14~Wer ist Bruno?
"Und?", fragte ich und sie zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. "Wie, und?"
Verdutzt sah ich sie an. "Na, was ist mit Luisa?"
"Luisa?" Das Mädchen kratzte sich am Hinterkopf. "Was soll denn mit ihr-"
"Da fällt mir gerade ein!", sagte ich. "Ich wollte dir das vorhin schon sagen. Also, mein Abuelo hat mir gestern Abend nach der Zeromonie erzählt, dass Luisa ihm gesagt hatte, das sie teilweise ziemlich unter Druck steht. Sie hat Angst, dass sie ohne ihre Gabe nichts ist und nicht mehr von Bedeutung ist."
"Oh echt?"
"Ja." Ich atmete tief ein. "So. Was hast du jetzt herausgefunden? Was ist mit der Magie?"
"M-Magie?" Fragend hob sie eine Braue. "Geht es der Magie etwa wirklich nicht gut?"
"Das müsstest du doch am besten von uns wissen.", erwiderte ich und musterte sie skeptisch. "Warum hast du eigentlich nicht auf mich gewartet? Wollten wir nicht zusammen zu ihr hin gehen?"
"Äh...oh ja stimmt. Tut mir leid, Y/n!", sagte sie und sah beschämt weg. "Ich wollte fragen ob wir was zusammen mach-"
"Y/n!"
Irritiert sah ich zur Tür und zurück zu dem Mädchen vor mir. "M-Mirabel?"
"Ich habe dich eben ge-" Verwirrt blieb sie stehen, dann nach einigen Sekunden Stille, stöhnte sie genervt auf.
"Camilo. Ich weiß, dass du das bist!"
"Camilo?" Verblüfft sehe ich zu, wie sich das Mädchen mit der grünen Brille, in nur einer Drehung in den braunen Lockenkopf verwandelte und schlug ihm empört gegen die Schulter. "Idiota!"
Die echte Maribel verschränkte die Arme vor der Brust. "Aber ehrlich, Camilo!"
"Jaja." Abwehrend hob er die Hände und grinste mich schief an. "Aber wärst du anders mit mir mitgekommen?"
"Hättest du mich als Camilo- Camilo gefragt, klar. Wieso denn auch nicht?" Ich merkte, wie sein Lächeln größer wurde und erwiderte den gleichen Blick. "Schließlich sind wir Amigos!" (Freunde)
"A-Amigos?" Augenblicklich wechselte sein freudiger Gesichtsausdruck zu einem kalten, emotionslosen. Fragend sah ich ihm in die Augen. "Sind wir doch, oder?"
"Ja, klar.", sagte er eher desinteressiert und wandte den Blick ab. "Ich gehe dann mal."
"Warte!", rief ich ihm noch hinterher. Tatsächlich drehte er sich nochmal zu mir um.
Ich wollte etwas sagen, doch wusste ich nicht was.
Wieso hatte er so reagiert?
War die Vorstellung mit mir Befreundet zu sein etwa so schlimm?
Ging ihm das ganze zu schnell?
Sah er mich gar nicht als Freundin an?
"Wolltest du jetzt noch was sagen?" Mirabel stieß mir mit dem Ellbogen in die Seite.
"O-Oh k-klar!" Warum stotterte ich denn jetzt? "C-Camilo Ich-"
"Y/n! Ich muss jetzt wirklich los. Kann das nicht warten?"
Ursprünglich wollte ich ihm mit einem >>Nein<< antworten, doch kam er mir zuvor und hob seinen Arm. "Dann gehe ich. Bis später, Amigo."
So wie er das Wort betonte, klang es einem Gähnen nicht unähnlich.
Für eine kurze Zeit war es, als könne ich nicht atmen.
Was war denn das?
Wieso hat er so seltsam regiert?
Warum war seine Laune nur durch dieses eine Wort so dermaßen in den Keller gesunken....Amigo.
"Wow" Mirabel versperrt mir die Sicht und nahm meine Hände in ihre. "Kümmern wir uns später um den Trottel und konzentrieren uns jetzt lieber auf die wichtigeren Dinge?"
"Al-"
"Gut!" Sie verstärkte den Griff um mein Handgelenk und zog mich- so wie immer- mit sich mit.
"Hat dir Luisa was erzählt?", fragte ich und sie nickte. "So einiges."
Ich wartete und seufzte dann. "Ja und was? Was hat Luisa dir erzählt?"
"Nun ja", meinte Mirabel. "Sie hat mir erzählt, dass tìo Bruno vor seinem Verschwinden eine Vision hatte. Sie vermutet, dass diese etwas mit der Zerstörung der Magie zu tun hat."
Fragend hebe ich eine Augenbraue. "Wer ist Bruno?"
"Mein tìo."
"Das habe ich soweit auch verstanden.", sagte ich. "Auch das er verschwand, ist bei mir angekommen. Aber warum wurde mir bis jetzt noch nichts von ihm erzählt?"
