01
Bevor Sasuke sich versah, tippte Naruto ihn wie verrückt auf die Schulter. Genervt wandte er sich an seinen langjährigen Freund.
„Was ist?", ging er ihn gereizt und verschlafen an. „Hast du mal auf die Uhr geguckt? Es ist gerade mal kurz nach Mitternacht!"
„JA! Ich weiß", erwiderte Naruto, setzte sich auf die Bettkante und sah seinen schwarzhaarigen Kumpel aus seinen eisblauen Augen an. „Aber genau das ist doch das, was ich dir sagen will!"
„Was willst du mir sagen?", seufzte Sasuke, weil er wusste, Naruto würde nicht locker lassen, bis er bekam, was er wollte.
So war es bisher immer gewesen. Sowohl im Kindergarten, in der Schule oder später, als sie zusammen zur Uni gingen. Wie meistens bereute der junge Uchiha es jetzt, damals zugestimmt zu haben, als Naruto wollte, dass sie eine Wohngemeinschaft gründeten. Narutos Begründungen waren, dass sie so viel Geld sparen würden und zur Uni konnten sie zu Fuß gehen, da es quasi um die Ecke lag.
Naruto war damals der erste, der sich beschwert hatte, dass weder eine Straßenbahn-, noch eine Bushaltestelle in der Nähe waren. Er war der erste, der sich darüber aufregte, bei Regen zur Uni laufen zu müssen. Sasuke hatte in dem Moment einfach nur innerlich darüber gelacht und sich seinen Teil dazu gedacht.
Jetzt rieb er sich die Augen und versuchte die Müdigkeit zu vertreiben, da es gerade keinen Sinn mehr hatte, im Bett liegen zu bleiben und zu versuchen, den blonden Quälgeist zu ignorieren.
„Heute ist der erste Dezember!", freute sich dieser. „Ab heute beginnt offiziell die Weihnachtszeit!"
Er grinste über das ganze Gesicht und diese Freude ließ Sasuke die Augen verdrehen.
„Geht der Kram schon wieder los?", erkundigte sich der Dunkelhaarige.
Naruto nickte nur und klatschte freudig in die Hände.
„Ja, geht es. Und du wirst mir nachher helfen, die Wohnung zu dekorieren", sagte Naruto und stand wieder auf. „Also, steh frühzeitig auf, falls wir noch ein bisschen Dekoration kaufen müssen, sonst ist in den Läden alles ausverkauft."
Mit diesen Worten ließ er Sasuke alleine in seinem Zimmer zurück. Dieser setzte sich auf und fuhr sich genervt durch das Haar. Wie konnte man sich nur das ganze Jahr auf Weihnachten freuen?
Jedes Jahr - und das bereits seit fast zehn Jahren - beobachtete Sasuke dieses Phänomen bei Naruto aufs Neue. In jedem dieser Jahre hatte er ihn in der Nacht zum ersten Dezember geweckt, um ihm mitzuteilen, dass offiziell die Adventszeit losging. Und jedes Mal aufs Neue musste er sich anhören, wie sehr sich Naruto freute, wieviel Spaß ihm das ganze Schmücken machte, die Wohnung weihnachtlich herzurichten und wie sehr er sich freute, über den Weihnachtsmarkt zu schlendern.
Wahrscheinlich sparte er das ganze Jahr über das Geld, was er nicht ausgab, um es zu Weihnachten bei den unzähligen Glühweinständen und sich mit dem alkoholischen Getränk volllaufen zu lassen.
Sasuke konnte diesen Trubel nicht verstehen. Alles, was er mit Weihnachten verband, war das Essen, die vielen Süßigkeiten, die nervigen Zusammenkünfte der Familie und die ganzen Gedanken, die sich gemacht wurden, um jemand anderes mit einem Geschenk eine Freude zu machen. Und die Feiertage, die es einem möglich machten, auszuschlafen, sollte er auch nicht vergessen.
In diesem Jahr war es ihm leicht gefallen, für Naruto ein Geschenk zu finden. Es lag bereits seit Mai im Schrank und wartete darauf, zu seinem neuen Besitzer zu gelangen. Es war zwar nur eine Kleinigkeit, so weit Sasuke es beurteilen konnte, aber er wusste, Naruto würde sich darüber freuen. Wenn er es richtig interpretierte, dann würde er sogar einen Freudensprung machen.
Es waren nur einige Kleinigkeiten, die mit seiner Lieblingsserie zu tun hatten, aber Naruto schwärmte das ganze Jahr darüber, dass er genau dieses T-Shirt haben wollte, also hatte Sasuke heimlich nachgesehen, was Naruto für eine Kleidergröße trug und hatte sich im Internet auf die Suche nach diesem Oberteil begeben. Es war fast schon unmöglich gewesen, noch eins zu bekommen, weil es beinahe überall ausverkauft war.
Allerdings, als er fast die Hoffnung aufgegeben hatte, fand er noch ein Exemplar und bestellte es. Er musste es zu seinem Bruder liefern lassen, weil Naruto sonst nur mitbekommen hätte, dass Sasuke etwas bestellte. Und so wie er den Blonden kannte, hätte er nicht eher Ruhe gegeben, bevor er nicht erfuhr, was der Inhalt des Pakets war. Und dies konnte er auf keinen Fall zulassen. Er durfte nicht erfahren, was er bestellt hatte. Und zu seinem Glück hatte sein Bruder mitgespielt und das Paket entgegengenommen.
✗ ✗ ✗
Am Morgen riss Naruto die Tür zu seinem Zimmer auf und rief laut hinein: „Morgen! Aufstehen!"
