Kapitel 26 - Du gehörst zu uns

Gähnend rieb ich mir über die Augen und tastete blind nach meinem Becher. „Augen auf, Floralein. Sonst verschüttest du noch was“, lachte Fred neben mir. Grinsend öffnete ich meine Augen wieder und schnappte mir meinen Kürbissaft, der merkwürdigerweise ziemlich weit weg von mir stand. „Geht’s dir gut?“, wollte Lee mir gegenüber wissen. „Es ist Montagmorgen, da darf ich ja wohl noch müde sein, ohne dass es gleich was zu bedeuten hat“, schmunzelte ich. „Wir sind nur fürsorglich“, meinte Hermine und reichte mir die Schüssel mit dem Rührei. Ich zuckte bloß mit den Schultern und setzte mein Frühstück fort. Mein Ausflug mit Draco in den Verbotenen Wald und die Folgen daraus waren noch nicht mal eine Woche her, doch tatsächlich war ich wieder fast vollständig auf der Höhe. Nur das Getuschel und die Gerüchte über mich hielten noch an, aber damit würde wohl das ganze restliche Schuljahr immer mal wieder irgendein Schüler ankommen. Mir war es egal. Für mich war die Sache geklärt und erledigt. Und es hatte sich ja auch noch alles zum Guten gewandt. Das Ritual hatte funktioniert. Wie so oft in den letzten Stunden rief ich mir das Bild meiner Mutter ins Gedächtnis. Jetzt, wo ich sie wieder klar vor Augen hatte, bemerkte ich erst, dass ich ihr Aussehen die letzten Jahre fast vergessen hatte. Ich hatte es vehement ignoriert, da ich ja noch die Bilder von ihr hatte, aber es war tatsächlich so gewesen. Meine Gedanken schweiften weiter zu ihren Worten. Und zu meinem Vater. Ich musste etwas unternehmen, um unsere Beziehung zu retten!

„Das darf doch nicht wahr sein!“, fluchte Hermine neben mir. Ich schreckte auf. Blickte nach oben. Keine Eulen. Blickte zum Lehrertisch. Umbridge frühstückte ganz normal und scherte sich nicht um uns. „Was ist denn?“, wandte ich mich an meine Freundin. Die fixierte einen Punkt hinter mir und presste ihre Lippen zusammen. „Wir haben doch jetzt die Münzen!“, murmelte sie. Stirnrunzelnd drehte ich mich um. Luna kam auf uns zu. Wie immer blickte sie verträumt umher und wippte leicht beim Gehen. Und sie hielt etwas in der Hand. Bevor ich es erkennen konnte, blieb die Ravenclaw direkt vor unserer Gruppe stehen. „Luna, was machst du hier?“, zischte Harry und setzte an sich umzusehen. Meine Hand schoss reflexartig nach oben und ich hielt seinen Kopf fest. „Mach es nicht noch auffälliger“, murmelte ich und fixierte das Mädchen vor mir. Die streckte uns das Etwas in ihren Händen entgegen. Pergament. „Ich habe wieder ein bisschen gezeichnet und wollte es euch zeigen. Wir sind ja jetzt Freunde, da macht man das doch so.“ Ich leckte mir über die Lippen und schielte zu meinen Freunden, die alle sehr verblüfft aussahen. „Wir sind keine Freunde! Setz dich wieder auf deinen Platz! Oder willst du, dass Umbridge misstrauisch wird“, zischte Hermine. Ihre Stimme ging fast im Summen um uns herum unter. Keiner achtete auf uns. Ich war mir sicher, dass Hermine die Sache gerade größer machte als sie tatsächlich war.

Energisch sprang ich auf und ballte meine Fäuste. Luna wurde gemobbt. Ich war mir fast sicher, dass sie außer Ginny keine Freunde hatte. Und das bloß, weil sie ein bisschen anders war. „Ich bin deine Freundin, Luna“, sagte ich bestimmt und nun landeten die verblüfften Blicke meiner Freunde auf mir. Luna selbst strahlte mich an. „Du bist netter als alle anderen zu mir, Flora. Ich habe dich sehr gerne. Schau mal, ich habe noch ein paar Nargel gezeichnet. Und einen Schnarchkackler. Mein Vater hat mir geschrieben, dass er durch meine Zeichnungen ein paar neue Sichtungsmeldungen erhalten hat. Ist das nicht großartig?“ „Das ist echt super, Luna“, grinste ich sie an und nahm die Papiere entgegen. Ich schaute sie mir nacheinander durch und gab sie ihr dann wieder zurück. „Die sind echt klasse. Das nächste Mal zeigst du sie mir in der Pause, ok? Da haben wir mehr Zeit und Ruhe.“ Luna nickte eifrig und hüpfte davon. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und griff nach meiner Gabel.

