Kapitel 24

Am nächsten Morgen, als Thomas und ich gerade aufgestanden waren und gerade dabei waren, uns Frühstück zu machen, klopfte es bei uns an der Tür. Es klingelte niemand, es klopfte nur und das einige Male hintereinander. Immer im gleichen Abstand.

„Weißt du, wer das ist?", fragte Thomas mich. Ich zuckte nur mit den Achseln. Jason konnte es nicht sein, denn er würde entweder klingeln oder eigentlich auch daran denken, wo unser Ersatzschlüssel lag und dann würde er einfach hier in die Wohnung kommen, was uns schon ab und zu fast eine Herzattacke beschert hatte.

„Ich gehe mal nachsehen", antwortete ich deswegen nur. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare, um meine Frisur, die vom Schlafen völlig zerstört war, etwas zu richten und öffnete dann die Tür.

Ich erschrak, als ich sah, wer davor stand. „Hallo, Castiel ..." Was wollte er denn hier? Das letzt Mal hatte ich in bei dieser Aktion auf dem Polizeirevier gesehen. Normalerweise würden Sam und Dean doch herkommen, wenn es Neuigkeiten geben würde. „Guten Morgen, May, ich habe mitbekommen, dass ihr wach seid und deswegen habe ich beschlossen, zu klopfen."

„Was machst du hier? Wie lange bist du eigentlich schon hier?" Castiel sah mich total ernst an, als wenn jemand gestorben wäre. Ich fing an, mir Sorgen zu machen, doch ich schätze, dass dieser Blick bei ihm normal war.

„Ich bin sofort, als Dean und Sam mir Bescheid gesagt haben, hier hergekommen. Engel haben kein Problem damit, zu warten. Wenn es für eine wichtige Angelegenheit ist. Aber um deine Frage zu beantworten, ich stehe etwa seit vier Stunden hier."

Vier Stunden? Mir war ja klar, dass er ein Engel war, das hatten Dean und Sam zwischendurch ja immer mal wieder kurz erwähnt, dennoch konnte ich mir nicht im Geringsten vorstellen, einfach mal vier Stunden vor einer Haustür zu stehen, ohne überhaupt etwas zu tun.

„May, wer ist denn an der Tür? Oh hey, Castiel. Stehst du schon lange hier?" Thomas war nun auch noch zu uns gestoßen und er legte einen Arm um mich. Ich atmete erleichtert aus. Meine Anspannung legte sich vollkommen, da unser Gespräch gestern wohl wirklich Erfolg gehabt haben musste.

„Guten Morgen, Thomas. Dean und Sam haben mich vor vier Stunden zu euch geschickt, mit dem Auftrag, euch wenn ihr wach seid Bescheid zu geben, dass sie dringend wegen Jason etwas mit euch besprechen müssen und ich euch zu ihnen bringen soll. Sie können leider nicht selbst hier herkommen, weil sie ständig auf ihn aufpassen müssen."

Sobald Castiel das sagt, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Warum redete er denn um den heißen Brei rum und hatte das nicht direkt in der Sekunde gesagt, in der ich die Tür geöffnet hatte?

„Oh nein, das klingt gar nicht gut! Wartet einen Moment!" Thomas verschwand kurz und eine Minute später stand er mit einer Tasche wieder neben uns, in die er wohl die wichtigsten Sachen gepackt hatte. „Wir müssen jetzt wirklich schnell zu ihm. Ich dachte echt, dass es ihm besser gehen würde, wenn ihr in aus der Psychiatrie geholt habt. Was ist denn nur los?"

Ich schluckte schwer und drückte mich an Thomas. Ich machte mir schreckliche Sorgen um Jason. Was konnte denn passiert sein? Ihm war es doch in so einer schnellen Zeit so viel besser gegangen. Ich war eigentlich überzeugt davon gewesen, dass alles gut war und ich mir keine Sorgen machen brauchte.

„Eigentlich wäre es am schnellsten, wenn ich dafür sorgen würde, dass wir schon in der nächsten Sekunde bei Dean und Sam in der Wohnung wären, doch das würde die meisten Menschen wohl verschrecken und da ihr wohl jetzt schon ziemlich aufgebracht seid, werden wir ein Taxi nehmen. Ich habe schon eins organisiert."

Ich blickte zum Straßenrand und Castiel hatte recht. Dort stand ein Taxi, das wohl nur auf uns zu warten schien. Wie er das gemacht hatte, fragte ich gar nicht nach. Ich glaubte, ich wollte es gar nicht so genau wissen. Ich wollte einfach nur zu Jason und von Dean und Sam wissen, was sie herausgefunden hatten und was denn eigentlich los war.

***

Etwa zehn Minuten später stand ich schon zusammen mit Thomas und Castiel neben Dean. Sam war im Nachbarzimmer bei Jason und bewachte ihn. Sie hatten ihn wohl still stellen müssen, da er ziemlich ‚aktiv' gewesen sein musste. Ich wusste bisher nicht, was ich mir darunter vorstellen musste.

„May, Thomas, setzt euch bitte. Ich muss euch etwas Wichtiges erzählen. Nach vielen Forschungen haben Sam und ich jetzt herausbekommen, was mit Jason nicht stimmt und ich muss dazu einiges erklären, denn es ist nicht so leicht zu verstehen."

Ich setzte mich und griff nach Thomas' Hand, der seine Finger mit meinen verschränkte. Wir waren beide angespannt und hatten Angst vor der Wahrheit, die Dean uns nun offenbaren würde.

„Jason an sich ist nicht mehr derselbe. Er ist ein Monster. Man nennt es Rugaru. Es ist ein Gendefekt. Anfangs sind sie alle noch normale Menschen, doch ab einem bestimmten Alter fängt auf einmal ein großer Hunger an, sie zu befallen. Sie müssen Fleisch essen und bald wird dieser Hunger so stark, dass er nur durch Menschenfleich gestillt werden kann. Ab da fangen die Rugarus auch an, sich in Monster zu verwandeln. Jason ist ein solches Monster, er wird immer mehr zu ihm. Sein sogenannter ‚Psychologe' hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Er hat die Opfer für Jason herausgesucht und es durch magische Einflüssen geschafft, die Seite von Jason zu unterdrücken, die wie ein Monster aussieht. Dieser Mensch ist ein Spezialist, was Rugarus angeht, denn er sammelt sie sozusagen. Er hatte Jason auch manipuliert, sich normal zu verhalten, damit wir ihn aus der Psychiatrie befreien und er dann seinen Plan mit Jason fortführen kann. Er ist hierbei nicht gefährdet, denn es werden immer nur die Nachkommen Rugarus ..."

Dabei machte Dean eine Pause und sagte nichts mehr weiter.

„Dean, was verschweigst du uns?", zischte Thomas und ich konnte sehen, wie bleich er geworden war.

„Sam und ich haben uns umgesehen und herausgefunden, dass Jason nicht der erste Rugaru in der Familie ist. May, eurer Vater war ebenfalls ein Rugaru!"

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