94. Ganz nah dran
Hallo meine Lieben! :D gleich Mitternacht, aber ich hab's gerade so geschafft ^^
Ach ja, übrigens: SolarisAmaterasu schreibt jetzt eine FF zu Mermaid Summer! Ich hätte nie gedacht, dass das je passieren würde haha XD
Viel Spass beim Lesen!
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Wie besessen suchte Adara die Gänge der Bibliothek nach dem Papierschnipsel ab, wurde aber nicht fündig. Nicht einmal das Licht, das vom Medaillon in ihrer Hand ausging, war bei der Suche von großer Hilfe, obwohl es die ganze Sache im Dunkeln natürlich erleichterte. In ihr machte sich diese bedrückende Enge breit, die man jedes Mal verspürte, wenn man unbedingt etwas finden musste und eigentlich keine Zeit mehr hat und der ganze Raum und der von nebenan durchwühlt wurden und nun schlimmer aussehen als nach Ausbruch eines interstellaren Atomwaffenkrieges. Ein gefühltes dutzend Mal hatte sie jedes Bücherregal einzeln unter die Lupe genommen, was sicher einfacher gewesen wäre, wenn sie sich daran hätte erinnern können, wo denn zumindest die Kette gelegen hatte. Aber alle Bücherreichen sahen gleich aus und so wurde die Suche nach Marlenes Nachricht zur wahren Sisyphusarbeit. Je länger sie suchte, umso wütender und ungeduldiger wurde sie. Die Gedanken in ihrem Kopf ballten sich zusammen und bildeten einen festen Knoten, der von ihrer Wut angetrieben zur wahren Gewitterzelle mutierte. Irgendwann, als sie schon lange aufgehört hatte, die Bücher, die sie kontrolliert hatte, zu zählen, reichte es ihr. Fast schon gegen ihren Willen stieß sie ein Wort aus, das sie sich eigentlich geschworen hatte, nie wieder zu benutzen. „Orakel!" Zu ihrer Überraschung erschien es aber fast auf der Stelle. Nun befanden sich zwei leuchtende Kugeln im Raum und Adara schloss verblüfft den kurz zuvor noch wutverzerrten Mund. Ihr Blick wanderte zum Medaillon in ihrer Hand. „Weshalb rufst du zu so später Stunde?", fragte das Orakel mit gewohnt herrisch imposanter Stimme, sodass die Bücherregale und scheinbar auch die Wände in Schwingung gerieten. Aber Adara schnaubte nur wütend. „Ich will Antworten, und zwar jetzt", verlangte sie und dachte gar nicht daran, die Kette zu verstecken. Sie war die Königin, sie konnte tun und lassen, was sie wollte und solange sie nicht wusste, was hier gespielt wurde, dachte sie gar nicht daran, klein bei zu geben und sich dem Willen des Orakels zu fügen. „Zweiundvierzig", sagte sie Kugel im gleißenden Licht unvermittelt und vermochte es tatsächlich, Adara damit aus dem Konzept zu bringen. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und auf ihrer Stirn bildete sich eine Falte, aber erwidern darauf tat sie nichts.
