31. Kapitel
Lea hatte ihren Kopf müde auf die Tischplatte gelegt. Sie sagte immer, sie konnte nicht schlafen, wenn Vollmond war. Auch Alekto war erschöpft, was aber mehr an den Gedanken lag, die in ihrem Kopf kreisten. Immer noch suchte sie nach dem Schlüssel, machte sich aber natürlich auch Gedanken über ihre Magie und der Streit mit Lea ging ihr auch nicht aus dem Kopf. Es war auch unheimlich zu wissen, dass da draußen auf dem Schlossgelände ein Werwolf herumstreunte.
So waren beide nicht in allzu guter Stimmung an diesem Freitagmorgen und ihre Stimmung wurde auch nicht verbessert, durch die Tatsache, dass heute Valentinstag war. Schon seit dem Morgen konnte man Blumen und pinke Briefe sehen, die verschickt wurden.
Professor Fraser stand vor der Klasse und musterte diese, während im Hintergrund eine Kreide etwas auf die Tafel kritzelte. "Heute wiederholen wir vor allem. Wo ist Mr Lupin?", fragte er, als sein Blick auf den leeren Platz neben Pettigrew fiel. "Sagen Sie mir nicht, er ist schon wieder krank."
"Dieses Mal nicht, Sir", versicherte ihm Potter. "Sie sehen, Sir, wir haben den Langlock geübt, den Sie uns beigebracht haben und waren dabei so intensiv am Trainieren, dass wir einfach zu gut wurden."
Der Professor runzelte die Stirn, irritiert, wo die Erzählung hinführte.
"Seine Zunge war permanent an seinem Gauen festgeklebt. Wir dachten, es löst sich über Nacht, aber das tat es nicht und so mussten wir ihn heute früh zu Madam Pomfrey bringen", fügte Black hinzu.
"Er konnte nicht einmal seinen Kaffee trinken", sagte auch noch Pettigrew.
Professor Fraser sah die drei Gryffindor noch eine Sekunde an, dann schien er zu entscheiden, dass es nicht wert war und warf ihnen noch einen letzten irritierten Blick zu, bevor er sich der Tafel zuwandte.
"Die sind so ein Zirkus", flüsterte Lea, während sie sich aufrichtete.
"In einem Zirkus hat man auch Direktoren und Künstler, die sind nur der Clowns Klub davon", antwortete Alekto und schlug ihr Buch auf.
Sie hatte das Gefühl, ihre Paranoia in Professor Frasers Klasse wurde immer wie besser, aber dennoch hatte sie das Gefühl, sein Blick klebte an ihr öfters als an den anderen Schülern und hatte etwas Argwöhnisches an sich.
"Ratet mal, wen ich heute beim Herumknutschen erwischt habe, auf meinen Weg zu Verwandlung", sagte Lea, als sie beim Mittagessen waren. "Ihr kennt doch Lucinda, ein Jahrgang über uns in Slytherin?"
Alekto nickte. "Sie ist Vertrauensschülerin."
"Sie und Ilya!"
"Was?", rief Helen über die Neuigkeiten über ihren Stiefbruder. "Er hat auf Weihnachten ein Geschenk gekriegt, von dem er uns nicht gesagt hat, von wem es war, aber Lucinda habe ich nicht erwartet."
"War die nicht einmal mit Mulciber zusammen?", fragte Alekto, es gab auch mal die Gerüchte, dass sie etwas mit Taliesin hatte, aber das war Humbug.
"Nein, er hat sie nach einem Date gefragt und sie hat ihn abblitzen lassen. Ich war im Gemeinschaftsraum, als es passiert ist, darauf hat er sie eine verdammte Schlampe genannt und gesagt, dass es ihr noch leidtun wird und sie hat ihm gesagt, dass er es ruhig versuchen soll, wenn ihm sein Leben so wenig wert ist. Das war vor zwei Jahren und bis jetzt ist nichts passiert", erzählte Lea und Alekto nickte anerkennend. Wenn man für Jahre mit Mulciber in die Klasse ging, wusste man vielleicht, wie man ihn handhaben musste. Oder man hatte zumindest keine Angst mehr vor ihm.