Vollkommen neben sich schlug Sasuke die Lider auf, sah sich in seinem Zimmer um und blinzelte mehrfach, bis er wusste, dass er aufwachen musste.
„Mhm...", brummte er und dann ging Naruto auch schon wieder hinaus.
Leise drangen verschiedene Sätze zu ihm, die aus dem Radio im Wohnzimmer kamen, und eindeutig der Playlist mit den Weihnachtsliedern entsprangen.
„Oh man...", entwich es ihm und er wusste, das würden die nervigsten 24 Tage werden, die dieses Jahr zu bieten hatte.
Augen verdrehend schwang er die Beine aus dem Bett und stand auf. Kurz ging er ins Bad und versuchte mit kaltem Wasser dafür zu sorgen, sein letztes bisschen Müdigkeit zu vertreiben. Allerdings scheiterte dieser Versuch und er gab sich geschlagen. Er war müde, hatte Hunger, hatte Durst und die Weihnachtsmusik tat ihren Rest, ihn bis aufs Äußerste zu reizen.
„Naaaa~", trällerte Naruto im Takt der Musik, als Sasuke das Wohnzimmer betrat.
Naruto hatte bereits einige Kisten auf dem Sofa verteilt, die alle geöffnet waren, und ein Haufen neben dem anderen an Weihnachtskram lag ebenfalls ausgebreitet auf der Couch.
„Wann hast du das ganze Zeug aus dem Keller geholt?", fragte Sasuke, sah sich das Chaos an und blickte dann zu Naruto, der freudestrahlend den Kopf im Rhythmus bewegte.
„Das hab ich gestern Abend noch gemacht, bevor ich schlafen gegangen bin", lachte Naruto, als er sah, wie Sasuke missbilligend den Kopf schüttelte.
„Heute ist der einzige Tag, wo du zum Frühaufsteher wirst, oder?", entwich es Sasuke.
„Mag sein", lachte der Blondschopf weiter, zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder einem großen Stern, den er am Fenster platzierte. „Reich mir mal die Haken dort."
Sasuke seufzte, gab Naruto dann aber, was er wollte und so dauerte es gute vier Stunden, bis der andere mit dem Ergebnis zufrieden war.
„Jetzt fehlt nur noch ein Weihnachtsbaum!", rief er aus und stemmte vorerst glücklich die Hände in die Hüften.
„Aber dafür ist es noch zu früh! Wenn du den jetzt kaufst, werden alle Nadeln bis Weihnachten abgefallen sein", warf Sasuke ein und wusste, Naruto würde sich querstellen.
Aber zu seinem Erstaunen zuckte Naruto mit den Schultern und sah ihn genau an.
„Ich weiß, deswegen werden wir ihn auch nächstes Wochenende kaufen und dann werde ich mich um den Baum kümmern, dass er möglichst lange hält", grinste Naruto breit.
„Du machst auch die Nadeln weg, die herunterfallen?"
„Ja, mache ich!"
„Gut, dann nächste Woche...", gab Sasuke sich geschlagen. „Wegen mir... Aber jetzt werde ich mir einen Kaffee kochen. Willst du auch einen?"
Naruto schüttelte den Kopf.
„Nein, danke. Ich hab mir vorhin eine Kanne Tee gekocht. Mit Glühweingeschmack", strahlte er und deutete auf die Kanne, die Sasuke jetzt erst ins Auge fiel.
„Gut, dann bleibt mehr Kaffee für mich übrig", fügte er dem Thema hinzu, bevor er es für sich selbst beendete und in die Küche ging, um sich endlich sein koffeinhaltiges Frühstück zuzubereiten.
✗ ✗ ✗
Das nächste Wochenende kam schneller als gedacht. Bereits am Samstag wurde Sasuke gegen seinen Willen um neun Uhr aus dem Bett geworfen, indem Naruto ihm einfach die Decke wegzog und er nur in seiner Unterhose bekleidet auf der Matratze lag. Sofort rollte er sich zusammen, um sich warm zu halten.
„Spinnst du?", fragte Sasuke direkt, als er in die blauen Augen blickte. „Ich habe Wochenende, also lass mich in Ruhe und verzieh dich. Deinen Baum bekommst du später."
„Später sind alle schönen Tannenbäume weg! Wir gehen jetzt einen kaufen! Du hast jetzt noch 32 Minuten Zeit, bis die Straßenbahn am Marktplatz abfährt. Ich an deiner Stelle würde mich ja beeilen. Sonst machst du im Januar den ganzen Haushalt alleine!"
Siegessicher und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht drehte Naruto sich um, hatte die Bettdecke weiterhin im Arm und lief aus Sasukes Zimmer.
„So ein Arsch...", brummte Sasuke, rieb sich die Augen und richtete sich langsam auf.
Rasch war er im Bad gewesen, hatte sich frische Kleidung angezogen und stand im Flur, um auf seinen Mitbewohner zu warten.
„Dauert es noch lange?", hakte der Dunkelhaarige nach.
„Bin gleich fertig", rief Naruto aus seinem Zimmer.
Wenn es so weiterging, dann würde Sasuke in Zukunft seine Zimmertür abschließen und sich Ohrstöpsel kaufen müssen, um endlich Naruto und dem Weihnachtstrubel zu entgehen.
Dann kam auch schon der blonde Wirbelwind mit einer roten Weihnachtsmütze auf dem Kopf zu ihm und hielt ihm ebenfalls eine entgegen.
„Ich werde dieses Ding mit Sicherheit nicht aufsetzen!", wehrte sich Sasuke mit Händen und Füßen gegen die Kopfbedeckung.
