Kapitel 21

Um fünf Minuten vor Mitternacht stand ich nun vor dem Eingang der Psychiatrie. Ich stand hier momentan völlig allein und konnte auch niemand anderen ausmachen. Einzig und allein Deans Impala leistet mir Gesellschaft.

Ja, sein Impala. Wo Dean war, wusste ich allerdings nicht und er ließ sich auch nicht blicken. Ich war schon ein paar Minuten hier, das Auto war die ganze Zeit über schon dort gestanden, doch gesehen hatte ich ihn bisher nicht.

Ich wusste langsam echt nicht, ob das ein Scherz war oder ob Dean das immer noch ernst meinte. Es war ja schon schlimm genug gewesen, dass ich mich wie ein rebellischer Teenie, der von zu Hause flüchetete, heute Nacht von Thomas weggeschlichen hatte. Ich hatte ihm nämlich bisher gar nichts von der Mission erzählt, wobei ich aber ein ziemlich schlechtes Gewissen hatte.

Ich kramte nun mein Handy aus der Jackentasche. Es war ziemlich kalt und wenn Dean nicht abnehmen würde, würde es mir für Jason zwar wahnsinnig leid tun, aber ich würde wieder nach Hause gehen. Ich würde garantiert nicht einen auf raffiniert-kriminell machen und in die Psychiatrie einbrechen. Das wollte ich auf keinen Fall tun.

Es klingelte ein paar Mal bei Dean, doch anstatt, dass er abnahm, wurde ich einfach weggedrückt. Was sollte das denn jetzt bitte?

Wütend starrte ich seinen Namen auf dem Display an und scharrte mit meinen Schuhen auf dem Boden, da ich echt nichts besseres zu tun hatte.

„Psst, May, hier drüben." Ich zuckte zusammen, die Stimme hatte mich echt erschreckt und in der allerersten Sekunde bekam ich Angst, wer das denn war und meinen Namen kannte, doch dann machte es schnell Klick in meinem Kopf und ich verstand, dass es die Stimme von Dean gewesen war.

Ich drehte meinen Kopf nach links, in die Richtung, aus der seine Stimme gekommen war und sah eine Tür, die geöffnet war, Licht, das von innen nach draußen drang und natürlich auch noch Dean.

„Dean? Was machst du denn da drin? Kannst du mir bitte mal erklären, wie du das geschafft hast?"

„Ich habe dir doch gesagt, dass du dich auf mich verlassen sollst. Ich habe das alles vollkommen durchgeplant. Hör zu, du begibst dich jetzt bitte zu Jasons Fenster und wartest dort auf ihn. Ich habe es geschafft, die Schwester um den Finger zu wickeln. Du willst gar nicht wissen, was ich ihr alles für Geschichten erzählt habe. Zumindest habe ich sie überzeugt, dass ich jetzt ein paar Minuten brauche und sie mich nun auf keinen Fall stören wird. Ich werde gleich zu Jason gehen und ihm eine Notfallleiter geben. Du wirst ihm von draußen helfen können. Hier nimm noch diese Taschenlampe."

Dean drückte mir schnell eine Taschenlampe in die Hand und in der nächsten Sekunde war er auch schon wieder verschwunden.

Wow, das war echt wahnsinnig schnell gegangen. Ich fragte mich jetzt echt, was Dean ihr alles erzählt haben musste und wie leichtgläubig sie wohl zu sein schien. Das erstaunte mich echt.

***

Nach ein paar Minuten, die ich vor Jasons Fenster gewartet hatte, sah ich schon, dass es sich öffnete. Sein Zimmer befand sich im 1. Stock, zum Glück nicht weiter oben, denn dann wäre es echt problematisch gewesen, möglichst unauffällig zu entkommen.

Ich wusste zwar, dass ich hier das Richtige tat, wenn ich meinem Bruder half, doch ganz wohl war mir bei der Sache doch nicht. Wenn man uns erwischen würde ...

Wahrscheinlich würde Jason dann gleich in die Geschlossene verfrachtet werden und mich würden sie wahrscheinlich auch als Patientin einweisen. Was echt das Letzte wäre, was ich wollen würde. Was das mit der Polizei für Konsequenzen nach sich ziehen würde, wollte ich lieber gar nicht erst wissen.

„May, bist du da?", zischte Jason von oben herunter. Ich sah seinen blonden Schopf aus dem Fenster ragen. Ich leuchtete mit meiner Taschenlampe nach oben, um ihm somit meine Anwesenheit zu signalisieren. Ich wollte auf keinen Fall Krach machen. Wer wusste, welch leichten Schlaf manche Leute hier wohl haben würden.

„Okay, dann komm ich jetzt runter. Ich hoffe, du bist bereit!" Am liebsten würde ich Jason packen und ihn anbrüllen, dass er doch verflixt nochmal einfach seine Klappe halten sollte. Wollte er denn nun hier raus oder nicht? Ob es wohl seine zu große Begeisterung war, dass er hier so rumbrüllte?

Ich verstand ihn wirklich nicht. Musste ich wohl auch nicht. Ich war auf jeden Fall froh, wenn wir all das hier endlich hinter uns gebracht hatten. Dann könnte ich endlich wieder normal schlafen und nicht ständig an das denken müssen, was mir noch bevorstehen würde.

Ich trat auf die Hauswand zu und schnappte mir die Leiter, die mittlerweile aus dem Fenster hing. Es war eine bedürftige Notleiter, die man eigentlich nur benutzte, wenn man aus einem brennenden Haus fliehen wollte.

Jason machte die ersten Anstalten, aus dem Fenster zu klettern und augenblicklich hielt ich die Leiter stärker fest, denn sie fing an, ziemlich herumzuwackeln. Ich wollte auf keinen Fall gefährden, dass Jason nach unten fallen könnte. Er würde sich auf jeden Fall weh tun und außerdem wären wir dann erst mal wegen eines Ausbruchs aus der Psychiatrie dran.

Ich biss die Zähne fest zusammen. Der Wind wehte stark, was die Sache nicht gerade erleichterte. Jason kam nun immer weiter nach unten und bei jeder Sprosse, die er weiter nach unten kletterte, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Aus Freude, dass er endlich wieder bei mir sein würde und natürlich auch aus Sorge, dass etwas passieren könnte und er nach unten stürzen könnte.

„So geschafft! Ich bin in Freiheit!", jubelte Jason, als er unten angekommen war. Schnell drückte ich ihm meine Hand auf den Mund.

„Jason, halte doch die Klappe, sonst kannst du gleich wieder reingehen, wenn die uns erwischen!"

Er nickte gegen meine Hand und nachdem ich ihm noch einen bösen Blick zugeworfen hatte, entfernte ich meine Hand wieder von seinem Mund und nahm ihn stattdessen in den Arm.

Es tat so gut, Jason wieder hier bei mir zu haben!

Doch wo war Dean?

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