25. Kapitel

Am nächsten Tag ging es Alekto schon viel besser. Helen hatte in einer Ausgabe der Hexenwoche einen Spruch gegen graue Haare gefunden, der auch bei ihrer Strähne funktionierte. Solange man ihn alle zwei Wochen erneuert, konnte man keinen Unterschied sehen.
Dennoch wäre sie am liebsten im Bett geblieben, aber Lea hatte ihr wortlos einen wütenden Blick zugeworfen. Sie hatte allgemein nicht einmal etwas gesagt, bevor sie den Schlafsaal verlassen hatte, um zu frühstücken.

Besorgt blickte Alekto ihr nach, während sie in ihre Socken schlüpfte. Helen, die gerade aus dem Bad gekommen war, bemerkte ihren Blick. "Mach dir kein Kopf, du weißt, dass Lea schnell eingeschnappt ist. Das legt sich wieder nach ein paar Tagen."

"Ich hoffe es, aber dieses Mal scheint sie wirklich wütend zu sein." Sie schloss den Gürtel und steckte das Hemd rein.
"Was hast du jetzt?", wollte Helen wissen, während sie sich die Haare flocht und versuchte den Zopf mit einem grünen Band zu verschönern.
Alekto seufzte. "Zaubertränke", und nicht nur das. Heute war das zweitletzte Mal, dass sie am Vergo-Trank arbeiteten. Sie musste sich als Sirius Black stellen, mit dem sie sich eigentlich gestern Vormittag hätte treffen müssen.

Professor Slughorn machte seine Runden und betrachtete die Tränke der Schüler. "Denken Sie daran, wenn Sie jetzt einen Fehler machen, kann es sein, dass Sie den ganzen Trank wegwerfen können und dann waren die letzten Monate für nichts. Andere Tränke kann man innerhalb wenigen Stunden brauen, in diesem stecken mehrere Monate Arbeit darin, daher würde ich es mir überlegen, ob Sie die Schrumpelfeigen ungeschnitten reinwerfen wollen, Mr Goyle."

Alekto bemerkte, dass vor allem Lupin immer wieder einen Blick auf ihre Hände warf, um sicherzugehen, dass sie alles richtig machte. Sie kam gerade auch zu den Schrumpelfeigen und begann sie in kleine Stücke zu schneiden. Sie warf einen Seitenblick zu Black, der gerade etwas Mondstein zermahlte. Er hatte bis jetzt noch nichts gesagt und es machte sie nervös. Was, wenn er geradewegs zu den Lehrern gegangen ist. Für den Spruch hatte sie nur eine der Wurzeln gebraucht, die andere war noch irgendwo in ihrem Besitz. Sie hätte sie entsorgen sollen.

Lupin räusperte sich und als Alekto zu ihm sah, formte er mit den Lippen ein Wort. Die Slytherin brauchte eine Sekunde, um zu verstehen. Schnell fanden ihre Augen die Zeile im Buch.
Zwei Schrumpelfeigen müssen aufgeschnitten und der Saft ausgepresst werden. Die Schrumpelfeigen dürfen nicht getrocknet sein, aber sollten so wenig Saft wie möglich haben.
Das hätte er ihr nicht sagen müssen, das hätte sie auch gelesen, sobald sie fertig mit Schneiden gewesen wären.

Professor Slughorn trat an ihren Tisch. "Wie geht es mit dem Dreierteam voran? Der Trank dürfte noch etwas dunkler sein, aber ansonsten sieht er gut aus." Er drehte sich zu Alekto, die mit dem Messer gerade die Früchte auspresste. "Schön, dass es Ihnen heute besser geht, Miss Myrddin", sagte er noch, bevor er sich umdrehte und bei den anderen Gryffindor vorbeischaute.

"Ich habe gehört, du hattest einen kleinen Aussetzer, gestern", sagte Black leise und Alekto sah zu ihm. Auch Lupin blickte auf, sagte aber nichts.
Sie presste die Zähne zusammen und warf ihm einen wütenden Blick zu.
"Dann machen wir es morgen Nachmittag. Drei Uhr, gleicher Treffpunkt."
"Morgen ist das erste Wochenende, dass wir wieder nach Hogsmeade dürfen." Erst am Anfang der Woche war das verkündet worden.
"Dann würde ich vorschlagen, du gehst am Vormittag, aber um drei Uhr bist du wieder hier." In seinen grauen Augen lag etwas Bedrohliches. Lupin, der das Gespräch mitverfolgt hatte, ließ seinen Blick noch eine Sekunde auf Black ruhen, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.

Sie hatte Blacks "Vorschlag" angenommen und war am Vormittag nach Hogsmeade gegangen. Es war nicht viel los gewesen, da die meisten Schüler ausschliefen und erst am Nachmittag gingen. Aber Alekto war nur für etwas gegangen.

"Hier." Alekto streckte Lea eine Tüte gefüllt mit Zonkos Sachen hin.
Lea blickte davon zu ihr. "Was ist das?", fragte sie verwirrt.
"Als Dank, ich weiß nicht, was ich ohne dich gemacht hätte und ich weiß, dass du mehrere Male in der Nacht aufgestanden warst, um zu kontrollieren, dass bei mir alles in Ordnung war. Und du hast dir sogar eine Notlüge einfallen lassen, du bist ein Lebensretter."

Lea sah es immer noch kritisch an. "Hast du deine Lektion gelehrt?"
Alekto nickte brav. "Ich werde nicht weiter schwarze Magie verwenden."
Die Slytherin nickte und drehte sich um, ohne Alektos Geschenk anzunehmen.
"Ich hab gesagt, dass es mir leidtut, Lea."
"Hast du, aber das macht es nicht weniger dumm."
Alekto wurde wütend. "Du verstehst meine Lage nicht."
Lea wirbelte herum. "Natürlich verstehe ich die Lage von Miss Reinblut nicht. Genauso wenig wie ich die Lage von Miss zukünftige Todesser-Frau verstehe. Der Tod deines Bruders hat dich verändert, aber er hat dich nicht zu einer schlechten Person gemacht. . . du warst schon immer so. . ."
"So?"
"So egozentrisch und arrogant und auf andere hinabschauend, weil in deinen Adern das Blut des großen Merlins fließt. Und weißt du was? Ich bin überzeugt, dass du einen Minderwert komplex hast, weil du genau weißt, dass Leute wie Lily Evans, Remus Lupin oder Leony D'Arcy Muggelstämmig und Halbblute sind und dich in absolut jeder Klasse schlagen. Merlin mag ein großer Zauberer gewesen sein, aber davon sieht man absolut nichts mehr."
"Das waren die Muggels."
"Demnach floss in den anderen deines Bruders anderes Blut? Er schien nicht von dieser 'Verschmutzung' betroffen gewesen zu sein."
Alekto starrte sie wortlos an und Lea funkelte wütend zurück. Was hatte sie verpasst?

"Wie lange noch?", fragte Lea mit brüchiger Stimme. "Wie lange noch, bis die Freundschaft mit einem Halbblut auch nicht mehr akzeptabel ist."
"Du bist anders, Lea, du bist nicht wie die."
"Wie die? Was macht mich denn anders? Dass ich mit dir befreundet bin. Dass ich 'meinen Platz' in der Zauberergesellschaft kenne?"
Alekto wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
Leas Augen waren glasig, als sie enttäuscht schnaubte. "Nächstes Mal kannst du von mir aus verrecken."

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