Fünf Minuten diskutierten die beiden und vergaßen vollkommen, dass sie los wollten. Sie verpassten fast ihre Straßenbahn und kamen im letzten Moment, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte, an und sprangen hinein.
„So und wo soll es jetzt hingehen?", fragte Sasuke und war froh darüber, die Mütze nicht auf dem Kopf zu haben, denn Naruto wurde von allen Seiten mit einem amüsierten Lächeln begutachtet.
„Du siehst vollkommen albern aus", meinte der Uchiha nach einiger Zeit, bevor sie endlich an ihrer Station ankamen, bei der sie aussteigen mussten.
„Na und? Ich mag Weihnachten! Und das können die anderen ruhig sehen", erwiderte Naruto und stemmte die Hände in die Hüften. „Außerdem müsstest du langsam wissen, dass es mir egal ist, was andere über mich denken."
„Ja, das weiß ich nur zu gut..."
Sasuke rollte mit den Augen, wandte seinen Blick dann wieder zur Seite, um nicht mehr zu Naruto zu sehen.
„Was soll das denn wieder heißen?", fragte dieser und zog eine Augenbraue nach oben.
„Also, wo soll es jetzt hingehen?", hakte Sasuke nach, ehe Naruto ihn am Handgelenk packte und hinter sich herzog.
„Lass dich überraschen", trällerte er fast schon.
Ohne große Widerrede folgte er dem Blonden und blieb endlich stehen, als auch dieser vor einem großen Kaufhaus stehen blieb.
„Und hier willst du den Baum kaufen? Einen Baum, der maximal drei bis vier Wochen bei dir hält und ich wahrscheinlich nach Hause schleppen darf?", zog Sasuke eine Augenbraue nach oben und legte den Kopf schief.
„Der Baum wird länger halten!", warf Naruto ein und sah seinen langjährigen Freund finster an.
„Und trotzdem werde ich den Baum schleppen müssen", warf Sasuke erneut ein. „Ich weiß es jetzt schon..."
„Nein, ich werde ihn auch selbst tragen!", protestierte Naruto weiter, um die Vorwürfe gegen ihn abzuwenden.
„Gut, aber wehe du beschwerst dich später."
Naruto lief vorne weg und Sasuke hinterher, um ihm eine gefühlte Ewigkeit dabei zu beobachten, wie er einen Tannenbaum aussuchte und sich weitere zehn Minuten damit befasste, welchen von zwei Bäumen er am Ende kaufte. Als Sasuke fast der Geduldsfaden riss, entschied sich Naruto endlich und der junge Uchiha war froh, dass es nun ein Ende hatte und sie wieder die Reise nach Hause antreten konnten.
Doch auch diese verlief nicht ohne Probleme, denn sobald Naruto den Baum in der Hand hielt, begann er sich zu beschweren, dass der Baumstamm rau war und in seine Handflächen stach. Er beschwerte sich, dass der Baum schwer war und er es blöd fand, den Baum alleine tragen zu müssen.
„Beschwer dich nicht. Du hast es so gewollt. Du hast gesagt, du trägst den Baum", grinste Sasuke schief.
„Du siehst mit der Mütze immer noch bescheuert aus", sagte Sasuke, als sie an einer Ampel anhielten und Naruto den Baum auf den Boden stellte.
„Das Ding ist echt schwer", erwiderte Naruto und atmete tief durch.
„Du wolltest diesen Baum. Du hast ihn ausgesucht. Du hättest auch einen kleineren Baum kaufen können..."
„Ja, das hätte ich tun können. Ich habe es aber nicht. Ich wollte genau diesen Baum."
Er sah aus seinen blauen Augen finster zu ihm und presste die Kiefer aufeinander.
"Komm, wir müssen rüber, bevor die Ampel noch einmal ihre Meinung ändert und wir noch eine Phase hier stehen und miteinander reden."
Sasuke ließ seinen Blick auf die Ampel fallen und seufzte, da sie tatsächlich wieder auf Rot schaltete.
"Du bist manchmal echt anstrengend, Naruto", sagte der junge Uchiha frustriert.
Als die Ampel wieder auf Grün sprang, nahmen die beiden Männer ihre Beine in die Hand und liefen rasch über die Straße, um ihrer Wohnung näher zu kommen.
Bald kam ihr Haus in Sichtweite und Naruto beeilte sich, zu eben diesem zu gelangen.
„Endlich", sagte Naruto erleichtert, nachdem Sasuke die Tür hinter ihnen ins Schloss fallen ließ.
Er zog seine Jacke aus, hängte sie auf und streifte sich die Schuhe von den Füßen. Auch Naruto zog seine Jacke aus und dann streckte er sich.
„Ich bemerke, dass wir nie wieder soweit gehen, um einen Baum zu kaufen", fuhr er weiter fort.
„Du solltest dich beeilen und den Baum aus seinem Netz befreien", meinte Sasuke und deutete auf den am Boden liegenden Baum.
Die Augen zeigten deutlich, dass es schien, als hätte der blonde Wirbelwind für einen Moment vergessen, dass dieser Baum noch anwesend war.
Naruto riss die Augen auf und sah Sasuke entsetzt an, als hätte er eine Todesbotschaft übermittelt.
„Warum sagst du das nicht früher?!", rief er aus und machte sich daran, den Baum aufzustellen und vom Netz zu befreien.
Als er endlich einigermaßen gerade und ohne menschliche Hilfe in der Halterung stand, atmete Naruto durch und wischte sich den imaginären Schweiß von der Stirn. Er sah sich nach der Kiste mit dem Baumschmuck um und begann breit zu grinsen, als er den Deckel davon öffnete und sich ins bunte Getümmel stürzte.