„Hört auf so zu schauen, Leute. Ich finde es wichtig, dass wir uns untereinander in der DA unterstützen, auch häuserübergreifend. Diese ganze Rivalität ist sowieso scheiße. Ein bisschen Wettbewerb, ok. Aber doch keine Feindschaft und Abschottung! Außerdem hat Luna keine Freunde, außer dich, Ginny. Sie hat mir erzählt, dass sie gemobbt wird.“ Hermine neben mir schnaubte. Ich wandte mich ihr zu. „Bloß weil sie anders tickt als wir, ist das noch lange keine Rechtfertigung für Mobbing, Hermine. Es ist scheiße. Ich weiß wie es ist.“ Sofort trat ein reumütiger Ausdruck auf ihr Gesicht. „Tut mir leid, daran hatte ich nicht mehr gedacht. Ich will bloß nicht, dass alles auffliegt.“ „Solange es nur Luna ist, die hin und wieder bei uns auftaucht, wird es wohl kaum so auffällig sein. Und wenn Umbridge uns fragt, sagen wir einfach, dass wir sie unter unsere Fittiche genommen haben. Dafür kann sie uns schlecht bestrafen.“ Hermine nickte und wir wandten uns wieder unserem Frühstück zu. Mein Herz schwer ob Lunas Schicksal.

Eine halbe Stunde später saßen wir in Geschichte. Hermine schrieb wie immer fleißig mit. Der Rest schlief oder spielte Kartenspiele. Auch mir war nach schlafen zumute. Doch ich erinnerte mich an die DA. An die Münze in meiner Rocktasche. Und dass Harry und ich noch keinen nächsten Termin für unser Treffen bestimmt hatten. Grinsend drehte ich mich zu dem Jungen, der den Kopf auf die Arme gelegt hatte und tief und fest schlief. Ich rüttelte an ihm. Erstaunlicherweise schreckte er sofort hoch und blickte mich aus kleinen Augen an. „Alles gut, nichts passiert. Ich dachte mir nur, dass wir langsam den nächsten Termin für unser DA-Treffen aussuchen können“, flüsterte ich. Er atmete tief durch und nickte. Wenig später hielten wir beide unsere Münzen in der Hand. „Also, wann sollen wir’s machen? Direkt heute Abend?“, meinte ich. Harry schüttelte den Kopf. „Heute Abend haben wir Quidditch-Training.“ „Dann morgen Abend? Weißt du, ob da alle Zeit haben?“, fragte ich weiter. Mein Gegenüber runzelte seine Stirn. „Keine Ahnung. Ich bin mir nicht sicher“, meinte er schließlich. „Gut, dann machen wir einfach morgen Abend. Wir beide haben da auf jeden Fall Zeit. Es müssen ja auch nicht immer alle kommen. Sonst würden die Münzen ja gar keinen Sinn machen, wenn wir uns weiterhin mit den anderen abstimmen müssen“, meinte ich und griff nach meinem Zauberstab. Schnell änderte ich Datum und Uhrzeit auf morgen Abend um acht. Die Seriennummer änderte sich. Die Münze wurde heiß.

Unvermittelt zuckte Hermine neben mir zusammen. Ihre Hand schob sich auf ihre Rucktasche. Auch Ron zuckte nach oben und blickte Harry und mich mit großen Augen an. Ich zuckte schmunzelnd mit den Schultern. Also funktionierten die Münzen tatsächlich. Gut so.