„Wenn du Antworten willst, sollst du Antworten bekommen", fuhr das Orakel unbeirrt fort „aber es wäre erheblich einfacher, wenn ich die passenden Fragen dazu hätte." Adara knirschte mit den Zähnen, als sie begriff, dass sie zum Narren gehalten wurde. Dafür, dass das Orakel weder Mund noch Nase noch sonstige Gesichtszüge hatte, nahm es den Mund ganz schön voll. Vor allem nachdem Adara es schon einmal zurechtgewiesen hatte. „Wo lebt dieser Quirin?", presste sie hervor und bemerkte, wie große Mühe es ihr bereitete, sich unter Kontrolle zu halten. Am liebsten wäre sie dem Orakel an die Gurgel gesprungen – was wiederum kompliziert hätte werden können, bei der Kugelförmigen Erscheinung. „Der Bruder meines Vaters! Wo ist er?", zischte Adara, deren Geduld bloß noch am seidenen Faden baumelte. Trotz der eindeutigen Präzisierung schwieg das Orakel noch einen weiteren Moment lang. Doch es war von vorne herein klar gewesen, dass es keine andere Wahl hatte, als Adara zu antworten. Und so sprach es dann: „Er lebt zurückgezogen in einer Höhle im indischen Ozean. Bei den Algenplantagen, auf die der junge Senator geschickt worden ist." Die Stimme des Orakels war kalt geworden und nicht mehr so imposant. Vergleichsweise sogar recht kleinlaut. Adara schnaubte. Sie hatte auch so gewusst, von welchem Ort die Rede war, man hätte den Fastvergewaltiger nicht noch extra erwähnen müssen. Andererseits wusste sie jetzt, dass sie gleich morgen früh nach ihrem Onkel schicken lassen würde. „Du hast ihn damals fortgeschickt. Ich werde ihn zurückholen. Er wird hierher kommen. Verstanden?" Adara sprach schnell und ihre Worte waren knapp und hätte nicht klarer sein können. Obwohl Adara es nicht vermochte, das Urteil des Orakels ganz rückgängig zu machen, so konnte sie dennoch ihren Willen durchsetzen. Wenn die Königin nach ihrem Onkel schickte, dann musste der Onkel antanzen, ob es das Orakel nun gut hieß oder nicht. Er konnte einfach nicht bleiben, denn seine Verbannung bestand noch immer. Nur bei sich selbst funktionierte das leider nicht so prächtig, wie Adara schon so oft hatte feststellen müssen. Sie konnte sich noch so gut und oft selbst erlauben, die Stadt zu besuchen, die Palastmauern lockerten ihren Griff kein Stück. Obwohl das Orakel sie sehr wohl gehört hatte, erwiderte es nichts darauf. Der Machtkampf zwischen den beiden hatte heute Nacht definitiv Adara für sich entschieden. „Wäre das alles?", fragte das Orakel, nun selbst um Ruhe bemüht und nun war es an Adara zu schweigen. Ihr lagen noch einige Fragen auf der Zunge, aber sie wusste selbst, dass es nichts brachte, sie dem Orakel zu stellen. Fragen wie 'warum hast du mich zur Königin gemacht?' waren sinnlos und das große Orakel hätte bestimmt nicht darauf geantwortet. Stattdessen fanden Adaras Augen wieder zur kleineren, goldenen leuchtenden Kugel, die zum Medaillon gehörte und ihr Blick wurde weicher, als sie Tom's Gesicht sah. Nun handelte es sich tatsächlich um ein Standbild, denn es drehte sich gemütlich um sich selbst und Tom war kaum mehr als eine reglose Büste – wenn auch eine besonders gut gelungene. Adara verlor sich ganz in ihren Gedanken zu dem Zauber, den Marlene auf die Silbernen Anhänger gelegt hatte und vergaß kurzfristig sogar das Orakel, das scheinbar noch immer auf ihre Erlaubnis, sich endlich zu entfernen, wartete. Erst als sich ein kleines, wie das Orakel selbst leuchtendes Etwas in ihr Sichtfeld schob, zuckte Adara zusammen und kehrte zurück in die Realität. „Ich denke, danach hast du gesucht", meinte das Orakel nun wieder so ruhig und erhaben wie eh und je, ehe es von einem Augenblick auf den nächsten verschwunden war. Nun, da plötzlich kaum noch Licht im Raum war, lag die Bibliothek fast noch dunkler als zuvor dar. Und gerade in dieser Dunkelheit konnte Adara dennoch die Konturen jenen Gegenstandes ausmachen, der zuvor noch in gleißendes Licht gehüllt gewesen war. Mit den Augen folgte sie dem zerknitterten Stück Papier, das gemächlich langsam durchs Wasser trieb und scheinbar nur darauf wartete, endlich von ihr aufgehoben zu werden.
