Kapitel 9

Wir liefen ein paar Gänge entlang, durch ein paar Gebäude hindurch, bis wir endlich dahin kamen, wo wir eigentlich schon die ganze Zeit hingewollt hatten. Meine Nervosität gewann immer mehr die Überhand. Mit jedem Schritt wurde mein Zittern schlimmer und mein Herz hatte mittlerweile auch schon angefangen, mit einer total unnatürlichen Frequenz zu schlagen.

Es ging einfach nicht in meinen Kopf hinein, dass ich gleich meinen Bruder hier in der Psychiatrie besuchen würde und dass es ihm so schlecht ging, dass ich es mir gar nicht ausmalen konnte. Ich würde mir gleich sicherlich vorstellen können, wie er sich sicherlich ungefähr fühlen würde und man konnte nicht sagen, dass ich darüber so erfreut war. Ich würde am liebsten gar nicht das Zimmer betreten, doch ich wusste, dass ich es musste. Er war mein Bruder und ich musste für ihn da sein.

„Seien Sie am besten am Anfang ganz still und sagen Sie auch nichts. Tun Sie so, als wären Sie gar nicht da. Sprechen Sie ihn nicht an und stellen Sie ihm keine Fragen. Wenn er in der Lage ist, zu reden, wird er Sie ansprechen. Versuchen Sie, ihn auf keinen Fall aufzuregen und wenn er droht, überzureagieren, dann gehen Sie auf Abstand. Sie dürfen kein Risiko eingehen, sonst ist es leider nicht mehr möglich, dass Sie ihn besuchen und das wird Ihm Bruder auf Dauer sehr schlecht tun, wenn wir weiter mit der Therapie voranschreiten ..."

Ich hatte das Gefühl, dass die Frau nie fertig mit ihrer Rede sein würde. Ich konnte es einfach nicht mehr hören, zumal jeder Satz, den sie sagte, wie ein Stich in mein Brust war, der mir klar machte, dass Jason sich verändert hatte. Dass er wirklich krank war und man momentan noch nicht einmal sagen konnte, wie sich das alles weiterentwickeln würde.

Ich machte mir solche schrecklichen Sorgen um ihn und Thomas schien das wohl zu merken, denn er zog mich an sich. Er musste der Krankenschwester wohl ein Zeichen gegeben haben, dass sie genug gesagt hatte, denn sie machte sich nun wie ein geölter Blitz vom Acker. Sie murmelte nur noch kurz etwas von einem 'Viel Glück', wenn ich das richtig verstanden hatte, doch sie hatte sich wirklich um die nächste Ecke gestellt und wartete dort, ob wir eventuell in der nächsten Zeit Hilfe gebrauchen könnten.

„Es gefällt mir nicht, dass sie uns so beobachtet und sie wohl die ganze Zeit hier draußen Wache stehen wird. Das bedeutet doch, dass Jason so eine große Gefahr ist, dass sie uns ständig zu Hilfe kommen können muss. Warum ist er so anders, Thomas? Was ist denn nur geschehen?" Ich fuchtelte hysterisch mit meinen Armen in der Luft umher, da ich mich nicht kontrollieren konnte. Ich wusste nicht, wie mir der Kopf stand oder ob ich vielleicht sogar in der nächsten Sekunde zusammenklappen würde.

„Sie steht nur zur reinen Sicherheit hier, vertraue mir. Wenn er so gefährlich wäre, dann könnten sie uns doch gar nicht zu ihm lassen. Wir können froh sein, sie gehen hier einfach nur auf Nummer sicher, so kann uns gar nichts passieren. Komm, wir schaffen das zusammen. Er freut sich sicherlich total, dich zu sehen. Du bist die beste Schwester, das weiß er und er vermisst dich sicherlich schrecklich und weiß, dass alles besser wird, wenn er dich sieht."

Ich wurde schon wieder schwach und wollte mich gerade an Thomas drücken, da ging die Tür auf, die zu Jasons Zimmer gehörte und ich erschreckte in der ersten Sekunde, da ich dachte, dass es womöglich Jason sein könnte, der da auf uns zukommen würde und ich stellte mich schon auf alles ein.

Doch das war gar nicht der Fall. Es war gar nicht Jason, der das Zimmer verließ. Es waren diese beiden Typen vom FBI, die Kollegen von diesem Castiel, mit dem wir auf dem Polizeirevier eine kleine Auseinandersetzung gehabt hatten. Arbeiteten Sie wieder an ihrem Fall? Was wollten sie denn von Jason? Konnten sie nicht mal meinen kranken Bruder in Ruhe lassen?

„Was wollen Sie hier?", giftete ich die beiden an. Sie sahen mich mit einem Blick an, als wäre ich ein Zwerg und würde es wagen, das Wort gegen sie, die bösen Menschen, zu erheben. Ich machte mich ein Stück größer. Auch wenn ich mich so etwas sonst nie trauen würde, hier ging es schließlich um meinen Bruder und ich musste ihn beschützen.

„Mein Bruder braucht Ruhe und wir haben Glück, dass wir ihn besuchen dürfen. Was Haben Sie zu ihm gesagt? Weiß überhaupt irgendjemand, dass Sie hier sind? Wer hat das angeordnet , dass Sie hier Unruhe stiften, anstatt meinen Bruder in Ruhe genesen zu lassen?"

Der Kleinere von beiden sah mich belustigt an, während der Größere eher besorgt aussah. „Keine Sorge, wir haben das alles gut organisiert. Wir dürfen hier sein und das ist nunmal nötig gewesen, um mit den Ermittlungen voranschreiten zu können. Das kann uns keiner untersagen. Sie beide wollen doch sicherlich auch, dass der Mörder so schnell wie möglich gefasst wird. Und wenn wir nicht so arbeiten können, wie es für uns effizient ist, sind wir eventuell Schuld, dass eine weitere Person dem Mörder zum Opfer fällt, obwohl wir das hätten verhindern können! Wollen Sie das etwa? Die Mitschuld dafür tragen, dass Menschen sterben?", fragte der Braunhaarige und sein Blick schien immer ernster und bedrohender zu werden.

Sein Partner schlug ihm spielerisch auf die Schulter und fing an, zu lachen. „Vergessen Sie, was mein Partner gesagt hat, meine Hübsche. Wir sind nur etwas übermüdet und brauchen auch mal wieder eine Mütze Schlaf! Wie gesagt, es tut uns leid, dass wir Ihren Bruder belästigen mussten, doch wenn es Sie beruhigt, er hat uns sehr weitergeholfen ..."

„Wie kan er Ihnen weitergeholfen haben? Er sagt doch gar nichts. Können sie in Ihren Gedanken empfangenen, was er eventuell sagen wollte?", fragte Thomas, er schien auch ziemlich aufgebracht.

„Keine Sorge. Er musste gar nichts sagen. Wir haben alles erfahren, was wir wissen mussten und dazu musste er keinen Mucks von sich geben."

Damit drehten die beiden sich ohne ein Wort der Verabschiedung um und ließen uns stehen.

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