Prolog


**•̩̩͙♡•̩̩͙*˚ Die Nummer ˚*•̩̩͙♡•̩̩͙*˚*

Da saß ich nun einsam und verlassen und schaute meinen beiden besten Freundinnen, Mia und Claire, beim Flirten zu.

Sie hatten mich mit in diesen Club genommen, damit ich auf andere Gedanken komme. Doch während ich so ganz allein gegenüber der beiden saß, kreisten diese dennoch weiter um Fabio.

"Joona! Vergiss den Trottel endlich!", rief mir Mia zu, die auf dem Schoß eines Typen saß, den sie vor kurzer Zeit erst kennenlernte, und sich zu mir vorbeugte.

Sie hatte ja auch leicht reden!

Sie wurde nicht nach nur einem Ehejahr von ihrem Mann verlassen und das wegen einer 18-jährigen Modepuppe mit gemachten Brüsten. Keine Ahnung, ob ich mit meinen 27 Jahren bereits in einer Midlifecrisis stecken konnte, aber so fühlte ich mich definitiv.

Ich war nur eine von vielen. Austauschbar und ersetzbar gegen etwas Jüngeres, Frischeres. Ich seufzte frustriert und stand auf, um an die Bar zu gehen.

Mia und Claire beachteten mich ohnehin kaum noch, da sie mit ihren Typen beschäftigt waren, die nur auf eine Nacht mit meinen beiden Freundinnen aus waren. Für mich, als absolute Romantikerin, war dies schon fragwürdig genug.

Mich würde in diesem Club ganz sicher niemand ansprechen, weshalb ich mir um One-Night-Stands keine Sorgen machen musste. Ich war nicht hässlich, aber ich legte keinen Wert darauf, aus der Menge herauszustechen.

Ich kleidete mich nicht extravagant und schminkte mich nicht zu stark, weswegen ich für die meisten Männer unsichtbar schien. Mir machte es nie etwas aus, schließlich hatte ich Fabio, der mich liebte, wie ich war. Ihn lernte ich während meiner Unizeiten kennen und wir verliebten uns so schnell, wie ein Sturm am Meer aufkommt.

Ich hatte nie daran gezweifelt, mit ihm alt zu werden, hatte nie darüber nachgedacht, ersetzt zu werden, doch so kam es. Eines Tages, genau genommen vor 7 Wochen, 5 Tagen und ... Ich schaute auf mein Handydisplay, um die Uhrzeit zu betrachten ... 3 Stunden, erfuhr ich von der Affäre meines Mannes, welche bis zu dem Tag bereits über drei Monate ging.

Ich packte meine Sachen, verließ unser kleines Haus, unseren bezaubernden Hund und nahm mir eine kleine, überteuerte Wohnung im Stadtzentrum.

Meine beiden Freundinnen versuchten seitdem, mich auf andere Gedanken zu bringen und größtenteils gelang es ihnen auch. Nur konnten sie sich nicht rund um die Uhr um mich kümmern. Besonders schlimm waren die Nächte, in denen ich alleine war und anfing zu grübeln. Ich fand so viele negative Dinge an mir und mein Selbsthass entwickelte sich immer mehr zu einem Problem.

Meine biologische Uhr tickte ebenso gegen mich und ich machte mir allmählich Sorgen darüber, ob es für mich überhaupt noch eine Chance gab, eine Familie zu gründen. Immerhin war ich 27, ich musste erst jemanden kennenlernen und mit ihm einige Zeit überstehen, um überhaupt über Kinder nachzudenken. An diesem Punkt war ich nicht mal mit Fabio und wir waren 7 Jahre zusammen und eins davon verheiratet.

"Kann man dir irgendwie helfen?", riss mich der Barkeeper aus den Gedanken. Ich schaute hoch zu ihm und musste feststellen, dass er ziemlich gut aussah. Er hatte blonde Haare, welche nur leicht unter seiner schwarzen Cap herausblickten. Seine Augen, vermutete ich, waren blau und sie strahlten eine Freundlichkeit aus, die einem direkt lächeln ließ. Sein helles T-Shirt spannte an den Schultern und man erkannte, dass er anscheinend ab und an Sport machte.

"Mit einem Tequila eventuell", antwortete ich ihm. Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und grinste daraufhin vielsagend, ehe er mir mein Getränk fertig machte.

"Wo drückt denn der Schuh, dass du es nur mit starkem Alkohol verdrängen kannst?", fragte er und stützte seine Ellenbogen auf dem Tresen ab, um sich zu mir herüber zu beugen.

"Puh, wo fange ich da am besten an? Wie lange musst du noch arbeiten?", fragte ich im Scherz und lachte leise, als er auf seine imaginäre Uhr am Handgelenk schaute.

"Ich habe noch 3 Stunden", sagte er und sah mich abwartend an.

