34. Kapitel

"Ich will dieses Wochenende ein Zauber ausprobieren, der den Lippenstift unverschmierbar macht, aber ich habe Angst, dass ich den Zauber nicht mehr auflösen kann und bis ans Ende meines Lebens denselben Lippenstift tragen muss", teilte ihnen Helen mit, als sie beim Abendessen saßen.
"Ich versuche schon ewig, ein Buch fertig zu kriegen. Ich habe nur noch hundert Seiten vor mir und ich bin sicher, jeden Moment sollte der Plottwist kommen", sagte Lea.
Alekto hatte keine Wochenend-Pläne, zuerst musste sie diesen Abend überleben. Sie traf sich wieder mit Black für eine Übungsstunde. Und danach würde sie ein Wörtchen mit ihm reden, was die Zeichnung des Schlüssels anging. Das belauschte Gespräch hatte ihr interessante Informationen geliefert.

Black hatte sich an einen Tisch gelehnt und beobachtete ihre erfolglosen Versuche. Die Krawatte hatte er halb in eine Hosentasche gestopft und den obersten Knopf seines Hemdes geöffnet, während er mit verschränkten Armen selbst schien zu überlegen, wie er sie verbessern konnte.

Alekto fuhr sich frustriert durch die Haare. Sie versuchte immer gleich vorzugehen und sich zuerst an die Magie heranzutasten, bedacht nicht zu viel rauszulassen, aber entweder war es zu wenig um zu wirken oder die Magie schwappte über und zerstörte etwas.

Sie sah den Apfel vor sich an. "Engorgio!", doch nichts passierte. Sie gab ein wütendes Geräusch von sich und stapfte einmal durch das Zauberkunst-Klassenzimmer, bevor sie zum Tisch zurückkehrte. Heute funktionierte es einfach nicht und das war nicht mal ein schwerer Zauber.
"Du musst dich mehr konzentrieren", sagte Black und schüttelte sich das schwarze Haar aus dem Gesicht. Am liebsten hätte sie ihn erwürgt.
"Vielen Dank, Black. Darauf wäre ich nicht gekommen", fauchte sie und funkelte ihn böse an.
Er zuckte nur mit den Schultern. "Ich hätte auch bessere Pläne für meinen Freitagabend."
"Oh, musstest du eines der vielen Mädchen versetzen, dass jeder deiner Schritte anbetet?", gab Alekto zurück und versuchte so bissig wie möglich zu klingen. Zugegeben, es gab viele Gerüchte über welches Mädchen nun etwas mit Sirius Black hatte, aber tatsächlich hatte sie ihn erst einmal mit einem Mädchen gesehen.

Black schenkte ihr ein sarkastisches Lächeln als Antwort. "Immerhin habe ich eine breite Auswahl an Partnern. Dein Datingpool besteht aus Leuten, mit denen du entfernt verwandt bist und Leuten, mit denen du weniger entfernt verwandt bist."
"Oh keine Sorge, ich habe bereits alle meine Cousins von der Liste gestrichen, nicht, dass so etwas wie du rauskommt." Dass Orion und Walburga Black Cousins (zweiten Grades) waren, war kein Geheimnis. Mit nur 28 unantastbaren Familien (von denen einige nicht mal mehr existierten) wurde die Auswahl irgendwann klein.

"Ich könnte der perfekte Erbe sein, hätte ich mich nicht dazu entschieden, ein Blutsverräter zu werden. Ich weiß auch, wie unsinnig dieses Bestreben nach einer reinen Blutlinie und dem ehrwürdigen Familienname ist, aber du scheinst es tatsächlich nicht zu begreifen." Er stieß sich vom Tisch ab und stand nur vor ihr. Eine tiefe Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet und sein Mund war zu einem dünnen Strich zusammengekniffen.
Alekto hielt seinen wütenden Blick. "Du bist ein Clown, Black", sagte sie. "Und du hast keine Ahnung von meinem Leben.
Er lachte kalt auf. "Wir beide stammen aus dem gleichen Zirkus, Myrddin."

