85. Gedankenflug

Yeay, ich hab's geschafft, mich an das Mittwoch-Samstag-Muster zu halten! :D

Und ich muss unbedingt endlich weiterschreiben! /(0__0)\  Mir gehen die Kapitel aus. Die ganze letzte Woche hab ich nichts Anderes getan, als auf Photoshop rumzuhängen und Buchcovers für meine zukünftigen Projekte zu gestalten... 

Viel Spass mit dem Kapitel <3

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Er fuhr sich über den Schnauzbart und schaute aus dem Fenster in die fast farblose Umgebung des Dubliner Industrieviertels. Seitdem sein Bruder sich dazu entschieden hatte, das Weite zu suchen, hatte er für Brian einspringen müssen. Offiziell war das natürlich nicht, aber der Vorstand kam damit klar und immerhin hatte er die Geldgeber auf seiner Seite. Die meisten hatten es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt. Immerhin sahen sie sich so ähnlich, dass sie schon immer verwechselt worden waren, daran hatte sich auch nun kaum etwas geändert. Er musste nur darauf aufpassen, nicht mit seinem eigenen Namen zu unterschreiben. Es war auch nicht schwer gewesen, die Angestellten von seiner kleinen Kursänderung zu überzeugen. Wissenschaftler waren so einfach zu überzeugen, man brauchte ihnen nur neue Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Dinge, die sie nicht kannten. Mäuse fing man ja bekanntlich mit Speck. Und der Speck war in diesem Fall... Doch seine Gedanken wurden rüde unterbrochen. „Sir, die Generalversammlung ist eröffnet", berichtete der Assistent seines Bruders. Er räusperte sich und wandte sich der Gruppe am langen Tisch zu. Auf der einen Seite saßen die Vorstandsmitglieder – einige von ihnen hatte er fest in der Hand, wegen Delikten, die er geschickt unter den Teppich zu kehren gewusst hatte. Wozu dienten denn all der Einfluss und die günstigen Kontakte, wenn man keinen Gebrauch von ihnen machte? Andere Anwesende wiederum gingen ihm gehörig auf den Geist, wie zum Beispiel diese blonde Frau, die meinte, sich ihm in allem in den Weg stellen und grundsätzlich alles hinterfragen zu müssen. Wenn sich das nicht änderte, würde man sie wohl aus dem Weg schaffen, was irgendwie schade war, fand er. Andererseits saßen auf der anderen Tischseite ja schon die passenden Männer dafür. Er hatte sie herbestellt, weil sie nun die Hauptgeldgeber waren. Fünf bärtige Riesen in pechschwarzer Kleidung, die nicht nur weit oben in der irischen Mafia mitzureden hatten, sondern auch in der europäischen Drogenszene viele Fäden zogen. Ja, er musste gestehen, es hatte sich gelohnt, die Männer der Zollfahndung beim staatlichen Kontrollbüro anzuschwärzen und damit ihre Glaubwürdigkeit zu untergraben. Seither waren die Männer von der Einfuhrbestimmungsbehörde viel einfacher zu kontrollieren und die Bahn war frei wie nie für seine Bekanntschaften aus der Mafia. Und dafür revanchierten sich die Herren in Schwarz nun bei ihm. Natürlich fuchste es ihn mehr als alles, dass er nicht an das Geld seines Bruder herankam, besonders da die ganze Firma auf dessen Namen lief und er somit leer ausging. Aber bald schon würde auch er sich ein feines Leben machen können. Sobald nur endlich dieser verdammte Mistkäfer von Right aus dem Weg war. Das gesamte Vermögen der Matrix Inc. würde auf ihn übergehen und wenn er danach seinen Bruder für tot erklärte – er bezweifelte, dass Brian je zurückkommen würde, von dort, wo er nun war, schließlich hätte er selbst das auch nicht gewollt – vielleicht würde er sich dann auch endlich das Pharmaunternehmen ihres Großvaters unter den Nagel reißen können. Ihre Mutter hatte es vor ihrem Tod Brian übertragen, weil er studiert hatte, während er, der Bruder des genialen Chirurgen nichts weiter auf die Beine gebracht hatte als...