Sasuke schüttelte nur den Kopf und ließ Naruto damit alleine. Er hatte absolut kein Verständnis dafür, dass man mit solch dekorativen Dingen so unendlich viel Zeit verbringen konnte. Seiner Meinung nach war es Zeitverschwendung. Er war kein Weihnachtsmuffel, aber er fand diese ganze Sache mit der Dekoration übertrieben. Man brauchte doch keinen Baum, um seiner Familie und den Freunden eine Freude zu machen. Immerhin überreichte man Geschenke zum Geburtstag doch auch ohne einen Baum.
Er ließ Naruto alleine im Wohnzimmer zurück und machte sich auf den Weg in die Küche. Dort startete er seine Kaffeemaschine und stellte die Tasse darunter, um auf den kleinen Knopf zu drücken, der ihm sein koffeinhaltiges Zaubermittel dort hinein befördern würde. Nur wenige Augenblicke später hatte er das Getränk in den Händen und nippte kurz daran.
Für Naruto setzte er Wasser auf, um ihm einen Tee zu kochen. Er mochte diese Weihnachtssorten, also nahm er eines dieser Päckchen und holte einen Teebeutel heraus. Als das Wasser kochte, goss er dieses in die Tasse und war froh, dass ihn niemand beobachtete, da er die Hälfte des Wassers verschüttete, weil er sich die Finger am heißen Wasserkocher verbrannte.
„Ehrlich, wir müssen dringend einen neuen Wasserkocher kaufen!", gab er genervt von sich, ehe er es wenig später geschafft hatte, den größten Wasserfleck zu entfernen.
Er ließ sich an dem kleinen Esstisch nieder, der gegenüber der Küchenzeile stand und trank seinen Kaffee, während aus dem Wohnzimmer immer wieder genervte Geräusche kamen und er schimpfende Worte hörte. Dies ließ ihn grinsen, da er es meistens amüsant fand, wenn Naruto kurz davor war, zu verzweifeln.
Sasuke lehnte sich im Stuhl zurück und schloss die Augen. Er genoss die fünf Sekunden Ruhe, die er gerade fand, weil Naruto ruhig war. Doch es war ein bisschen zu ruhig. Also öffnete er die Lider wieder und sah auf einmal in die strahlend blauen Augen seines Gegenüber.
„Nicht schlafen", grinste dieser breit und stupste Sasuke mit dem Zeigefinger gegen die Nase.
„Ich schlafe nicht „, entgegnete dieser nur und wich einem erneuten Angriff von Narutos Finger aus. „Trink deinen Tee und sei glücklich."
„Tee?", hakte Naruto nach. „Du hast wirklich Tee für mich gekocht?"
„Ja? Was dagegen?"
„Nein, überhaupt nicht", drehte sich Naruto um und wandte sich der Tasse zu, die noch auf der Arbeitsplatte stand und darauf wartete, geleert zu werden. „Danke! Wenn ich könnte, würde ich dich glatt heiraten."
Bei diesen Worten hatte Worten verschluckte sich Sasuke fast an seinem Kaffee und hustete entsprechend, um das Getränk aus seinen Atemwegen zu bekommen.
„Bitte?", blinzelte er.
„Das war so eine Redensart...", winkte Naruto ab und nahm einen großen Zug von seinem heißen Tee. „Nimm es dir nicht so zu Herzen. Wer will dich denn schon als Mann? Du bist eiskalt und lässt niemanden an dich heran. Du bist höchstens als Eisblock nützlich. Aber nicht als Partner."
Das Lachen, was Sasuke jetzt von sich gab, war finster. Ein bitterer Nachgeschmack bildete sich in seinem Mund, der von seinem Herzen ausging, welches sich mit einem stechenden Schmerz bemerkbar machte.
Naruto wusste gar nicht, was er mit diesen Worten anrichtete. Die Worte trafen ihn genau dort, wo niemand sonst bei ihm hinkam. Bisher hatte er selten jemand in sein Herz gelassen und dann traf ihn das Gesagte so sehr, dass er nicht einmal wusste, was er darauf erwidern sollte. Nur zu gerne würde er etwas dazu sagen, aber er wusste beim besten Willen keine Antwort darauf. Also entschied er sich, einfach zu schweigen und das Thema ruhen zu lassen. Er nippte wieder an seinem Kaffee und nahm anschließend einen größeren Schluck davon.
Die Wärme brannte in seiner Kehle und er war froh über die Ablenkung. Es zog seine Gedanken auf das Brennen in seinem Rachen und weg vom Stechen in seinem Herzen. Naruto würde nie erfahren, wie es in seinem Inneren aussah. Für ihn war er einfach nur ein Kumpel und würde wohl auch nie mehr sein. Nie im Leben würde er sehen, dass er für Sasuke mehr als nur ein guter Freund war. Sasuke wollte mehr als Freundschaft. Doch Naruto würde es nie erfahren, nicht nach dieser Aussage. Vielleicht irgendwann, aber nicht in der nächsten Zeit.
✗ ✗ ✗
Auch das dritte Weihnachtswochenende rückte näher und Sasuke musste gar nicht aufstehen, um zu erfahren, was Naruto bereits am frühen Samstagmorgen machte. Es roch nach frisch gebackenen Plätzchen. In der ganzen Wohnung hing der Geruch nach Vanille, Zimt, Zucker, nach dem typischen Duft von Plätzchenteig und Sasuke verdrehte die Augen, als er das Chaos in der Küche sah.
„Du wirst aber nachher auch wieder aufräumen, oder?", entwich es ihm als erstes, nachdem er den Raum betrat.
