Kapitel 6 Team Diamond wird aktiviert

Im hochmodernen Konferenzraum der Titan Industries Firmenzentrale herrscht eine gespannte Atmosphäre. Neonblaue Projektionsbilder flimmern über einen großen Bildschirm, auf dem verschiedene Aufnahmen und Daten analysiert werden. Am Kopf des Konferenztischs sitzt der glatzköpfige Gordon Stone, der Sicherheitschef und Leiter der Cybersicherheits- und Abwehrabteilung von Titan Industries. Neben ihm steht Tatjana Rottech, die Kommandantin des Net Edgerunner Teams Diamond.

Gordon schaut zu  der Dame mit den braunen Haaren die zu einen Pferdeschwanz gebunden sind. Die Frau heißt Tatjana, die einen souveränen, aber fokussierten Ausdruck trägt. Mit einem Knopfdruck auf ihrem Cyberpad lässt sie die Details der Überwachungsaufnahmen anzeigen.

„Das ist der momentane Stand unserer Ermittlungen," beginnt Tatjana mit klarer Stimme. Sie zeigt auf die verpixelten Gestalten auf dem Bildschirm. „Die Täter haben sich außergewöhnlich gut vorbereitet. Sie haben die meisten Kameras umgangen oder deren Feeds in Echtzeit manipuliert. Auf Aufnahmen, auf denen sie doch zu sehen sind, erscheint dieses Bild hier." Sie zoomt auf ein verpixeltes Gesicht, dessen Umrisse unkenntlich sind. „Das deutet auf einen Face Jammer hin – vermutlich ein Implantat oder tragbares Gerät am Kopf."

„Gibt es keine Möglichkeit, die Verpixelung zu durchbrechen?" fragt Gordon knapp.

Tatjana schüttelt den Kopf. „Negative. Die verwendete Verschlüsselung ist auf militärischem Niveau, möglicherweise sogar von einer unserer eigenen Abteilungen entwickelt. Es gibt kein bekanntes Programm, das dies rückgängig machen könnte."

dunkehäutige Frau mit den eleganten glatten langen schwarzen Haaren mit blauen dünne Haarsträhnen namens  Serina Miller, die hinter Tatjana steht, tritt näher an den Tisch. „Eines ist uns jedoch aufgefallen: Einige der Mitarbeiter, deren IDs verwendet wurden, hatten kürzlich merkwürdige Änderungen in ihren Zugangsdaten. Entweder wurden die Daten gestohlen oder sie selbst infiltriert. Das lässt darauf schließen, dass die Täter entweder Insider-Kenntnisse hatten oder einen Komplizen in der Firma."

„Die Sicherheitsschicht der Zugangsberechtigungen wurde gebrochen?" fragt Kenshiro Fujiwara in ruhigem Ton. Er sitzt zurückgelehnt, doch seine dunklen Augen wirken konzentriert.

„Ja," bestätigt Serina, bevor sie weiterspricht. „Die Täter haben auch eine Hacker-KI genutzt – ein ausgeklügeltes Programm, das automatisch Netzwerke infiltriert und Verschlüsselungen in Sekunden durchbricht. Es ähnelt stark einer KI, die wir selbst bei Titan einsetzen."

Gordon blickt skeptisch zu Tatjana. „Ein technologischer Diebstahl? Das bedeutet, wir suchen nicht nur nach Dieben, sondern nach jemandem, der Zugang zu Titan-Technologien hatte."

„Genau," fügt Kassandra Berger hinzu. Ihre Stimme ist kühl und präzise, typisch für ihre Art. Sie ruft ein Bild auf den Bildschirm auf – ein Phantombild der angeblichen „Rita Sullivan". Die rotbraunen Haare, grünen Augen und der leicht spöttische Ausdruck des Gesichts lassen die Figur fast real erscheinen. Kassandra fährt durch ihre lockiegen Schulterlangen Weißblonden Haaren und fährt mit ihren Vortrag weiter.

„Eine Rezeptionistin hat diese Frau gesehen. Sie hat sich als ehemalige Mitarbeiterin Rita Sullivan ausgegeben, die jedoch seit Jahren nicht mehr bei Titan arbeitet. Das bedeutet, dass wir nicht nur Identitätsdiebstahl haben, sondern auch jemanden, der Zugang zu alten Mitarbeiterakten hatte."

„Das Phantombild hilft uns, aber reicht nicht," bemerkt der muskolöse Afroameirkaner Mike Parker, während er mit seinen bionischen Fingern ungeduldig auf den Tisch trommelt. „Wenn diese Frau so gerissen ist wie ihre Spuren, hat sie sicher ein Netzwerk, das sie deckt."

Gordon lehnt sich nach vorne, seine Augen blitzen entschlossen. „Gute Arbeit, Tatjana, und an alle Teammitglieder. Eure Analyse ist gründlich. Jetzt ist es an der Zeit, die Jagd auf diese Diebe zu intensivieren."

„Mein Team ist bereit," erwidert Tatjana fest. „Wir arbeiten gleichzeitig an zwei Fronten: im Netz und im realen Raum. Unsere nächste Mission besteht darin, mögliche Datenlecks in unserer Infrastruktur zu finden. Außerdem analysieren wir den Code der Hacker-KI, um ihre Signatur zurückzuverfolgen."