Adara,
In Toms Kopf ist noch alles beim Alten. Es tut mir alles schrecklich leid.
Marlene
Auf dem Schnipsel standen nur diese paar einfachen Worte und doch hätte kein weiteres darauf Platz gehabt. Adara schnürte es aber trotzdem die Luft ab. Ihre Schwester hatte etwas Abscheuliches getan, etwas beinahe Unverzeihliches. Und auch wenn Adara ihre Entscheidung nicht im Geringsten bereute, hatte sich etwas an der ganzen Situation geändert. Jetzt, da sie um ihren Onkel wusste und herausfinden wollte, was sich vor so langer Zeit schon einmal zugetragen hatte, war Adara fast dazu geneigt, Marlene wieder zurück in den Palast zu holen. Auch wenn sie andere Ansichten vertrat und nicht immer umgänglich war, so war sie immer noch ihre Schwester. Und schließlich war sie es auch gewesen, die den Zauber auf die Amulette gelegt hatte – im vollen Bewusstsein, dem Menschen einen Blick in ihre geheime Welt zu schenken. „Ist es möglich, dass du deine Meinung geändert hast, Marlene?", murmelte Adara abwesend. Sie legte den Zettel auf den nächsten Tisch, als sie zur Tür zurück schwamm. Die Bibliothek war leer und Adara wusste, dass es im ganzen Palast nicht anders aussah. Dadurch, dass sie alle Leute immer verschmäht hatte, war sie nun dazu verdammt, in Einsamkeit zu leben. Dabei waren diese Mauern einst erfüllt gewesen von Gelächter und Kinderstimmen, von ernsten Geschäftsmännern und lustigen Waschfrauen. Als sie so darüber nachdachte, kam Adara ein Gedanke. Der Palast war tatsächlich ihr Gefängnis, aber nur, weil sie ihn dazu gemacht hatte. Vielleicht wäre alles ganz anders geworden, wenn sie den Leuten nicht so vor den Kopf gestoßen hätte, wenn sie etwas gegen die Gerüchte unternommen hätte. Adara dachte lange darüber nach, kam aber zu dem Schluss, dass sich dadurch nichts wirklich geändert hätte. Sie wäre noch immer eingesperrt gewesen. Deshalb war es ja auch so wichtig, dass sie ihren Onkel kennenlernte. Er würde ihr die Antworten geben, die sie dringend brauchte und vielleicht gab ja doch irgendeine Möglichkeit, das Schloss dieses goldenen Käfigs aufzubrechen.
Die Zeit, die Adara und Tom nun nächtlich mit ihren silbernen Medaillons verbrachten, tat beiden wohl besser als sie zugegeben hätten. Adaras Gemüt beruhigte sich wieder ein Stück weit und sie wurde zugänglicher für andere, zeigte sich auch immer öfter beim Mittag- und Abendessen und begann wieder, Leute zu empfangen. Und Tom, er hatte aufgehört sich selbst zu bemitleiden, auch wenn er es selbst nicht mitbekommen hatte. Fés Gesicht zu sehen und zu wissen, dass sie noch irgendwo da draußen war, wenn er sie auch nicht besuchen, sie wohl nie mehr anfassen konnte, gab ihm doch irgendwo so viel Kraft, dass er mit einer bislang unbekannten Motivation an die Arbeit ging. Seine Recherchen bezüglich seines Arbeitgebers zeigten langsam aber endlich Früchte. Er hatte so einiges herausgefunden. Die Initialen L.A.U.B. standen beispielsweise für Leighis Ag Uisce Bean, was aus dem Gälischen frei übersetzt so viel hieß wie „Heilung durch die Wasserfrau". Nur schon das hatte Tom stutzig werden lassen, besonders da er ja um das Geheimnis der Meerjungfrauen wusste und nicht nur das, sogar eine liebte. Diese Entdeckung hatte seinen Wissensdurst nur noch mehr angeheizt. Natürlich war gerade Irland bekannt für allerhand magische Wesen und es gab zig dutzende Firmen und Marken, die sich das zunutze machten. Aber kein ihm bekanntes Unternehmen versteckte