Kapitel 4

Heute hatten wir uns alle zu einem sehr traurigen Anlass zusammengefunden, denn der Nachbar von Jason war tot.

Heute war seine Beerdingung und da wir ihn ein paar Mal auf einem Gartenfest bei Jason gesehen hatten, hatten es seine Angehörigen wohl als wichtig erachtet, uns ebenfalls zu dieser Beerdigung einzuladen. Mich hatte es ehrlich gesagt sehr erstaunt, da wir außer auf diesen Feiern nie mit ihm zu tun gehabt hatten, doch er war ein sehr netter Mensch gewesen und ich war sehr traurig, dass er tot war.

Obwohl Jason in den letzten Tagen nicht mehr so gut auf ihn zu sprechen gewesen war, war er sehr traurig, dass sein Nachbar nun nicht mehr lebte. Er war mit ihm eigentlich sehr gut befreundet gewesen und die Auseinandersetzung als Jason ihm auf den Geist gegangen war wegen seiner Sucht nach rohem Fleisch, konnte man eigentlich schon fast vergessen.

Vor ein paar Tagen hatte Jason an einem Samstag bei uns geklingelt, als Thomas und ich gerade beim Frühstücken waren. Ich hatte mich schon gewundert, was er von uns wollte, da er da gerade von der Therapie kam und eigentlich immer seine Ruhe haben wollte, doch als er uns dann die traurige Nachricht überbracht hatte, war er völlig aufgelöst.

Er wusste nicht, warum sein Nachbar gestorben war, da er eigentlich noch gar nicht so alt gewesen war und er meinte die ganze Zeit, wenn es ihm möglich wäre, ihn zurückzuholen, dann würde er das tun.

Jason war durch diesen Tod in ein sehr großes Loch gefallen, was mich sehr traurig machte, da es ihm eigentlich so viel besser gegangen war.

Ich wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, ihn bei einem Therapeuten anzumelden, denn seitdem er dort regelmäßig hinging, war er ein völlig anderer Mensch. Er hatte völlig aufgehört, Fleisch zu essen, da es ihm zuwider war und nun tastete er sich wieder mit Salami und Schinken heran. Doch er dachte gar nicht mehr an die Zeit, als es ihm so schlecht gegangen war. Er war wie ausgewechselt und endlich wieder der Jason, den ich kannte. Ich wusste, dass er sich nur seinen Kummer von der Seele reden musste und es dann alles wieder gut werden würde.

„Ich habe Angst, dass ihn der Tod seines Nachbars wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückfallen lässt!", äußerte ich meine Bedenken gegenüber Thomas. 

Wir hatten uns gerade nach der Beerdigung mit ein paar anderen Leuten vor dem Grab des Verstorbenen eingefunden und Jason, der uns begleitete, war völlig aufgelöst. Ich hatte das Gefühl, dass ihn das mehr mitnahm als der Tod unseres Vaters.

„Mach dir keine Sorgen, die Therapie wird alles wieder richten, sodass es ihm wieder gut geht. Das letzte Mal hat das ja auch geklappt. Du musst ihm einfach ein bisschen Zeit zum Trauern geben und dann wird er auch wieder. Das verspreche ich dir."

Thomas kuschelte sich nahe an mich heran und gab mir einen sanften Kuss in den Nacken. Ich wollte ihn küssen, alles um mich herum vergessen, doch ich wusste, dass das hier nicht gerade der geeigenete Ort war. Ich würde mich somit wohl noch eine Weile gedulden müssen, bis wir den Friedhof verlassen hatten. Dennoch genoss ich das Gefühl, das er in mir auslöste und ich schloss die Augen und dachte an unseren ersten gemeinsamen Urlaub am Meer und wie wunderschön es gewesen war, mit ihm zusammen im Meer zu schwimmen und wie glücklich ich da gewesen war.

Es war einfach perfekt, dass Thomas und ich uns nach der Zeit, die wir nun schon zusammen waren, immernoch genauso liebten wie am ersten Tag. Ich liebte jeden Tag mit ihm und uns fiel immer so viel ein, was wir in unserer Freizeit unternehmen konnten, dass mir nie langweilig wurde. Mit Thomas konnte mir nicht langweilig werden.

„Entschuldigen Sie bitte!" Ein älteres Paar trat auf uns beide zu und ich trat automatisch neben Thomas und griff nach seiner Hand, damit es natürlicher aussah und nicht, wie wenn wir auf einem Friedhof herumturteln würden.

Ich lächelte die beiden an. „Können wir Ihnen weiterhelfen?" Die beiden sahen einander an und dann ergriff die Frau das Wort. „Wir sind etwas verwirrt, da wir nicht genau wissen, wie dieser junge Mann genau umgekommen ist. Es kommt uns vor, als wenn es viele nicht wissen würden und diejenigen, die es wissen, es leugnen oder einfach nicht darüber sprechen, als wenn das ein Geheimnis wäre. Wir haben aufgeschnappt, dass es wohl kein natürlicher Tod gewesen sein soll. Das wäre ja eigentlich auch logisch, denn der Kerl war doch noch so jung. Aber wenn es Mord gewesen ist, müssen sie sich ja alle aufmachen und den Mörder finden, dann können sie ja nicht einfach so tun, wie wenn nichts geschehen wäre. Ein paar haben geflüstert, dass die Leiche wohl ziemlich übel zugerichtet sein muss und jetzt machen wir uns Sorgen, dass der Mörder wieder zuschlagen wird."

„Machen Sie sich keine Sorgen. Das ist nur Gemunkel von den Leuten. Es gibt keinen Mörder, es war einfach nur traurig, dass der arme Kerl alleine gewesen ist und ihm keine Ärzte helfen konnten. Sie können aber ganz beruhigt sein!", meinte Thomas und zog mich hinter sich her, vom Friedhof runter. 

Als wir den Ausgang erreicht hatten, hielt ich an. „Warum hast du das zu den Leuten gesagt? Du weißt doch gar nicht, was passiert ist. Es könnte ja wirklich Mord gewesen sein, das halte ich persönlich für wesentlich wahrscheinlicher als alle anderen Theorien." 

Thomas sah mich an, als wollte er mich beruhigen und hatte diesen sanften Blick aus seinen haselnussbraunen Augen. „Ich weiß es nicht, aber bevor es niemand sicher weiß, will ich auf keinen Fall, dass sie sich zu sehr Sorgen und dann am besten hier noch eine Massenpanik auslösen. Ich bin mir sicher, dass die Gerichtsmediziner Bescheid wissen und wenn es Mord war, werden wir sicherlich alle benachrichtigt werden. Bis dahin will ich einfach keine unnötige Panik schüren."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top