14.

„Wie war dein Bewerbungsgespräch", fragte Michele, um von der Frage nach seinen Filmen abzulenken.

„Ich hab den Job." Eilig lief Ariana auf den Küchentisch zu und fing an die Brösel von Alessandras und Micheles Snack davon zu wischen. Peinlichst achtete sie darauf, Michele dabei nicht in die Augen zu sehen. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei dem Job und dessen aufdringlichen Chef, obgleich sie froh war, dass sie erst einmal unter gekommen war.

„Wann musst du bei der Schule sein?" Michele stellte sich vor sie und versuchte zu erkunden, warum sie sich so merkwürdig verhielt.

Ariana blickte auf die Uhr und sagte dann: „In zwei Stunden. Ich mach uns schnell was zum Mittagessen."

„Ist irgendwas?" Michele wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Alles gut. Ich bin nur nervös."

Die Nervosität schien Ariana weit mehr durcheinanderzubringen, als sie es selbst zugeben wollte. Bei der Zubereitung des Mittagessens schnitt sie sich in den Finger, verbrannte sich die Hand und zu guter Letzt versalzte sie alles so dermaßen, dass es kaum mehr genießbar war.

Während Alessandra sich weigerte, die versalzene Minestrone zu essen, versuchte Michele sich nichts anmerken zu lassen und aß mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen jedes Stück Gemüse, das in seiner Schüssel lag. Dass er dabei fast einen Liter Wasser benötigte, schien Ariana nicht zu bemerken.

Abwesend stapelte diese das Gemüse zu einem Turm und schien überhaupt nichts von ihrer Umwelt mitzubekommen. Erst als Michele sie erinnerte, dass es an der Zeit war zu gehen, blickte Ariana erschrocken auf.

Eilig verließen die drei das Haus und fuhren zu der nahegelegenen Schule, die in einem der weniger gehobenen Viertel der Stadt lag. Von Außen war das Schulgebäude heruntergekommen und von innen wirkte es, als hätte man das Haus den Randallen überlassen. Alessandra zog an der Hand ihrer Mutter und jammerte, dass es ihr nicht gefiel. Michele konnte die Meinung des kleinen Mädchens nur teilen.

Noch bevor sie das Büro des Rektors erreicht hatten, zog er Ariana zu sich heran und flüsterte ihr ins Ohr: „Das ist keine Schule für Ariana. Lass uns wieder gehen."

„Aber es gibt hier sonst nur eine Private Schule in der Nähe und die kann ich mir nicht leisten." Ariana versuchte stark zu sein, doch Michele konnte sehen, wie ihre harte Fassade zu bröckeln begann. Sie war den Tränen nahe.

„Ich bin für dich da und ich kann dir helfen. Du musst mich nur lassen!" Michele sah Ariana tief in die Augen und sah, wie diese immer wieder den Kopf schüttelte.

„Ich werde kein Geld von dir annehmen, Miki."

„Lass uns gehen und ich schlag dir was vor. Aber das hier ist definitiv keine Schule, wo du deine Tochter guten Gewissens hinschicken kannst." Michele sah sie flehend an, bis sie schließlich einlenkte und die drei das Schulhaus fluchtartig verließen.

Als sie schließlich wieder in Micheles Auto saßen, konnte Ariana ihre Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Er zog sie in seine starken Arme und strich ihr über den Kopf.

„Hör zu, wie wäre es damit. Ich bezahl die Gebühren für die Privatschule und du arbeitest sie bei mir ab. Du kannst Alessandra jederzeit mitbringen und so bist du niemanden etwas schuldig."

„Meinst du wirklich ernst?" Ariana blickte mit tränenverschleierten Augen auf und wischte sich das Gesicht am Ärmel ihrer Bluse ab.

„Lass mich nur machen. Wir gehen jetzt einfach ins Kino und genießen den Rest des Nachmittags und morgen kümmer ich mich um die Schule." Ein Lächeln huschte über Arianas Gesicht, während Michele sich seinem Lenkrad zuwandte und den den Motor anließ. Hastig fuhr er aus der Parklücke und hätte dabei fast zwei jugendliche Schüler über den Haufen gefahren, die ihm obszöne Gesten zeigten und ihm irgendwelche Schimpfworte nachriefen.

Die Fahrt zum Kino dauerte eine Weile, doch außer Alessandra schien keiner, wirklich große Lust zu reden zu haben. Als sie schließlich nahe des Eingangs parkten und ausstiegen, kamen zwei junge Frauen auf Michele zu und baten ihn um Fotos und Autogramme. Ariana betrachtete die Situation argwöhnisch und vielleicht auch mit ein klein wenig Eifersucht.

Sie wollten gerade das Kino betreten, als Ariana fragte: „Was war denn das eben?"

