Kapitel 17 - Aufruhr

WIIIIIIIIIIUUUUUUUU. Erschrocken ließ ich meinen Kamm fallen. Er landete klirrend im Waschbecken. Ich drückte mir die Hände auf die Ohren und stolperte aus dem Bad. „Was ist denn das?“, schrie ich und blickte mich im Raum um. Lavender lag neben ihrem Bett und drückte sich ihr Kissen auf den Kopf. Parvati stand und steckte sich gerade zwei Socken in ihre Ohren. Dann hörte der Ton wieder auf und wir alle atmeten erleichtert aus. „Was war denn das?“, wollte ich wissen und blickte zu Hermine. Anstatt mir zu antworten, lief sie zur Tür und riss diese auf. Lachend schloss sie sie wieder. „Da hat irgendein Junge versucht, die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hochzukommen. Das passiert immer, wenn einer das probiert. Erst der Alarm, damit es auch jeder mitbekommt. Und dann werden die Stufen zu einer Rutsche. Schaut mal, das bleibt noch kurz, da können wir runterrutschen.“ „Dann beeile ich mich mal“, grinste ich und eilte zurück ins Bad.

Zwei Minuten später setzten Hermine und ich uns auf unsere Türschwelle und drückten unsere Schultaschen an uns. Dann ging es nach unten. Am Fuß der Treppe schlitterten wir in Harry und Ron. Die beiden hüpften schnell zur Seite. „Wolltet ihr beiden etwa hier hoch?“, kicherte Hermine und ich musste breit grinsen, als Ron bedröppelt nickte. „Ich versteh das nicht. Warum dürft ihr in unseren Schlafsaal, aber wir kommen nicht zu euch hoch?“, seufzte Harry. „Na ja, das ist eben so eine altmodische Vorschrift, aber in ‚Eine Geschichte von Hogwarts‘ heißt es, die Gründer hielten die Jungen für weniger vertrauenswürdig als die Mädchen. Warum wolltet ihr überhaupt da rein?“, meinte Hermine. „Das würde mich aber auch interessieren“, grinste ich und streckte Harry eine Hand hin, damit er mich hochzog. „Um euch zu holen – schaut euch das mal an!“, meinte Ron, zog Hermine hoch und hinter sich her. Harry und ich folgten den beiden zum schwarzen Brett. Ich sah sofort, was der Weasley meinte, und ein kalter Schauer überlief mich. Das durfte doch nicht wahr sein! Das war doch sicher kein Zufall!

PER ANORDNUNG DER GROSSINQUISITORIN
 VON HOGWARTS

Alle Schülerorganisationen, Gesellschaften,
Mannschaften, Gruppen und Klubs
sind mit sofortiger Wirkung aufgelöst.

Eine Organisation, Gesellschaft, Mannschaft, Gruppe oder
ein Klub wird hiermit definiert als regelmäßige Zusammenkunft von drei oder mehr
Schülern und Schülerinnen.

Die Genehmigung für eine Neugründung
kann bei der Großinquisitorin eingeholt werden
(Professor Umbridge).

Allen Schülerorganisationen, Gesellschaften,
Mannschaften, Gruppen oder Klubs ist es verboten,
ohne Wissen und Genehmigung der Großinquisitorin
tätig zu sein.

Sämtliche Schüler und Schülerinnen, von denen festgestellt
wird, dass sie eine von der Großinquisitorin nicht
genehmigte Organisation, Gesellschaft, Mannschaft,
Gruppe oder einen Klub gegründet haben
oder einer solchen Vereinigung angehören,
werden der Schule verwiesen.

