92. Tom hört Stimmen


Hallo meine Lieben! :D 

Es ist wieder Mittwoch und ich weiss langsam nicht mehr, was ich euch noch sagen könnte ^^''

Es geht jetzt mit großen Schritten aufs Ende zu. Ich denke, so ab dem nächsten Kapitel werden langsam die essentiellen Details kommen und dann dürfte es nicht mehr allzu schwierig für euch sein, das Ende zu erraten (Oder auch nicht, ist ja dann nicht mehr lange hin ^^) 

Viel Spass beim Lesen :*

*****

Das Leuchten, das so beharrlich durch die Spalten des Bücherregales gedrungen war und Adara geblendet hatte, ging aber von nichts Anderem aus als von dem silbernen Medaillon, das sie zuvor wutentbrannt durch den Raum geschleudert hatte. Nun starrte sie es mit offenstehendem Mund an. Es hatte sich geöffnet und lag mit der Innenseite nach unten auf dem Boden. Und es leuchtete was das Zeug hielt. „Das ist nicht wahr", entfuhr es Adara. Mehr konnte sie nicht hervorbringen. Auf einmal fühlten sich ihre Finger und Hände ganz klamm an und auch aus ihren Armen schien alle Energie gewichen zu sein. Mit zittrigen Gliedern hob sie das Schmuckstück, das sie einst ihrem geliebten Tom hatte schenken wollen, dann aber eine fatale Entscheidung getroffen hatte, vom Boden auf. Als sie den Anhänger drehte, folgte auch das Licht der Bewegung und anstatt nun den Boden und die untersten Bücherreihen zu beleuchten, schwebte nun ein schimmernden Ball aus goldenem Licht in der Größe einer Bocciakugel über dem Schmuckstück. Adaras Hand wanderte zu ihrem Gesicht, zitternd, kalt und kraftlos, aber beständig und legte sich über ihren Mund, denn was sie sah, ließ die Welt um sie herum in Drehung geraten. Sie hatte genau auf diese Weise Tom eine Freude bereiten wollen. Ihm ein Bild von ihr schicken wollen. Nun aber schaute sie in sein Antlitz. Adara schluckte. Marlene hatte den Zauber, den Adara nicht hatte beschwören können, auf das Amulett gelegt. Nur hatte sie ihre Absichten gründlich missverstanden. Nicht Tom sah ihr Gesicht, sondern sie sah nun seines. Und das konnte sie einfach nicht ertragen. Ausgerechnet den Menschen zu sehen, der sich nicht mehr an sie erinnerte, das war zu viel für ihr ohnehin schon geschundenes Herz. Ihre Lippen begannen zu beben, weswegen sie sie mit aller Kraft zusammenpresste. Adara schloss den Anhänger und im selben Moment verschwand auch Toms Gesicht ebenso wie das helle Leuchten. Die ganze Bibliothek lag wieder dunkel und unfreundlich da im Dämmerlicht. Adara zitterte noch immer, nur jetzt viel mehr aus Unschlüssigkeit. Sie hatte mit dem Anhänger Freude bereiten wollen. Nun war er aber zum Symbol ihres Schmerzes geworden und obwohl sie wusste, dass es ihr nur noch mehr weh tun würde, konnte sie sich in diesem Moment nicht dazu überwinden, die Kette zu entsorgen. Sie konnte es einfach nicht. Die Frage war, ob sie es überhaupt je tun können würde, oder ob sie nun bis ans Ende ihrer Zeit dieses Ding mit sich herumtragen würde.

Es war der dreizehnte November und die Arbeit im Labor hätte an diesem Tag nicht langweiliger sein können. Nicht einmal ein Blick aus dem Fenster hatte es diesmal geschafft, Toms Stimmung ein wenig anzuheben. Das beständige Grau, in das sich das ganze Labor hüllte und welches nur von den schneeweißen Laborkitteln unterbrochen wurde, zog sich auch durch die Außenwelt. Über alles und jedem schien ein grauer Schleier zu liegen, alle Farben schienen seltsam matt zu sein in dem trüben Morgenlicht. Vielleicht lag es auch am Nebel, der in dünnen Fetzen über jedem Stück grüner Wiese schwebte. Gerade als es so aussah, als konnte der Tag nicht noch öder werden, fiel Tom allerdings doch noch etwas ins Auge. In der Ferne bewegte sich etwas Großes, Sperriges durch den Nebel. Tom schaute noch eine Weile hinaus, erkannte das Objekt dann als Lastwagen, der auf der nahen Landstraße heranfuhr und dessen Konturen immer schärfer wurden. Die Klingel zur Neunuhrpause schallte durch die Flure, aber Tom bemerkte gar nicht, wie sich der Raum um ihn herum langsam leerte. Was als Akt eher mittelmäßig motivierter Neugierde begonnen hatte, fesselte ihn nun immer mehr. Der Lastwagen, der da mutterselenalleine auf der Landstraße entlanggetuckert war, hatte, kurz bevor er eigentlich hätte aus Toms Blickfeld verschwinden müssen, den Weg zum Forschungsinstitut eingeschlagen. Und damit war nicht genug. Er fuhr nämlich der Umzäunung nach in Richtung Hintereingang – vorbei an den Laderampen und Lieferantenzugängen. Nun war Toms Interesse endgültig geweckt. Unbemerkt wollte er sich verdrücken und stellte dann zu seinem Erstaunen fest, dass der Raum schon leer war. Es war sowieso Pause, also störte es auch keinen, wenn er kurz an die frische Luft ging. Wenn er aber den Lastwagen wiederfinden wollte, musste er sich beeilen.

