Kapitel 19
Dean und ich standen vor Jasons Zimmer. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Wenn wir nicht in der nächsten Zeit das Zimmer betreten würden, könnte es passieren, dass ich kneifen würde und direkt wieder nach Hause zu Thomas fliehen würde.
Da war es leider nicht so geschickt, dass wir mit Deans Impala hier hingefahren waren und er mich sicherlich nicht alleine damit zu mir nach Hause fahren lassen würde.
„Bist du bereit? Ich würde sagen, du verhältst dich am besten so, wie du es das letzte Mal auch getan hast. Ich halte mich im Hintergrund und das solltest du auch tun. Überlassen wir Jason die Kontrolle, er soll das tun, bei dem er sich wohl fühlt und wir werden ihn zu rein gar nichts zwingen."
Ich nickte. Das erschien mir ganz plausibel zu sein. „Ich weiß, Dean. Ich werde versuchen, dass er langsam wieder Vertrauen zu mir aufbaut. Eine Überrumpelung würde niemandem etwas helfen."
Dean lächelte verschmitzt und schon eine Sekunde später lag seine Hand auf dem Türgriff. „Dann ist ja gut."
Er öffnete die Tür, dabei hielt ich die Luft an. Es war wie in einem spannenden Film, wenn man nicht wusste, was als nächstes passieren würde. Ich beugte mich ein Stück nach vorne, um erst mal einen kleinen Blick in das Zimmer zu werfen, bevor ich es endgültig betreten würde.
Zuerst schien alles normal. Ich sah den rein weißen, sterilen Raum vor mir, den nur ein kleiner Tisch mit einem Stuhl und das Bett schmückten.
Jasons Bett.
Dieser starrte natürlich zur Tür, um einen Blick auf seinen Besuch zu erhaschen. Sein Blick veränderte sich in dem Moment, in dem er mich erblickte und auch wirklich registrierte.
„May." Mein Name aus seinem Mund ließ mich tief einatmen. Ich wusste nicht, was jetzt geschehen würde. Es könnte wahnsinnig gut, allerdings ebenfalls auch katastrophal verlaufen.
Langsam machte ich ein paar Schritte in das Zimmer hinein. Dean warf mir dabei aufmunternde Blicke zu, als würde er mich aufbauen wollen, wobei ich ihm ehrlich gesagt auch sehr dankbar war. Ich trat immer näher an Jasons Bett hinan, bis ich nur noch einen Spaltbreit von ihm entfernt stand.
„Ich habe dich so vermisst, May!" Er griff nach meiner Hand, mit einem starken Griff, der mir klar machte, dass es nun anders war. Er wollte nicht mehr, dass ich ging. Er hatte wohl verstanden, dass ich ihm rein gar nichts Böses wollte und ich doch einfach nur seine Schwester war, die ihn liebte und immer für ihn da war.
„Wieso bist du gekommen, May? Ich erinnere mich an das letzte Mal ... Es tut mir so leid, ich war nicht bei Sinnen, ich wusste nicht, wer ich war und habe allerdings nach einiger Zeit der Behandlung erst verstanden, was da passiert ist. Es war, als wäre mir der Verstand geraubt gewesen. Es war einfach so komisch ..."
„Hey, es ist alles okay, du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Ich weiß, dass das nicht deine Schuld war und würde dir das auch niemals vorwerfen. Du bist hier, damit dir geholfen wird und es klappt ja auch, wie wir gerade bemerken. Deswegen mache dir gar keinen Kopf, ich werde dich in der nächsten Zeit ganz oft besuchen kommen und es wird dir immer und immer besser gehen, bis du wieder zu uns nach Hause kommen kannst und dann alles wieder wie früher ist", beruhigte ich ihn.
Jasons Blick löste sich von mir und richtete sich auf den Eingangsbereich. „Und wer ist das denn? Ist das nicht dieser eine Typ vom FBI? Mein Verstand scheint zwar benebelt zu sein, aber ich verstehe, dass ja eigentlich Thomas hier bei dir sein müsste und nicht dieser Typ ..."
Wie recht er doch hatte ... Mir wurde das in diesem Moment auch schmerzlich bewusst.
„Es ist sehr kompliziert, aber Thomas geht es gut und ich soll dir von ihm ausrichten, dass er dich vermisst und natürlich gute Besserung. Der junge Mann hier ist nicht vom FBI, das habe ich anfangs auch gedacht, doch sagen wir es so ... sein Beruf ist etwas anders ... er heißt übrigens Dean."
Jason sah nun etwas verwirrt aus, was ich natürlich auch vollkommen verstehen konnte. Was er auch immer Dean und Sam erzählt hatte, er fragte sich nun sicherlich, warum er das jemandem erzählt hatte, der nicht zum FBI dazugehörte.
„Entschuldigung, Dean", wandte Jason sich nun an Dean. Dieser hatte den Blick zu Boden gerichtet und hob ihn nun, wohl erstaunt, dass Jason ihn überhaupt ansprach. „Ich verzeihe dir, dass du mich angelogen hast, aber könntest du mich bitte ein paar Minuten mit meiner Schwester alleine lassen? Da wäre ich dir echt sehr verbunden."
Dean lächelte ihn und nickte. „Klar doch."
Bevor er sich umdrehte, warf er mir noch schnell einen Blick zu. Jason sollte es nicht bemerken, doch für mich war klar, dass er mich somit fragte, ob es auch wirklich in Ordnung für mich sein würde, wenn er uns alleine lassen würde. Ich wusste das zu schätzen, denn bis vor ein paar Minuten wäre ich bei diesem Vorschlag wahrscheinlich noch völlig in Panik ausgebrochen.
Nachdem ich ihm zugenickt hatte, drehte Dean sich schließlich auch um und verließ das Zimmer.
Jason wartete nicht eine Sekunde. Er nahm mein Handgelenk in die Hand, versuchte mich somit näher an sich heranzuziehen. Obwohl ich wusste, dass er mich wieder erkannte und mir nichts tun würde, war das in der ersten Sekunde etwas erschreckend und ich verspürte für den Hauch einer Sekunde wieder diese Angst, dass er mich angreifen könnte.
„May, du musst mir helfen. Dringend! Ich halte es hier drin keine Nacht länger aus. Selbst mein Psychologe hat gesagt, dass er der Meinung ist, dass ich eigentlich wieder der Alte bin. Nur die Leute hier wollen das wohl nicht ganz so anerkennen. Du liebst mich doch oder? Du hast mir verprochen, dass du alles tun würdest, damit es mir wieder besser geht oder nicht?"
Ich schluckte, während mein Herz anfing, so schnell zu schlagen, dass ich es in meinem Brustkorb hämmern spüren konnte.
Ich hatte ihm das wirklich versprochen. Ich musste ihm helfen, doch ich wusste jetzt schon, ohne die genaue Bitte gehört zu haben, dass ich es nur widerwillig tun würde und es das Beste wäre, jetzt einfach zu gehen.
Doch ich liebte Jason, deswegen nickte ich.
„Ich werde heute Nacht hier ausbrechen. Und dabei brauche ich deine Hilfe, May!"
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