07~Wenn du seine Bitte jetzt ablehnst, wird er dich wirklich nicht mehr mögen
"Weißt du wo Maribel ist?", fragte ich und er runzelte die Stirn. Empört riss er den Mund auf. "Du gehst lieber zu ihr, als mit mir hier rumzustehen?"
Ich erwiderte den gleichen Blick und blinzelte ihn an. "Ehm....Ja?"
"Na wenn das so ist!" Er verbeugte sich und sah mich schmunzelnd an.
"Weißt du denn jetzt wo sie ist?" Ich sah ihn fragend an und legte den Kopf schief.
Er hielt inne und schien zu überlegen, dann zuckte er mit den Schultern. "Weiß nicht, aber du könntest in ihrem Zimmer warten und wenn ich sie sehen sollte, sag ich ihr einfach Bescheid!"
"Gute Idee, Camilo. Danke!" Ich lächelte und wollte losgehen, als er mich an meinem Ärmel zurückzog. "Warte, doch."
"Hey!", rief ich empört und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich wollte in Maribels Zimmer gehen!"
Sein Gesichtsausdruck änderte sich. Er begann zu lachen. "Das ist mir klar. Aber du gehst in die falsche Richtung. Da ist die Küche und nicht ihr Zimmer!"
"Oh echt?" Ich merkte wie ich langsam rot wurde. "W-Wo muss ich denn hin?"
Gott wie peinlich. Und ich mache noch so einen Aufstand!
Er deutete die Treppe hoch. "Da die Treppe rauf und dann durchgehen, bis du....naja sagen wir mal auf eine Tür triffst, die normal aussieht."
Ich zog eine Augenbraue hoch. "Normal?"
"Jetzt mach schon, mi Princesa!", forderte er und grinste mich an. (Meine Prinzessin)
"Grinse nicht so doof", murmelte ich.
"Tu ich nicht.", verteidigte er sich lachend. "Ich bin nur von deiner Schönheit geblendet, Belleza" (Schönheit)
"Na, wenn das so ist, mi prìncipe.", sagte ich und zwinkerte ihm charmant zu. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen und er kratzte sich am Hinterkopf. (Mein Prinz)
Mit einem triumphierendem Grinsen, stolzierte ich an ihm vorbei und warf dabei meine Haare nach hinten, sodass sie Camilo ins Gesicht treffen- das hatte ich mir von Isabella abgeschaut.
Stumm ging ich den Flur, an den leuchtenden, orangefarbenen Türen vorbei, entlang.
Ich blieb stehen und sah die Tür vor mir an.
Sie war anders als die anderen Zimmertüren der anderen. Weder leuchtete sie in einem hellen Orange, noch war eine Abbildung von Maribel darauf zu erkennen. Sie hatte ähnlichkeit mit meiner Zimmertür, nur das ihr Name auf einem Schild stand.
Ich öffnete die Tür und stolperte durch den Türrahmen. Casita half mir, nicht umzufallen. Neugierig sah ich mich um, es war klein aber sehr gemütlich.
Gedankenverloren ließ ich mich im Schneidersitz auf die Bank ihres Zimmerfensters nieder und sah den Hügel hinab zum Dorf.
Seufzend legte ich meinen Kopf auf meiner Handfläche ab, meinen Arm dabei auf mein Knie gestützt.
Ruhig beobachtete ich das Encanto weiter durch das Fenster der Casita, als ich von hinten angestupst wurde.
Augenblicklich wirbelte ich herum, dirigierte einen Stock zu mir und hielt ihn Angriffsbereit vor meine Brust.
Vor mir, hob das Mädchen mit der grünen Brille und dem blauen Rock die Hände hoch. "Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken!"
"Oh!" Ich ließ den Stock fallen und deutete ihr, sich zu setzen. "Stimmt was nicht?"
Verwundert sah sie mich an. "Was sollte denn nicht stimmen?"
"Du siehst nicht gerade...froh aus?", meinte ich und sie zuckte betrübt mit den Schultern. "Es ist nichts."
"Aha.", erwiderte ich und musterte sie. Ihr Blick war besorgt. "Weißt du wo Antonio ist? Die andere suchen ihn."
"Ja. Er hat sich gerade noch unter meinem Bett versteckt.", sagt sie und lacht leicht.
Verwirrt sah ich zum Bett. "Ach, echt?"
"Ja. Ich glaube er ist in Pepas Zimmer, und zieht sich um."
"Was denkst du? Welche Gabe wird er bekommen?"
