11. Türchen

Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich mir der Situation bewusst wurde. Ich stand mit Adrien - ADRIEN!!! - unter einem Mistelzweig.
Ich wurde knallrot und stand da wie festgefroren. Würde er... Würden wir und küssen? Das war ja eigentlich die Tradition, aber ich wusste nicht, ob Adrien das wirklich machen wollen würde. Meine Gedanken wurden aber erfolgreich von meinen Mitschülern unterbrochen, als diese ihre Stimmen im Chor erhoben und riefen: „Küsst euch! Küsst euch!"
Mit geweiteten Augen starrte ich wieder Adrien an, welcher ebenso planlos zurückstarrte. Dann murmelte er leise, sodass nur ich es hören konnte: „Ist das okay für dich?"
Einen Moment lang hielt ich die Luft an. Er wollte es also tun. Er wollte es wirklich tun! Mein Herz kam ins stolpern und meine Hände wurden schwitzig, als ich kaum merklich ein Nicken andeutete.
Adrien atmete tief ein, dann lächelte er mich an. Ich spürte seine Hände an meiner Taille, wie er mich näher zu sich zog und legte meine Hände automatisch auf seiner Brust ab. Dort ließ ich sie locker zu Fäusten geballt und hoffte, er merkte weder wie nervös ich war, noch, wie aufgeregt und schnell mein Herz pochte.

Immer noch sah ich in seine traumhaften Augen, die langsam immer näher kamen. Als er so nah war, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht schon spüren konnte, schloss ich meine Augen. Noch bewusster nahm ich jetzt die Wärme seiner Hände auf meiner Taille und die seinen Körpers an meinem wahr. Sein Atem auf meinen Lippen ließ mir wohlige Schauer über den Rücken laufen und ich merkte, wie ich Gänsehaut bekam. Dann war es soweit. Seine Lippen lagen auf meinen.

Im Nachhinein wusste ich nicht genau, wie es gewesen war. Ob es tatsächlich nur wenige Sekunden waren, oder Minuten. Aber für mich war es einer der schönsten Momente in meinem Leben gewesen und wenn man die in Erinnerung behielt, waren sie schließlich unendlich.
Aufgeregt hatte ich mich ein klein wenig näher an ihn gedrängt und mit Freude gemerkt, dass er seinen Griff ebenfalls ein wenig verstärkt hatte. Prickelnd drückte er seine weichen Lippen gegen meine und schüchtern erwiederte ich es.
Mein Herz schlug gefühlt so schnell wie die Flügel eines Kolibris und ich fürchtete, dass meine Knie jeden Moment nachgeben könnten.

Doch so wie sie den Moment geschaffen hatten, mussten meine Mitschüler ihn auch wieder zerstören. Laut fingen sie an zu klatschen und zu johlen, was mich zusammenzucken ließ. Daraufhin trennten sich unsere Lippen und ich öffnete wieder meine Augen. Direkt traf mein Blick auf Adriens und er grinste mich verlegen an. Dann löste er seinen Hände von mir und ich tat es ihm nach, meine Wangen begannen plötzlich wieder zu glühen.
„I-ich", setzte ich an, doch ich musste mich erst einmal räuspern, um meine Stimme wiederzufinden. Dann schnappte ich mir hastig die Leiter, klappte sie - nach ein paar Anläufen - zusammen und nuschelte was von ‚Besenkammer', bevor ich flüchtete.

In besagtem Raum angekommen, schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich atemlos dagegen. Dann schloss ich lächelnd die Augen und berührte sachte mit meinen Fingern meine Lippen. Mein Gesicht fühlte sich immer noch heiß an und wären meine Lider nicht davor, hätte man meine Augen fiebrig glitzern gesehen. Ich war glücklich. Klar, mir war bewusst, dass der Kuss nur wegen dem Mistelzweig war und Adrien es sicherlich nicht besonders fand, aber... es war ein Kuss! Adrien Agreste und ich hatten uns geküsst!

Und während ich noch gedanklich alle Mistelzweige auf dieser Welt huldigte, klopfte es plötzlich an die Tür. „Marinette, bist du da drin?"
Alya. Ich atmete nochmal tief durch, sammelte mich und schlüpfte dann zur Tür hinaus, wo meine beste Freundin mich schon grinsend erwartet hatte. „Alya! Das war- Oh mein Gott..."
Verträumt seufzte ich und ließ mich mit ausgebreiteten Armen in ihre Richtung fallen. Lachend fing sie mich auf. „Ich seh's an deinem Blick. Und weißt du, was das beste ist?"
„Mh-mh", machte ich nur, lächelnd zu ihr aufschauend. Sie grinste breit und zog ihr Handy hervor, dann wedelte sie mir damit vor der Nase herum. „Ich hab Fotos gemacht!"
Ich wäre ihr glatt nochmal um den Hals gefallen, hätte ich nicht schon in ihren Armen gelegen. „Oh, dankedankedankedanke Alya! Du bist die beste!"
„Ich weiß", kam nur grinsend zurück und wir mussten beide kichern. Dann verschwanden wir für die nächsten Minuten doch noch in der kleinen Kammer und sie zeigte mir die Bilder.

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