Tag 4018 - 15. Geburtstag

not edited in the slightest

Sobald es an Annies 15. Geburtstag 12 schlug, stand Roman auch schon in der Küche des Hauses und durchwühlte fieberhaft die Schubladen. Er fühlte sich dabei ein wenig schlecht, da er konnte ihr nichts geben, was wirklich von ihm kam, doch trotzdem wollte er jeden ihrer Geburtstage zu etwas besonderem machen, wenigstens das schuldete er ihr. Aber natürlich fand er nicht, was er suchte – Annie oder ihre Mutter mussten es natürlich ausgerechnet den vorigen Tag umräumen. Leise fluchte er vor sich hin und schloss die letzte Schublade der rustikal eingerichteten Küche ein wenig zu laut, als plötzlich die Tür aufflog und das Licht einer Taschenlampe auf ihn fiel.

Aus Reflex zuckte er zusammen und blinzelte erschrocken. Kurz entglitt ihm die Kontrolle und seine Umrisse flackerten, und als er sich wieder gefasst hatte und sah, wer dort im Türrahmen stand, feuerte die Frau schon Worte auf ihn ab.

„Exorcizamus te, omnis immunde spiritus, omnis Satanica potestas“, begann sie mit zitternder Stimme, „Omnis incursio infernalis adversarii, omnis legio, omnis congregatio et secta Diabolica...“ Das war der Moment, in dem Roman klar wurde, was hier passierte, und auch, wer diese Frau war. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war unverkennbar, auch wenn sie hochgewachsen, brünett und grünäugig war, das komplette Gegenteil ihrer Tochter, so hatten sie doch die gleichen weichen Gesichtszüge, die gleiche geschwungene Nase, die gleiche Körperhaltung. Es musste Annies Mutter sein, und sie versuchte gerade, ihn zu exorzieren.

„In nomine et virtute domini Iesu Christi,“ fuhr sie fort, doch Roman merkte, dass sie zunehmend verunsichert wurde. Es war, als würde er einer älteren Version von Annie ins Gesicht blicken, und deswegen sagte er nichts, auch wenn er schon ein unangenehmes Ziehen im Bauch verspürte. Die Art, wie sie nun verwirrt blinzelte, kaum merkbar den Kopf schüttelte und mit zusammengezogenen Augenbrauen weiterredete, schrie praktisch Annie. „Eradicare et effugare a dei ecclesia“, flüsterte sie nun, und das riss Roman aus seiner Starre. Angst vor ihren Worten ihm gegenüber hatte er nichz – er wusste schließlich, dass sie ihm nichts anhaben konnte -, doch bei dem Gedanken, sie könnte Annie rufen und ihn zur Rede stellen, bekam er einen Kloß im Hals. Hastig unterbrach er sie: „Warte-“ Doch sie nahm das vielmehr als eine Bestätigung auf. In ihren Augen bedeutete seine Reaktion, dass es funktionierte, und so rezitierte sie den letzten Teil mit einem selbstsicheren Lächeln. „Ab animabus ad imaginem dei conditis ac pretioso divini agnis sanguine redemptis.“ Stumm beobachtete Roman, wie ihr Gesichtsausdruck von Selbstsicher zu Verängstigt wechselte. Er wusste nicht, was er tun sollte, sein Magen spielte vor Angst und Unsicherheit verrückt. Er wusste, wie er Kinder dazu brachte, ihn zu mögen und ihm zu vertrauen, aber Erwachsene? Das war eine ganze andere Sache, etwas, was er noch nie tun musste. Und er wusste auch, dass sie allen Grund hatte, ihm zu misstrauen – sie kam aus einer Beziehung, in der ihr Vertrauen und ihre Zuneigung missbraucht wurde, und offensichtlich wusste sie etwas. Etwas darüber, was Roman war, oder eher was er werden würde.

Also entschloss er sich, das zu tun, was sein Instinkt ihm sagte. Er sah ihr in die Augen, ließ die Schultern hängen und sagte, was er dachte. „Glaub' mir, ich möchte genauso gerne hier raus, wie du mich weghaben möchtest.“ Seine Stimme klang fester als er sich fühlte und rau vor Ehrlichkeit, und er hoffte, dass sie es merkte. Angespannt wartete er ihre Reaktion ab.