Sie seufzte. "Ich bin mir nicht sicher, aber ich hoffe, dass er überhaupt eine Gabe bekommt."
Verärgert presste ich die Lippen zusammen und stieß ihr in die Seiten. "Och manno, Maribel! Ich versuche dich hier gerade aufzumuntern und du runierst alles!"
Sie kicherte. Plötzlich griff sie nach meinem Arm und zog mich zu sich in eine feste Umarmung. "Danke. Du bist die einzige die mich...naja, Irgendwie versteht."
Belustigt löste ich mich aus ihrem festen Griff, um sie mit dem gleichen Blick anzusehen. "Natürlich mach ich das!"
"Los, komm!" Sie sah zu Tür und stand auf. "Die Zeromonie beginnt."
"Ich freue mich riesig!", antwortete ich und grinste sie blöd an. Sie kratzte sich am Kopf. "Ist es in Ordnung wenn ich Antonio zu seiner Familie begleite? Ich habe es ihm versprochen."
Ich hielt inne und drehte mich zu ihr. "Klar? Wieso denn nicht?"
"Okay, danke!" Sie packte mein Handgelenk und zog mich mit sich. Ich lachte auf. "Ich muss doch runter gehen! Und das ist definitiv die-"
"Musst du nicht!", meinte sie nur und schleifte mich weiter mit. "Antonio möchte auch dich dabei haben."
Ich legte den Kopf schief. "Ach, echt? Also als ich ihn das erste Mal traf, war er...naja...er schien mich nicht sonderlich zu mögen und-"
"So ein Quatsch!", sagte sie lachend. "Er mag dich total gerne! Anscheinend war er einfach nur ein wenig schüchtern, mehr nicht."
"Oh.", sagte ich und seufzte zufrieden. "Na, wenn das so ist."
Sie betrachtete mich aus dem Augenwinkel und grinste. "Bestimmt freut es ihn, wenn du ihn begleitest!"
Sie steuerte in ein Zimmer, in dem Antonio wartete. Der kleine Junge sah ziemlich ängstlich aus. "Ich dachte schon, ihr lasst mich hängen."
"Was? Niemals.", meinte ich und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
"Na, dann" Maribel klatschte in die Hände und seufzte. "Es wird Zeit!"
Er stand vom Bett auf und sah mich mit großen, flehenden Augen an. Ich blickte auf seine Hand, die er mir entgegenstreckte. "Bitte, Y/n! Ich habe Angst."
Zögernd sah ich zu Maribel, welche mir nur zunickte. "Nun mach schon Y/n. Wenn du seine Bitte jetzt ablehnst, wird er dich wirklich nicht mehr mögen."
"Echt jetzt?", flüsterte ich zurück.
"Was flüstert ihr da? Geht es um die Zeromonie", fragte der kleine Antonio und ich lächelte ihn nur an. "Keine Sorge. Es ist alles gut. Na los."
Er drückt meine Hand leicht und sieht mich unsicher an. "Y/n?"
"Si, mi gorrión?" (Mein Spatz)
"Was ist wenn es nicht funktioniert und das Wunder mich nicht will?"
Überrascht sah ich ihn an. "Weißt du Antonio. Selbst wenn du keine Gabe bekommst, bleibst du etwas ganz besonderes. Niemand wird dich weniger lieb haben, auch wenn du keine Gabe hast. Oder liebst du Maribel weniger, weil sie keine hat?"
"No.", sagt er schnell und schüttelt mit dem Kopf.
"Eben. Hast du mich weniger lieb, obwohl ich keine Gabe habe?"
Erneut schüttelt er den Kopf. "No."
"Siehst du.", sagte ich und lächelte sanft. "Egal ob mit oder ohne Gabe. Ob dick oder dünn. Groß oder klein. Man ist durch sowas nicht weniger Wert und man wird dich trotzdem lieb haben."
"Meinst du echt?" Mit großen Augen sah er mich an.
"Natürlich! Und wenn das jemand anders sehen sollte, ist er es nicht Wert."
"Danke, Y/n.", flüstert Antonio und umarmte mich.
"Nun komm, wir gehen jetzt runter." Ich ergriff seine Hand und wir gingen, dicht hinter Maribel her, welche uns eine lange Treppe runterführte.
Vor einem Blickdichten Vorhang, standen seine Mamà Pepa, sein Vater Fèlix und seine Geschwister Camilo und Dolores.
Dolores kam auf mich zu und lehnt sich näher an mein Ohr. "Besser hätte man es nicht sagen können, Y/n. Danke."