Obige Anordnung entspricht dem Ausbildungserlass
Nummer 24

Unterzeichnet:
Dolores Jane Umbridge, Großinquisitorin

Nein, irgendwie musste Umbridge von uns Wind bekommen haben. Aber gut, wenn wir am Samstag Mundungus schon nicht bemerkt hatten, wer wusste dann schon, ob sich nicht einer vom Ministerium im Eberkopf rumgetrieben hatte. Eins war jedenfalls sicher: Dieser Anhang heute war kein Zufall. „Jemand muss bei ihr gepetzt haben“, war sich Ron sicher. Meine Gedanken flogen zu dem verzauberten Pergament. Wenn uns wirklich jemand verraten hatte, würden wir schnell herausfinden wer. Aber andererseits glaubte ich kaum, dass wir dann ohne richtig fiese Strafe davonkommen würden. „Das kann nicht sein“, murmelte Hermine und Ron verdrehte die Augen. „Du bist ja so was von naiv, nur weil du selbst so rechtschaffen und vertrauenswürdig bist, glaubst du…“ „Nein, es kann nicht sein, weil Flora dieses Stück Pergament, auf dem wir alle unterschrieben haben, verhext hat. Glaubt mir, wenn jemand zu Umbridge gerannt wäre und gepetzt hätte, wüssten wir genau, wer es ist, und derjenige würde es garantiert bedauern,“ erklärte Hermine und entfernte sich vom Infobrett. „Was würde denn mit ihm passieren?“, wollte Ron wissen, während Harry mich durchdringend anstarrte. „Na ja, sagen wir’s mal so, dagegen würden die Pickel von Eloise Midgeon aussehen wie ein paar hübsche Sommersprossen. Kommt, wir gehen runter zum Frühstück und schauen, was sie anderen davon halten … Ob das wohl in allen Häusern aufgehängt wurde?“

Oh ja, definitiv. Schon vom Treppenhaus aus konnten wir das Stimmengewirr hören. In der Großen Halle war es so laut wie ich es noch nie an einem Montagmorgen erlebt hatte. Und überall wurde über die neue Vorschrift geredet und gejammert. Plötzlich standen Fred, George und Ginny vor uns. „Habt ihr es gesehen?“ „Denkt ihr, sie weiß Bescheid?“ „Was sollen wie jetzt tun?“ Hektisch blickte ich mich in alle Richtungen um und hoffte, dass uns niemand bemerkte. „Wir machen es natürlich trotzdem“, flüsterte Harry. „Wusste doch, dass du das sagen würdest“, lachte George. „Und jetzt setzt euch alle wieder hin. Was glaubt ihr denn, wie viel Aufmerksamkeit wir erregen“, zischte ich und schubste die Zwillinge etwas von uns weg. Sofort schauten sich alle in der Halle um, doch bis jetzt waren alle Schüler zu sehr mit ihren eigenen Dilemmas beschäftigt und die Lehrer waren teilweise gar nicht anwesend. Dennoch hörten alle auf mich und verschwanden zu ihren Plätzen. „Da kommen Ernie und Hannah Abbott. Und diese Ravenclaw-Typen und Smith … und keiner sieht besonders picklig aus“, meinte Ron und ich folgte seinem Blick. „Vergiss die Pickel! Flora hat recht. Diese Idioten können doch jetzt nicht zu uns rüberkommen, das sieht doch total verdächtig aus“, schimpfte Hermine und machte eine scheuchende Handbewegung in Richtung der Hufflepuffs. Ginny lief an uns vorbei zu den Ravenclaws.

„Wirklich, auffälliger geht’s ja kaum noch! Solche Idioten“, schimpfte ich und warf einen Blick zum Lehrertisch. „Und Umbridge ist natürlich hier und überwacht die Reaktionen. Meine Fresse!“ „Flora, beruhig dich. Bis jetzt ist doch noch nichts passiert. Ich wusste gar nicht, dass du so fluchen kannst“, meinte Lavender und setzte sich auf meine freie Seite. Beruhigend legte sie mir eine Hand auf den Arm. Ich atmete tief durch. „Hast ja recht. Ich bin wahrscheinlich einfach gereizt, weil der Alarm heute morgen mich so erschreckt hat. Und ich will keinen Ärger mit Umbridge.“ „Wir auch nicht. Aber wir bleiben trotzdem im Boot“, grinste Parvati und schnappte sich Spiegeleier und Bacon. Grinsend tat ich es ihr gleich. Dennoch wich die leichte Anspannung erst von mir, als ich zusammen mit Lavender und Parvati zu Geschichte der Zauberei lief. Weg von der Großen Halle. Weg von den anderen. Und vor allem: weg von Umbridge.