Alekto festigte ihren Griff um den Zauberstab. "Du hast das Gefühl, du bist so viel talentierter als ich", meinte sie und hob ihren Zauberstab. "Beweis es." Sie konnte die Entschlossenheit in seinem Gesicht sehen, als er sich ein paar Schritte von ihr entfernte und seinen Zauberstab zog. Alekto tastete nach ihrer Magie, die, wie in freudiger Erwartung, freigesetzt zu werden, aufbrauste. Wie ein Sturm, der sich am Horizont zusammenbraute, wäre da nicht diese Absperrung. Aber was, wenn sie den Damm in ihrem Hirn einfach brechen lassen würde, wozu wäre sie dann fähig? Sie dachte an ihr Duell mit Rabastan Lestrange im Januar. Der Zauber war einfach aus ihr herausgebrochen, aber er hatte auch viel Kraft gekostet.

Black musterte sie mit erhobenem Zauberstab. Er glaubte wohl, sie würde sich nicht getrauen anzugreifen und somit das Duell tatsächlich vom Zaun zu brechen.
Die Magie in ihr wurde wilder und fing an gegen die Mauer zu schlagen. Sie wusste, sie könnte einfach alles rauslassen und es würde sich gut anfühlen, befreiend sogar. Einmal, wo sie nicht krampfhaft versuchte die Magie unter Kontrolle zu halten. Aber sie fürchtete sich auch, von den Konsequenzen.
Sie konzentrierte sich wieder auf Black und dachte an all die Jahre, in denen er und Potter die anderen Schüler mit ihren Scherzen und Streichen terrorisiert hatten und dann dieses Grinsen, dass immer auf seinem Gesicht lag. Sie hasste, wie ihm immer alles in den Schoss zu fallen schien.

Bevor sie sich versah, führte ihr Arm die Bewegung des Zaubers aus. Ihr wurde immer gesagt, sie soll sich ein Rückgrat wachsen lassen, damit konnte sie jetzt anfangen.
Sie sah, wie Blacks Zauberstab durch die Luft peitschte für einen Schutzzauber. Die Worte des Zaubers kamen ihr über die Lippen. Es war zu spät um irgendwas zu stoppen und so ließ sie einfach los. Die Magie spülte über sie und riss sie mit wie ein Strom. Es war, als würde ihr Herz zwei Schläge aussetzen, dann explodierte ihr Zauber vor ihr in hellem Licht, dass es laut knallte und hinter ihr klirrten die Fenster, bevor sie mit einem Knacken zersprangen und in der nächtlichen Dunkelheit in den Abgrund rieselten.

Alekto holte keuchend Luft und schnappte nach der Tischkante, um sich festzuhalten. Schwarze Punkte tanzen vor ihren Augen. Schnell blinzelte sie die weg, um nach Black zu sehen. Die Reue und Panik hatte sich bereits in ihrem Brustkorb ausgebreitet.

Doch Black war nicht mehr vor ihr. Stattdessen sah sie in das steinerne Gesicht von Eoghan Fraser. Auch er hatte seinen Zauberstab gezückt.
"Miss Myrddin, Mr Black, ich hoffe, Ihnen ist bewusst, dass unerlaubtes Duellieren strengstens untersagt ist. Das ist einem Schulverweis würdig." Er warf einen Blick über die Schulter, wo Black auf dem Boden lag. Der Schock war ihm ins Gesicht geschrieben, aber ob er von Alekto, dem abgewehrten Zauber oder von Frasers plötzlichen Auftreten kam, wusste sie nicht.

Er rappelte sich auf und kam schnell wieder auf die Beine. Unmerkbar atmete Alekto auf, Fraser schien schnell genug dazwischen gegangen zu sein und sie hatte Black nicht getroffen. Sie hätte nicht gedacht, dass sie eine Aktion so schnell bereuen konnte.