Der weitere Tag verlief uninteressant; Der Unterricht war wie immer. Nach dem Abendessen lief ich mit Hermine und den beiden Jungs – die erst kurz vorher vom Quidditch gekommen waren – nach oben in Richtung Gemeinschaftsraum. Auf dem Weg kam uns McGonagall entgegen. „Ah, Miss Dawson, da sind Sie ja. Dumbledore erwartet uns in seinem Büro“, meinte sie und schaute sich schnell um. Ich seufzte leise. Das wurde dieses Schuljahr irgendwie zur Gewohnheit. „Klar doch. Hermine, bringst du meine Tasche in den Schlafsaal?“ Meine Freundin nickte und ich streckte ihr meine Tasche entgegen, da unterbrach uns unsere Hauslehrerin. „Oh, gehen Sie ruhig und bringen Sie die Tasche selber weg. Ich denke, Sie werden sich umziehen wollen.“ Ich runzelte meine Stirn, zog meinen Arm aber wieder zurück. „Professor, wohin gehen wir?“, wollte ich wissen. Die Frau sah mich eindringlich an. „In Dumbledores Büro. Es wird eine Weile dauern. Ziehen Sie sich gemütliche Klamotten an.“ Ich nickte leicht. Wenn das so war, würde entweder eine Mission auf mich warten oder es stand ein Ordenstreffen im Grimmauldplatz an. Da McGonagall kaum durch den Wind wirkte, wohl eher letzteres. „Ich gehe schon einmal vor. Wir treffen uns in Dumbledores Büro“, meinte die Lehrerin noch, dann eilte sie davon. Ich setzte mich wieder in Bewegung. Meine Freunde folgten mir.

„Was ist denn los, Flora? Wohin geht ihr?“, wollte Hermine wissen. Offensichtlich hatte auch sie verstanden, dass ich nicht einfach nur in Dumbledores Büro sein würde. Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste selbst nur so viel, wie McGonagall eben gesagt und angedeutet hatte. „Hast du wieder eine Mission? Ist es was Gefährliches?“, fragte Ron und schaute an Harry vorbei zu mir. „Machst du was für den Or..“, setzte der an. Zischend unterbrach ich ihn. „Ich weiß selber nicht mehr als das, was McGonagall eben gesagt hat. Sonst wäre ich doch schon längst in Dumbledores Büro. Seid aber mal nicht überrascht, wenn ihr mich heute nicht mehr seht.“ In diesem Moment kamen wir bei der Fetten Dame an und Hermine nannte schnell das Passwort.

Noch schneller verließ ich meine Freunde und eilte in den Schlafsaal. Achtlos warf ich meine Tasche neben mein Bett und zog nur meinen Zauberstab heraus. Schnell riss ich mir die Schuluniform herunter, zog mir eine Jeans und einen Pullover über. Dann griff ich nach dem Mantel, den Sirius mir geschenkt hatte. Schmunzelnd warf ich ihn um meine Schultern und verstaute meinen Zauberstab in einer der Taschen. Zwar würde ich so einige Blicke auf mich ziehen, wenn ich ausgehbereit durch die Schule marschierte, aber vielleicht würde es kalt werden und da wollte ich nicht auf einen Mantel verzichten. Ich musste einfach die weniger benutzten Gänge nehmen. Wie so oft griff ich nach dem Schwertanhänger an meiner Kette und stellte mir vor, dass Draco mir viel Glück wünschte. Auch der Drachenkopf auf dem Ring gab mir Mut.

In diesem Moment platzte jemand zur Tür herein. Ich zuckte zusammen und ließ den Anhänger los. „Hermine“, atmete ich erleichtert aus, als ich meine Freundin erkannte. Die schritt zielstrebig auf mich zu und sah mich eindringlich an. „Sei vorsichtig.“ Ich konnte nicht anders als breit zu grinsen. „Immer doch. Außerdem bin ich gut im Zaubern, mir kann nicht so viel passieren.“ Hermine schnaubte. „Sei nicht so hochmütig“, brummte sie, dann zog sie mich kurz in ihre Arme. Ich erwiderte die Umarmung und löste mich nach ein paar Sekunden wieder von ihr. „Ich sollte Dumbledore nicht warten lassen. Wir sehen uns später. Oder morgen.“ „Bis dann“, murmelte meine Freundin. Ich verließ eilig den Schlafsaal und durchquerte gemessenen Schrittes den Gemeinschaftsraum. Es war unvermeidbar, dass meine Mitschüler mich sahen und ich war mir sicher, dass sie hinter meinem Rücken wieder zu tuscheln anfingen. Was sie dachten, war mir allerdings egal. Sollten sie doch weitere Gerüchte in die Welt setzen. Solange nicht herauskam, dass ich Merlins Erbin war, war mir fast alles recht. Ich schlüpfte aus dem Portraitloch und schlug den Weg durch die Nebengänge des Schlosses ein. So brauchte ich zwar etwas länger zu Dumbledores Büro, kam aber ungesehen an und nannte das aktuelle Passwort.