Naruto zuckte vor Schreck zusammen und ließ ein frisch ausgestochenes Plätzchen auf den Boden fallen.
„Och manno!", rief er frustriert aus und sah finster in die Richtung, in der Sasuke stand. „Wegen dir ist das Plätzchen kaputt gegangen!"
„Es ist immer noch Teig und kein fertiges Plätzchen", seufzte Sasuke und ließ sich am Tisch auf den Stuhl sinken.
Doch Naruto hielt ihn fest und zog ihn wieder auf die Beine, bevor der junge Uchiha auf dem Stuhl landete.
„Du kannst dich nicht hinsetzen!"
Sasuke zog verwirrt eine Augenbraue nach oben und sah auf den Stuhl, um den Grund herauszufinden, weswegen er sich nicht hinsetzen konnte...
Natürlich standen auch dort gut gefüllte Teller mit dekorierten Plätzchen.
„Oh man...", stieß Sasuke ein weiteren Seufzer aus. „Du bist echt ein Idiot. Wie kann man nur so viele Kekse backen? Wer soll die alle essen?"
„Na wir beide, unsere Freunde, einige andere Studenten... Mir wird schon etwas einfallen", grinste Naruto breit.
„Hoffentlich redest du bei 'wir beide' nur von dir und deiner überdimensional großen Klappe."
Sasuke drehte sich in die Richtung der Kaffeemaschine und ließ sich sein heißes Getränk in eine Tasse füllen, nachdem er diese darunter gestellt hatte.
„Nein, eigentlich meinte ich dich und mich."
„Dir ist aber bewusst, dass mir da zu viel Zucker drin ist?"
„Das bisschen wirst du schon überleben. Immerhin ist Weihnachten. Da darf man etwas über die Stränge schlagen. Außerdem musst du kein Strich in der Landschaft sein. Dir könnten ein paar Kilogramm mehr auf den Rippen auch nicht schaden."
Sasuke hob die Augenbraue, wandte sich zu Naruto und sah ihn finster an.
„Ich habe ein gesundes Idealgewicht", konterte Sasuke direkt. „Außerdem lebe ich so, wie es aktuell ist, ganz gut."
„Du isst nie Schokolade! Ich weiß nicht, wie ich manche Tage ohne überstehen soll... und du isst einfach mal nie welche..."
„Ist doch meine Sache, was ich esse und was nicht. Du kannst dich ja damit vollstopfen. Ich muss es allerdings nicht machen. Du isst sowieso manchmal für zwei Personen."
„Das stimmt nicht! Ich esse nicht wie zwei Personen! Ich habe nur viel Hunger und vor allem einen guten Stoffwechsel."
Sasuke verdrehte die Augen, beließ es aber von seiner Seite aus dabei und seufzte, als sein Gegenüber wieder zu Sprechen anfing.
„Ist ja gut... Ich hab es verstanden...", gab dieser von sich. „Ich bekomm dich schon noch dazu, Plätzchen und Schokolade zu essen."
Naruto begann zu grinsen, als hätte er bereits einen Plan im Kopf, wie er das genau machen würde.
„Dann versuche es mal. Ich bleibe dabei, dass ich weder das eine noch das andere will. Aber ich bin gespannt, wie du es anstellen willst."
Sasuke nippte wieder an seiner Tasse und seufzte, da der Kaffee bereits anfing, kalt zu werden.
✗ ✗ ✗
Bevor Sasuke sich versah, war auch der dritte Advent vorbei und der vierte Advent stand vor der Tür.
Sasuke kam an diesem Sonntagmorgen gerade aus der Dusche und hatte sich ein Handtuch umgebunden, als er in die Küche lief und sofort einen finsteren Blick von seinem blonden Mitbewohner erntete.
„Raus!", wies dieser an und ohne weiter darüber nachzudenken, verließ der junge Uchiha den Raum wieder.
Er lief in sein Zimmer, zog sich an und verdrehte immer wieder die Augen, weil er immer noch nicht nachvollziehen konnte, wie man so ein Geheimnis daraus machen konnte, wenn man Geschenke einpackte. Geschweige denn, dass er überhaupt verstand, wieso man Geschenke extra verpackte. Das war in seinen Augen einfach nur herausgeworfenes Geld. Das Papier wurde immer wieder zerrissen und anschließend weggeworfen.
Sasuke schüttelte den Kopf, zog sich seinen Pullover über und fuhr sich mit der Hand durch das schwarze Haar. Ein Seufzen entwich seinen Lippen und dann wurde auch schon seine Zimmertür aufgerissen. Naruto stand darin und grinste ihn breit an.
„Du darfst wieder rauskommen", trällerte er und sah Sasuke von oben bis unten an. „Willst du weg?"
„Ich treffe mich mit meinem Bruder", erwiderte er. „Du hast also die Wohnung für dich alleine."
„Na toll...", brummte Naruto und ließ den Kopf hängen. „Dabei dachte ich, wir könnten zusammen über den Weihnachtsmarkt gehen. Es ist immerhin das letzte Wochenende, wo er geöffnet hat."
Sasuke zog eine Augenbraue nach oben.
„Ich bin nicht so der Weihnachtsmarktgänger", sagte er. „Das müsstest du eigentlich wissen, solange wie wir uns schon kennen."
„Ja, aber trotzdem. Vielleicht können wir es heute Abend ja noch machen, wenn du wieder da bist."
„Mal sehen, wann ich wieder da bin."
Naruto drehte sich um und verließ Sasukes Zimmer. Dieser sah dem blonden Mann nur hinterher und zog für wenige Sekunden eine Augenbraue nach oben.