Geschichte verlief wie immer langsam und langweilig, bis zu dem Punkt, an dem ich Hedwig am Fenster bemerkte. Ich stupste Hermine an. Sie schlug meinen Finger weg. Ich stupste sie wieder an. „Was?“, zischte sie und blickte zu mir. Ich zeigte auf das Fenster. „Das ist doch Harrys Eule, oder?“ Hermines Kopf flog herum. Sie nickte leicht. Ich wandte mich an Harry, der mal wieder schlief. „Hey, Harry“, flüsterte ich und rüttelte an seiner Schulter. Der Junge brummte und schlug meine Hand weg. „Harry, komm schon.“ Ich rüttelte stärker. Wieder schlug er meine Hand weg. „Harry, deine Eule!“, zischte ich ihm ins Ohr und sein Kopf fuhr hoch. „Was?“ Irritiert blinzelte er. „Da am Fenster“, flüsterte ich und deutete auf sein Tier. Nun bemerkten auch ein paar unserer Mitschüler die Eule am Fenster und begannen zu flüstern. Harry schaute sich nach allen Seiten um, ehe er von seinem Stuhl rutschte und zum Fenster schlich. Leise öffnete er es, drückte Hedwig an sich und schloss das Fenster wieder. Er blickte noch einmal zu Binns, ehe er zurück zu uns kam und sich auf seinen Platz setzte. Hedwig sprang ihm in den Schoß und ich musterte sie genauer. Leicht runzelte ich meine Stirn. Stürmte es draußen oder warum sah sie so zerzaust aus? „Sie ist verletzt“, stieß Harry aus und ich folgte seinem Fingerzeig auf Hedwigs Flügel, der merkwürdig abstand. „Du musst sie zu Raue-Pritsche bringen. Die kann ihr bestimmt helfen“, riet ich ihm und Harry nickte.

„Professor Binns! Mir ist schlecht“, rief er. Unsere Mitschüler begannen zu tuscheln. Binns hielt in seiner Rede inne und starrte zu uns hinüber. „Ihnen ist schlecht?“, murmelte er und ließ seinen Blick schweifen, offenbar mehr als verwirrt, dass jemand ihn aus seinem Trott geholt hatte. „Ganz arg schlecht. Ich glaub, ich muss mal in den Krankenflügel“, nickte Harry und presste Hedwig an sich. „Ja. Ja … ja, Krankenflügel … nun, dann gehen Sie geschwind, Perkins…“ Trotz der Situation musste ich mir ein Lachen verkneifen. Harry jedoch schnappte sich unverzüglich seine Tasche und hastete mit Hedwig im Arm aus dem Raum. „Was wohl mit ihr passiert ist?“, murmelte ich zu mir selbst, während Binns seinen Vortrag wieder aufnahm. „Vielleicht gab es einen Anschlag. Vielleicht wurde sie durchsucht“, mutmaßte Hermine. „Denkst du?“, wandte ich mich an sie, doch sie hatte ihre Aufmerksamkeit schon wieder auf den Geist über dem Pult gerichtet. Seufzend legte ich meinen Kopf in meine Hände. Warum sollte jemand Hedwig durchsuchen? Der Sucher musste ja damit rechnen, dass Harry irgendwas Verbotenes schrieb oder geschrieben bekam. Ich runzelte meine Stirn unter meinen Händen. Vielleicht war es ja Umbridge, die Harry wegen irgendwas verdächtigte und die Eule deswegen abgefangen hatte? Ich glättete meine Stirn wieder. Ich bekam Kopfschmerzen. Hoffentlich würden in Zukunft nicht alle Eulen durchsucht werden. Am Ende konfiszierte Umbridge noch unsere Briefe und Pakete. Ich rieb mir über meine Stirn und versuchte das Denken einzustellen. Vielleicht konnte ich die Kopfschmerzen ja noch aufhalten.