Als er in die Frische Morgenluft hinaustrat, schlug ihm erst einmal die Kälte entgegen, noch bevor er seinen eigenen Atem in flauschig weißen Rauchwölckchen gen Himmel ziehen sehen konnte. Im Laufschritt ging er einmal um das Gebäude herum, bis es den Laster endlich gefunden hatte. Es war seltsam, dass ausgerechnet an einem Mittwoch eine Lieferung einging. Vor allem eine so große, wie er sich schon einen Augenblick später wunderte. Normalerweise wurden die Bestellungen der Laborutensilien immer entweder montags oder freitags gebracht und dann auch immer über den Hauptzugang, weil es einfach der schnellste Weg war. Nun aber wurde gerade von einem Gabelstapler eine riesige Holzkiste aus dem Inneren des schon reichlich rostigen Lastwagens befördert. Tom fiel es schwer, aus der Distanz die Ausmaße der Transportbox zu schätzen. Erst als er näher kam, konnte er sogar die in fetten, schwarzen Lettern gehaltene Aufschrift „Lebendtransport" zu lesen. Tom fing an zu frösteln. Interessiert folgte er den Arbeitern und der Holzkiste zurück ins Innere des L.A.U.B.- Forschungsinstituts. In ihm begann, eine kindliche Vorfreude zu wachsen, als er sich ausmalte, beim Auspacken der Lieferung zuzuschauen. Aber so weit kam es nicht. Groß war die Enttäuschung, als er erkannte, dass die Kiste auf direktem Weg in die hochgesicherte Forschungszone gebracht wurde, zu welcher nur ausgewählte Leute – und Tülay – Zugang hatten. Ab da übernahmen dann auch Männer in weißen Kitteln, nachdem alle Papiere der Transporteure unterzeichnet worden waren. Und dann schlossen sich die Türen. Gleichzeitig ertönte die Klingel wieder, die das Ende der Pause ankündete. „Oh, hi Tom!", begrüßte ihn in diesem Moment eine nur allzu bekannte Stimme. Tom konnte seine Enttäuschung über die neue Lieferung nur mit Mühe verbergen, ehe er sich zu seiner Kollegin umwandte. „Hallo Tülay." Die junge Ärztin, die wie er selbst auch einen weißen Kittel trug, hielt einen Kaffeebecher in der Hand und war gerade auf dem Weg zurück in ihren Laborbereich. Einen kurzen Moment lang hatte er vorgehabt, sich unter einem Vorwand von ihr zu verabschieden und ebenfalls an seinen Platz zurückzukehren, entschied sich dann aber anders und packte stattdessen die Gelegenheit beim Schopf, mehr über diese Holzkiste herauszufinden. „Hey, ich hab gerade gesehen, wie eine große Kiste hier angekommen ist. Du weißt nicht zufällig, was da drin ist?", fragte er ganz unauffällig, was Tülay ein Lächeln ins Gesicht zauberte. „Ja. Und du wüsstest es auch gerne, stimmt's?", säuselte sie kokett und strahlte dabei übers ganze Gesicht. „Aber ich muss dich enttäuschen, so leid es mir tut. Nur für zugelassenes Personal", fuhr sie fort und zwinkerte ihm zu. „Aber soviel kann ich dir sagen: Es ist unglaublich!" Ihre Schwärmerei brachte ihm nicht direkt etwas, außer noch dringender wissen zu wollen, was denn da nun wieder geliefert worden war – so ungefähr musste wohl umgekehrte Psychologie funktionieren – aber dennoch bemühte sich Tom um ein mildes Lächeln. Es war wohl das falscheste und künstlichste Lächeln seit einem halben Jahr, aber Tülay schien es nicht zu durchschauen, im Gegenteil. Sie schien sich sogar regelrecht darüber zu freuen. Wenn sich Tülay aber über etwas so sehr freuen konnte, dann musste es sich wahrscheinlich wieder um irgendeine tolle Tierart handeln. Vielleicht waren ja wieder Doktorfische geliefert worden. Von den Tierchen hatte sie ihm schon einmal erzählt und seines Wissens nach wurden die ebenfalls