Sein Sekretär ergriff nach längerem Schweigen das Wort. „Die Versammlung ist eröffnet um vierzehn Uhr dreizehn, vorgelesen wird die Traktandenliste vom siebzehnten Oktober und umfasst folgende Punkte..." Er begann so langsam aber zu verstehen, weshalb sein Bruder Brian dieses Leben nicht gewollt hatte, wenn es bedeutete, ständig an solch langweiligen Veranstaltungen teilzunehmen. Er fuhr sich erneut über den Schnauzer und seufzte leise. Das konnte ja heiter werden. Die Traktandenliste wurde ohne Einsprüche angenommen und so begann das große Repertorium. Mit Besorgnis wurde festgestellt, dass im dritten Quartal weitaus weniger Gewinn erzielt wurde als zur selben Zeit im Vorjahr und dass die allgemeine Tendenz seit mehreren Jahren stetig abnahm. Das hatte er schon zuvor gewusst. Als dann aber zur Sprache kam, dass immer mehr Geld für Forschungszwecke verwendet wurde, brach eine große und langwierige Diskussion aus. Seine zahlreichen umplanungsvorhaben stießen auf Unverständnis und regelrechte Gegenwehr bei den Anwesenden. Nur die Männer in Schwarz blieben still und warteten ab. Sie waren sowieso nur hier, weil er ihre Stimmen brauchte. Obwohl. Eigentlich hatte er auch ohne sie genügend Leute in diesem Raum mit irgendwelchen Dingen in der Hand, dass es sowieso nur eine Formalität war. Ihm konnte keiner was. Er hatte Leute bei der Polizei, bei der Mafia und erfreute sich überdies hinaus noch der Freundschaft des Staatsanwaltes. Deswegen hatte er beim Right-Prozess auch anwesend sein dürfen. Es trieb ihm ein Schmunzeln ins Gesicht, wenn er daran dachte, wie viele Menschen er hinters Licht führte und dass dennoch kein einziger je auf den Gedanken gekommen war, er könnte dahinterstecken. Wie dumm die Leute doch waren. Sie unterschätzten ihre Mitmenschen viel zu oft und gingen zu sehr aufs Äußerliche. Sein Blick wanderte zu den in schwarz gekleideten Männern. Manchmal trafen die Vorurteile aber auch zu, musste er sich eingestehen und gab sich etwas mehr Mühe, dem Diskurs zu folgen. Er war nun der Inhaber und Geschäftsführer der L.A.U.B. AG und brauchte nichts mehr als eine Mehrheit bei den Versammlungsabstimmungen, um seine Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er brauchte sich noch nicht einmal zu rechtfertigen. Bald würde diese zugrunde gewirtschaftete Randgesellschaftsfirma nicht mehr bloß Impfstoffe gegen Kinderkrankheiten produzieren oder Warzenentfernungsmittel vertreiben. Oh nein, diese Zeiten waren vorbei und dafür würde er schon sorgen. Wofür man schon seinen Großvater ausgelacht hatte, würde unter seiner Leitung zu einem riesen Erfolg werden. Seine Mutter hätte nicht streben müssen, wenn nur damals der Stand der Forschung weiter gewesen wäre, wenn sein dämlicher Bruder nicht darauf bestanden hätte, seine eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen und dann einfach zu verschwinden. Dafür hasste er diesen Bastard. Bald würde es Heilmittel von ganz anderen Dimensionen geben, Medikamente, die selbst Krebs heilen würden. Oder seltene Krankheiten wie Mukoviszidose und Multiple Sklerose, es würde Stoffe gegen Alzheimer und Parkinson entwickelt werden und das alles mit Hilfe dieser kleinen... „Sie müssen nun abstimmen, meine Herrschaften", platzte es aus dem Mann rechts neben ihm und kurz darauf wurde es tatsächlich still im Raum. Die blonde Frau stimmte natürlich dagegen, ebenso wie ein jüngerer Kollege im rosa Hemd. Der Rest hob die Hand gemeinsam mit ihm und damit für die Weiterführung der Forschungen trotz offensichtlichen, existenziellen Gefahren. Aber dass er mit Arbeitsplätzen spielte, war ihm egal. Er hatte Größeres im Sinn. Viel Größeres. Ein Mann Mitte vierzig mit Hornbrille und schlechtgebundener Krawatte schwitzte wie ein Tier und hielt den Blick schuldbewusst gesenkt. Dieser Mann hatte ein Spielsuchtproblem, was ihn in die Arme des Alkohols getrieben und ihn vor etwa vier Monaten dazu veranlasst hatte, nachts mit zwei Promille intus einen Edeljuwelier zu überfallen. Dieser Mann wäre angeklagt und verurteilt worden und hätte wohl nicht nur seinen Job verloren. Gut, dass er sich dazu entschieden hatte, diesem Wurm einen Gefallen zu tun und ihn hatte davonkommen lassen. Heute hatte er ihn dafür in der Hand und er wusste genau, wie der Typ darauf angewiesen war, dass er den Mund hielt. Ein diebisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