Doch bevor Michele antworten konnte, hatten sich weitere Fans um ihn getummelt und geduldig lächelte dieser in die Kameras und unterschrieb auf T-Shirts, Kinokarten oder sogar auf nackter Haut. Ariana war die ganze Situation äußerst unangenehm und sie wandte sich langsam von der Masse junger Frauen ab und schlich mit Alessandra zum Ticketschalter. Auch Alessandra schien nicht ganz zu verstehen, was da vor sich ging und beäugte die ganze Situation von der Seite.

Erst als Ariana die Tickets bezahlen wollte, bemerkt sie schließlich Michele hinter sich, der eilig seine Kreditkarte zückt und Mutter und Tochter mit sich zum Popcornstand zieht. Doch noch bevor Ariana ein weiteres Mal fragen konnte, warum Michele so derart von Fans umzingelt wurde, waren auch schon die Nächsten da, und ihr wurde die Situation zunehmend unangenehmer.

Der Film lief bereits an, als die drei endlich in ihren Kinosesseln saßen und durchatmen konnten. Ariana blickte Michele dabei an und flüsterte ihm zu: „Wie berühmt bist du eigentlich?"

„Seit meinem letzten Film kennen mich ein paar Leute." Michele versuchte, starr auf die Leinwand zu blicken, doch Arianas Augen bohrten sich in ihn.

„Ein paar? Du hattest da draußen gefühlt 50 Fans. Warum hab ich nie von dir gehört?"

„Ich hab in einem polnisch/italienischen Streifen die Hauptrolle gespielt, die bei Netflix durch die Decke gegangen ist. Hast du nie von 365 dni gehört?" Michele sah Ariana an, um zu erkennen, ob ihr der Film irgendetwas sagte, doch sie blickte ihn nur unwissend an.

„Was für ne Art Film ist das?", fragte sie und brachte Michele damit in Verlegenheit.

„Eine Liebesgeschichte. Ein Mafiaboss entführt eine junge Frau und gibt ihr 365 Tage Zeit, um sich in ihn zu verlieben." Michele ließ wohlweislich den erotischen Aspekt des Filmes aus, um Ariana nicht zu verschrecken.

„Gott ist das kitschig. Mehr Kliesche geht wohl kaum." Michele war überrascht über die abwertende Haltung seiner Geliebten und grinste sie an.

„Es geht dabei auch um Sex", flüsterte er ihr zu um sie langsam auf die folgende Erkenntnis vorzubereiten.

„In jeder Liebesgeschichte geht es irgendwann um Sex." Ariana blickte auf die Leinwand und beachtete Michele nicht mehr.

Erst als der Film zu Ende war und die die beiden die fröhlich schnatternde Alessandra zum Ausgang zogen, blickte Ariana Michele fragend an: „Ich will den Film sehen!"

„Bist du dir sicher?", fragte Michele grinsend.

„Ja, warum nicht?"

„Na gut, dann sehen wir ihn uns morgen Abend an. Für heute hab ich andere Pläne mit dir." Michele biss sich auf die Unterlippe und konnte sehen, wie sich das Gesicht seiner Geliebten leicht rosa färbte. Sie hatte keine Ahnung, was er alles mit ihr tun würde, wenn sie endlich allein waren.

Der Abend schien sich ewig in die Länge zu ziehen und als Alessandra endlich tief und fest schlief, saß auch Ariana müde da und rieb sich die Augen. Langsam lief Michele auf sie zu und zog sie in seine Arme. Er suchte ihr Lippen und verschlang sie regelrecht. Langsam schien auch die Lust in Ariana zu erwachen und sie ließ ihre Fingerspitzen langsam unter sein T-Shirt gleiten. Vorsichtig erkundete sie jeden Zentimeter seiner Haut, während er ihr in das dunkle Haar griff und sie seine Lippen über ihren Hals schweben ließ.

Michele war gerade dabei, die schöne Italienerin zu entkleiden, als sie ihm ins Ohr flüsterte: „Ich will deinen Film sehen!"

Atemlos blickte er zu ihr empor und fragte: „Jetzt?"

„Ja", hauchte sie zur Antwort und unsicher stand Michele auf und nahm die Fernbedienung zur Hand.

Er war sich nicht sicher, ob das wirklich eine so gute Idee war. Dieser Film konnte die Leidenschaft in ihr erwecken, oder aber sie so dermaßen schockieren, dass dieser Abend furchtbar in die Hose gehen konnte.

Als die ersten Szenen anliefen, stieß Ariana Michele auf das Sofa und legte sich nackt auf ihn. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust, während ihre Finger vorsichtig über seine muskulösen Oberarme glitten. Augenblicklich regte sich Micheles Männlichkeit in seiner Hose und Ariana huschte ein Grinsen über die Lippen.

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