"Dafür nicht.", flüsterte ich zurück und sie lehnt sich wieder zurück.
Maribels Cousine geht zurück zu dem Rest ihrer Familie und ich sah zu Antonio. "Willst du nicht auch zu den anderen gehen?"
Er ließ meine Hand los und sah mich dankend an. "Du kannst schonmal vorgehen Y/n. Aber wehe Du guckst weg, wenn ich gleich da raus gehe."
Ich lachte auf und hob die Hände. Dann verbeugte ich mich leicht. "Niemals, werter Antonio!"
Er begann zu lachen. "Dann ist ja gut!"
Als ich mich abwendete um aus den Vorraum zu treten, blickte ich direkt in Camilos Gesicht. Dankbar blickte er mir in die Augen, woraufhin ich ihn anlächelte.
Dann schob ich ihn beiseite und eilte raus.
Vor der Treppe standen alle Bewohner des Dorfes, um zu beobachten wie der jüngste Madrigal gleich seine Gabe erhalten wird.
Ich drückte mich nach vorne durch, in der Hoffnung niemanden weh zu tun und mit Ausschau nach Abuelo. Anscheinend sah er mich zuerst, denn er winkte mir bereits zu. Er stand ziemlich nah am Treppenende, dort wo auch die restlichen Madrigals standen.
Seufzend strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und schob mir durch enge Lücken in der Menge, bis ich endlich vorne stand.
"Wo warst du denn, mi pequeño?", fragte Abuelo direkt und ich lächelte. "Antonio wollte, dass ich ihn noch begleite."
Er seufzte zufrieden. "Das klingt doch schön."
Dann stoßen Camilo und Dolores zu uns. Pepa und Fèlix, standen oben. Sie waren neben der Tür, die Antonio gleich betreten würde.
"Ist das nicht aufregend?", flüsterte mir Camilo ins Ohr. Sein Atem war warm und seine Stimme sanft. Ich nickte leicht. "Total! Ist das immer so spannend gewesen?"
Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als das Licht auf Alma fiel. Sie stand mit dem Rücken zu uns und atmete tief ein.
Dann drehte sie sich herum, in ihren Händen, hielt sie die Kerze.
Ich sah auf die kleine tanzende Flamme und musste mich mit aller Kraft beherrschen, um das flackernde kleine Licht nicht anzustarren, das etwas Hypnotisierendes zu haben schien.
"Vor fünfzig Jahren, in unserem dunkelsten Moment...hat uns diese Kerze mit einem Wunder gesegnet, und die größte Ehre die unserer Familie zu Teil wurde, war es", begann Alma ihre Rede. Sie lächelte stolz, doch sah ich in ihren Augen auch die Unsicherheit und die Angst, das diese Zeromonie auch schiefgehen könnte.
"Abuelo?" Ich warf einen Blick auf ihn. Sein Mund stand ein klein wenig offen und er hatte die Mundwinkel hochgezogen, als würde Er beglückt und sehr aufmerksam lauschen.
"-unsere Gaben zu nutzen, um dieser geliebten Gemeinschaft zu dienen. Heute Abend", sprach Alma und blickte durch die Menge. "haben wir uns nun abermals zusammengefunden, da ein weiterer von uns ins Licht tritt, um uns stolz zu machen."
Der Vorhang ging auf und alle Lichter wanderten zu dem kleinen Antonio, der nun im Rampenlicht stand.
Der Raum war bis in die letzte Ecke gefüllt und eine angespannte Stille herrschte.
Der Boden unter ihm begann ein klein wenig zu wackeln, und die Fliesen vor ihm drehten sich so um, dass sie sich neu positionieren. Wie ein langläufiger Teppich, führten die Fliesen Antonio nun zu der Treppe.
Jeder wartete gespannt darauf, dass sich der kleine Madrigal in Richtung Treppe bewegt, doch er stand nur dort, ängstlich und nervös.
Auch Casita probierte, den Jungen etwas nach vorne zu bewegen, doch rührte er sich nicht vom Fleck.
Er ist nervös.
Nach der letzten Zeremonie, hat er Angst. Angst davor, alle zu enttäuschen.
Besorgt zog ich meine Augenbrauen zusammen und griff mir an meinen Rock.
Dann hielt er seine Hand gestreckt zu einer Person hin und flüsterte. "Ich brauche dich."
Sein Mund bewegte sich weiter, am ich verstand nicht was er sagte.
Dann sah ich jemanden aus dem Licht heraustreten und lockerte den Griff an meinem Rock.
1841 Wörter
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