Eine weitere Eule überbrachte einem Schüler eine Blume mit einer Karte und Lea seufzte. "Manchmal wäre es schon toll, jemand zu haben."
Alekto warf Helen einen Seitenblick zu, mit der Erwartung, dass diese einen Kommentar über Jasper Lee machte, aber die Slytherin starrte in die Ferne. Sie folgte Helens Blick zum Ravenclawtisch, wo ihre Stiefschwester saß. Diese hatte ihre langen braunen Haare zu einem Zopf zusammengenommen und Rosen eingeflochten.
"Diese Rosen hat sie sich selbst gekauft, das sind andere, als die, die hier verschickt werden", sagte Alekto, auch wenn sie es nicht richtig erkennen konnte.
Helen riss ihren Blick los. "Was hast du eigentlich heute Morgen für ein Paket bekommen?"
Das Paket musste von zwei Eulen getragen werden, die es vorsichtig vor Alekto abgestellt hatten.
"Ein paar alte Bücher über meine Familie", sagte sie, bevor sie einen Blick auf die Uhr warf. "Ich wünsche euch viel Spaß in Geschichte und Pflege magischer Geschöpfe."
Sie selbst machte sich auf den Weg in den Schlafsaal, wo sie ein Date mit ein paar Handschriften aus dem Spätmittelalter hatte.
Sie hatte ihrem Vater nur geschrieben, dass sie in ein der paar Bücher blicken wollte, mehr brauchte es wohl auch nicht. Er hatte ihr eine ganze Kiste geschickt, durch die sie sich jetzt durchwühlen konnte.
Morwenna hatte das 14. Jahrhundert erwähnt, was zumindest die Schriften etwas einschränkte. Merlin war im 10. Jahrhunderts geboren und wann genau er gestorben war, ist unbekannt. Sie wusste nicht, ob er drei- bis vierhundert Jahre gelebt hatte, was auch unwahrscheinlich war, aber dennoch hoffte sie eine akkurate Abbildung des Schlüssels zu finden. Es würde ihr zumindest etwas weiter helfen, auch wenn sie immer noch nicht wusste, wo der Schlüssel versteckt war. Sie hatte schon eine Stunde damit verbracht im Gemeinschaftsraum ihre Nase an das Glas in den großen See zu pressen, in der absurden Hoffnung zufällig den Schlüssel zu sehen, da sie immer noch die Idee unterhielt, er wurde im See versteckt.
Die Schriften waren schwerer durchzuarbeiten als erwartet. Nicht nur waren sie in altenglisch oder -walisisch, sondern auch ein absolutes Chaos, das wohl seit Generationen nicht mehr sortiert worden ist. Einige der Schriften waren gebunden wie Bücher, andere waren mit Bast aneinander befestigt, einige lagen lose in einer Mappe oder waren einzelne Blätter ohne richtige Zugehörigkeit.
Alekto mochte es gar nicht zugeben, aber sie merkte, wie schlecht ihr Walisisch geworden war, jetzt, da sie fast das ganze Jahr in Hogwarts verbrachte und es nur noch in den Sommerferien, wenn sie draußen mit Leuten sprach, verwendete. Ihr Vater konnte die Sprache nicht, daher wurde auch im Haus Myrddin selten Walisisch gesprochen.
Dennoch kämpfte sie sich hoch konzentriert weiter. Sie war so fokussiert, dass sie die Zeit ganz vergessen hatte und verwirrt aufsah, als Lea und Helen von ihren Stunden zurückkamen.
Schließlich wurde sie von den beiden zum Abendessen geschleppt, aber als sie nachts in ihrem Bett lag, war sie noch lange nicht fertig. Die zugezogenen Vorhänge verhinderten, dass das Licht ihres Zauberstabes nach außen drang, nachdem sie die Schriften unter ihrem Bett hervorgezogen hatte, um weiterzuarbeiten.
Es musste schon lange nach Mitternacht sein und die Blätter lagen überall über ihr Bett verstreut.
