57. Kapitel

"Lea?", rief Alekto in den Schlafsaal. Alle Vorhänge waren zurückgezogen und niemand war im Bett. Sie warf einen Blick ins Badezimmer, aber auch da konnte sie ihre Freundin nicht finden. Nicht mal Bellona war hier.
Verwirrt warf Alekto einen Blick auf ihre Uhr, es war nach zwölf Uhr nachts, wo waren alle? Hatte sie etwas verpasst?

Sie zog sich den Unsichtbarkeitsumhang korrekt über, bevor sie sich ein letztes Mal umsah, aber nur Helens Kröte saß gemütlich auf einer Truhe und sah sie an.
Dann verschwand sie wieder aus dem Schlafsaal. Sie schaute nicht einmal zu den vereinzelten Schülern, die sich noch im Gemeinschaftsraum aufhielten, als sie dadurch rauschte.

Sie brauchte ein paar Minuten, bevor sie den Ort wiedergefunden hatte, den Remus und Sirius ihr gezeigt hatten. Wieder lief sie durch den düsteren Gang, der nur von Fackeln erhellt wurde, bis die vereinzelten Bilder schließlich ganz verschwanden. Aus den Augenwinkeln glaubte sie für eine Sekunde, Nimues Gestalt im letzten Bild gesehen zu haben, doch als sie den Kopf drehte, war nichts von der Herrin vom See zu sehen.

Der Gang wurde schmaler und verwinkelt und endet schließlich in dem kleinen Raum, wo eine Wand aus dem Stein des Felsens bestand.
Alekto warf einen besorgten Blick über die Schulter, für einen Moment dachte sie sogar, Geräusche zu hören. Aber was immer diese Geräusche waren, sie waren keine menschlichen Schritte und so sah sie wieder zu der Felswand vor sich. Sie legte den Mantel ab und warf ihn vorsichtig in eine Ecke.

Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, als sie die Schultern straffte und näher trat. Wieder konnte sie Kälte spüren und fragte sich, ob es etwas mit dem Schüssel zu tun hatte, der immer noch kalt auf ihrer Haut lag.
Wie damals legte sie eine Hand auf den Stein und hoffte, dass die Rumtreiber sich nicht geirrt hatten mit diesem Ort.
Sie tastete wieder die Runen ab und ließ dann ihre Magie frei. Unter ihrer Hand wurde die Rune blau und die Farbe breitete sich weiter über die Runen aus, bis fast ein Kreis auf der Steinwand zu sehen war.

Ohne die Hand von der Rune zu nehmen, suchte sie nach etwas, das wie ein Schlüsselloch aussah. Endlich fand sie etwa in der Mitte des Kreises auf Schulterhöhe. Es wirkte mehr wie ein Loch in Stein, als wie etwas, wo ein Schlüssel reinkam.
Dennoch holte Alekto den Schlüssel aus ihrem BH. Das silberne Metall glänzte hell im Fackellicht und erinnerte sie daran, dass das die Überreste von einem legendären Schwert war.

Sie nahm die Hand weg und machte einen schnellen Schritt zu diesem Loch. Als sie den Schlüssel einfädelte, fing das Licht der Runen schon wieder mit dem Erlöschen an.
Der Schlüssel ließ sich bis zum Handstück schieben und Alektos Finger zitterten, als sie versuchte, ihn zu drehen. Er machte keinerlei Geräusche und es gab keinen Widerstand, bis sie ihn 180° gedreht hatte. Ab da ging es nicht mehr weiter.
Sie ließ los und machte einen Schritt zurück. Die Runen verblassten weiter, bis sie nur noch wie blaue Glut die groben Umrisse der Runen zu erkennen waren. Wie kleine Saphire funkelten sie Alekto von der dunklen Steinwand entgegen, und in der Mitte steckte der silberne Schlüssel.

Sie wartete, das Herz klopfte ihr im Hals, als sie plötzlich etwas vor sich hörte.
Es war ein tiefes Geräusch wie ein Knurren oder ein Rumpeln, und Alekto zuckte erschrocken zusammen, als die Wand innerhalb des Runenkreises vor ihr zusammenstürzte und einen Durchgang freigab.
Dahinter lag ein Gang aus demselben grobgehauenen Stein, und ein paar Meter den Gang hinunter konnte Alekto ein schwaches Licht sehen.