"Das ist eine Nachhilfestunde", sagte Black, der schneller und klügere Worte als Alekto fand. "Das war ein abgesprochenes Duell."
"Aye? War's das?", fragte Professor Fraser kalt.
"Ja, Sir", sagte nun auch Alekto schnell, die eindeutig nicht von der Schule fliegen wollte. "Sie wissen, wie ich im Unterricht bin. Black hat mir angeboten, die Zauber aus Ihrem und Professor Flitwicks Unterricht zu üben, da wir zusammen in diesen Lektionen sind."
"So, so", sagte der Lehrer nur und warf einen Blick zum Fenster, wo der kühle Februarwind durch die glaslosen Rahmen in das Klassenzimmer kam. "Ich glaube Ihnen das sogar. Trotzdem kriegen Sie beide Nachsitzen. Miss Myrddin, ich erwarte Sie morgen um sieben Uhr in meinem Büro und Sie, Mr Black, um sieben Uhr dreißig. . . nein, morgen habe ich keine Lust auf Sie beide, sagen wir übermorgen, also Sonntag."
"Jetzt wird man schon fürs Üben bestraft?", fragte Black. "Was kommt als Nächstes? Punkteabzug für erledigte Hausaufgaben?" Er schien sich von seinem Schock erholt zu haben. Professor Fraser verschränkte die Arme und wäre Alekto Black, wäre sie spätestens jetzt augenblicklich verstummt.
"Wollen Sie bis am Ende des Schuljahres jeden Abend nachsitzen?"
"Dürfen Sie uns überhaupt Nachsitzen geben? Wir haben ja nicht einmal die Regeln gebrochen." Das war wohl etwas dick aufgetragen, aber sie bewunderte seinen Mut, Fraser zu widersprechen und nicht, wie sie es geplant hat, mit gesenktem Kopf auf direktem Weg zurück in den Schlafsaal zu gehen.

"So? Was wollen Sie jetzt tun?", fragte der Professor und sah ihn auffordernd an. "Albus wird mich mitten im Jahr für so etwas nicht rauswerfen und wenn man bedenkt, wie lange meine Vorgänger hier waren, werde wohl auch ich nächstes Semester nicht zurückkehren. Oder wollen Sie sich bei Ihren Eltern beschweren?"
Black stand den Mund offen. "Sie sind ein Lehrer!", rief Black.
"Aye und die Bezahlung ist nur knapp genug, um mich mit Schülern wie Ihnen herumzuschlagen." Er sah Black noch eine Sekunde an, um eine Antwort abzuwarten. "Und diese Nachhilfe hört auch auf, das können sie beim Nachsitzen machen, Miss Myrddin."

"Wo ist Helen?", fragte Lea, als Alekto in den Schlafsaal trat. Sie hatte sich an den Türrahmen des Badzimmers gelehnt und musterte Alekto mit kritischem Blick.
"Ich weiß nicht, vielleicht bei Charles?" Sie warf sich auf ihr Bett und blieb da liegen.
"Du warst also nicht mit ihr bei Charles Freunden?", fragte Lea weiter und Alekto drehte den Kopf.
"Ich bin nicht der größte Fan dieser Gruppe", antwortete Alekto. Zugegeben hatte sie schon immer etwas Angst von dieser Gruppe gehabt, sie hatten etwas Irrationales und Absolutes an sich.

Leas Gesichtszüge wurden milder. "Wo warst du dann?"
Alekto stützte sich auf die Ellenbogen. "Nachsitzen bei Professor Fraser", sagte sie. Es war nicht komplett gelogen, aber auch nicht die volle Wahrheit.
Lea lachte auf. "Bei Fraser? Was hast du angestellt?"
"Nichts", verteidigte sich Alekto und musste auch grinsen. "Es ist vermutlich sein Versuch, mir Nachhilfe aufzuzwingen." Sie wusste nicht genau, wie sie seine Worte am Ende hätte deuten sollen.
"Ziemlich sicher gegen die Regeln."
"Ich bin mir sicher, Fraser kennt die Regeln nicht einmal und er hat auch nicht vor, diese zu lernen." Vor allem, wenn sie an das dachte, was Professor Fraser zu Black gesagt hatte.
"Wohl war", sagte die andere Slytherin. "Aber ich denke, er ist ein guter Lehrer. Deine Fähigkeiten sind in diesem Schuljahr schon einiges besser geworden."

Alekto biss sich auf die Zunge. Sie war hin- und hergerissen Lea von der schwarzen Magie zu erzählen, aber es war ihr auch irgendwie peinlich. Und erst jetzt erinnerte sie sich wieder, dass sie vergessen hat, Black wegen der Zeichnung anzusprechen.

Da ich diese Geschichte schon fertig geschrieben habe, sitze ich schon an einer anderen und werde das erste Kapitel am Sonntag (morgen)veröffentlichen. Ich habe beschlossen dieses Mal eine Geschichte mit Regulus im Fokus zu machen. Also wenn ihr Regulus, moralisch graue Charaktere und eine leicht durchgeknallte Protagonistin mögt, schaut man bei "Who wants to live Forever?" vorbei (ja, der Titel ist eine Queen Referenz)

PS. Danke für über 1k Reads🎉

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