3. Türchen
Ich flüchtete in eine ruhige Ecke und ließ mich an der Wand zu Boden gleiten. Wie konnte ein Mensch nur so gemein sein! Und jetzt dachte Adrien ich wäre ein total schlechter Mensch... Traurig zog ich die Knie an mich und vergrub mein Gesicht darin.
„Das ist nicht fair... Er hasst mich jetzt bestimmt“, schniefte ich, meine Stimme klang gedämpft durch den Stoff meiner Hose. Ich hörte ein Rascheln und kurz darauf spürte ich eine leichte Berührung an meiner Schulter. „Nimm es nicht persönlich, Marinette. Chloé ist nun mal so, aber du musst es dir doch nicht gefallen lassen. Geh zurück und zeig Adrien, wer du bist. Ein wunderbares Mädchen, das anderen immer hilft und ein riesengroßes Herz hat.“
Ich schniefte noch einmal und hob dann meinen Kopf, als ich Tikki sah musste ich einfach Lächeln. „Danke Tikki...“, ich drückte sie sanft an mich. „Du findest immer so liebe Worte für mich... Du hast Recht. Ich werde zurück gehen, so schnell kriegt Chloé mich nicht klein!“
Ich erhob mich und lachend schwirrte Tikki ein paar mal um mich herum. „Ja, das ist die Marinette die ich kenne!“
Ich kicherte und hielt ihr die Tasche auf, dann machte ich mich auf den Rückweg und wischte mir über die Wangen, da ich vielleicht die ein oder andere Träne vergossen hatte.
„Marinette, da bist du ja, ich hab dich gesucht, die Ideen werden jetzt- ...hast du geweint?“
Erschrocken blickte ich hoch und stoppte gerade noch rechtzeitig meine Schritte, um nicht in die Person vor mir hineinzulaufen. „A-a-adrien“, ich riss die Augen auf.
„Ich... was? Die Dekorationsschulideen - ääh Schulideendekoration - ähm... ja.“
Meine Wangen erröteten sich und ich starrte angestrengt auf meine Ballerinas. Ich stand hier alleine mit dem Jungen meiner Träume auf dem Schulflur, sah wahrscheinlich aus wie ein verheultes Baby und brachte mal wieder nicht einen einzigen Satz - nein, nicht mal ein Wort auf Reihe. Frustriert seufzte ich.
Wieso hatte ausgerechnet er mich suchen müssen?!
„Ich dachte, du wolltest dabei sein, wenn die Ideen von allen zusammengeworfen werden... Aber wenn du das so schlimm findest, wird dich das nächste Mal jemand anderes holen.“
Er wandte sich ab und ging vor. Moment - hatte ich das etwa laut gedacht? Oh nein, jetzt hielt er mich doch für das totale Monster!
Ich handelte mal wieder ohne vorher nachzudenken und sprang hastig vor und griff nach seinem Ärmel.
„Warte!“
Fragend drehte er sich um und legte den Kopf schief. Unter einer Haarsträhne hindurch, die ihm in die Stirn fiel, musterte er mich, diese Augen... Sie brachten mein Herz zum Stolpern.
„Ich... ich hab das nicht so gemeint... ich finde es wirklich toll, dass du mich holen wolltest... ich meine, du bist toll...“
Mein Gestammel brach ab und ich sah verlegen nach unten. Was hatte ich mir nur wieder dabei gedacht?
Adrien spaltete verwirrt seine Lippen, strich sich dann lächelnd die Strähne aus dem Gesicht. „Puh, und ich dachte du könntest mich nicht leiden“, erleichtert lachte er. „Na dann komm, sonst fangen sie noch ohne uns an“, und schon griff er nach meinem Handgelenk und zog mich hinter sich her, zum Klassensaal.
Die Stelle, an der seine warme Hand auf meiner Haut lag kribbelte und ich fühlte mich, als würde ich hinter ihm herschweben, auch wenn ich wahrscheinlich eher torkelte.
ADRIEN. AGRESTE. HIELT. MEINE. HAND! ...beinahe.
Ich musste mich wirklich beherrschen, keinen Schmollmund zu ziehen, als wir vor der Tür standen und er meinen Arm loslassen würde, doch da trat er plötzlich einen Schritt auf mich zu. Er stand so nah bei mir. direkt vor mir. Oh Gott. Verwirrt starrte ich zu ihm hoch, vermutlich sah ich gerade aus, wie ein verschrecktes Kaninchen.
Da hob Adrien seine Hand und strich mir vorsichtig über die Wange. Was tat er da? Meine Handflächen wurden schwitzig und mein Herz raste wie verrückt. Er war mir so nah und er duftete nach ... was das Camembert?
Mir blieb keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn er trat wieder zurück und grinste mich verlegen an.
„Du hattest da noch eine Träne.“
Oh. OH. Das erklärte es... Aber er hatte sie mir weggestrichen! Seine Hand auf meiner Wange. Während er die Tür aufstieß, seufzte ich verliebt und folgte ihm dann auf meinen Platz. Alya empfing mich mit einem Grinsen. „Was habt ihr zwei denn gemacht?“, wollte sie neugierig wissen. Ich seufzte nur leise: „Später.“
Dann stützte ich mit einem verträumten Lächeln meinen Kopf auf die Unterarme und begann, die Szene tausendmal in Gedanken zu wiederholen, während irgendwo in meinem Hinterkopf die Frage herumschwirrte, ob Adrien heimlich ein Käsefanatiker war und immer heimlich Camembert mit sich schmuggelte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top