Gerade blätterte sie durch ein Buch einer Arianrhod aus dem späten 13. Jahrhundert, die gerne verschiedene Dinge zeichnete. Sie konnte sich nicht erinnern, von einer Arianrhod gehört zu haben, aber wer kannte schon seinen Vorfahren vor 800 Jahren, wenn es nicht gerade bedeutende Personen waren. Ein bekannter Name sprang Alekto ins Auge, während sie versuchte, die Sprache zu entziffern, immerhin hatte Arianrhod eine schöne Schrift gehabt.
Etwas über Arthus und eine Abbildung eines Schwertes. Danach folgten verschiedene Zeichnungen von einem See und einer hübschen Frau. Alekto wusste nicht, ob dieser See tatsächlich existierte oder ob ihre Vorfahrin ihn selbst erfunden oder aus anderen Quellen abgezeichnet hatte. Danach folgten Zeichnungen von einer Burg, die als Camelot benannt wurde, aber große Ähnlichkeiten mit Hogwarts hatte. Erst als sie die kleinen Erklärungen und Bemerkungen las, die immer vor den Bildern auf einem Deckblatt standen, begriff sie, dass es kein Zufall war. Arianrhod schrieb offen, dass sie sich von Hogwarts inspirieren ließ. Alekto blätterte weiter und fand auch eine Zeichnung von etwas, das aussah, wie die Große Halle. Diese schien sich nicht groß verändert zu haben.
Fast hätte sie geschrien, als sie das Wort Allwedd, das walisische Wort für Schlüssel, las. In ihrem Bauch fing es an zu kribbeln. Schnell versuchte sie zu übersetzen, was über einen Schlüssel gesagt wurde, wieder wurde Nimue erwähnt, aber weder Merlin noch Merlins Geheimnis. Sie nannte es Nimues Schlüssel und etwas von einem Geheimnis.
Alektos Herz schlug schneller, das musste es sein! Vielleicht hatte sich die Geschichte im Laufe der Zeit verändert und aus Nimues Geheimnis Merlins Geheimnis gemacht.
Sie getraute sich kaum, mit ihren zitterigen Fingern umzublättern und als sie es tat, wurde sie von bitterer Enttäuschung durchschwemmt. Da war nichts, außer das Deckblatt für die nächste Zeichnung. Hektisch blätterte sie weiter, aber die Zeichnungen danach waren nur ein Ritter und ein Bowtruckle, keinen Schlüssel.
Sie schlug das Buch wieder beim Deckblatt für den Schlüssel auf und las erneut den Text. Es gab einige Wörter, die sie nicht kannte oder zumindest nicht die Version aus dem Mittelalter. Vielleicht hatte sie Glück und konnte irgendwo in Hogwarts ein Wörterbuch auftreiben. Sie musterte auch die Rückseite des Blattes aufmerksam. Da konnte man leichte Kohlespuren erkennen, wie als Beweis, dass es mal eine Zeichnung gegeben hatte. Sie fuhr mit dem Finger zwischen den Seiten entlang. Man konnte nicht genau erkennen, ob etwas ausgerissen worden war, aber die Kohlespuren wiesen darauf hin, dass da etwas fehlte.
Frustriert starrte sie auf das Buch. Irgendwann zwischen dem 17. Jahrhundert und jetzt musste jemand nach Merlins Geheimnis gesucht haben und auch bis zu diesem Punkt gekommen sein. Sie blickte immer noch auf die Seiten, als ihr etwas einfiel.
Sachte bog sie eine Seite, um zu sehen, wie diese gefaltet aussehen würde. . .
Am liebsten hätte sie irgendwas queer durch den Raum geschleudert. Sie konnte spüren, wie die Magie in ihr zusammen mit der Wut aufbrodelte. Das war es, das Black von den anderen gestohlen hatte! Sie konnte es nicht fassen! Es interessierte sie nicht einmal, wie die anderen an die Zeichnung gekommen waren. Sie dachte, sie, als der Erbe Merlins, wäre ihnen allen einen Schritt voraus, stattdessen hinkt sie hinterher!
Das Leben ist frustrierend für Alekto.
Meinungen zum Kapitel oder Verlauf der Geschichte bis jetzt?
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