Epilog

"Du Blutsverräter", zischte der Mann und riss die Arme hoch, als eine Explosion ein großes Loch in die Straße vor ihm riss. Er befand sich in einer Seitengasse, nicht weit von Glasgow entfernt, in seinem Rücken die offene Straße, von der der gelbe Schein der Straßenlaterne die Szene erhellte. Er schwang seinen Zauberstab, doch bevor er einen Spruch sagen konnte, wurde ihm der Zauberstab schon magisch aus der Hand gerissen und von seinem Gegenüber aufgefangen.

"Du beschmutzt den Namen deiner Familie", sagte er und machte ein paar Schritte zurück. Sein Gegner ließ seinen Zauberstab kurz um ihre Finger kreisen, bevor sie ihn zerbrach und ihn auf die nasse Straße fallen ließ. Der silberne Schlüssel, der an einem Band um ihren Hals hing, glänzte im Licht der Straßenlaternen.
"Kommt darauf an, wen man fragt", meinte sie und machte einen großen Schritt über eine Pfütze.

Der Mann machte einen weiteren Schritt zurück und schien sich zu konzentrieren. Mit einem Schlenker ihres locker erhobenen Zauberstabs bildete sich eine Mauer hinter ihm und versperrte den Weg auf die Straße.
"Ich habe die Umgebung abgesichert, du kannst nicht apparieren und du kannst nicht rennen." Ein kühler Wind wehte und ihr Rock, der bis zu Mitte Wade ging, schlug ihr dabei gegen die Beine. Das Gewitter war weitergezogen, aber man konnte deutlich merken, dass der Herbst hier war.
"Warst du das hinter Ian O'Haras Tod?", fragte der Mann.
Sie legte nur den Kopf schräg. Die Mauer blockte das Licht der Straßenlaternen aus, aber sie konnte dennoch die schwarzen Linien des dunklen Mals auf seinem Unterarm ausmachen.

"Der Krieg ist seit Jahren vorbei, aber eindeutig zu viele von euch rennen immer noch ungestraft hier draußen herum. Außerdem weiß ich, was du in diesem Muggel-Quartier vorhattest." Sie erinnerte sich noch zu gut an den jungen Neil Scott, der zwei Stufen unter ihr in Slytherin gewesen war. Schade, was aus ihm geworden war.
Neil schnaubte wütend. "Oh, ich gehe nicht nach Askaban, das kannst du gleich vergessen. Nicht nach zehn Jahren."
Sein Gegenüber runzelte die Stirn. "Sehe ich aus wie ein Auror?", fragte sie und hob den Zauberstab etwas. Wieder ließ ein Windstoß den Saum ihres Rockes bewegen. "Wusstest du, dass es einen Zauber gibt, mit dem man die Magie von jemand anderem verstümmeln kann? Sodass sie leben müssen, wie Muggel oder Squibs? Verständlicherweise ist es schwarze Magie, aber du scheinst da keine Skrupel zu haben." Seine Augen weiteten sich, als er begriff, direkt als ein weinroter Lichtblitz die Nacht erhellte.


Das kleine Haus lag abgelegen am Waldrand in der Nähe des Hadrianswalls. Eine Hälfte war von Efeu überwuchert, und im kleinen Garten konnte man zwischen den Kürbissen und Dictamnus-Stauden Thymian, Salbei und weitere Kräuter erkennen.

Alekto hob den Zauberstab, als sie eintrat, und sofort fing ein Feuer im Kamin an zu brennen und das Radio sprang an. Gleich über dem Kamin befand sich ein großes Bild, das ein Häuschen direkt neben einem See zeigte, aber momentan war niemand da.
Sie legte den Zauberstab auf den Tisch und holte ein Buch, das sie vorübergehend, zwischen Tellern und Tassen in einem Küchenschrank gelagert hatte. Dabei ignorierte sie den Geruch von nassem Hund, der nur noch leicht wahrzunehmen war. Leise donnerte es in der Ferne, während im Radio eine Stimme gerade ein Guns N' Roses Song ankündigte. Immerhin war es keine dieser neuen Boybands, die immer mehr wurden.

Sie krempelte die Ärmel ihrer Bluse hoch und schlug das Buch auf. Das flackernde Licht des Kamins tänzelte über die schwarzen Linien auf ihren Unterarmen, bestehend aus Runen und magischen Symbolen. Sie blätterte durch die Seiten, auf denen Namen und Daten säuberlich aufgelistet waren, bis sie beim Buchstaben S ankam. Sie tunkte die Feder in das Tintenfass und setzte sie an, das Feuer reichte gerade als Lichtquelle. Sie strich Scott, Neil durch und setzte ein 14. Okt. 1993 dahinter. Dann schlug sie das Buch zu und richtete sich auf. Eine Hand legte sie dabei flach auf den Tisch, direkt neben ihren Zauberstab.

