Kapitel 22
„May, können wir bitte so schnell wie möglich von hier verschwinden? Ich will diesen Ort nie wiedersehen. Ich weiß echt nicht, wie ich es eigentlich hier aushalten konnte und wenn sie mich jetzt finden sollten, würde ich definitiv völlig durchdrehen." Jason nahm meinen Arm und fing an, mich in Richtung Parkplatz zu ziehen.
„Das ist doch sicherlich dein Wagen oder? Du hast doch was, womit wir von hier abhauen können oder? Bitte enttäusche mich jetzt nicht, May!" Ich sah Jason verwirrt an. Wie kam er denn jetzt auf einmal darauf, dass der Impala, auf den er da gerade zeigte, mein Wagen war? Er wusste bestens, dass ich kein solches Auto hatte und auch niemals haben würde. Ich machte mir jetzt echt Sorgen, dass er vielleicht doch einen Schaden hatte. Wer wusste es, vielleicht hatte sein Psychologe es nicht so gut geschafft, ihn in dieser kurzen Zeit zu heilen. Das war ja auch wirklich schwierig, da Jason zumal nicht gerade eine leichte »psychische Störung« hatte.
„Jason, du musst dich noch kurz gedulden. Ich bin doch hier mit einem Mann, er und sein Bruder haben dich auch schon besucht. Dean hat mir geholfen, dich hier rauszubekommen und ohne ihn hätten wir es sicherlich nicht so schnell oder vielleicht auch gar nicht geschafft. Ihm gehört auch der Impala. Wir müssen auf ihn warten."
Jason stöhnte und rollte mit den Augen. „Wo ist eigentlich Thomas? Hast du jetzt einen neuen Freund gefunden und hast Thomas ersetzt? Ist der Liebe dir zu langweilig geworden und du hast dir jetzt einen neuen Macker klargemacht, um ein bisschen Action in diesen Beziehung zu bringen?" Ich wurde so wütend, dass ich Jason am liebsten eine gescheuert hätte. Wie konnte er das denn nur von mir denken? Dachte er etwa, dass ich Thomas jemals verlassen könnte oder dass ich ihn jemals Leid sein könnte? Was stimmte eigentlich nicht mit ihm? Er war doch noch nie so schlecht gelaunt und mir gegenüber so unfreundlich gewesen? Das war bisher nur vorgekommen, wenn er sehr krank war und ich ihm zum Beispiel nicht schnell genug eine Suppe warm machte, doch selbst dann entschuldigte er sich nach ein paar Sekunden, weil er merkte, wie unangebracht das gewesen war.
Doch heute wohl nicht. Kein einziges Anzeichen von Reue. Was war denn nur mit ihm los? Ich wurde abgelenkt, denn ich sah Licht, und erkannte den Schatten eines Menschen, als eine Tür von der Psychiatrie geöffnet wurde. Mein Herzschlag war gerade dabei, sich zu beschleunigen, als ich erkannte, dass es zum Glück Dean war, der sich da gerade aus dem Gebäude schlich.
„Jetzt aber schnell weg hier! Ich dachte schon, dass die Lady da drin mich gar nicht mehr gehen lässt. Sie hat mich abgeschlabbert, wie wenn sie eine Schnecke sein würde, die überall ihren Schleim hinterlassen würde."
Dean wollte gerade in den Impala einsteigen, als er wie angewurzelt stehen blieb. Da sah ich es auch. Ein Auto kaum gerade auf dem Parkplatz an, die Scheinwerfer erhellten den ganzen Parkplatz. Wir waren geliefert!
„Jason, steig schnell ein!", wies Dean ihn an und machte sich auch daran, einzusteigen. Ich war immer noch wie eine Statue, die sich nicht vom Fleck bewegen konnte. Was sollten wir denn nur machen? Wir mussten von hier verschwinden, bevor es zu spät war!
„Halt, bleibt hier!", hörte ich in dem Moment und außerdem dazu noch eine Autotür, die zugeschlagen wurde. Die Autoscheinwerfer gingen aus, jetzt wurde allerdings eine Taschenlampe angemacht und ich konnte im Lichtkegel Thomas sehen. Mein Herz setzte fast aus vor Schreck. Einerseits war ich so erleichtert, dass es nur er war und wir das hier nicht alles umsonst getan hatten, doch dann fiel mir auch sofort ein, dass ich mich ja von zu Hause weggeschlichen hatte, ohne ihm Bescheid zu geben.
„May, was soll das denn? Wieso hast du dich einfach weggeschlichen, ohne mir etwas zu sagen? Und dann auch noch mit ihm!" Er zeigte auf Dean, wie wenn er ein Mörder wäre, den er anklagen wollte. „Ich bin aufgewacht, habe dich nicht gesehen, habe nur die Mailbox erreicht. Dann habe ich Sam angerufen und von ihm erfahren, dass sein Bruder sich mit dir auf den Weg gemacht hatte, um deinen Bruder, der auch noch mein bester Freund ist, zu retten. Sag mir bitte: was soll ich davon halten? Es wäre schön, wenn du es mir erklären könntest, denn Vertrauen sieht für mich etwas anders aus!"
Ich fühlte mich so schlecht. Ich warf Sam, den ich nun neben Thomas ausmachen konnte, einen bösen Blick zu, doch dann ließ ich das schnell sein. Sam konnte nichts dafür. Es war meine Entscheidung gewesen, mich alleine mit Dean auf den Weg zu machen. Daran war alleine ich Schuld. Hoffentlich dachte Thomas nicht, dass ich irgendetwas mit Dean am Laufen hatte, nicht so wie es Jason sich wohl schon dachte.
„Thomas, das habe ich mir auch schon gedacht! Ich habe mich auch schon gefragt, ob sie dich abserviert hat, um dann hier mit ihrem neuen Lover aufzukreuzen." Jason konnte seine Klappe nicht halten. „Mein Lieber, nur weil ich geholfen habe, dich aus der Klapse zu befreien, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht gewillt bin, dir das Maul zu stopfen", konterte Dean. „Jason, halte bitte einfach einmal deine Klappe, wenn du gar nicht weißt, was Sache ist", sagte ich gleichzeitig.
Sam machte einige Schritte vor und breitete seine Arme schlichtend aus. „Leute, beruhigt euch jetzt mal wieder. Wir haben gerade ein viel größeres Problem. Wir sollten von hier verschwinden, bevor irgendjemand Jasons Verschwinden bemerkt, denn sonst ist das alles hier völlig umsonst gewesen. Wir steigen jetzt alle ein und verschwinden von hier! Zu Hause habt ihr alle immer noch genug Zeit, um das untereinander zu klären, denn dann verschwinde ich. So etwas muss ich mir nämlich nicht anhören!" Ich nickte. Sam hatte völlig recht.
Ich hoffte nur so sehr, dass ich es schaffen würde, Thomas zu überzeugen, dass ich es nicht böse gemeint hatte und ich nur ihn liebte ...
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