Das Telefon klingelte und Tom war gerade dabei aufzustehen, als ihm aufging, dass es sich gar nicht um den Festnetzanschluss handeln konnte, denn dieser war ja seit geraumer Zeit wieder außer Betrieb. Kurz darauf hörte er aber, wie Henry sich meldete. Es musste sich also um sein Mobiltelefon gehandelt haben. „Guten Tag, Carmicle am Apparat. Wie kann ich helfen?", sprach er so ruhig und höflich wie immer in das Gerät an seinem Ohr und eine kurze Stille folgte auf diese Worte. „Ja, natürlich erinnere ich mich an Sie. Ja, es sind noch welche verfügbar. Morgen? Im Stadtzentrum in der Parnell Street. Ja, natürlich weiß ich noch, wo sich Ihr Laden befindet. Nur leider wird es morgen etwas schwierig. Wie wäre es, wenn wir einen Termin für nächste Woche finden? Ich fürchte, ich kann mich hier so kurzfristig leider nicht freistellen. Donnerstag? Ja, Donnerstag klingt gut. Dann verabschiede ich mich. Auf Wiederhören." Er steckte das Handy weg und trat aus dem Flur, bemerkte erst dann, dass sein Gespräch offensichtlich mitgehört worden war und setzte zu einer Entschuldigung an, doch Tom unterbrach ihn mit einer Handbewegung. Er hatte zwar das meiste verstanden, konnte sich aus dem mysteriösen Anruf keinen Reim bilden. Henry verheimlichte ihm doch nichts, oder? „Ein Juwelier aus Dublin. Er will Aquamarine kaufen", erklärte der alte Mann kurz und knapp. Tom blinzelte verwirrt. Dann aber erinnerte er sich daran, dass Fé ja nicht nur bei Cartier, sondern erst auch bei vielen Kleinhändlern an die Tür geklopft hatte. Er hatte es schon beinahe vergessen gehabt. Das lag nun auch schon wieder mehr als vier Monate zurück. Manchmal wachte er nachts schweißgebadet auf und fürchtete, wieder in dieser dunklen, kalten Zelle zu sitzen. Nur diesmal würde keine Adara kommen und ihn retten. Dieser Gedanke schmerzte ihn sehr. Wie erleichtert er damals gewesen war, als sie auf der Polizeiwache auf ihn gewartet hatte und wie sehr er es genossen hatte, sie zum ersten Mal richtig in die Arme zu schließen. Ihm traten die Tränen in die Augen. Sofort war Maria zur Stelle, besorgt wie eine liebende Großmutter, doch er wandte sich von ihr ab. Es war kindisch, jetzt zu weinen. Wegen einem Anrufer, den er selbst noch nicht einmal kannte. Einfach lächerlich. „Ich muss hier raus", presste er zwischen den Lippen hervor und stand so brüsk auf, dass Maria zusammenzuckte. Erstaunt sahen sie und Henry ihm nach, wie er sich die Schuhe anzog und zu ihrer noch größeren Verwunderung den Autoschlüssel griff. Als hinter Tom die schwere Tür ins Schloss fiel, schauten sie sich verdutzt an, doch keiner von ihnen sagte auch nur ein Wort. Erst als draußen ein Motor aufheulte und tief brummend davonfuhr, zuckte Maria mit den Schultern.