"Na gut, wenn ich die Details weglasse, dürfte die Zeit ausreichen." Ich lächelte und fing an, ihm von meinen Sorgen zu erzählen, während er mir immer wieder Tequila nachschenkte, den ich auch jedes Mal umgehend trank. Nach einiger Zeit lallte ich ihm nur noch heulend irgendwas vor, was er höchstwahrscheinlich nicht mehr verstand. Dennoch quatschte ich ohne Punkt und Komma weiter.

"Und das ist der Grund, warum ich hier sitze", beendete ich meinen Monolog.

"Warum stehen die Kerle auch immer auf die perfekten Mädchen, die nicht mal ungestylt zur kack Mülltonne gehen?", fragte ich frustriert, woraufhin er mir eine kleine Karte über den Tresen schob. Ich nahm diese in meine Hände und blinzelte einige Male, um dann zu erkennen, dass dort lediglich eine Nummer draufstand.

Hatte er mir wirklich seine Nummer gegeben?

"Ich habe Feierabend, aber wenn du Trost suchst, ruf die Nummer an", sagte er und verabschiedete sich dann mit einem letzten, hinreißenden Lächeln von mir, welches meine Knie weich werden ließ. Ich drückte die Karte glücklich an mein Herz, ehe ich mir nochmal die Nummer ansah und diese abermals Einblick auf meine Brüste bekam.

Er schien, obwohl ich ihn 3 Stunden von meinem erbärmlichen Leben voll gejammert hatte, Interesse an mir zu haben und mit einem breiten Grinsen lief ich zu meinen beiden Mädels, wobei es eher halb kriechend war.

Sie saßen noch immer am selben Tisch und machten bereits wild mit ihrem abendlichen Fang rum. Als ich näher trat, blickten sie zu mir auf und sahen mich verwundert an, da ich wahrscheinlich noch immer dieses dümmliche Grinsen im Gesicht hatte.

"Ich muss ins Bett", verkündete ich den beiden, weshalb ich mich zu Mia vorbeugte, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. Leider war mein Gleichgewichtssinn nicht mehr der beste und ich fiel halbwegs auf sie drauf, worauf wir beide lachten.

"Ja, Joona. Ich glaube, du solltest ganz dringend ins Bett", sagte sie und tätschelte behutsam meine Schulter, während ich einfach auf ihr liegen blieb und zustimmend nickte.

"Wir bringen dich noch nach Hause. Das liegt ja auf dem Weg", sagte Claire, die mich von der warmen, weichen Mia wegzog und meinen Arm um ihre Schulter legte, damit ich mich auf sie stützen konnte.

"Ich liebe euch Mädels, habe ich das schon mal erwähnt?", lallte ich grinsend, als die vier den Club mit mir gemeinsam im Schlepptau verließen.

"Mensch Joona, was hast du denn alles getrunken? Es ist erst kurz nach Mitternacht", lachte Claire, als wir wankend den Gehweg entlang liefen.

Ich wollte ihr antworten, aber es kam lediglich nur noch ein Grunzen aus mir heraus, weshalb ich es mit dem Reden dann gänzlich sein ließ.

Wir kamen zum Glück bald an meiner Wohnung an und die Mädels brachten mich noch nach oben und sogar in mein Bett, weshalb ich die beiden mit geschlossenen Augen dankbar angrinste.

Sie gaben mir noch einen Kuss auf die Wange, ehe sie mich in meiner einsamen Wohnung alleine ließen. Traurig darüber, ließ ich mich aus meinem Bett fallen und krabbelte zu meiner kleinen Handtasche, welche über dem Stuhl hing. Dieser wurde mehr oder weniger umfunktioniert zu meinem Kleiderschrank.

Ich glaubte, jeder hatte so einen Stuhl, auf dem alle möglichen Klamotten hingen, die man eventuell noch ein zweites Mal anziehen könnte, man es aber nie tat.

Aus meiner Tasche kramte ich mein Handy heraus, um mich mit Social Media noch ein wenig abzulenken, wobei mir die kleine Karte mit der Nummer in den Schoß fiel.

Ich schaute diese einige Zeit an, als ich dann mein Handy griff und die Nummer einspeicherte.

Mr. Sunshine

Ich schaute mir umgehend das Profilbild an, welches nach dem Speichern der Nummer zu sehen war. Es war lediglich ein tätowierter, breiter Rücken zu sehen, weshalb ich mein Handy hin und her drehte, in der Hoffnung, doch noch mehr zu sehen.

Auf meiner Lippe beißend öffnete ich den leeren Chat, um dann unsicher auf meine Tastatur zu schauen.

Ich tippte schnell ein »Hallo« ein und ohne darüber nachzudenken, drückte ich auf »Senden«.

Als ich realisierte, was ich getan hatte, warf ich das Handy schnell weg, als würde es mich beißen wollen und krabbelte zurück in mein Bett. Hastig zog ich mir die Bettdecke über mein Gesicht, um nicht weiter darüber nachzudenken.

Er würde bestimmt eh nicht antworten ...

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