Sofort begann der Wasserspeier sich zu drehen. Ich stellte mich auf die erste Stufe und ließ mich nach oben tragen. Dort klopfte ich an die Tür, wartete aber nicht, bis der alte Mann mich hereinbat. Dumbledore stand neben seinem Schreibtisch. Sein Blick fiel auf mich und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, das ich nicht recht deuten konnte. Irgendwie schien es mir nicht ganz ehrlich freundlich gemeint zu sein. Oder bildete ich mir das nur ein? Wuchs die Vermutung mir über den Kopf, dass Dumbledore mich wegen meiner Macht ausnutzte? Leicht schüttelte ich meinen Kopf und wandte meinen Blick den anderen beiden Personen im Raum zu. Severus und Minerva. Bei ihrem Anblick musste ich leicht lächeln. Ich glaubte kaum, dass die beiden hier wären, hätte ich eine Mission vor mir. Also wieder ein Treffen im Grimmauldplatz. „Nun denn, ich denke ich habe alles gesagt. Nun muss ich einigen Geschäften nachgehen“, unterbrach Dumbledore die Stille und lief in meine Richtung. Ich setzte mich in Bewegung und lief ihm entgegen. „Viel Glück für die heutige Versammlung, Miss Dawson“, sprach der Mann mich an. Ich nickte ihm knapp zu. Er machte einen leichten Schritt zur Seite, kaum wahrnehmbar, doch nur so liefen wir nicht direkt gegeneinander. Der alte Mann verschwand aus der Tür. Ich blieb neben Minerva stehen und blickte über meine Schulter zurück. Fast glaubte ich, dass er Angst hatte. Angst, mich an die dunkle Seite zu verlieren? Wegen meiner Prophezeiung?

„Nun, können wir los?“, durchbrach Severus die aufkommende Still. „Klar“, meinte ich und grinste ihn an. Ein leichtes Lächeln erschein auf seinen Lippen, ehe er nickte und zum Kamin schritt. Also wieder Flohnetzwerk. Langsam mochte ich das Apparieren lieber. „Das Ordenstreffen ist heute übrigens nicht nur zum Informationsaustausch da, Flora. Wir haben es auch einberufen, weil viele wissen wollen, wie es dir geht und sich selbst von deiner Genesung überzeugen wollen“, sagte Minerva mit einem Mal. Meine Augen wurden groß. Ich blickte zu ihr. „Wirklich?“ Die Frau lächelte warm und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Wir haben dich eben alle in unser Herz geschlossen.“ Wir. Alle. Ich warf einen Blick zu Severus, der es bemerkte und leicht nickte. Sie hatten mich in ihr Herz geschlossen. Ich war nicht einfach nur mehr eine Schülerin oder ein fragwürdiges Mitglied ihrer Organisation. Ich gehörte dazu. Und war eine Freundin. Eine Gefährtin. Der Gedanke ließ mich strahlen. „Dann nichts wie hin!“, rief ich, was meine Hauslehrerin zum Lachen brachte. Wie aufs Stichwort verschwand Snape in den grünen Flammen des Kamins. „Du bitte als nächstes“, meinte Minerva und deutete vor.

Ich schnappte mir eine Handvoll Flohpulver und warf es in die Flammen. Entschlossen stieg ich hinein. „Grimmauldplatz Nummer 12“, sagte ich laut und deutlich und schon wurde ich eingesogen. Die Fahrt durch die Kamine glich wie immer einer wilden Achterbahn. Gerade noch rechtzeitig erkannte ich den richtigen Ausstieg und stolperte aus dem passenden Kamin. Sofort riss ich meinen Kopf nach oben, um eigenständig stehenbleiben zu können. „Können wir das nächste Mal apparieren? Ich mag dieses Flohnetzwerk nicht besonders“, wandte ich mich an Severus und sortierte meine Haare.