Die Sonne stand noch hoch im Himmel und schien gelegentlich zwischen den vorbeiziehenden Wolken hindurch, was ein sich immer änderndes Fleckenmuster auf die Landschaft zauberte. Die Blumen waren mittlerweile alle verblüht, das hohe Gras war geschnitten worden und die Blätter an den Bäumen – sofern sie noch an den Ästen hingen – waren braun und schon halb tot. Wie er selbst. Zwar noch da, aber eben auch nicht. Die ganze Schönheit des Sommers war gewichen und hatte einem stürmischen, grauen Herbst Platz gemacht. Es war ein schöner Sommer gewesen, wohl der schönste seines ganzen Lebens. Ein wahrer Meerjungfrauen-Sommer. Und nun war sie fort. Alles war fort. Die Farben, die Blumen, die Wärme ihres Körpers, die Sterne, die in ihren Augen gefangen waren, ihr Lächeln, sein Herz. Er raste geradezu über die Landstraße bis nach Newgrange und legte eine Vollbremsung hin, als er ins Städtchen einfuhr. Seine Hände zitterten auch noch, als er den Wagen zum Stillstand gebracht hatte, auf dem kleinen Parkplatz gleich hinter der Kirche. Er hatte doch versprochen, ihr die Kirche zu zeigen, aber dazu war es nicht mehr gekommen. Stattdessen stand er nun alleine hier und traute sich kaum, dem großen Gebäude und dem dahinterliegenden Friedhof noch näher zu kommen. Schließlich tat er es aber doch. Er öffnete das schmiedeeiserne Tor und betrat den heiligen Boden, immerzu auf seine Schritte achtend, damit er nur keinen Lärm machte, als könnte er damit die Totenruhe von jemandem stören. Es war schon beinahe aus Ehrfurcht. Er ging ganz langsam durch die steinernen Reihen aufgestellter Namensträger. Die meisten Gräber waren fast schon festlich geschmückt und sahen gepflegt aus. Die Hinterbliebenen mussten sich viel Mühe geben. Andere Gräber wiederum trugen nur einige vertrocknete Pflanzen oder waren ganz und gar von Unkraut überwuchert. Diesen Unterschied zu sehen, versetzte Tom einen Stich ins Herz. Seit nun bald anderthalb Jahren ruhte auch seine Familie hier und kein einziges Mal hatte er sich bis jetzt dazu überwinden können, hierher zu kommen und ihnen den Respekt zu zollen, den sie eigentlich verdient gehabt hätten. Wie wohl ihr Grab aussehen mochte? Er mochte es sic gar nicht erst vorstellen. Im Besten Fall war es wohl karg und ungeschmückt. Wieder ging er an einer verwahrlosten Ruhestätte vorbei und schluckte schwer. 

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Um auf das Buch-Cover-Thema zurückzukommen:

Worauf achtet ihr, wenn ihr ein Buch kauft? Bei mir ist das Wichtigste der Text auf dem Buchrücken, dann das Cover. Oder vielleicht sogar in umgekehrter Reihenfolge. 

Was sind Dinge, die euch vom Kauf abhalten? Was mögt ihr gar nicht auf einem Buchumschlag sehen? 

Sorry für den Spam ^^'' interessiert mich grad einfach nur sehr :)

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