Am Abend kam Sasuke nach Hause und ließ seinen Rucksack, den er dabei hatte, auf den Boden sinken.
„Bin wieder da", rief er durch den Flur und Naruto streckte sofort den Kopf in eben diesen, um Sasuke zu begrüßen.
„Willkommen zurück", grinste er breit. „Wie war es bei deinem Bruder? Was gibt es Neues bei ihm?"
„Alles wie immer", beantwortete er beide Fragen mit einmal und zuckte mit den Schultern.
„Wollen wir dann noch auf den Weihnachtsmarkt oder hast du keine Lust mehr?"
„Eigentlich will ich ja nicht mehr, aber du wirst mich so lange nerven, bis wir gehen, oder?", erkundigte Sasuke sich.
„So sieht es aus. Ich sehe, du kennst mich mittlerweile ganz gut."
Narutos Mundwinkel führten von einem Ohr zum anderen und das Grinsen, was so entstand, war mehr als breit.
„Warte, ich muss mich nur schnell umziehen und dann können wir los", sprang Naruto mit einem Satz in den Flur und rannte in sein Zimmer.
Wenig später kam er in einer dunklen Jeans und einem roten Pullover heraus. Er hastete förmlich durch die Wohnung, um ihn möglichst wenig warten zu lassen. Nach wenigen Momenten stand er vollkommen fertig neben ihm, sah ihm aus den eisblauen Augen entgegen und atmete tief durch.
„So, wir können", sagte Naruto und öffnete die Tür.
Sasuke nickte nur, folgte dem Blonden hinaus auf die Straße und dann weiter ins Stadtzentrum, um auf den Weihnachtsmarkt zu gelangen.
Dort angekommen erschlug es den jungen Uchiha sofort mit der Musik, die gespielt wurde, mit den unterschiedlichsten Gerüchen und der Masse an Menschen, die sich vor den Ständen gegenseitig hin und her schoben.
„Muss das wirklich sein?", seufzte er und wurde bereits von Naruto hinter sich hergezogen.
„Ja, muss es", erwiderte dieser. „Wenigstens einmal im Jahr."
Mit einem erneuten Seufzen ließ Sasuke es über sich ergehen, dass er von Naruto zu den verschiedensten Ständen gezogen wurde, ihm ein Kinderpunsch unter die Nase gehalten wurde, den er trinken musste und dann noch schokolierte Früchte essen musste, die er eigentlich gar nicht wollte.
„Du isst ja doch Schokolade!", schrie Naruto und sprang nach oben.
„Ich esse Schokolade, aber nicht gerne und du hast mir das hier ja quasi aufgezwungen", meinte Sasuke, während er die letzten Früchte am Stiel hochhielt.
„Du isst tatsächlich Schokolade", wiederholte Naruto immer wieder, als sie weitergingen. „Ich kann es immer noch nicht glauben."
„Lass es endlich gut sein. Es ist keine große Sache."
Doch Naruto konnte es nicht lassen. Er erfreute sich weiterhin an dieser Tatsache und ging damit Sasuke fast schon auf die Nerven.
„Wollen wir mit dem Riesenrad fahren?", blieb er auf einmal stehen und sah das große Fahrgeschäft mit glänzenden Augen an.
„Nicht zwingend... Ich meine, die werden uns für ein Paar halten, wenn wir uns anstellen..."
Sasuke kam ebenfalls zum Stillstand und sah zu Naruto, als er sich etwas gedreht hatte.
„Dann sollen sie es halt machen", meinte der Blonde und zuckte mit den Schultern. „Ich denke, einmal kann man das schon machen, so als beste Freunde."
Der junge Uchiha presste die Kiefer aufeinander, als er diese Worte vernahm und ballte in seiner Jackentasche die Hände zu Fäusten. Er konnte nicht offenbaren, wie er fühlte, wie es ihn mitnahm, was Naruto ihm gegenüber empfand und wie sehr es ihn innerlich verletzte.
„Wenn du es bezahlst, soll es mir an sich egal sein...", gab er nur von sich und zuckte mit den Schultern.
„So haben wir nicht gewettet, aber okay. Immerhin will ich ja auch, dass du mitfährst", grinste Naruto und zog Sasuke weiter in die Richtung der Warteschlange vor dem Riesenrad.
Als sie endlich an der Reihe waren, bezahlte Naruto die zwei Tickets und anschließend stiegen sie in die Gondel, welche für sie bestimmt war. Naruto ließ sich neben Sasuke auf die Bank sinken und sah über den Markt hinweg.
„Sieh mal", begann er nach wenigen Momenten und hatte somit Sasukes volle Aufmerksamkeit. „Da hinten ist unser Wohnhaus!"
Er deutete auf eins und Sasuke zuckte abermals mit den Schultern.
„Ja, kann sein", gab er von sich.
Noch immer hatte er damit zu kämpfen, welches Chaos in seinem Inneren herrschte und wieviel Macht solch einfache Worte haben konnten.
Allerdings wurde er aus den Gedanken gerissen, als die Gondel mit einem plötzlichen Ruck zum Stillstand kam.
„Was?", entwich es ihm.
„Die nächsten Fahrgäste steigen ein", antwortete Naruto und grinste in Sasukes Richtung. „Also kein Grund zur Sorge."
„Ich habe mich nur gewundert, warum wir halten."
„Achso..."
„Dauert die Fahrt noch lange? Ich will nach Hause...", verdrehte Sasuke die Augen, sah auf die Uhr und seufzte, als er die Erwiderung seines Mitbewohners hörte.
„Es geht noch drei Runden. Danach wollte ich noch einen Glühwein trinken und etwas essen..."
