18. Kapitel
Erst eine Woche vor Weihnachten kam der Schnee. Zwei Tage schneite es hin und wieder und dann stoppte es komplett und als die Schüler zum Hogwartsexpress liefen, waren die Wege schlammig und nur noch vereinzelt konnte man Schnee sehen.
"So viel zu weißen Weihnachten", sagte Lea, als sie die karge Winterlandschaft am Fenster vorbeiziehen sahen.
"Sie meinen, es kommt im Januar wieder, dann sollte es auch aufhören so windig zu sein", erwiderte Alekto, die versuchte Bellona davon abzuhalten, nach Helens Kröte zu angeln. Sie saßen alleine im Abteil, da einige der Schüler in Hogwarts blieben, war der Zug nicht ganz so gefüllt wie bei der Abreise im September.
Lea fuhr sich durch die braunen Locken. "Ich hoffe, es für die Quidditch-Spieler. Beim letzten Spiel konnte der Quaffel kaum gefangen werden und die Klatscher waren komplett außer Kontrolle. Jasper Lee wurde von einem eigenen Mitspieler getroffen."
"Jasper Lee? Der Kapitän von Ravenclaw, nicht?", fragte Alekto und zog amüsiert die Brauen hoch. "Was machst du bei einem Quidditch Spiel, vor allem einem zwischen Ravenclaw und Gryffindor?"
Lea verschränkte die Arme. "Nur weil ich einen Typen erwähne, muss das noch gar nichts heißen", sagte sie, was Alekto prusten ließ und Helen sah von ihrem Magazin auf.
"Jasper Lee?", fragte diese und Lea warf sich Hände verwerfend in ihrem Sitz zurück. "Siebte Klasse, kurzer Haarschnitt, Grübchen. . . seine Nase wurde letztes Jahr beim letzten Spiel gebrochen? Der?"
"Er ist süß, das ist alles", meinte Lea grummelnd, was ihren Freundinnen ein lautes Lachen entlockte.
"Ich glaube, der ist mit Ilya befreundet, hoffen wir mal, dass Irina nicht schon ihre Krallen in ihm versenkt hat." Alekto und Lea wechselten einen Blick, während Helen mit dem Bein Bellona den Weg zu ihrer Kröte versperrte, als diese sich wieder schnuppernd näherte, als wäre das eine andere Kröte, als die im Schlafsaal. Alekto packte die Siamkatze und setzte sie auf den Schoß. Da wollte diese jedoch nicht bleiben und begann schließlich mit den Schnürsenkeln von Alektos Stiefeln zu spielen. Sie beobachtete amüsiert das Treiben, als sie Leas Blick auf sich bemerkte. Sie sah sie fragend an.
Als Antwort zuckte Lea nur mit den Schultern. "Es ist schön, dass es dir besser geht." Alekto zog die Brauen zusammen und Lea fügte hinzu: "Du wirktest während des Semesters zurückgezogen und fast schon gequält, aber in letzter Zeit ist deine Stimmung so viel besser geworden."
Alekto zwang sich zu einem sanften Lächeln. Der Spruch hatte Wunder gewirkt und gab ihr das Gefühl, alle ihre Probleme waren gelöst. Klar, hin und wieder verwendete sie zu viel Magie und steckte etwas in Flammen oder zerstörte ein Fenster, aber jeden Tag hatte sie es besser unter Kontrolle. Sie versuchte es langsam anzufangen, um keine Fragen aufzuwerfen, vor allem in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Es war nicht einfach gewesen, die neue Magie zu unterdrücken, die sich unermüdlich in ihr hob und senkte und wie Wellen an einer Klippe brachen. Aber Flitwick hat ihr in der letzten Stunde fünf Hauspunkte gegeben, bevor er sie angewiesen hat, sich mehr auf die Technik, als auf die Magie zu konzentrieren und das war schon mehr, als sie sich erhofft hatte. Sie hätte es schon viel früher tun sollen!
