Tag 3701 - Egoismus und Verantwortung
u n e d i t e d
Roman saß wieder einmal allein auf dem Dach des gedrungenen Fachwerkhauses. Letzte Nacht hatte Annie Roman mitgeteilt, dass sie am nun kommenden Morgen eine wichtige Arbeit schrieb, für die sie ausgeruht sein musste – also ließ er sie in Ruhe schlafen. Es war zwar schwierig, sich auf dem Dachgiebel zu halten, aber was war schon das schlimmste, was passieren konnte?
„Na, mal wieder nachdenklich gestimmt?“, ertönte plötzlich eine sanfte Stimme links neben ihm. Romans Kopf flog herum und er betrachtete mit verengen Augen die Frau, die neben ihm aufgetaucht war. Er brauchte einen Moment, um sie zu erkennen – er hatte sie erst ein einziges Mal zuvor gesehen -, doch als ihm klarwurde, um wen es sich handelte, presste er die Lippen zusammen. „Was willst du von mir?“, schnappte er, und sie stieß ein kaltes, melodisches Lachen aus. Es war deutlich an ihren rot geschminkten Lippen zu sehen, doch es erreichte ihre Augen nicht. Sie blieben kalt und unberührt. „Wieso so misstrauisch? Das sieht dir gar nicht ähnlich“, tadelte sie und warf ihre schweren, schwarzen Locken nach hinten. „Ich wollte nur mit dir Reden. Du beeindruckst mich, wie du dich an dir selbst festklammerst“, bemerkte sie, „Und dieses kleine Mädchen scheint dein Anker zu sein. Oder planst du etwa schon etwas ganz anderes mit ihr?“
Er wandte sein Gesicht ab und blickte in die von Lichtern erhellte Kleinstadt vor ihm. Sie hatte sich in den letzten Jahren sehr verändert. Aber so ist es nun mal mit der Welt, sie verändert ihr Gesicht zusammen mit denen, die sie bewohnten. Die Frau lächelte und streifte ihre High Heels ab, um sie in ihrer Hand baumeln zu lassen.
„Es ist nicht, wie du denkst“, presste Roman hervor, als er die Stille nicht mehr aushielt. „Oh doch, das glaubte ich schon“, widersprach sie, „Du willst keinen Deal mit ihr abschließen, du willst dich aus deinem eigenen hinausmanövrieren.“ Sie hatte ins Schwarze getroffen. Wenn sie es wusste, wer wusste es noch? Unangenehm wurde ihm klar, dass seine Zeit noch schneller ablief, als er gedacht hatte. Sie schüttelte den Kopf, doch es wirkte aufgesetzt. „Worauf wartest du noch? Du wirst ihr nur noch mehr wehtun, weißt du?“ Stille. Was sollte er sagen? Er wollte sie nicht loslassen, sein einziges Motiv war Egoismus. „Sie ist noch ein Kind“, sagte er lahm, konnte nicht einmal sich selbst davon überzeugen. „Was interessiert dich das? Du willst doch nur deinen Anteil von mir“, setzte er bitter hinzu, um von seiner eigenen Schwäche abzulenken. Die Frau zupfte ihr enges Kleid zurecht und betrachtete ihn ernst aus dunklen Augen. „Du bist nicht der einzige, der sich verändert hat. Ein Gewissen konnte ich zu Lebzeiten nun wirklich nicht aufweisen“, erklärte sie, „Aber du bist weit besser, als ich es gewesen bin. Du hast viel zu verlieren, Roman, und ich rate dir, das auch in Bezug auf Annie zu berücksichtigen. Was ist schon eine kleine Verletzung gegen eine ganze Seele?“
weyhey dialoglastig, aber wichtig
sagt mir doch bescheid, ob ich die spannung rausnehme oder so, hab ich nämlich iwie im gefühl :x
Love y'all,
Emily
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