18~ Setz dich. Whisky?

Als ich merkte, dass wir schon ein wenig zu lange den Augenkontakt hielten, wandte ich mich, mit erhitzen Wangen, von ihm ab.

Noch immer, starrte Mirabel ihre Cousine mit diesem undurchdringlichen Blick an.

"Avocado?" Mariano (Autorin: War er das?) hielt ihr eine bemalte Keramikschüssel vor das Gesicht.

Kurzzeitig, war ihr Blickkontakt zu Dolores unterbrochen, was diese ausnutzte, um es schnell weiter zu erzählen.

Sie lehnte sich näher zu mir und ihr warmer Atem strich über meine Haut. "Mirabel war in Brunos Turm und hat Brunos Version gefunden...Sie wird die Casita zerstören."

Kurz sah ich zu Mirabel, dann zu Dolores und dachte nach.

Mirbal war meine Freundin.

"Erzähl es weiter.", forderte Dolores und ich schüttelte leicht mit den Kopf.

Verwirrt musterte mich die junge Frau. "Wie?"

"Wir werden es für uns behalten und nicht", meinte ich, bis ich bemerkte, dass Dolores sich hinter meinem Stuhl zu Camilo gebeugt hatte. "Hey!"

Beide sahen mich kurz an, konzentrierten sich dann jedoch wieder aufeinander.

Kurz warf ich einen beunruhigten Blick zu Mirabel.

Camilo hustete stark und verwandelte sich in Mirabel, dann in diesen Bruno und wieder in seine eigene Gestalt zurück.

Er schielte, und sein Mund stand offen.

Perplex, musterte Senõra Guzmáns den Lockenkopf, sah Alma fragend an, welche krampfhaft lächelte und ihr mehr Wein in das Glas einschenkte.

"Camilo, mach nicht so ein Gesichz!", flüsterte Félix und sofort, richtete es sich.

Camilo wirkte traurig, zumindest sah er Mirabel kurz so an.

Traurig...

...oder war es eher Mitleid?

Hatte er Mitleid mit ihr?

Etwa, weil seine große Schwester alles weitererzählte?

Oder, weil sie in Brunos Version war und Camilo wusste, dass es nichts gutes bedeuten konnte?

"Wasser?" Isabella hielt die Kanne vor Mirabel Gesicht und Camilo nutzte es als Chance, um das Geheimnis seinem Papà ins Ohr zu flüstern.

Verärgert stieß ich ihm in die Seite, wollte ihm sagen, dass er es erstmals für sich behalten sollte, doch war es bereits zu spät.

Fèlix spuckte den Inhalt seines Getränkes aus, quer über den Tisch.

Er räusperte sich und Marianos Mamà tupfte sich mit einem Papiertuch, kleine Wassertropfen von dem Arm.

"Mirabel!" Alma lächelte ihre Enkelin an, versuchte das Eben so gut wie möglich zu ignorieren.

Als sich das Mädchen mit der Brille erschrocken zu ihr umwandte, veränderte sich ihr Gesicht.

Verwirrt deutete Alma auf eine kleine Schüssel, am Ende des Tisches. "Gibst du mir bitte die Sour Cremé?"

"Klar." Mirabel sah ihren Papà Augustín an. "Pa...d-die Sour Cremé?"

Ich bemerkte Isabellas verwirrten Blick.

Wusste sie auch etwas?

Es begann zu donnern und als ich zu Pepa blickte, erkannte ich den genauen Grund dafür.

"...Brunos Version!", flüsterte Félix seiner Frau ins Ohr, welche Mirabel mit offenem Mund ansah.

Dunkle Wolken bildeten sich über ihrem Kopf und ich fuhr mir gestresst durch mein Haar.

"Pepa!" Alma sah sie fest an. "Die Wolke."

Sofort fuhr sich die Frau durch das rote, unzubändigen Haar. "Sonnenschein, Sonnenschein, Son-"

"Sollen wir kurz vor die Tür gehen, Pepa?", stieß ich aus und ich bemerkte, wie mir Alma einen kurzen Dankbaren Blick zuwarf. "Y/n, dies wäre eine hervorragende Idee. Anscheinend ist Pepa einfach so aufgeregt und deswegen so durcheinander."

"Ja.", erwiderte ich unsicher und stand auf.

Mir war das alles zu viel. Zu viel Stress und Ärger.

Kurz bevor ich bei Pepa ankam, bekam ich mit, wie diese Juiletta die Neuigkeit bereits zugeflüstert hatte.