"Versuchst du gerade vom aktuellen Thema namens Jasper Lee abzulenken?", fragte Alekto amüsiert, wobei sie versuchte von dem neu angeschnittenen Thema abzulenken.
"Die Ferien sind nicht lange, aber solltest du genug von deiner Familie haben, kannst du jederzeit zu uns kommen", sagte Lea ihre letzte Frage ignorierend, aber es war weniger ihre Familie, die das Problem werden würde. Das Haus der Myrddin war groß und es war abgesehen von Möbeln, Artefakten und Portraits von irgendwelchen Vorfahren, leer.
Helen schlug ihr fertig gelesenes Magazin zu und legte sich halb über Alektos Schoß. "Habt ihr schon ein Geschenk für mich?"
"Ich denke, meine Freundschaft ist Geschenk genug", erwiderte Lea scherzhaft.
"Und ich habe dir eine Kette, auf der groß steht: Meine Schwester ist die Beste", fügte Alekto hinzu. Sie hatte für Helen ein feines Goldarmband mit einem Anhänger ihres Lieblingstieres, einem Porlock, daran.
Helen zog eine Grimasse. "Ich glaube, ich erzähle Irina, dass Jasper Lee auf sie steht und bei dir. . ." Sie sah zu Alekto. ". . . für dich fällt mir auch noch etwas ein."
Die Fahrt dauerte wie immer ewig und nach drei Runden Karten, ein Gutachten der neusten Mode und Tratsch aus der Hexenwoche, einem sehr angeregten Gespräch, was Dumbledore seinen Freunden wohl schenkt und einem mehr scherzhaft gemeinten Versuch Lea Mut zu machen, gleich zu Lees Abteil zu gehen und ihn nach einem Date zu fragen waren sie schon fast angekommen.
Alekto starrte gelangweilt aus dem Fenster und fuhr mit dem Finger über den Ort, wo eigentlich ihre Schlangen-Broché auf ihrem Pullover hätte sein sollen. Ihre Füße hatte sie auf Leas Platz ihr gegenüber gelegt, der gerade leer war, weil sie sich einen Schokofrosch von der Speisewagen-Verkäuferin kaufen wollte.
"Wer weiß, vielleicht ist sie tatsächlich zu Lee gegangen", meinte sie schließlich.
"Das wäre mal eine Wendung", erwiderte Helen, bevor es wieder still wurde. Vor dem Fenster war es mittlerweile dunkel und Alekto blickte mehr in ihr eigenes, fast schon geisterhaft erscheinendes Gesicht, als in die Landschaft hinter dem Glas. In der Reflektion sah sie, wie Helen den Mund öffnete, aber wieder schloss, ohne etwas zu sagen.
Sie drehte sich um und sah ihre Freundin fragend an.
"Ich weiß, dich stört es, wenn man immer mit Merlin und der Artussage kommt", begann sie zögerlich. "Aber was ist Merlins Geheimnis? Ich nehme an, es ist ein Ort oder irgendwie in einer Truhe, wenn man dazu einen Schlüssel braucht."
Alekto richtete sich auf. Merlins Geheimnis? Schlüssel? Irgendwo in ihrem Kopf klickten Dinge ineinander, aber sie wusste immer noch nicht recht, was es war, aber das Wort Excalibur drängt sich in ihr Bewusstsein. Bei der Halloweenparty wurde das doch erwähnt und dann waren da noch die Rumtreiber, die nach Merlins Geheimnis suchten. "Wo hast du das gehört?", fragte sie mit zusammengezogenen Brauen.
Helen zuckte mit den Schultern. "Ich habe es bei den Jungs aufgeschnappt, aber sie wollten mir nichts darüber sagen."
"Ich habe nichts Konkretes, aber ich kann nachforschen, wenn du willst", bot sie an. An Halloween wurde sie auch von Mulciber nach dem Excalibur gefragt.
Helen winkte ab. "Es ist nur so, dass ich manchmal das Gefühl habe, Charles hat Geheimnisse in seiner Gruppe und gleichzeitig will er mich dabei haben, aber auch doch nicht."