„Dann mach das. Ich glaube, ich werde nach Hause gehen. Mir geht es gerade nicht so gut... Mein Kopf schmerzt und ich habe das Gefühl, er platzt bald..."
„Soll ich dich begleiten?"
„Nein, schon gut", meinte Sasuke und schüttelte leicht den Kopf. „Bleib du hier und genieß den Weihnachtsmarkt, die Stimmung, welche hier herrscht, und trink einen Glühwein für mich mit."
Naruto war nicht wirklich davon begeistert, dass Sasuke nach Hause ging, aber aufhalten würde er ihn nicht. Im Gegenteil, er würde wollen, dass dieser sich in dem Moment ausruhte und wieder gesund wurde.
Als sie aus der Gondel stiegen, verabschiedete sich der junge Uchiha von Naruto und ließ ihn dann allein auf dem Weihnachtsmarkt zurück. Doch als er nach Hause ging, begegnete er einigen Freunden und wusste, wenn Naruto sie entdeckte, würde er nicht länger alleine sein, sondern sich ihnen anschließen.
Sein Mitbewohner würde nie herausfinden, dass er gelogen hatte, um von ihm wegzukommen. Er kannte solche Schmerzen im Herzen nicht. Ihm war nicht bewusst, dass er so starke Gefühle hegen würde und er durch einfache Worte derart verletzt werden konnte. Dieses Chaos in seinem Inneren machte ihm einfach nur zu schaffen.
✗ ✗ ✗
Als Naruto am Nachmittag zur Tür hineinkam, hatte er ein breites Grinsen auf den Lippen und ließ sich entspannt neben Sasuke auf das Sofa fallen.
„Es war so gut und lecker...", meinte er und streckte die Beine aus. „Ich glaube, ich werde die nächsten Wochen nichts mehr essen..."
„Also war der Tag bei deinen Eltern toll?", entgegnete Sasuke.
„Ja, mehr als das. Es war wunderbar. Sie haben mir ein neues Playstation-Spiel geschenkt und einen Gutschein, damit ich mir noch etwas bestellen kann, was ich mir noch zusätzlich wünsche."
„Das ist doch schön."
„Und was hast du so gemacht?"
Sasuke schüttelte den Kopf, hob sein Smartphone hoch und zuckte mit den Schultern.
„Ich hab gespielt, mehr nicht", erwiderte der Dunkelhaarige. „Also recht unspektakulär..."
Mit einem Satz sprang Naruto auf einmal vom Sofa und zog Sasuke mit auf die Beine.
„Gut, dann machen wir es jetzt spektakulär! Ich hole jetzt das Geschenk für dich, damit du ein bisschen Freude empfinden kannst und du holst meins, wenn du mir eins gekauft hast!"
Wieder einmal verdrehte Sasuke die Augen, nickte aber auf diesen Vorschlag. Nachdem er in sein Zimmer gegangen war, um das Geschenk zu holen, wartete er im Wohnzimmer auf Naruto.
Als dieser zu ihm zurückkehrte, hielt Sasuke ihm den Karton hin, der das Geschenk beinhaltete. Naruto sah den Karton verwirrt an.
„Ist das für mich?", hakte der Blonde gespielt verwirrt nach.
Sasuke nickte.
„Pack es einfach aus... und freu dich darüber."
Sofort entfernte Naruto das Klebeband und riss die Verpackung weg, um an den Inhalt der Kiste zu gelangen. Als er diesen sah, riss er die Augen weit auf und begann breit zu grinsen.
„Oh mein Gott", sagte er lautlos und stürmte zu Sasuke, um diesen zu umarmen. „DANKE! Vielen Dank!"
Sasuke drückte Naruto von sich, weil dieser sich förmlich an ihn klammerte.
„Schon gut. Du wolltest es ja haben. Also hab ich es im Internet bestellt", sagte Sasuke und zuckte mit den Schultern, um das Thema zu beenden.
„Und hier ist dein Geschenk", sagte Naruto, während er Sasuke im Gegenzug ein kleines Kistchen hinhielt.
Es war in rot-blauem Geschenkpapier eingewickelt und Sasuke seufzte, weil er es auch noch vor Naruto auspacken musste, obwohl er keine Lust dazu hatte. Langsam wickelte er die kleine Kiste aus, hielt sie anschließend in der Hand und sah sie nachdenklich an.
„Du hättest mir nichts schenken müssen" meinte Sasuke, als er sich an Naruto wandte. „Wirklich nicht nötig gewesen."
„Jetzt mach es auf und sag mir, ob du dich darüber freust!", verlangte Naruto und beobachtete, wie Sasuke den Deckel anhob und den Inhalt ansah, der sich darunter versteckte.
Er schwieg, sagte aber nichts dazu und sah sich einfach den kleinen Schlüsselanhänger an, den er auspackte. Es glich einem kleinen Globus und Sasuke legte den Kopf etwas schief, weil er nicht wirklich wusste, was er erwidern sollte.
Nach etwa zwei Minuten legte auch Naruto den Kopf schief.
„Willst du nicht irgendetwas dazu sagen?"
„Ich weiß nicht, was...", erwiderte Sasuke.
„Das du dich freust? Es dir gefällt? Vielleicht sagst du auch Dankeschön?"
„Danke", fügte der junge Uchiha hinzu. „Wäre trotzdem nicht nötig gewesen."
„Kannst du dich auch mal wirklich freuen? Kannst du einmal Gefühle zeigen? Hast du überhaupt welche!?"