„Flora!“, quietschte im nächsten Moment eine Stimme und schon rammte mich ein Körper. Ich stolperte, doch die Hände des Körpers zogen mich energisch nach oben und pressten mich an eine Brust. Türkise Haare fielen mir in die Augen. „Tonks“, grinste ich und kniff meine Augen zusammen. „Bin ich froh dich zu sehen! Erschreck mich nie wieder so! Das kannst du einer Freundin doch nicht antun!“ „Jetzt bin ich aber dran“, kam Bills Stimme von hinten. Tonks ließ mich tatsächlich los und im nächsten Moment befand ich mich in der sanfteren Umarmung des Weasleys. „Wie geht es dir?“, wollte er wissen. „Gut.“ Schon löste er sich wieder von mir und Molly trat an seine Stelle. Sie drückte mich fest an sich, dann riss sie mich an den Schultern zurück. „Du kannst sowas doch nicht einfach machen! Und dann wusste nicht einmal jemand, wo du warst. Kind, du bringst dich noch ins Grab!“, rief sie. Ah, da war ihr Drama also hin. Sie hatte es sich aufgehoben, bis wir uns persönlich begegneten. „Ach Molly, Flora ist gut im Zaubern, sie hat einiges auf dem Kasten. So schnell bringt sie nichts um“, mischte Sirius sich ein und zog mich von der Weasley weg. Zu meiner Überraschung zog auch er mich in eine schnelle Umarmung. „Du solltest trotzdem besser auf dich aufpassen“, flüsterte er, dann gab er mich für Remus frei, von dem ich ebenfalls in eine überraschende Umarmung gezogen wurde. „Ach, unsere Flora ist hart im Nehmen“, meinte Arthur und klopfte mir auf die Schulter. „Immer wachsam!“, bellte Moody im gleichen Moment und ich zuckte zusammen. Auch er klopfte mir auf die Schulter und das so kräftig, dass ich Angst hatte, meine Beine würden versagen. Nun fand ich mich wirklich in einer Traube aus Ordensmitgliedern wider. Alle klopften mir auf die Schulter, schüttelten meine Hand oder redeten auf mich ein. Es war chaotisch, aber es zeigte mir doch, dass Minervas Worte nicht gelogen waren. Ich gehörte zu ihnen und sie hatten mich gern.

„Gut!“, rief Moody schließlich und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. „Da wir uns nun alle gründlich davon überzeugen konnten, dass Flora noch unter uns weilt, wenden wir uns wieder unserer Versammlung zu“, bestimmte er und humpelte zum Tisch. Tonks ergriff meine Hand und zog mich hinter sich her, um mich auf den Stuhl neben ihrem zu drücken. Auch die anderen nahmen alle Platz und Moody leitete das erste Thema ein. Die Todesserbewegungen.

Dafür, dass laut Minerva die Versammlung hauptsächlich dazu da gewesen war, um mich den anderen zu präsentieren, dauerte sie verdammt lange. Irgendwie führte ein Thema zum nächsten. Dann bekamen Severus und Sirius sich auch noch ein bisschen in die Haare und es dauerte eine geschlagene Viertelstunde, bis die beiden nicht mehr aufeinander rumhackten. Bis schließlich auch noch die Wachpläne für die Mysteriumsabteilung diskutiert waren und jeder seinen Senf zu allen möglichen Todessern abgegeben hatte, war es schon nach Mitternacht, als Kingsley die Versammlung schließlich auflöste. Ich rieb mir über die Augen und gähnte hinter vorgehaltener Hand, während die ersten schon ein „Bis bald“ in die Runde warfen und nach Hause verschwanden. Erneut musste ich gähnen und winkte Emmeline zum Abschied. Tonks neben mir lehnte sich mit einem schweren Seufzen zurück. „Meine Güte, heute hat das aber lang gedauert. Von wegen es gibt nicht so viel zu bereden. Wenigstens muss ich morgen erst später arbeiten.“ „Schön für dich“, gähnte ich und rieb mir erneut über die Augen. Ich musste eindeutig mehr schlafen. Und dann hatte ich morgen auch noch als erstes Zauberkunst. Da musste ich aufpassen. Schief grinsend blickte ich zu meiner Freundin, die ihre Haarfarbe während der Besprechung zu Bananengelb geändert hatte. Es sah schrecklich aus.