Leise konnte sie jemand ihren Namen rufen hören, aber sie machte keinen Schritt näher, es erinnerte sie an eine Sirene. Sie dachte daran, was Nimue ihr erzählt hatte. Sie wusste nicht, was sie beim Licht hinten erwartete.
Wieder hörte sie ihren Namen, dieses Mal etwas lauter gefolgt von Schritten, und realisierte, dass die Stimme von hinten und nicht von vorne kam.
"Wieso. . .-", begann Sirius, als er in den kleinen Raum trat, verstummte aber augenblicklich, als er den Durchgang sah. Seine Augen wurden groß, als er die Situation realisierte. "Wo war der Schlüssel?", fragte er.
"Nimue hatte ihn in ihrem Portrait, daher wusste sie, dass er sicher war", sie blickte zum Schlüssel, der nun unter den Trümmern lag.
"Ich hinterfrage gar nicht, wie das möglich ist", antwortete der Gryffindor und reckte den Hals, in der Hoffnung zu sehen, wo das Licht am Ende des Ganges herkam. "Wir haben auf der Karte gesehen, dass du beim Gryffindorturm warst und wollten eigentlich kommen und dir den Mantel abnehmen. Wusste ja nicht, dass du gleich den Schlüssel gekriegt hast."
Alekto lächelte selbstzufrieden. "Der Mantel liegt da." Sie machte eine Handbewegung, aber gleichzeitig waren ihre Worte auch eine Aufforderung: 'Nimm den Mantel und gehe zu deinen Freunden zurück oder komme mit mir da rein'.

Auf Sirius Gesicht stahl sich ein Lächeln, bevor er den Zweiwegspiegel hervorholte.
"Krone? Rate mal, welches Geheimnis gerade gelüftet wurde." Er drehte den Spiegel um, so dass er auf den Durchgang gerichtet war.
Alekto winkte den drei Rumtreibern zu, die sich nebeneinander quetschten, um zu sehen, was los war.
"Wir machen uns auf den Rückweg, aber es dauert sicher zehn Minuten", sagte Remus.
"Wir werden euch ganz genau beschreiben, was man sieht", meinte Alekto gut gelaunt, bevor sie Sirius ein aufforderndes Kopfnicken gab.
"Seid vorsichtig", mahnte James, als sie in den Gang traten.
"Es ist kalt und ihr höre irgendwo tropfendes Wasser", teilte Alekto dem Spiegel die ersten Eindrücke mit, aber als sie auf das Objekt in Sirius Hand blickte, konnte sie nur ihr eigenes Spiegelbild sehen.
Auch Sirius war verwirrt. "Krone?" Seine Stimme hallte von den Wänden. "James? James Potter? Remus? Peter?" Er wechselte einen Blick mit Alekto, bevor er wieder ein paar Schritte zurück und aus dem Gang machte.
"SIRIUS", konnte man augenblicklich Peters laute Stimme durch den Spiegel hören.
"Was ist passiert?", fragte nun Remus wieder leiser.
"Sieht aus, als würde es die Magie blockieren", meinte Sirius und Alekto - die immer noch im Gang stand - holte ihren Zauberstab hervor.
"Lumos!" Nichts passierte. Sie und Sirius wechselten erneut einen Blick.
"Beeilt euch", meinte Sirius nur an den Spiegel gerichtet, bevor er diesen in die Hosentasche stopfte.

Alekto verschränkte die Arme. Sie war nicht glücklich, dass sie warteten, aber sie wusste, wie gefährlich das, was jetzt kam, sein konnte. Professor Fraser hatte recht, Zauberer und Hexen waren viel zu sehr auf ihre Magie bedacht.
"Sirius!", konnte man plötzlich James durch die Hosentasche gedämpften Schrei aus dem Spiegel hören. "Sirius, da. . .-" Sirius erstarrte in seiner Bewegung, den Spiegel wieder hervorzunehmen. Es war klar, von was James sie gerade warnen wollte. Auch Alekto sah die Figur auf der anderen Seite des Raumes.

Ein gemeiner Cliffhanger, wer das wohl ist?

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