Ich legte meinen Kopf also in meine Arme und döste vor mich hin, bis der Unterricht vorbei war. Da begannen die Gedanken wieder zu rasen und ich kam erst wieder heraus, als ich im Kerker vor Zaubertränke stand. Seufzend ließ ich meine Schultern hängen und drehte mich zu Hermine um. Bloß dass keine Hermine hinter mir stand. Genauso wenig wie ein Ron oder ein Harry. Na ganz klasse. Wieder mal allein gelassen. Und dann nicht mal was gesagt! Frustriert lehnte ich mich an die Mauer hinter mir und blickte zurück zur Klassenzimmertür, vor der die Slytherins standen. Draco ganz vorne, Blick in meine Richtung. Als er merkte, dass ich ihn beobachtete, verzog er das Gesicht und machte mit den Händen eine fragende Geste. Ich versicherte mich, dass all seine Kollegen abgelenkt waren und keine Gryffindors auf mich achteten, dann deutete ich mit meiner Hand auf meinen Kopf und schüttelte ihn leicht. Zu viel im Kopf. Es war Montagmorgen und ich hatte schon wieder viel zu viel im Kopf. Dracos Gesicht verzog sich noch ein bisschen mehr.

Dann fiel sein Blick neben mich. Seine Züge glätteten sich. Er setzte seine Maske auf. Ich warf einen Blick hinter mich. Harry, Hermine und Ron kamen gerade den Flur entlang. Seufzend blickte ich zurück zu Draco. Seine Freunde hatten sich ihm zugewandt, flüsterten ihm ins Ohr und zeigten auf die Neuankömmlinge. Draco schaute wieder zu mir und ein fragender Ausdruck brach durch seine überhebliche Maske. Ich winkte ab und ließ meine Hand zu Harry und Co schweifen. Sollte er doch tun was er nicht lassen konnte, solange es nicht zu schlimm war. Immerhin hatte er auch einen Ruf unter unseren Mitschülern, den er nicht vom einen auf den anderen Tag ablegen konnte. Draco zog also ein Stück Pergament aus seiner Tasche und begann laut zu sprechen. „Ja, Umbridge hat der Quidditch-Mannschaft von Slytherin auf der Stelle die Erlaubnis gegeben weiterzuspielen, ich hab sie gleich heute Morgen gefragt. Na ja, war ja eigentlich reine Formsache, immerhin kennt sie meinen Vater gut, der geht im Ministerium ein und aus … bin mal gespannt, ob Gryffindor auch weiterspielen darf.“ Ich sah, wie Hermine und Ron Harry etwas zuraunten und konnte mir vorstellen, dass sie ihn zur Ruhe mahnten. Gut so, keine offene Konfrontation. „Ich kann euch sagen, wenn es um Einfluss im Ministerium geht, glaub ich nich, dass sie große Chancen haben … was Potter angeht … mein Vater sagt, es ist eine Frage der Zeit, bis das Ministerium ihn ins St. Mungo karren lässt … offenbar haben die dort eine Spezialstation für Leute, deren Gehirne durch Magie verwirrt sind.“ Draco, Crabbe und Goyle begannen Grimassen zu ziehen und ich verdrehte meine Augen.