Juiletta warf ihrer Tochter einen geschickten Blick zu und Mirabel sah auf den Boden, nippte weiter an ihrem Glas Orangensaft.

Plötzlich durchfuhr mich eine Welle des Schmerzes, sie durchzog meinen gesamten Körper und hinterließ ein brennendes Gefühl auf meiner Haut.

Plötzlich bekam ich keine Luft mehr und der Druck auf meinen Lungen wurde immer größer.

Wieder fühlte ich die Halskette unter meinem Kleid schwer gegen meine Brust drücken.

Ich versuchte meinen Atem zu kontrollieren- Es war Isabellas großer Abend...den würde ich jetzt sicher nicht zerstören.

"Kann ich bitte kurz rausgehen?", bat ich und Alma nickte, jedoch ein wenig verwirrt. "Natürlich, soll dich jemand begleiten?"

Ich bemerkte Camilos bittenden Blick, doch schüttelte den Kopf. "Nein, lieber nicht."

"Geht es dir gut, Y/n?" Alma wirkte besorgt und ich nickte. "Ja, ich habe nur leichte Kopfschmerzen."

"Dann geh raus und schnapp frische Luft, mein Kind."

***
"Y/n?" Abuelo stand in der offenen Tür und sah mich an. "Ich dachte du wärst bei den Madrigals zu Essen?"

"Ich gehe da später auch wieder hin, aber gerade geht es nicht.", sagte ich, doch war meine Stimme nicht mehr als ein Hauchen. "Können wir reden? Bitte."

"Komm rein."

Ich trat in den Flur und Abuelo schloss die Tür. "Wo wollen wir reden? In der Küche?"

"Nein.", antwortete ich und schüttelte mit dem Kopf. "Auf dem Dach."

"Natürlich. Ich hole nur schnell noch einen Whisky. Warum läufst du nicht eben nach unten und holst die Schüssel mit Sahne? An einem Tag wie diesem ist Sahne immer ein Trost."

Sofort lief ich los.

Die Sahneschüssel stand im kühlen Keller.

Ich fand auch Marmelade und ein frisch gebackenes Brot und nahm beides ebenfalls mit.

Als ich auf das Dach trat, saß Abuelo schon auf dem Schornsteinaufsatz.

"Setz dich. Whisky?" Er sah sich auf dem Dach vergeblich nach einem Glas um. "Verflixt. Jetzt habe ich tatsächlich die Gläser vergessen."

Schließlich hielt er mir die Flasche hin. "Willst du einen Schluck?"

"Nein, danke.", meinte ich und er zuckte mit den Schultern, nahm selbst einen großen Schluck aus der Flasche. "Dann nicht."

"Abuelo?"

"Ja?" Er sah mich an. "Was ist denn los? Ist etwas passiert?"

"Nein.", sagte ich und schüttelte mit dem Kopf. "Es ist nur...wieso bin ich nicht normal?"

Ein erstickter Laut verließ seine Kehle. "Normal? Wie meinst du das?"

"Naja" Verlegen strich ich mir die Haare hinters Ohr. "In letzter Zeit passieren so viele seltsame Dinge und dann...letztens hatte ich mich an etwas erinnert."

Sofort versteifte er sich. "Erinnert?"

"Ja."

"War es etwas über dein...sagen wir mal Leben im Vorher?" Er nahm noch einen Schluck.

"Im Vorher?", fragte ich verdutzt und er wog seinen Kopf hin und her. "Ja, bevor du bei mir gelandet bist. Du weißt schon, aus dem Himmel."

"Achso.", meinte ich. "Vorhin, da hatte sich Mirabel irgendwie...eingeschlossen und ich hatte Panik. Es war, als würden die Wände näher kommen und ich hatte Stimmen gehört."

"Stimmen?"

"Ja. Sie haben meinen Namen gerufen und dann" Ich stoppte, als ich merkte, dass es sich wohl vollkommen verrückt anhören musste.

Abuelo nahm noch einen Schluck und sah mich an. "Und dann...?"

"Und dann habe ich...geschrien.", flüsterte ich.

"Weil du das ja auch so selten tust nicht wahr, mein Schatz?"

"Die Wände haben gebebt und da waren so...naja Wellen.", stammelte ich und er nickte. "Das hatte ich mir schon so gedacht."

Verwirrt erwiderte ich seinen Blick. "Was denn?"

"Y/n. Du musst mir unbedingt glauben, was ich jetzt erzähle. Du musst versuchen es zu verstehen. Tust du mir diesen Gefallen?"

1143 Wörter

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