ob ich männlich genug bin.

Vielleicht habe ich mich jetzt auch endlich akzeptiert?

Doch wem mache ich etwas vor? Ich sehe noch immer ein Mädchen, wenn ich in den Spiegel blicke.

Vielleicht haben sich diese Zweifel nun nur anders manifestiert. Immerhin mache ich mir nun in erster Linie sorgen, ob ich männlich genug auf ihn wirke.

Im Endeffekt ist dies also das gleiche, nur noch außen gewandt. Der Fokus liegt nicht länger auf mir selbst und meiner Erfahrung in meinem Körper, sondern vielmehr auf einer bestimmten Person und deren Meinung.

Dies ist wohl alles andere als gesund. Ken-chin würde mir sicher eine Ohrfeige dafür verpassen und sagen: "Ist doch scheiß egal was der über dich denkt. Du weißt wer du bist."

Dies mag zwar gut gemeint sein, aber helfen würde es nicht.

Dieser Psychologe ist die einzige Person, die mir helfen kann mit der Dysphorie fertig zu werden. Ich benötige die Diagnose F64.0 und ich benötige sein Indikationsschreiben um die Hormontherapie beginnen zu können.

Zu sagen: "Geb nen Fick darauf, was der von dir denkt." Hört sich daher zwar schön an, ist allerdings bei weitem nicht so hilfreich wie es sich vielleicht anhören mag.

Gleichzeitig benötige ich auch sein Indikationsschreiben und seinen Verlaufsbereicht für die OPs. Ohne diese Dinge kann ich mir die Operationen abschminken. Selbst, wenn ich sie aus eigener Tasche finanzieren würde.

Ich kann nur hoffen, dass alles Glatt läuft.

Ich hasse es die Kontrolle nicht inne zu haben. Nicht selbst entscheiden zu können wann und wie ich mit Hormonen anfange ist stressig. Zu wissen, dass mein Glück davon abhängt, ob mir dies eine Person, welche ich noch nie gesehen habe, glaubt, ist stressig.

Was wenn er es nicht tut?

Wenn er sagt: "Sie sind nicht Transgender."

Bin ich es dann nicht, weil er es gesagt hat?

Hier spalten sich die Geister. Denn einerseits ist er darauf spezialisiert. Er sollte wissen, was er da tut.

Andererseits kann ich mir dies alles doch unmöglich eingebildet haben!

In den letzten paar Tagen habe ich kaum schlafen können. Ich lag teils um 3 Uhr nachts wach in meinem Bett und habe mich auf der Matratze hin und her gewälzt, weil ich keine Position finden konnte, in welcher ich meine Brüste nicht gespürt habe.

Brüste sind noch so eine Thematik, über die ich mich ewig auslassen könnte.

Jetzt trage ich schon Binder und man sieht sie dennoch.

Beim Duschen gebe ich mein bestes nicht nach unten zu sehen, weil ich ganz genau weiß, dass sie dort sind.

Ich sitze Teils mit dem Handy in der Badewanne, um mich von deren Existenz abzulenken, da ich anders dort nicht entspannen kann.

Ich kann es kaum erwarteten, bis ich sie endlich weg bin und dann schwarmt es mir wieder.

Was wenn mir der Psychologe nicht glaubt und ich mir einen anderen suchen muss?

Mein Opa meinte, ich sollte noch einen Termin bei einem anderen ausmachen, damit ich mir die drei Monate Wartezeit gespart habe, sollte mir dieser Typ wirklich nicht glauben. Und dies wäre auch das logischte.

Doch irgendwie kann ich mich nicht dazu bringen weiter zu telefonieren.

Vielleicht, weil gerade so viel los war die letzten paar Wochen und ich noch immer jeden Tag Kommentare an den Kopf geworfen bekomme, warum ich immer ein Mädchen bleiben werde.

Ich bin es mental leid.

Ich kann nicht noch länger warten. Dieser Typ ist wirklich meine einzige Hoffnung.

Ich höre mich hier so erbärmlich an, aber es ist wahr. Ich habe einfach nicht die Kraft dazu weiter zu telefonieren.

Es fühlt sich jedes Mal so an als müsste ich mich am Telefon schon rechtfertigen weshalb ich Anrufe.

Natürlich. Die Praxen sind ausgebucht. Vielleicht rufe ich morgen noch wo anders an. Keine Ahnung. Aber heute fehlt mir einfach die mentale Energie dafür.

Apropo Mentale Energie. Es fällt mir schwer im Unterricht aufzupassen. Ich sollte lernen, da ich auf eine gute Uni kommen will, doch aufpassen ist schwer, wenn deine Gedanken die ganze Zeit von all diesen Lasten beeinflusst werden.

Am liebsten würde ich die nächsten fünf Jahre durchschlafen und erst wieder aufwachen, nachdem alles vorbei ist. Ich mehrere Jahre Hormone genommen und alle Operationen hinter mir habe.

Denn eins ist sicher. Die Wochen bis ich mein Indikationsschreiben endlich in der Hand habe, werden die Hölle.

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