Die Abteiltür wurde aufgeschoben, als Lea zurückkam und jedem einen Schokofrosch zuwarf. "Du könnest ihn verlassen. Wer will schon Geheimnisse in seiner Beziehung?"
"Du hast recht, vielleicht sollte ich mein Glück mit Jasper Lee versuchen, er ist süß", giftete Helen zurück und Alekto hielt Bellona fest, als diese ruckartig den Kopf hob, als sie einer der Schokofrösche an die Scheibe sprang.
Lea verdrehte nur die Augen. "Bei Merlin, es ist eine simple Schwärmerei, nach den Ferien bin ich darüber hinweg. Euch erzähle ich nie wieder etwas."
Dick eingewickelt in Schäle und Mäntel traten die Schüler aus dem roten Zug und auf Gleis 9 3/4. Lea hatte ihre Mutter gleich erspäht und verabschiedete sich schnell mit einer Umarmung bei ihnen. Auch Helen hatte zumindest ihre Stiefgeschwister erkannt und folgte denen. Nun alleine kämpfte sich Alekto durch die Masse an Schülern und Eltern. Ihre Eltern würden wohl nicht in diesem ganzen Trubel warten und so suchte sie sich einen Ort, wo sie warten konnte.
Sie sah, wie die Familie Rookwood sich noch kurz mit der Familie Goyle austauschte und irgendwo war eine Kröte entkommen. Eine Mütze windete es umher und sie erspähte auch eine Jungengruppe, die sich lachend durch die Leute drängten. Potter, der schon vor weitem seinen Eltern zuzuwinken schien, hatte Black am Unterarm gepackt, damit sie sich nicht in der Masse verloren. Black sah sich um, während er sich mitziehen ließ, als würde er etwas oder jemanden suchen. Seine Familie konnte es wohl kaum sein, oder? Seine Familie, die ihn totschwieg, zu dem Punkt, dass die Leute sich teilweise nicht sicher waren, ob er tatsächlich tot war. Sie dachte an das Angebot von Lea, aber das war anders. Black war ein Blutsverräter, er hat seine Familie entehrt, aber dennoch konnte sie nicht unterdrücken, dass sie etwas beeindruckt war. Seine Familie und alles, was man kannte, zu verlassen, brauchte Mut. . . Mut wie es sich für einen Gryffindor gehörte.
Für eine Sekunde kreuzten sich ihre Blicke, dann sagte Lupin etwa zu ihm und eher Alekto sich versah, waren sie zwischen den anderen verschwunden.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. "Verzeihung, es war viel los auf der Arbeit."
Alekto sah hoch zu ihrem Vater, der in einem langen schwarzen Mantel gehüllt bei ihr stand.
"Du hättest einen Hauselfen schicken können", erwiderte sie trocken und starrte in die Menge. Während Alekto ihrer Mutter ähnlich sah, nur mit Einflüssen ihres Vaters, hatte Taliesin nichts von ihr geerbt und hatte seit seiner Jugend ausgesehen wie ein junger Klon ihres Vaters.
"Hätte ich können, aber ich habe mein Kind seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen und außerdem, hätte das wohl einen schlechten Eindruck hinterlassen." Er winkte kurz der Familie Goyle zu, die ungeduldig wartete, bis Simon sein Gespräch mit Evan beendet hatte.
"Vermutlich, lass uns gehen!", sie streckte ihm die Hand zum Apparieren hin. Taliesin war unverkennbar der Sohn ihres Vaters gewesen, dieselben braunen Locken, die grau-grünen Augen mit den dichten Brauen und dem eckigen Kinn.
Ihr Vater nahm ihre Hand in seine, die in einem schwarzen Lederhandschuh steckte, die er immer trug, sobald es kalt wurde. "Hast du Bellona und deinen Koffer? Du trägst gar nicht deine Broché."
Alekto wünschte sich, er hätte einen Hauselfen geschickt.
Netter Moment zwischen den dreien im Zug. . . mal schauen wie sich das entwickelt im nächsten Jahr. . .
Nach wem hat sich Sirius wohl umgeschaut?
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