in den speziell gesicherten Laboratorien aufbewahrt. „Vielleicht bekommst du aber bald selbst die Gelegenheit, es dir anzusehen!", wisperte sie aber in diesem Moment ganz vertraulich und knuffte ihm in die Seite. „Ich hab nämlich den Antrag gestellt, dass du auch einen Zugangsbatch bekommen sollst. Sozusagen als unentbehrliches Forschungsmitglied." Wieder zwinkerte Tülay verschmitzt. Sie standen gemeinsam am Ende eines langen Ganges, den ein anderer, noch längerer Gang kreuzte. Tom konnte hören, wie unweit von ihnen eine schwere Tür geöffnet wurde, kurz darauf ertönten Stimmen im Flur. Erst glaubte er, sich verhört zu haben, als er dachte, eine der männlichen Stimmen irgendwoher zu kennen. Tülay neben ihm wurde ganz nervös, als sie die Männer um die Ecke biegen und in die entgegengesetzte Richtung davonmarschieren sah. „Das war Mister Mc Duff!", quiekte sie ganz aufgeregt, als hätte sie eben einen Popstar gesehen und nicht ihren Arbeitgeber. Auf welchen der Herren sie aber so auffällig unauffällig zeigte, blieb Tom schleierhaft. Vielmehr beunruhigte ihn das mulmige Gefühl, das in seine Magengrube eingefahren war und nicht sofort wieder verschwinden wollte. Diese Stimme. Eigentlich gehörte sie nicht hierher. Nur wohin sollte er sie einordnen? Langsam schüttelte er den Kopf. Er hatte sich verhört. Eindeutig. Jetzt sah er schon Gespenster. Wie schnell es mit ihm abwärts ging, war einfach unglaublich. Tülay drehte sich wieder um und machte Anstalten, zu gehen. „Oh, übrigens", sie drehte sich erneut zu ihm um „schöner Anhänger, den du da trägst. Ist das echtes Silber?" Tom nickte gütig. Dann war sie endlich verschwunden und Tom beeilte sich, ebenfalls an seinen Arbeitsplatz zu gelangen. Dabei wollte ihn ein Gedanke einfach nicht loslassen. Hatte er sich tatsächlich geirrt, oder kam ihm diese eine Stimme doch bekannter vor, als ihm lieb war? Aber wenn er sich nicht verhört hatte, wo war ihm diese dunkle, kratzige Stimme nur schon begegnet? So viele Gesichter und Situationen tauchten vor seinem inneren Auge auf, aber keine schien zu passen und je mehr er darüber nachdachte, umso fremder schien ihm die Stimme zu werden, die noch in seinen Gedanken nachhallte. Dann aber fiel ihm der Anhänger wieder ein, der um seinen Hals baumelte. Marlene war schon eine Zeit lang nicht mehr aufgetaucht. Aber als sie da letzte Mal da gewesen war, als er sie gerufen hatte, hatte sie ihm den Anhänger gegeben. Wie es Adara ging, hatte sie ihm da nicht sagen wollen. Oder können. Sie hatte etwas gesagt von getrennten Wegen und dass sie nun fortgehen müsse. Zuerst hatte er es nicht glauben wollen. Die letzte Verbindung zu seiner ganz großen Liebe – auch wenn es so aussah, als würde er sie nie wieder sehen – sollte reißen. Am liebsten hätte er Marlene an diesem Tag nicht gehen lassen. Aber als er dann das Medaillon geöffnet hatte und dieses Licht erstrahlt war, er in den Wirren der Kugel ihr Gesicht erkannt hatte und es ihm sofort die Tränen in die Augen getrieben hatte, da war es ihm plötzlich egal gewesen, ob Marlene blieb oder nicht. Aber Der Zauber nutzte sich leider viel zu schnell ab. Letzte Nacht hatte er schon nicht mehr Adaras Gesicht gezeigt, sondern eine verschwommene, graue Masse. Er würde vorsichtig damit umgehen müssen, wenn er sich noch etwas länger daran erfreuen wollte. 

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<3 <3 <3

Ich bin jetzt am Games of Flames lesen :3 

*freu*

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