es dermaßen. Und dann waren da die Laboratorien, in die niemand Fremdes hinein durfte. Tom hing solchen Gedanken lange nach, verwarf sie aber im Nachhinein allesamt und durchstöberte stattdessen das Internet. Es dauerte mehrere Wochen, bis er endlich etwas Nützliches gefunden hatte, denn Bethanys gab es im Norden Irlands wie Sand vor seiner Haustür und auch die Mc Duffs waren nicht gerade ein seltenes Geschlecht, weder regional noch im ganzen Land. Dann aber war er über einen Artikel gestolpert, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Es ging um das Pharmaunternehmen, für welches er arbeitete. Die Zeitung stammte aus Achtzigern und anscheinend war es damals nur knapp dem Konkurs entkommen. Was nun aber so interessant daran war, war, dass die damalige Inhaberin Bethany Farmer den Hauptgeldgeber Benedict Mc Duff nur zwei Wochen vor der finanziellen Rettung der Firma geheiratet hatte. „Er hat sie gezwungen, ihn zu heiraten", murmelte Tom, als er die Zeilen las. Und dann stoppte er seine Lektüre. Farmer. Dieser Name hatte er in den Erzählungen seines Großvaters so oft gehört, dass er ihn einfach nicht hatte überlesen können. Bethany Farmer. Konnte es sein? Er tippte den Namen ins Suchfeld seines Internetproviders und hängte die vier Buchstaben L.A.U.B. an, als ihm erst über zweitausend Ergebnisse entgegensprangen. Die Trefferzahl verkleinerte sich somit auf einhundertzwanzig. Davon konnten rund achtzig außen vor gelassen werden, da sie auf die Produktpalette und andere Daten der eigentlichen Firma verwiesen. Aber dann gab es da noch die wertvollen Treffer, die oft mit Fotos ausgestattet waren. Und tatsächlich, Toms Gefühl hatte ihn nicht getrügt. Gründer Frank Farmer mit Tochter Bethany vor L.A.U.B. Pharmaceutics. In den Erzählungen seines Großvaters war nie vorgekommen, dass der gute alte Frank je wieder nach Irland zurückgekommen war, geschweige denn dass er vom Elektronikgeschäft in die Medizinbranche gewechselt hätte. Aber da stand es nun schwarz auf weiß. Viel mehr gab der Artikel aber nicht her, also klickte sich Tom durch den nächsten und übernächsten, stets in der Hoffnung, auf weitere Informationen zu stoßen. Irgendwann ging ihm dann aber etwas auf. Etwas, das ihm Kopfzerbrechen bereitete, weil es einfach nicht hinkam, egal wie man es drehte und wendete. Bethany Farmer hatte Benedict Mc Duff in den späten Achtzigern geheiratet, um das Unternehmen zu retten. Aber wenn Brian Mc Duff erst nach der Hochzeit auf die Welt gekommen wäre, wäre er in etwa so alt wie Tom. Er war aber eindeutig älter. Tom stutzte und suchte dann nochmal nach Brian Mc Duff mit Schlagwort Doktor der Medizin. Es brauchte nur wenige Klicks und Tom hatte gefunden, wonach er gesucht hatte. Brian Mc Duff hatte nur wenige Jahre vor Tom sein Studium beendet. Und als er zurückrechnete, verhärtete sich sein Verdacht. Brian war neun gewesen, als Benedict sich in die Familie eingekauft hatte. Benedict konnte nicht der leibliche Vater von Brian sein. Aber wer war es dann? In all der Zeit, in der Tom sich mit dieser Familie beschäftigt hatte, war nie die Rede von einem anderen Mann gewesen. Es gab keine Spur! Es war, als hätte es ihn nie gegeben. Tom stellte sich hiermit ein riesengroßes Fragezeichen in den Weg.
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OMG ich hab so ein tolles Farad von Fenpixx gekriegt! /(0__0)\
schaut es euch an!!!
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