Kapitel 1

„May, komm doch bitte endlich her. Du kannst nicht immer darauf warten, ob Jason gerade etwas von dir will! Der Typ ist 26 Jahre alt und in der Lage, für sich alleine zu sorgen!"

Ich legte mein Handy auf den Tisch und hatte eigentlich beschlossen, es jetzt endlich gut sein zu lassen, als das Handy schon wieder klingelte. Dieses Mal war es ein Anruf. Jason natürlich, wer denn auch sonst?"

„May, bitte!", hörte ich Thomas rufen und bekam ein schlechtes Gewissen, weil mir klar war, dass ich abnehmen würde. Doch ich liebte meinen Bruder und wollte ihm helfen. Er hatte sich den ganzen Tag schon so verhalten, als würde irgendetwas nicht mit ihm stimmen und ich hatte unserem Dad immer in Gebeten geschworen, dass ich immer für meinen Bruder da sein würde, wenn er mich brauchen würde. Auch, wenn er vier Jahre älter war als ich, ich wusste, dass Jungs sich in manchen Sachen immer ziemlich anstellten.

„Jason, was gibt es denn? Hast du auf die Uhr geschaut? Es ist elf Uhr abends. Ich muss morgen früh raus und wollte mich eigentlich gerade schlafen legen! Was gibt es denn? Hast du es bekommen?"

Ich hatte heute sicherlich schon ein dutzend Nachrichten von ihm erhalten, dass er so hungrig war und das Gefühl hatte, dass er gleich sterben würde. Er bat mich immer, für ihn zum nächsten Supermarkt oder Metzger zu fahren, um Fleisch zu kaufen, da er da gerade solche Lust drauf hatte."

Natürlich hatte ich ihm gesagt, dass er es sich selbst kaufen sollte, doch anscheinend hatte er das noch immer nicht getan.

„Bitte, May, die Geschäfte haben doch noch eine Stunde auf. Ich bitte dich! Du kannst deinen armen Bruder nicht verhungern lassen! Du weißt gar nicht, wie ich mich fühle, denn wenn du es wissen würdest, dann würdest du mir das nicht antun. Bitte, May, ich brauche es!"

Ich würde am liebsten einfach auflegen und es als eine gestörte Phase abstempeln, die gleich wieder vergehen würde, doch Jason machte mir auf eine gewisse Art und Weise Angst. Normalerweise war er nicht so, er war eigentlich ein ganz lieber Mensch, der das Leben nicht so schwer nahm, doch seit unser Vater gestorben war, war er oft auch traurig.

Es war sehr schlimm gewesen, er war eines Tages einfach nicht zu Hause gewesen und wir hatten uns Sorgen gemacht. Wir hatten dann herausgefunden, dass er bei einem Feuer in einer einsamen Hütte im Wald umgekommen war. Niemand hatte einen Mörder gefunden und die Todesursache war nun immer noch nicht klar. Es war, wie wenn er sich selbst angezündet hätte, doch ich wusste, dass es das nicht war. Viele stempelten es als Suizid ab, doch ich wusste, dass das nicht stimmte.

Da musste etwas Anderes dahinterstecken, doch ich wusste nicht, was. Mir wollte auch niemand helfen, ich wurde immer nur als verrückt erklärt, wenn ich davon anfing.

Auf einmal erschreckte ich, denn Thomas stand neben mir. Er nahm mir mein Handy aus der Hand.

„Hör mal, Jason, du bist zwar mein bester Freund, aber jetzt ist es auch mal gut. Wenn du so Hunger hast, dann hol dir doch einfach eine Tiefkühlpizza. Ich garantiere dir, es wird dir danach besser gehen. Wenn du uns bitte einfach schlafen lassen würdest, meiner Freundin fallen schon fast die Augen zu und sie macht sich gerade auch echt Sorgen um dich, also hör bitte auf, ihr solch einen Schreck einzujagen."

Damit legte er auf und schaltete mein Handy aus.

„Jetzt dürften wir unsere Ruhe haben!" Ich hatte ein kleines bisschen ein schlechtes Gewissen, weil Thomas ihn so abgewürgt hatte. „Hey, entspann dich und komm endlich ins Bett. Du wirst sonst morgen nicht mehr hochkommen und ich bekomme es dann ab, wenn ich deine schlechte Laune aushalten muss, nur weil du müde bist."

Er hatte ja schon recht. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und schlung meine Hände um Thomas' Nacken. Dann gab ich ihm einen sanften Kuss, den er gleich erwiderte, allerdings nicht so sanft wie ich.

Ich musste automatisch grinsen, das schaffte Thomas immer wieder. Wir waren jetzt zwar schon sechs Jahre zusammen und wohnten seit zwei Jahren zusammen, doch mit Thomas wurde es mir nie langweilig und ich liebte ihn so sehr wie am ersten Tag. Wenn meine Liebe zu ihm nicht noch jeden Tag mehr wurde.

Jedes Mal, wenn er mich küsste, vergaß ich alles um uns herum und es existierten nur noch wir beide. Thomas war ein so guter Küsser, da war es fast wie Hypnose, wenn ich ihn küsste. Es war wie eine andere Welt, die wir zusammen betreten würden. Ich fühlte mich so leicht wie eine Feder und hatte jedes mal das Gefühl, gleich vor lauter Glück abzuheben.

Thomas fing an, seine Hand unter mein Top zu schieben und meinen Rücken zu streicheln, was millionen Stromstöße über meinen ganzen Körper sandte und mich fast zusammenzucken ließ. Ich genoss es so sehr und strich mit meiner Hand durch seine weichen Haare. Ich zog ihn näher an mich heran und küsste ihn, wie wenn es kein Morgen geben würde.

Als Thomas seine Hand allerdings noch weiter nach oben bewegte, musste ich einen Rückzieher machen. „Sorry, aber wie du gesagt hast, wenn ich jetzt nicht meinen Schlaf bekomme, werde ich morgen unausstehlich sein und ich glauben, das willst du nicht erleben ..."

Ich begab mich zu unserem Bett und ließ mich auf meiner Seite nieder.

„Ich würde dich trotzdem so lieben, wie ich dich jetzt liebe. Es kann gar nichts passieren, damit ich dich weniger liebe."

Ich fing an, zu grinsen, wie ein Honigkuchenpferd und genoss die milliarden Schmetterlinge, die in meinem Bauch einen Freudentanz aufführten. Er konnte gar nicht oft genug sagen, dass er mich liebte, jedes Mal war es so schön wie das erste Mal.

„Ich liebe dich auch, Thomas, du bist das Beste, was mir jemals geschehen konnte, doch ich will morgen wirklich einen schönen Tag haben. Ich will dir ja gar nicht auf die Nerven gehen."

Nachdem ich mich an ihn angekuschelt hatte und dabei war, einzuschlafen, ließ mich ein Geräusch zusammenzucken. Es hörte sich an, als wenn unsere Haustür geöffnet werden würde. Wer war das? Ein Einbrecher?

„Das war nichts, Schatz, schlaf gut!", murmelte Thomas, doch ich war mir da nicht so sicher.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top