Sie blinzelte. Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Formte die freie Hand an ihrer Seite zu einer Faust, öffnete sie wieder. Presste die Lippen zusammen, öffnete wieder den Mund. „Du... du bist noch nicht...?“, sie ließ das Ende der Frage in der Luft hängen, doch Roman verstand. Er schüttelte den Kopf und hob die Hände, wie um sich zu verteidigen. „Noch nicht, und ich will es wirklich nicht werden.“ Langsam, vorsichtig ließ Annies Mutter die Taschenlampe sinken und knipste stattdessen das Licht an. Jetzt, da er ihr geblümtes Nachthemd und die Falten an den Augenwinkeln deutlich erkennen konnte, wirkte sie plötzlich weit weniger angsteinflößend als Momente zuvor. „Ist das denn überhaupt möglich?“, hakte sie nach, immer noch ein wenig misstrauisch. Aber sie hörte ihm zu, und das war alles, was Roman brauchte.

„Ich hoffe es“, gab er zu, „Ich... ich habe eine Idee, ich weiß nicht, ob es wirklich funktionieren wird, aber ich hoffe es.“ Er fuhr sich nervös durch die Haare. „Ich bin übrigens Roman“, stellte er sich vor, erntete dafür aber lediglich einen kalten Blick und ein simples „Marissa“. „Rede weiter“, befahl sie, und Roman schluckte. „Offensichtlich“, begann er, „Hast du irgendwie schon jemanden... jemanden wie mich getroffen. Und wie du reagiert hast – es scheint nicht gut ausgegangen zu sein. Aber ich schwöre, dass ich Annie wirklich nicht-“ Marissa fiel ihm mit schmalen Augen ins Wort. „Was hast du mit meiner Tochter zu tun?“ Erneut flackerten Romans Umrisse. Auch wenn Marissa nicht mehr angsteinflößend wirkte, war sie definitiv immer noch einschüchternd. Es wurde deutlich, dass sie weit gehen würde, um ihre Tochter zu verteidigen. Er zwang sich, ihrem Blick nicht auszuweichen. „Ich hänge schon länger hier fest“, erklärte er, „Ihr Zimmer war einmal das meiner Schwester...“ Er machte eine Pause, suchte nach den richtigen Worten, falls es die denn gab. „Sie ist ein tolles Mädchen, war es schon immer.“ Aufmerksam beobachtete er ihre Reaktion, sah, wie sich ihr Kiefermuskel verhärtete. „Was willst du von ihr?“, verlangte sie zu wissen. „Du scheinst ein guter Junge zu sein, Roman, aber wenn du ihr ein Haar krümmst, finde ich einen Weg, dich auszutreiben. Und wenn du noch nicht völlig entartet bist, werde ich warten.“ Sie atmete einmal tief durch, wie um sich zu beruhigen. „Du warst das, nicht war? Damals mit der Freundin meiner Tochter?“ Roman zuckte bei der Erinnerung an diese Nacht zusammen. Es waren Bilder, die er lieber verdrängen wollte, Bilder einer weinenden, panischen Annie, und das wegen ihm. Dennoch nickte er beschämt. „Es wird nie wieder vorkommen“, versprach er verzweifelt, „Ich weiß nicht, wie es passieren konnte.“ Marissa schnaubte kurz. „Das ist das Böse in dir, Junge. Es frisst dich von innen auf, bis kein Funken Gutes mehr überbleibt“, entgegnete sie, und es schmerzte ihn, wie Recht sie hatte. Er schwieg. Das Ticken der Küchenuhr schien plötzlich unerträglich laut.

„Sie könnte mir helfen, das alles zu verhindern“, sagte er schließlich. Marissa schüttelte den Kopf, gab jedoch nach. „Für das Wohl meiner Tochter... sie muss dich lieb gewonnen haben, in der Zeit, in der du ihr heimliche Besuche abgestattet hast“, sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, „Also werde ich erstmal nichts tun, und ich werde ihr nicht von unserem Gespräch erzählen. Ich gebe dir eine Chance.“ Erleichtert atmete Roman auf. So schnell hatte er kein Zugeständnis von ihr erwartet, doch anscheinend hatte Annie auch diese Charaktereigenschaft von ihrer Mutter geerbt. „Doch solltest du ihr wehtun“, sagte sie schneidend, „Werde ich da sein, und ich weiß nicht, was dich dazu getrieben hat, diesen teuflischen Handel einzugehen, doch ich werde es dich bereuen lassen.“

frühes update, denn ich sehe nur noch rote zahlen, tausend dank dafür! :)

widmung geht an sarah wegen ihrer superlieben hilfe, du bist toll.

meinungen wären wie immer erwünscht, war ich zu verwirrend?

Love y'all, 

Emily

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Tags: #fantasy