„Weißt du was?“, meinte sie. „Hm?“, machte ich. Sie sprach jedoch nicht weiter und wandte den Blick ab. Ich runzelte meine Stirn. „Hey, Minerva!“, rief sie mit einem Mal. Ich zuckte leicht zusammen und folgte ihren Blick. Natürlich standen meine beiden Lehrer schon vor dem Kamin und warteten auf mich. Upsi. „Kann Flora heute hier übernachten?“ Minerva runzelte die Stirn, ich tat es ihr gleich. Eigentlich würde ich das total gerne, aber dann musste ich ja sowieso wieder früh aufstehen, um pünktlich zum Unterricht zu kommen. So viel würde es mir gar nicht bringen. „Oh ja, das ist eine tolle Idee“, sprang Sirius Tonks bei und legte jeweils eine Hand auf ihre und meine Schulter. Meine Hauslehrerin seufzte. Dann schlich sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen. „Ist gut. Bleib du hier und ruh dich ein bisschen aus, Flora. Ich entschuldige dich für den Vormittag, also mach dir keinen Stress.“ „Ist das wirklich so eine gute Idee?“, gab ich zu bedenken. Die Gerüchteküche würde kochen. Auf Hochtouren. Minerva winkte ab – wieder so etwas, was ich noch nie bei ihr gesehen hatte und es zum Schreien komisch fand. „Ich denke mir eine gute Entschuldigung für deine Freunde aus. Genieß die Zeit. Wir sehen uns morgen.“ Ich nickte und meine beiden Lehrer verschwanden nacheinander im Kamin.

Der Raum leerte sich nun vollkommen und ich war mit Tonks, Sirius, Remus und den drei Weasleys alleine. „Weißt du was?“, wandte Tonks sich wieder an mich. „Hm?“, machte ich und schaute erneut zu ihr. „Wir machen eine Pyjama Party!“, bestimmte sie. Ich konnte nicht anders als leicht zu grinsen. Gut, dass ich in meinem Zimmer hier ein paar Klamotten deponiert hatte. „Das ist eine klasse Idee!“, lachte Sirius und zog Remus an seine Seite, der energisch mit dem Kopf schüttelte. „Ach komm schon, Moony. Wie in den alten Zeiten“, lachte er. Beide seufzten gleichzeitig, dann nickte Remus leicht. „Ich bin auch dabei!“, meinte Bill und machte sich schon auf den Weg zur Tür. Tonks sprang von ihrem Stuhl auf und zog mich nach oben. „Ich denke nicht…“, setzte Molly in diesem Moment an. „Ach, lass sie doch Spaß haben“, unterbrach Arthur sie. Die beiden begannen leise zu diskutieren, während unsere Pyjama Party Gruppe den Raum leise verließ und durch die Eingangshalle schlich.

Sirius setzte sich an die Spitze und lotste uns in den großen Salon. „Hier ist genug Platz zum Schlafen“, meinte er und zog seinen Zauberstab. Remus tat es ihm gleich und die beiden murmelten ein paar Worte. Wenig später landeten ein Haufen bezogener Matratzen, Decken und Kissen vor uns auf dem Boden. Sirius und Tonks ließen sich gleichzeitig darauf fallen. Ich streifte mir meine Schuhe von den Füßen und warf meinen Mantel über einen Sessel. „Ich gehe nur kurz“, setzte ich an, doch Tonks unterbrach mich. „Nichts da. Lass uns einfach direkt so schlafen. Ich bin hundemüde“, meinte sie und zog an meinem Bein. Ich stolperte nach vorne und fiel auf eine der Matratzen, während Sirius bellend zu lachen anfing. Remus schüttelte grinsend seinen Kopf und legte sich zusammen mit Bill ebenfalls zu uns.

Wir fünf drehten und wendeten uns ein bisschen, bis schließlich jeder eine gemütliche Position gefunden hatte. Ich lag fest in Tonks Armen. „Weißt du, was für eine Angst ich um dich hatte, Flora? Ich lass dich jetzt nicht mehr gehen. Nicht dass dir noch was passiert“, murmelte sie und war wenige Sekunden später eingeschlafen. Grinsend schloss ich meine Augen und dankte Merlin im Stillen für alles. Ohne ihn wäre ich nicht hier. Gut, bestimmt hätte ich weniger Ärger, aber ich hätte auch nicht so tollte Freunde und hätte meine Mutter nicht treffen können. Nein, alles war gut so wie es war. Da nahm ich auch einen aufkommenden Krieg und die Gefahr um meine Macht hin. Bills lautes Schnarchen ließ mich breiter grinsen. Dann ließ ich mich ebenfalls in den Schlaf fallen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top