„Erzähl mir nichts von Gefühlen! Ich zeige zwar nicht immer welche, dennoch weiß ich, wie es sich anfühlt, jemanden zu lieben, sich zu freuen oder gar verletzt zu werden! Du gehst die ganze Zeit mit Worten um, als wüsstest du nicht, was sie bedeuten. Manchmal solltest du erst überlegen, was du sagst und erst dann sprechen!"
Naruto sah mit großen Augen in Sasukes Richtung, schwieg aber, als er hörte, was dieser sagte.
„Ich hab keine Ahnung, was genau dein Problem ist, aber ich kann dir sagen, es nervt mich, dass du immer auf den Gefühlen anderer herumtrittst. Du redest, bevor du denkst und hast absolut keine Ahnung, was du damit anstellst. Du hast keinen Schimmer, wie sehr du die Gefühle anderer verletzt."
„Sag bloß, du hast wirklich Gefühle?"
Naruto weitete die Augen, als er diese Frage aussprach, ohne vorher darüber nachzudenken.
„Du kannst es glauben oder nicht, aber ja, ich habe welche. Ich zeige sie zwar nicht oft, aber trotzdem habe ich welche! Und falls es dich interessiert, du hast mich in den letzten Wochen ziemlich oft verletzt."
„Ich... Ich wollte doch nur ein Danke... und sonst nichts weiter...", murmelte Naruto leise und ließ den Blick sinken.
„Danke für das Geschenk. Dennoch... Du solltest nachdenken, bevor du etwas sagst... Du hast mich in den letzten Wochen verbal verletzt. Du hast keine Ahnung, wie sehr die Worte schmerzten", fuhr Sasuke leise fort. „Du bist manchmal so feinfühlig wie eine herumfliegende Brechstange in einem Hurrikane."
Naruto hob den Kopf von Sasuke hoch, weil auch er diesen sinken ließ.
„Hör mal... Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe... Ich hatte keine Ahnung...", begann er.
„Ja, du hast von einigen Dingen keine Ahnung..."
„Zum Beispiel?"
„Von Gefühlen...", murmelte Sasuke leise. „Zum Beispiel von meinen Gefühlen..."
„Dann sag mir, was du fühlst... Sag mir, was dich bedrückt..."
„Das willst du nicht wissen..."
„Doch, genau das will ich."
Sasuke schüttelte den Kopf, sah anschließend zur Seite und dann wieder zu Naruto.
„Nicht jetzt...", sagte der junge Uchiha. „Ich glaube, ich will etwas trinken..."
Damit entzog er sich der Berührung von Naruto und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen.
Allerdings blieb er nicht lange alleine, denn der blonde Wirbelwind folgte ihm. Mit einer raschen Bewegung drehte er Sasuke zu sich und dann lagen ihre Lippen aufeinander.
Sasuke riss sofort die Augen auf, blieb starr stehen und regte sich nicht einmal dann, als Naruto sich von ihm löste.
„Was...?", war alles, was Sasuke in dem Moment hervorbrachte und sah abschließend einfach nur starr geradeaus, als sich ihre Blicke trafen.
„Ich hatte gerade das Bedürfnis, dich zu küssen und irgendwie ist es noch nicht gestillt...", hauchte Naruto leise. „Außerdem war es der perfekte Moment, um dich aus dem Konzept zu bringen."
„Du traust dich was...", erwiderte er leise. „Aber... An sich habe ich nichts dagegen..."
Über diese Aussage war Naruto im ersten Moment mehr als erschrocken, aber dann legte sich ein Grinsen auf seine Lippen.
„Du hast also wirklich nichts dagegen?"
Als Antwort schüttelte Sasuke den Kopf und zuckte mit den Schultern.
„Eigentlich habe ich absolut nichts dagegen", fügte er hinzu.
Naruto legte den Kopf schief, als würde er nicht wissen, was er darauf antworten sollte, entschloss sich aber dazu, nichts weiter zu sagen und abzuwarten, ob sein schwarzhaariger Mitbewohner noch etwas erwiderte.
„Also... Wenn du es so willst... Ich habe mir die ganze Zeit gewünscht, dass du mich küsst, dass wir uns küssen und wir mehr als Freunde sind...", begann Sasuke leise. „Ich habe mir gewünscht, dass du in mir mehr als einen Kumpel siehst, dass du bemerkst, wieviel du mir bedeutest und du endlich erkennst, wer du für mich bist..."
In den Momenten, wo er sprach, weiteten sich Narutos Augen und er begann lautstark zu lachen.
„Oh man...", entwich es ihm, während er Luft holte.
Sasuke zog nur perplex eine Augenbraue nach oben.
„Was gibt es da zu lachen?"
„Sag mir nicht, dass du das ernst meinst..."
„Ja, doch... Ich meine es sogar sehr ernst..."
„Oh man...", entwich es ihm erneut und er ließ sich auf dem Stuhl am Esstisch nieder. „Dann kann ich dir sagen: Wir sind beide mehr als bescheuert."
„Wieso?"
„Weil wir ... scheinbar gleich empfinden und wir beide Angst hatten, es uns einzugestehen..."
In dem Augenblick, wo Sasuke dies hörte, weiteten sich auch seine Augen, denn er spürte, wie sich die ganze Anspannung, die sich angesammelt hatte, löste und in einem riesigen Klumpen gebündelt von seinem Herzen fiel.
„Ist das wahr?", hakte er nach.
Naruto stand wieder auf, nickte und ging zu Sasuke, um direkt vor ihm stehen zu bleiben.
„Ich wünsche dir frohe Weihnachten, Sasuke. Ich hoffe, wir reden in Zukunft mehr über unsere Gefühle und das, was uns beschäftigt...", flüsterte Naruto leise, bevor er die Lippen von Sasuke noch einmal mit seinen verschloss.
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