Kapitel 28

Ich begriff immer noch nicht wirklich, dass ich wirklich solch eine Nachricht von Thomas bekommen hatte. Das veränderte wirklich viel. Ich war nun so verwirrt, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte.

Okay, man konnte hier auch nicht wirklich viel tun, außer zu warten, dass Thomas wiederkommen würde, doch alleine der Gedanke daran, dass er wiederkommen würde, weckte das letzte bisschen Lebensenergie in mir.

Ich hatte wirklich die ganze Zeit über gedacht, dass ich sterben musste, ohne ihn ein letztes Mal gesehen zu haben und mich von ihm verabschieden zu können. Das wäre zu grausam gewesen, deswegen hatte ich auch die meiste Zeit versucht, einfach nicht daran zu denken, was natürlich auch nicht wirklich sehr leicht gewesen war.

Jason und Dean sahen mich sehr komisch an, denn sie waren wie ich anscheinend auch ziemlich verwirrt. Allerdings lächelte Jason mich an. Er schien sich wohl wirklich zu freuen, dass es für mich etwas besser zu laufen schien.

„May, ich habe dir doch gesagt, dass du die Hoffnung nicht aufgeben sollst, da er sicherlich wiederkommen wird. Du hättest doch einfach nur auf deinen großen Bruder hören müssen."

Ich drückte Jason ganz fest, denn trotz all dem, was in der letzten Zeit geschehen war, hatte ich ihn so lieb. Er konnte ja auch nichts für das, was geschehen war. Er hätte niemals jemandem etwas angetan, wenn er die Wahl gehabt hätte. Dean lächelte mich ebenfalls an. Er wusste zwar auch, dass meine Lage nicht wirklich gut war und jede Minute unweigerlich auf das hinführte, dass ich nicht mehr leben würde, doch er wusste sicherlich, wie viel es mir bedeuten würde, dass ich mich zumindest von meinem Freund verabschieden könnte.

Ich wusste nur nicht, was er alles mit seiner Nachricht gemeint hatte, denn sie hatte mich ziemlich verwirrt. Ich versuchte allerdings, nicht zu sehr darüber nachzudenken, denn es würde mir jetzt auch nichts bringen.

Stattdessen kuschelte ich mich an Jason und schloss die Augen. Ich würde einfach versuchen, an Thomas und mich zu denken, an all die schönen Momente, die wir zusammen gehabt hatten und dass uns diese niemand nehmen konnte.

Als ich als junges Mädchen ihn das erstes Mal gesehen hatte und schon in der ersten Sekunde gedacht hatte, dass er ein sehr besonderer Mensch war. Ich dachte mir schon damals, dass ich wahnsinnig gerne mit ihm befreundet sein würde und schon kurz danach wünschte ich mir auch schon mehr. Ich hatte sehr viel Glück gehabt, denn die meisten meiner Freunde und Bekannten hatten zu dieser Zeit immer sehr viel Stress, was Beziehungen anging. Ständig sind sie zu mir gekommen, denn sie mussten sich mit ihrem Herzschmerz bei mir aussprechen. Ich konnte ihnen immer sehr gut Trost spenden, da es mit Thomas und mir außer ein paar Kleinigkeiten nie wirklich Probleme gab und ich deswegen von meiner positiven Energie immer etwas an die anderen abgeben konnte.

Ich war allerdings immer ein bisschen skeptisch gewesen, als mir alle gesagt hatten, dass Thomas und ich dazu bestimmt wären, unser ganzes Leben zusammenzusein bis dass der Tod uns scheiden würde.

Also nicht, dass ich mir das nicht gewünscht hätte, es war natürlich mein größter Wunsch, doch insgeheim hatte ich immer ein bisschen Angst, dass eventuell doch etwas dazwischenkommen würde.

Sie schienen allerdings doch all Recht zu behalten, denn der Tod würde uns nun scheiden. Wir würden zusammen sein, doch dann würde ich nicht mehr existieren und Thomas würde lediglich die Erinnerung an mich bleiben.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich spürte Tränen meine Wange hinunterkullern. Ich konnte es nicht erwarten, dass er wiederkommen würde, denn dann hätte ich wenigstens noch etwas Schönes, bevor es mit mir zu Ende gehen würde.

***

Ich musste wieder weggetreten sein, denn als ich dieses Mal erwachte, war es Dean, der mich wohl geweckt hatte. Er war auf den Beinen und starrte zur Tür, durch die Sam seinen Kopf gestreckt hatte.

„Dean, komm heraus, ich habe Thomas gerade in die Wohnung gelassen. Ich habe ihm gesagt, dass er erst zu May kann, wenn er mit uns geredet hat und ich schätze mal, dass wir uns lieber beeilen sollten, bevor er uns hier noch völlig am Rad dreht ..."

In der ersten Sekunde realisierte ich es gar nicht wirklich. Doch dann wurde mir ziemlich schnell bewusst, was das hieß: Thomas war zurückgekommen und er war lediglich einen Raum von mir entfernt.

Schnell wischte ich mir mit dem Handrücken die Tränen von der Wange, sprang wie von der Tarantel gestochen auf und stürmte auf die Tür zu, durch die Dean gerade schritt. Ich war wohl den Hauch einer Sekunde zu spät, denn Dean stoppte mich in der Bewegung, als ich gerade anfing, Thomas' Namen zu rufen.

„Hey May, du musst leider noch eine Weile hier drin bleiben. Es tut mir leid. Aber ich verspreche dir, dass wir uns beeilen werden, dass du mit Thomas reden kannst. Vertraue mir bitte, es ist zu deinem Besten und es wird wirklich nicht lange dauern!"

Wie sollte das bitte zu meinem Besten sein? Es tat mir echt leid, aber das verstand ich wirklich nicht. Ich wollte gerade Deans Hand wegstoßen und mir an ihm vorbei meinen Weg bahnen, doch da hatte er schon die Tür blitzschnell hinter sich geschlossen und ließ mich zurück.

„Dean! Lass mich sofort raus, das ist nicht witzig! Du sagst doch immer, dass ihr die Guten seid, also verhalte dich gefälligst auch so!"

Ich brüllte und hämmerte unaufhörlich mit meinen Fäusten gegen die Tür, doch das wurde einfach ignoriert. Die einzige Reaktion, die ich bekam, war Jason, der jetzt wohl erst aufzuwachen schien.

„Was ist das bitte für ein Krach?! Ich will verdammt nochmal meine Ruhe haben! Mein Kopf tut weh ... und ich habe Hunger!"

Er sah mir in die Augen und ich sah keine Spur des Erkennens in seinem Blick.

„Du da. Gib mir Essen! Sofort, sonst wirst du meine nächste Mahlzeit sein!"

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