„Neville, nein!“ Mein Herz begann schneller zu rasen, als der Junge an mir vorbei zu Draco rannte, die Fäuste erhoben. Sofort setzte ich mich in Bewegung. Mein Puls pochte in meinem Kopf. Im Augenwinkel sah ich, dass Harry und Ron Neville festhielten. Schlitternd kam ich zum Stehen und stellte mich mit erhobenen Händen zwischen die drei und Draco. Keuchend blickte ich meine Freunde an. Überlegte fieberhaft, wie ich es so aussehen lassen konnte, dass ich den Slytherin nicht willentlich schützte. Meine Gedanken fielen auf Snape. „Willst du dir Ärger einbrocken?“, zischte ich also, doch Neville schien mir gar nicht zuzuhören. Mit aller Kraft versuchte er sich aus Harrys und Rons Griff zu befreien. „Snape lässt dich nachsitzen“, sagte ich etwas lauter. Gleichzeitig fragte ich mich, was an Dracos Gerede den sonst so ruhigen Jungen so aus der Fassung gebracht haben mochte. Ich kam partout nicht drauf. Meine Kopfschmerzen wurden schlimmer.

Genau in diesem Moment öffnete sich die Kerkertür und Snape trat heraus, wie immer im ungünstigsten Augenblick. Er musterte die Situation. Zog bei meinem Anblick die Augenbrauen nach oben. Runzelte bei Nevilles die Stirn. „Potter, Weasley, Longbottom, Sie schlagen sich? Zehn Punkte Abzug für Gryffindor. Lassen Sie Longbottom los, Potter, oder es gibt Nachsitzen. Rein, alle miteinander.“ Snape drehte sich um. Ich wandte mich im allgemeinen Gedränge Draco zu. Sein erschrockenes Gesicht verschwand. Er blickte sich kurz in alle Richtungen um. Dann machte er einen Schritt nach vorne und drückte meine Hand, nur für einen Sekundenbruchteil. In der nächsten Sekunde eilte er schon in den Kerker. Ich schüttelte meinen Kopf, holte meine Tasche und ging zu meinem Platz.

„Sie werden feststellen, dass wir heute einen Gast haben.“ Ich legte mein Buch neben meinem gefüllten Kessel auf den Tisch und blickte in die Ecke des Kerkers. Na ganz klasse. Umbridges Inspektion. Snape räusperte sich, um die allgemeine Aufmerksamkeit wieder zu bekommen. Ich schüttelte meinen Kopf und wandte mich ihm zu. Einfach ignorieren, die pinke Pest, die im dunklen Kerker schier leuchtete. „Wir machen heute mit unserem Stärkungstrank weiter. Sie finden Ihre Mixturen so vor, wie Sie diese in der letzten Stunde verlassen haben; wenn sie richtig zubereitet sind, sollten sie übers Wochenende gut gereift sein. Anweisungen an der Tafel. Fahren Sie fort.“ Ich kam gut weiter voran, mischte Zutaten zu meinem Trank hinzu und warf immer wieder einen Blick auf die Uhr, um die Zeiten einzuhalten. Irgendwann hielt Snape vor mir an und stierte in meinen Kessel. Ich wusste, dass er keinen Fehler finden würde. Gelassen tröpfelte ich das nötige Salamanderblut hinein und rührte zehnmal im Uhrzeigersinn. Dann bekam der Trank eine kurze Ruhepause. Ich schaute hoch zu Snape. Der nickte leicht.