Gordon nickt zustimmend. „Ihr seid die Besten. Ich erwarte Ergebnisse. Verlasst euch dabei auch auf unsere internen Ressourcen – vor allem in der Abwehrabteilung. Verliert keine Zeit, und denkt daran: Dieses Team hat uns mehr als nur Informationen gestohlen. Sie haben Titan Industries vorgeführt. Das wird nicht ungestraft bleiben."

Nasrin Samarah, die Verteidigungsministerin des Konzerns, die über einen holografischen Projektor zugeschaltet ist, meldet sich mit autoritärer Stimme zu Wort. „Mister Stone, die obersten Ränge der Titan-Regierung fordern Ergebnisse. Ich erwarte, dass wir diese Bedrohung schnell und effizient neutralisieren aber ich will das die gestohlenen Daten wiederbeschafft werden müssen."

Tatjana nickt. „Team Diamond wird sich darum kümmern."

Mit einer Geste schließt Gordon die Besprechung ab. „Gut. Ihr kennt eure Aufgaben. Bringt uns die Diebe, und lasst es so aussehen, als wäre Titan Industries unangreifbar."

Als die Besprechung endet, verlässt Team Diamond den Konferenzraum. In den Gängen der Titan-Zentrale ist die Spannung spürbar. Tatjana weiß, dass sie und ihr Team unter enormem Druck stehen – nicht nur, um die Täter zu finden, sondern auch, um die Ehre des Megakonzerns wiederherzustellen.

Nach Dienstschluss.

Das Team Diamond beendet den Arbeitstag nach einer intensiven Besprechung. Als sie die Sicherheitsschleusen am Ausgang der Titan Industries Zentrale passieren, schaltet sich das holografische Sicherheitssystem ab. Tatjana und Serina, die nebeneinander gehen, bleiben kurz vor dem Hauptportal stehen, während die restlichen Teammitglieder bereits in Richtung des hauseigenen Parkdecks oder der U-Bahn-Station verschwinden.

„Langer Tag," murmelt Serina, während sie ihre blaue Jeansjacke enger um sich zieht.

Tatjana nickt, doch ihre Miene bleibt ernst. „Wir sind noch lange nicht am Ziel. Ich hasse es, wenn ich im Dunkeln tappe."

Serina wirft ihr einen Seitenblick zu und spricht nachdenklich: „Weißt du, Tatjana, die ganze Geschichte hat einen unangenehmen Beigeschmack. Wer auch immer hinter diesem Einbruch steckt, musste die Technik und das Know-how haben, Titan zu infiltrieren. Sowas schafft man nicht allein."

Tatjana verschränkt die Arme und lehnt sich an die Wand neben der gläsernen Eingangstür. „Du denkst, da steckt mehr dahinter als nur eine gut organisierte Verbrecherbande?"

„Mehr als das." Serina schaut sich um, um sicherzustellen, dass niemand in Hörweite ist. „Ich habe darüber nachgedacht. Wer könnte am meisten davon profitieren, Titan Industries zu demütigen und unsere Geheimnisse zu stehlen?"

„Konkurrenten, rivalisierende Megakonzerne, Unterweltorganisationen – da gibt's viele Möglichkeiten," antwortet Tatjana kühl.

Serina beugt sich näher. „Was ist mit der Mengzhen Mega Corporation CN? Sie sind unsere größten Konkurrenten, vor allem auf dem Markt für kybernetische Waffen und Sicherheitssysteme sowie Chipherstellung. Du weißt, wie aggressiv ihre Cyberteams operieren, und sie scheuen keine Mittel, um ihre Konkurrenten zu schwächen."

Tatjana überlegt einen Moment, bevor sie antwortet. „Mengzhen könnte tatsächlich dahinterstecken. Aber es gibt keine Beweise, und ohne die sind es nur Vermutungen."

„Ich sage ja nicht, dass wir jemanden beschuldigen sollen," erwidert Serina, während sie in ihre Tasche greift und nach ihren Fahrzeugschlüsseln sucht. „Aber wenn es wirklich Mengzhen war, dann hätten sie alles getan, um ihre Spuren zu verwischen. Wir müssen tief graben. Vielleicht finden wir Anhaltspunkte in den Netzwerken oder... bei anderen Quellen."

Tatjana seufzt und runzelt die Stirn. „Wir brauchen konkrete Beweise, bevor wir eine Theorie aufstellen. Gordon wird nicht zulassen, dass wir uns in Spekulationen verlieren. Aber du könntest recht haben. Wir dürfen nichts ausschließen. Halte die Augen offen."

Serina grinst leicht. „Wann tue ich das nicht? Immerhin zahlst du mir einen Drink, wenn ich recht habe."

Tatjana schnaubt kurz, die Anspannung löst sich ein wenig. „Ich gehe nach Hause, Serina. Morgen geht es weiter."

Serina hebt grüßend die Hand, bevor sie durch die Drehkreuze verschwindet. Tatjana bleibt noch einen Moment stehen, starrt in die beleuchtete Stadt vor der Titan-Zentrale, die in einem hypnotischen Glitzern aus Neonlichtern und Hologrammen erstrahlt.

„Mengzhen..." murmelt sie leise vor sich hin. Dann richtet sie sich auf, ihre Augen entschlossen, und verlässt das Gebäude.


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