Stillstand

Poetry Slam


Ich habe Angst

Angst vor dem Stillstand


Ich habe Angst vor dem Stillstand unserer Herzen

Ich habe Angst vor dem Stillstand unserer Schmerzen

Ich habe Angst dass sich irgendwann nichts mehr bewegt

Ich habe Angst dass es irgendwann nur noch die Erde ist

Die sich in ihrer Umlaufbahn einsam um sich selber dreht


Ich habe Angst dass ich irgendwann nicht mehr leb

Sondern nur noch existier

Weil es da nämlich einen großen Unterschied gibt

Zwischen leben und existieren

Und so stehe ich zitternd hier

Und denke daran was ist wenn mich mal niemand mehr liebt


Ich habe Angst vor dem Stillstand

Ich habe Angst dass nichts um mich herum noch laut atmet

Und jeder nur noch still nach innen Luft holt

Ich habe Angst dass da nichts Neues mehr auf uns wartet

Und uns irgendwann der ernüchternde Alltag einholt


Ich habe Angst davor alt zu werden

Oder zumindest davor das alleine zu tun

Ich habe Angst irgendwann gar nichts mehr zu fühlen

Und zwischen Versicherungen und Überstunden

Verzweifelt nach innerer Bekräftigung zu wühlen

Und nach Glück zu suchen

Wo sich nur Routine finden lässt

Dieser erschreckende Gedanke hält mich nachts so fest

Dass ich am Tag süchtig nach Dopamin und Adrenalin

Mich ins Gefühlschaos werfe

Damit ich mir selbst nicht langweilig werde


Ich habe Angst vor dem Stillstand unserer Herzen

Ich habe Angst vor dem Stillstand unserer Schmerzen

Ich habe Angst dass sich irgendwann nichts mehr bewegt

Ich habe Angst dass es irgendwann nur noch die Erde ist

Die sich in ihrer Umlaufbahn einsam um sich selber dreht


Ich habe Angst dass wir mal nicht mehr mit dem Rad lachend durch den Regen fahren

Und stattdessen besser einen Regenschirm mitnehmen

Mit schnellen Schritten und einem gehetzten Blick auf die Uhr ins Trockene gehen

Oder gleich lieber mit dem Auto fahren


Ich habe Angst dass es schon morgen wird

Würde gerne noch etwas bleiben im heute

Weil gerade alles so perfekt ist

Ich habe Angst dass ich mich irgendwann selbst verleugne


Ich habe Angst dass mir irgendwann alles egal wird

Außer Haus, Garten, Beruf, Partner und Kind

Und alle anderen zu sehr mit dem Alltag beschäftigt sind

Und die Lebenslust mit dem Alter stirbt


Ich will ausbrechen

Aufbrechen

In See stechen

Alle Last von mir reißen

Und es von Bord schmeißen

Mich ins Leben werfen

Um erfüllt zu sterben


Und nicht tausend Alltagstode


Ich habe Angst vor dem Stillstand unserer Herzen

Ich habe Angst vor dem Stillstand unserer Schmerzen

Ich habe Angst dass sich irgendwann nichts mehr bewegt

Ich habe Angst dass es irgendwann nur noch die Erde ist

Die sich in ihrer Umlaufbahn einsam um sich selber dreht

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