"Niemand möchte über ihn reden.", sagte Mirabel schulterzuckend. "Aber das ist gerade nicht wichtig. Erstmal müssen wir diese Vision finden."
"Und wieso?"
Sie blieb stehen und musterte mich. "Ich will sie mir halt genauer ansehen!"
"Ok. Und was genau" Ich deutete auf die hölzerne Tür und sah sie vollwurfsvoll an. "machen wir hier?"
"Das ist die Tür von Bruno...und wir gehen rein.", sagte sie und drückte die Tür mit Mühe auf.
Unsicher sah ich mich um, bevor ich auch in den Raum trat.
Staunend drehte ich mich um mich selbst und lief rückwärts, bis Mirabel mich am Ärmel festhielt. Sie sah mich warnend an. "Pass auf!"
Verwirrt drehte ich mich um und presste die Lippen aufeinander, sodass sie eine schmale Linie bildeten.
"Jap, dass war's dann wohl. War'n Versuch Wert!" Schulterzuckend wollte ich mich abwenden und den Raum verlassen, doch werde von Mirabel gestoppt. "Nein. Wir ziehen das jetzt durch, Y/n. Für meine Familie und vielleicht auch für mich."
Frustiert deute ich vor mich. "Da ist ein Wasserfall...aus Sand. Da gehe ich bestimmt nicht rein."
Der Griff um mein Handgelenk wurde fester und ihre Augen bohrten sich in meine- es war, als wolle sie bis in die Tiefe meiner Seele sehen.
Seufzend riss ich mich von ihr los. "Gut, okay! Lass es uns hinter uns bringen."
"Äh, Casita? Kannst du den Sand abstellen?", fragte Mirabel das Haus, nachdem sie mir einen kurzen, grimmigen Blick zuwarf. Das Haus begann mit seinen Bodenfliesen zu klappern. "Du kannst uns hier drinnen nicht helfen?"
"Na super." Genervt starrte ich auf den fließenden Sand, streckte meine Hand ein wenig rein um zu sehen, ob diese Sandschicht breit war. Das war sie nicht.
Fragend sah ich zu Mirabel, welche mich jedoch ebenso so ratlos anblickte.
"Y/n! Wir müssen das tun. Für Casita, Abuela und eventuell auch für mich."
Ich nickte. "Das sagtest du bereits."
"Gut.", meinte sie und sah nachdenklich auf den Boden. "Anscheined müssen wir-"
"So durch, richtig?" Ich hielt meinen Arm unter den Strahl von Sand und sie nickte. Langsam kam sie auf mich zu. "Wahrschei-"
Bevor sie zu Ende reden konnte, hatte ich sie in den Sandstrom hinein geschubst. Prüfend sah ich in den Sand. "Alles gut? Lebst du noch?"
Als keine Antwort kam, sprang ich hinterher und wurde sofort, von dem Sand auf einen Berg aus noch mehr Sand gezogen.
Keuchend landete ich direkt neben Mirabel, welche gerade versuchte, den Sand unter ihrer Brille zu entfernen und mich, nachdem die Brille sauber war, grimmig ansah. "Dein Ernst?"
Amüsiert zuckte ich mit den Schultern, stand auf und klopfte den nicht sichtbaren Sand von meinem Rock.
"Kommst du?" Ich bot ihr kichernd meine Hand und zog sie hoch. Als sie stand, drehte ich mich um die eigene Achse, um mich umzusehen. "Wo sind-"
Augenblicklich verstumme ich, als ich die lange, steile Treppe sah, die bis nach oben führte. Schlagartig ging ich in Richtung des Sandberges zurück. "No. Bin raus!"
"Dein Verprechen? Schon Vergessen?", rief mir Mirabel entgegen und versuchte mich am Ärmel zurückzuhalten. "Komm schon! Wir sind so nah dran!"
Nur Widerwillig gab ich nach und nickte einsichtlich. "Gut okay. Ich schätze, dass es eh zu langweilig gewesen wäre, hier unten auf dich zu warten."
"Eben." Sie wackelte grinsend mit den Augenbrauen und ich rollte lachend mit den Augen. "Du bist echt komisch, weißt du das eigentlich?"
"Nö. Und jetzt los!"
Meine Beine fühlten sich schon beim Anblick, der ganzen Stufen taub an und ich schloss nur widerwillig mit Mirabel auf.
Schmunzelnd sah sie mir entgegen, als ich das Gelände aus Stein betrat. "Das ist reinste Folter. Willst du mich etwa zum weinen bringen?"
"Ach, Quatsch! So schlimm ist es schon nicht. Du überteibst.", meinte Mirabel lachend und begann, die ersten Stufen zu besteigen. "Außerdem will ich dich nicht weinen sehen."
"Echt nicht?"
1277 Wörter
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