Plötzlich stand Umbridge hinter ihm und ich zuckte zusammen. Sie räusperte sich. Snape stellte sich gerader hin, blieb aber an Ort und Stelle stehen und hielt seinen Blick auf meinen Trank gerichtet. „Nun, die Klasse scheint für die Jahrgangsstufe ziemlich fortgeschritten zu sein. Gleichwohl halte ich es doch für fraglich, ob es sinnvoll ist, den Schülern etwas wie den Stärkungstrank beizubringen. Ich denke, das Ministerium würde es vorziehen, wenn dieser aus dem Lehrplan gestrichen würde“, begann Umbridge und Snape drehte sich doch noch zu ihr um, schwieg aber. Umbridge wartete noch kurz, ehe sie weitersprach. „Nun … wie lange unterrichten Sie schon in Hogwarts?“ „Vierzehn Jahre.“ „Sie hatten sich, glaube ich, zuerst um die Stelle für Verteidigung gegen die dunklen Künste beworben?“ „Ja.“ „Aber damit hatten Sie keinen Erfolg?“ Ich zog meine Augenbrauen nach oben. „Offensichtlich“, sprach Snape meinen Gedanken aus. Was war das denn bitte für eine bescheuerte Frage? „Und seit Sie in der Schule arbeiten, haben Sie sich regelmäßig für Verteidigung gegen die dunklen Künste beworben, nehme ich an?“ „Ja.“ „Haben Sie eine Ahnung, warum sich Dumbledore bislang stets geweigert hat, Sie zu ernennen?“ Weil die Stelle verflucht war. Weil seit Jahren alle Lehrer für Verteidigung nur ein Jahr unterrichtet hatten. Hoffentlich würde es bei Umbridge genauso sein. „Ich schlage vor, Sie fragen Ihn selbst.“ „Oh, das werde ich auch.“ „Ich nehme an, das tut irgendetwas zur Sache?“ „Oh, durchaus, ja, das Ministerium verlangt einen gründlichen Einblick in den – ähm – Werdegang der Lehrer.“ Ich glaubte eher, dass das Ministerium herausfinden wollte, wer an Dumbledores Seite kämpfte, sollte er das Ministerium stürzen wollen. Diese verrückte Wahnidee.

Umbridge kritzelte ein paar letzte Worte auf ihr Klemmbrett und machte sich dann daran, die Schüler auszufragen. Merkwürdigerweise nur die Slytherins. Das erste Mal war ich wirklich erleichtert, als es zum Stundenende klingelte und wir dem Kerker entfliehen konnten. Hermine war schon wieder mit Harry und Ron ins Gespräch vertieft und ich beschloss, sie einfach mal stehenzulassen. Also blickte ich mich kurz um und gesellte mich dann zu Neville, der ganz allein den Flur entlanglief. „Hi“, grinste ich ihn leicht an. Er zuckte zusammen. Verzog das Gesicht. „Ich werde nicht … vorhin…“ „Du musst dich nicht vor mir rechtfertigen, Neville.“ Der Junge bekam große Augen und starrte mich mit offenem Mund an. „Nicht?“ „Wenn du nicht willst, dann zwinge ich dich doch nicht dazu. Wäre es ok, wenn ich mit dir zu Mittag esse? Danach könnten wir zusammen Hausaufgaben machen. Also natürlich nur, wenn du magst.“ „G-Gern.“ Zögerlich breitete sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus. „W-Wenn du mir vielleicht bei Zaubertränke hilfst. Ich … Ich verstehe das alles nicht ganz so gut und Snape stichelt doch immer auf uns rum.“ „Klar helf ich dir. So als Lehrerin“, kicherte ich. „Ja … also, deswegen. Wegen dem Aushang…“ „Pst“, zischte ich und blickte mich schnell nach allen Richtungen um. Als ich mir sicher war, dass Umbridge nicht in der Nähe war, lehnte ich meinen Kopf näher zu Nevilles. „Wir machen es natürlich trotzdem. Außer du hast Muffensausen.“ „N-Nein, hab ich nicht! Ich bin dabei“, entrüstete sich der Junge und ich nickte zufrieden. „Gut. Kannst es ja auch Dean sagen, dass der bescheid weiß.“ Neville nickte und wir setzten uns auf zwei Plätze am Gryffindor-Tisch in der Großen Halle.

Eine halbe Stunde später schrieben wir zusammen mit Dean, Lavender und Parvati an unseren Zaubertränke-Aufsätzen. Tatsächlich konnte ich sogar richtig entspannen und meine Kopfschmerzen rückten größtenteils in den Hintergrund. Dann trennten sich unsere Wege und ich machte mich auf den Weg zu Alte Runen. „Wo warst du denn?“, wollte Hermine von mir wissen, als ich mich neben sie auf meinen Platz fallen ließ. „Mit Neville, Dean, Lavender und Parvati Hausaufgaben machen. Sie wissen übrigens alle bescheid wegen dem Unterricht.“ Hermine nickte und wandte sich Babbling zu. Auch Verteidigung zog – zum Glück – ereignislos an mir vorbei.