"Tut mir leid wegen deines Bruders", sagte sie in die Dunkelheit. Einen Moment lange konnte man nur leise die Stimme aus dem Radio hören.
"Danke", antwortete eine brüchige Stimme aus dem Schatten.
"Falls du hier bist, um dich zu rächen, ich habe nichts mit seinem Verschwinden zu tun."
Wieder ließ die Antwort etwas auf sich warten. "Das weiß ich, und du weißt ganz genau, wieso ich hier bin."
"Ich habe gehört, du wurdest ein Todesser. Die Gesellschaft scheint zu glauben, das ist der einzige Weg für Leute wie uns." Sie stand immer noch mit dem Rücken zum Eindringling.
"Ich war nie einer von ihnen. . . Peter war's, er hat mich reingelegt."
Alekto musste sich ein Lachen verkneifen, als sie sich umdrehte. "Der große Sirius Black wurde von Peter Pettigrew ausgetrickst?"
"Er ist der Grund für James und Lilys Tod." Er machte einen Schritt ins flackernde Licht. Die Kleidung war schmutzig und zerrissen, und man konnte darunter den ausgemergelten Körper erkennen. Das schwarze Haar war verfilzt und seine ehemals edlen Gesichtszüge waren ausgemergelt, aber in seinen tief liegenden Augen lag ein beunruhigendes Funkeln. Die flackernde Lichtquelle ließ ihn noch eingefallener wirken, aber selbst in diesem Zustand konnte ihm nicht die Grundzüge seines guten Aussehens nehmen. "Ich werde ihn töten, aber dafür muss ich nach Hogwarts kommen und da an jeder Ecke ein Fahndungsplakat hängt, gehe ich davon aus, dass du mir hilfst."
Alekto runzelte die Stirn. "Wieso sollte ich dir helfen?", fragte sie amüsiert.
"Weißt du, wie ich über Peter erfahren habe?", fragte er und dieses Funkeln in seinen Augen wurde deutlicher. "Er war auf einem Bild von der Weasley Familie, er ist direkt vor Harrys Nase", zischte er. "Und weißt du, was noch, auf dieser Zeitung war?", er sah sie auffordern an. "Jemand hatte darauf eine Zeichnung eines uns bekannten Schlüssels gekritzelt." Er sah zu dem Schlüssel, der um Alektos Hals hing. "Wie lange weißt du es schon?", fragte er. "Wie lang weißt du schon, dass Peter der Verräter ist und schuld an James und Lilys Tod?"
Alekto schmunzelte immer noch amüsiert. "Erst seit ein paar Monaten, als sein Name gefallen ist. Leute werde recht gesprächig, wenn sie bemerken, dass du nicht der Auror bist, für den sie dich halten." Sie lehnte sich gegen den Tisch und schlug ein Bein über das andere. "Ich hätte dich natürlich aus Askaban geholt, ich hatte einen Plan für das Ende des Jahres, aber ich bin schwer beeindruckt, dass du es selbst geschafft hast."

Sie wandte sich ab und sorgte dafür, dass sich ein Kessel Wasser über das Feuer hing und zwei Tassen aus dem Schrank flogen. Sie deutete ihm an, dass er sich setzten sollte.

Er musterte ihr Haus und sein Blick blieb an den Fotos auf dem Kaminsims hängen. Eines war von ihrer Schulzeit mit Helen, Lea und ihr, ein anderes zeigte sie auf Leas Hochzeit, eines war mit ihr und ihrem Vater in einem botanischen Garten, ihre Mutter war schon vor Jahren gestorben und Alekto hatte keine Bilder von ihr aufgestellt. Ein anderes Bild war von ihrer Kindheit, auf dem sie zusammen mit ihrem Bruder zu sehen war und wiederum ein anderes zeigt sie mit Leas erstem Kind, dass vor einem Jahr geboren wurde.

"Wieso hattest du nie Kinder? Willst du, dass die Blutlinie Myrddin mit dir endet?", fragte Sirius dreist.
Alekto zuckte mit den Schultern, während sie ihre tätowierten Arme verschränkte. "Manche Dinge sind es nicht wert, gerettet zu werden. Außerdem war ich nie die Person für Romantik und Beziehungen." Sirius verzog nur das Gesicht.
"Wieso bist du eigentlich nie dem Orden beigetreten?", fragte er weiter. "Wir haben für dasselbe gekämpft." In der Ferne konnte man einen Donner hören, dieses Mal lauter, als noch zuvor.
"Dumbledore ist eine Person, für die der Zweck die Mittel heiligt und ich vertraue solchen Personen nicht. Außerdem mag ich es nicht, wenn man mir sagt, was ich zu tun habe. . . eine Eigenschaft, die wir schon immer geteilt haben." Sie ließ den Kessel zum Tisch schweben und das heiße Wasser in die Tassen gießen.

Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen und Alekto konnte in ihm den Jungen aus ihrer Schulzeit erkennen. Erneut donnerte es und kurz darauf konnte man den Regen auf das Dach prasseln hören.
"Du und ich stammen aus demselben Zirkus und wurden dieselbe Art Clown", sagte er.
Sie lachte laut auf und reichte ihm eine dampfende Tasse. Der Geruch nach Pfefferminz breitete sich in ihrem Wohnzimmer aus.
Leise klackerte ihre Tasse gegen seine. "Sirius Orion Black, der letzte Erbe der ehrenwerten Black Familie und Alekto Nimue Myrddin, die Letzte vom Blute Merlins. . . auf dass sich unsere Eltern im Grab drehen."


Und damit endet die Geschichte, ich hoffe, sie hat euch gefallen.

Funfact 1: Alekto hat Sirius mit denselben Worten begrüsst, die er in der Geschichte als erstes zu ihr gesagt hat.

Funfact 2: Der Name Alekto kommt aus der griechischen Mythologie und sie ist da eine der Erinnyen und der Name bedeutet so viel wie "die (bei ihrer Jagd) Unaufhörliche", also passend zu der Geschichte.

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Die Geschichte hat übrigens ca 85'000 Wörter insgesamt (also ca 1'371 pro Kapitel) und das erste Kapitel wurde am 6. Jan. 2024 veröffentlicht und das letzte jetzt am 28. Dez. 2024. Sie hat momentan genau 4519 Reads und 461 Votes.

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