Nach dem Abendessen hatte ich keine Lust mehr Hausaufgaben zu machen. Anders als Hermine und die Jungs, die sich an einem der Tische im Gemeinschaftsraum ausbreiteten. Ich suchte den Raum ab und fand Fred und George, die einer Schar Schüler den Inhalt einer braunen Tüte zeigten. Neugierig trat ich näher und setzte mich neben Lee auf das Sofa. „Was haben sie denn da?“ „Sie haben eine Sorte der Nasch-und-Schwänz-Leckereien heute Nacht fertig bekommen. Sie wollten es dir heute Morgen erzählen, aber dann kam der Aushang dazwischen und dann hast du sie weggescheucht.“ „Welche sind es denn?“ „Wart’s nur ab“, grinste Lee und verschränkte die Arme. Kurze Zeit später wusste ich, welche Süßigkeit es war. Die, die einen zum Kotzen brachte. Ich verzog mein Gesicht. Immer wieder aßen Fred und George den orangenen Teil der Lakritzstange und fingen an zu spucken. Irgendwie schafften sie es dann, den lilanen Teil herunterzuwürgen und prompt hörte das Kotzen wieder auf. „Warum müssen die das immer wieder machen? Einmal zeigen reicht doch“, murmelte ich und drückte mir den Handrücken vor den Mund. Da wurde einem ja selber schlecht! „Aber die Erfindung ist gut“, grinste Lee. Ich nickte. „Natürlich. Sie ist genial. Die Jungs sind genial. Ich wusste ja, dass sie das hinbekommen würden. Die beiden sind unglaublich. Und sie sind an der Sache drangeblieben, das allein ist schon beeindruckend.“

Ich räusperte mich leicht, als Fred sich ein weiteres Mal erbrach. Lee blickte zu mir. Sein Grinsen verging ihm etwas. „Hey, du bist ja ganz blass.“ Er schaute zu Fred, dann wieder zu mir. „Schau doch da nicht hin, wenn dir selbst schlecht wird“, rief er aus und drehte meinen Kopf mit der Hand energisch weg. Ich schloss meine Augen. Räusperte mich ein weiteres Mal. „Geht gleich wieder. Geht ganz sicher gleich wieder“, murmelte ich und presste meinen Handrücken wieder vor meinen Mund. „Ey Jungs, hört mal ne Minute auf!“, rief Lee über die Menge hinweg. Gleichzeitig legte er mir eine Hand auf die Schulter, als würde das irgendwas helfen. Die Zwillinge blickten zu uns, registrierten die Situation und nickten leicht. „Ok Leute, das war’s mit der Vorstellung. Wenn ihr was von dem Zeug wollt, wendet euch morgen einfach an uns. Und bringt euer Geld mit“, rief George. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs reinigte er die letzte Fuhre im Eimer, dann kamen beide Weasleys zu uns.

„Hey Flora, wie geht’s dir?“, fragte Fred und setzte sich auf meine andere Seite des Sofas. Ich winkte mit meiner freien Hand ab und räusperte mich. „Durch euer Gekotze ist ihr selbst schlecht geworden“, meinte Lee. „Das wollten wir nicht. Aber du hättest es dir ja auch nicht anschauen müssen“, sagte George. „Ach“, murmelte ich und winkte erneut ab. Atmete tief durch. „Ich denke ich lege mich einfach hin. Hoch in den Schlafsaal.“ „Ja, das ist ne gute Idee“, nickte Lee und half mir beim Aufstehen. „Könnt ihr vielleicht Hermine bescheid sagen? Sie muss nicht kommen und nach mir sehen. Ich will nur nicht, dass sie mich später sucht.“ „Klar. Ruh dich gut aus“, meinte Fred. Ich nickte und machte mich langsam auf den Weg in den Schlafsaal.

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